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Tübinger Fälle

Seltene Ursache einer schweren

Fall 9/2013

Hypertriglyzeridämie Rare cause for severe hypertriglyceridemia

Endokrinologie Stoffwechsel Pharmakologie

Sabine Kahl1,2, Michael Roden1,2, Klaus Mörike3, Karsten Müssig1,2 1

Klinik für Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, 2 Institut für Klinische Diabetologie, Deutsches Diabetes-Zentrum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Mitglied des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD e.V.), 3 Abteilung Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Tübingen

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22.11.2013

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Tübinger Fälle

Ursachen einer Hypertriglyzeridämie umfassen [1]:

>

Reaktiv-physiologische Ursachen: meist moderat und temporär durch Stoffwechselüberlastung, z.B. nach hohem Alkoholkonsum sowie unter kalorien- und zuckerreicher Ernährung

>

Sekundäre Ursachen: unzureichend eingestellter Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom, Adipositas, Schwangerschaft, chronische Leber- und Nierenerkrankungen, Medikamente (Glukokortikoide, Thiaziddiuretika, Kontrazeptiva, Betarezeptorblocker, Hormonersatztherapie bei Frauen)

>

Familiär bedingt

>

Im Folgenden stellen wir eine seltene Differenzialdiagnose für eine schwere Hypertriglyzeridämie vor.

► PubMed

[1] Berglund L et al. J Clin Endocrinol Metab 2012; 97: 2969-2989

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Einleitung

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Tübinger Fälle

>

Eine 48-jährige Patientin stellte sich in unserer Ambulanz aufgrund einer schweren Hypertriglyzeridämie vor.

>

Mamma-Karzinom mit brusterhaltender Therapie vor 8 Monaten und Radiochemotherapie

>

Menarche mit 16 Jahren; aktuell: Menopause, letzte Menses vor 7 Jahren; Einnahme von Ovulationshemmern über 20 Jahre, keine sonstige Hormontherapie

>

Kein Alkoholkonsum, kein Nikotinabusus

>

Familienanamnese: > Karzinomerkrankungen: Tante Unterleibskrebs, Großmutter Brustkrebs > Kardiovaskuläre Erkrankungen: Vater Herzinfarkt

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Kasuistik | Aktuelle Anamnese

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Tübinger Fälle

>

Mamma-Karzinom rechtsseitig

> Invasiv-duktales Karzinom pT1b, pN0 (sn 0/4), M0, R0, V0, L0, ER positiv, PR positiv, HER-2 neu negativ, G3 > Brusterhaltende Therapie, intraoperative Strahlentherapie > 6 Zyklen Chemotherapie (3x FEC, 3x Docetaxel) über 4 Monate postoperativ

> Radiatio bis 6 Monate postoperativ >

Hypothyreose

>

Adipositas Grad 2, bewusste Gewichtsreduktion um 10 kg in 6 Monaten

>

Sectio, Appendektomie, Tonsillektomie

Seite 4 von 26

Glossar ER, Östrogenrezeptor FEC, Fluoruracil, Epirubicin, Cyclophosphamid HER-2, human epidermal growth factor receptor 2 PR, Progesteronrezeptor sn, sentinel node

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Kasuistik | Vorerkrankungen

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Orale Medikation

Tamoxifen 20 mg

0–0–1

L-Thyroxin 125 µg

1–0–0

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(seit 3 Monaten)

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Kasuistik | Medikation

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>

48-jährige Patientin in gutem Allgemeinzustand und adipösem Ernährungszustand

>

Gewicht 102 kg, Größe 167 cm, Body-Mass-Index 36,6 kg/m2

>

Blutdruck 139/96 mmHg, Herzfrequenz 106/min

>

Klinische Untersuchung unauffällig > Bauchdecke weich, kein Druckschmerz, keine Resistenzen > Leber nicht vergrößert tastbar

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Kasuistik | Körperliche Untersuchung

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Kasuistik | Diagnostik | Laboruntersuchungen I

Parameter

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Labor bei Erstvorstellung in unserer Ambulanz (8 Monate post-OP) Normwerte

Triglyzeride (mg/dl)

3170

< 200

Cholesterin (mg/dl)

380

< 200

Harnsäure (mg/dl)

6,9

< 5,7

Kreatinin (mg/dl)

0,8

< 0,9

CRP (mg/l)

< 3,0

< 5,0

Glukose (mg/dl)

99

60 - 100

HbA1c (%)

5,0

4,8 - 5,7

TSH (µIU/ml)

0,12

0,5 - 4,3

Hämoglobin (g/dl)

15,0

12,0 - 16,0

Thrombozyten (x1000/µl)

163

150 - 400

Leukozyten (x1000/µl)

3,9

4,0 - 11,0 Glossar CRP, C-reaktives Protein TSH, Thyreoidea-stimulierendes Hormon

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Verlauf der durch den Hausarzt gemessenen Laborwerte OP Parameter

5 Jahre prä-OP

6 Monate post-OP

8 Monate post-OP

Triglyzeride (mg/dl)

305

502

2389

< 200

Cholesterin (mg/dl)

176

226

397

< 200

HDL-Cholesterin (mg/dl)

30

26

30

> 40

CRP (mg/l)

< 3,0

Normwerte

< 5,0

GPT (U/l)

14

17

26

4 - 35

-GT (U/l)

19

49

69

< 42

Glossar CRP, C-reaktives Protein; -GT, Gamma-Glutamyl-Transferase; GPT, Glutamatpyruvattransaminase; HDL, High Density Lipoproteins; LDL, Low Density Lipoproteins

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Kasuistik | Diagnostik | Laboruntersuchungen II

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>

Schwere Hypertriglyzeridämie

>

HDL-Cholesterinerniedrigung

> Wahrscheinlich bedingt durch die Hypertriglyzeridämie >

Latente Hyperthyreose

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Kasuistik | Arbeitsdiagnosen

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>

Reaktiv-physiologisch: Übermäßiger Konsum von zuckerhaltigen Getränken oder Alkohol konnte anamnestisch als Ursache ausgeschlossen werden.

>

Sekundär: Diabetes mellitus, Schwangerschaft sowie eine chronische Leberund Nierenerkrankung wurden anamnestisch bzw. anhand der Befunde und Laborparameter ausgeschlossen.

>

Familiär: Keine Dyslipidämie in der Familienanamnese

>

Verbleibende mögliche Ursachen: > Bedingt durch metabolisches Syndrom/Adipositas > Medikamentös

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Kasuistik | Differenzialdiagnosen der Hypertriglyzeridämie

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>

Neue Medikation im letzten Jahr: Tamoxifen seit 3 Monaten

>

Tamoxifen kann sehr selten mit schweren Hypertriglyzeridämien, zum Teil mit begleitender Pankreatitis, einhergehen.

Therapie >

Nach Rücksprache mit den Kollegen der Gynäkologie wurde die TamoxifenTherapie beendet.

>

Eine zusätzliche Triglyzerid-senkende Therapie mit einem Fibrat wurde – auch auf Wunsch der Patientin – vorerst nicht begonnen.

>

Zusätzlich wurde aufgrund des supprimierten TSH die L-Thyroxin-Dosis von 125 µg auf 100 µg gesenkt.

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Kasuistik | Diagnose und Therapie

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Ende Tamoxifen Parameter

Start Fibrat

9 Monate post-OP

10 Monate post-OP

11 Monate post-OP

13 Monate post-OP

15 Monate post-OP

Normwerte

832

938

854

1128

690

< 200

Cholesterin (mg/dl)

246

236

244

207

< 200

HDL (mg/dl)

24

22

21

26

> 40

LDL (mg/dl)*

40

70

58

< 160

Triglyzeride (mg/dl)

* Die Friedewald-Formel zur Berechnung des LDL-Cholesterins darf bei Nachweis von Chylomikronen oder Triglyzeridwerten > 400 mg/dl nicht angewandt werden, da dann die Schätzung des VLDL-Cholesterins aus den Triglyzeriden nicht mehr möglich ist.

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Kasuistik | Verlaufskontrolle | Laboruntersuchungen III

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>

Nach Pausieren der Tamoxifen-Therapie erfolgte ein rascher Rückgang der Triglyzeridspiegel.

>

Allerdings zeigte sich im Verlauf ein Wiederanstieg der Triglyzeride auf 1128 mg/dl, am ehesten als Ausdruck einer vorbestehenden sekundären Hypertriglyzeridämie bei Adipositas Grad II, weshalb eine Triglyzerid-senkende Therapie begonnen wurde.

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Kasuistik | Verlaufskontrolle | Laboruntersuchungen III

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>

Umstellung der antihormonellen Therapie auf einen Aromatasehemmer (Anastrazol 1 mg)

>

Aufgrund persistierend erhöhter Triglyzeridwerte wurde eine Triglyzeridsenkende Therapie mit Fenofibrat 10 mg täglich begonnen.

>

Lipase- und Amylasewerte lagen stets im Normbereich.

>

8 Wochen nach Dosisreduktion von L-Thyroxin auf 100 µg täglich lagen der TSH-Wert und das freie T4 im Normbereich.

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Kasuistik | Verlauf

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Very Low Density Lipoproteins (VLDL) werden in der Leber produziert und enthalten vorwiegend Triglyzeride (TG) aus Nahrungsfetten oder gesteigerter Lipogenese durch die Leber. Zusätzlich enthalten VLDL Cholesterin, Phospholipid und Apolipoproteine, insbesondere apoB-100. Durch die Hydrolyse der Tryglyzeride steigt der Cholesteringehalt und es entstehen Intermediate Density Lipoproteins (IDL), die entweder von der Leber aufgenommen werden oder weiter zu Low Density Lipoproteins (LDL) abgebaut werden.

Nach Sekretion in die Blutbahn erhalten VLDL apoC-II und apoE. ► PubMed

[2] Ramasami I. Clin Chem Lab Med 2013; 12: 1-33

Seite 15 von 26

apoC-II aktiviert die Endothel-ständige Lipoproteinlipase (LPL) und die in den VLDL enthaltenen Triglyzeride werden hydrolysiert und von den Zellen aufgenommen. Kahl et al. Seltene Ursache einer schweren Hypertriglyzeridämie

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Diskussion | Physiologie des Triglyzeridmetabolismus [2]

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Ferner: > Reduktion des Gesamt- und LDLCholesterins (sowie HDL-Cholesterins*) > Reduktion der apoBSpiegel (apoA-I, apoA-II*) > Reduktion der Lipoprotein(a)-Spiegel

Stimulation der VLDL-Synthese und -Sekretion der Leber

*Nicht in allen Studien nachgewiesen

► PubMed

[3] Lakoski SG, Herrington DM. Diab Obes Met 2005; 7: 471-477

Seite 16 von 26

Reduktion des VLDL- und IDL-Katabolismus aufgrund einer verminderten Lipoproteinlipaseund hepatischen Triglyzerid-Lipase-Aktivität

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Diskussion | Einfluss von Tamoxifen auf den Triglyzeridmetabolismus [3]

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Vergleich der Wirkungen von Östrogen und Tamoxifen auf den Lipidstoffwechsel postmenopausaler Frauen [4] Östrogen

Tamoxifen

Triglyzeride [5]

-



Gesamt-Cholesterin





LDL-Cholesterin





HDL-Cholesterin



(↑)

Lipoprotein(a)





apoB [6]





► PubMed

[3] Lakoski SG, Herrington DM. Diab Obes Met 2005; 7: 471-477

► PubMed

[4] Lamon-Fava S. Curr Atheroscler Rep 2000; 2: 72-75

► PubMed

[5] Ntukidem NI et al. Clin Pharmacol Ther 2008; 83: 702-710

► PubMed

[6] Campos H et al. J Clin Endocrinol Metab 1997; 82: 3955-3963

Seite 17 von 26

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Diskussion | Pathomechanismen der Tamoxifen-induzierten Hypertriglyzeridämie [3]

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Tübinger Fälle

>

Katabolisierung von Lipoproteinen und der enthaltenen Triglyzeride ist ein sättigbarer Prozess.

>

Bei Patienten mit Lipidstoffwechselstörung ist der Punkt der Sättigung unter normalen Bedingungen schon fast erreicht, unter Behandlung mit Tamoxifen können hierdurch deutliche Anstiege der Serumtriglyzeride erfolgen.

>

Tamoxifen bewirkt bei übergewichtigen Frauen eine Verschlechterung der Insulinsensitivität (= Insulinresistenz, assoziiert mit einem Anstieg der freien Fettsäuren, Cholesterin und Triglyzeride im Plasma) und dieser Mechanismus könnte zu einem weiteren Anstieg der Triglyzeridspiegel führen [7].

>

Auch bestimmte Genotypen oder (geschlechtsspezifische) Unterschiede in der LPLExpression/Aktivität könnten zur Entstehung der Tamoxifen-induzierten Hypertriglyzeridämie beitragen [5, 8].

► PubMed

[3] Lakoski SG, Herrington DM. Diab Obes Met 2005; 7: 471-477

► PubMed

[5] Ntukidem NI et al. Clin Pharmacol Ther 2008; 83: 702-710

► PubMed

[7] Goldenberg NM et al. Clinica Chimica Acta 2003; 332: 11-19

► PubMed

[8] Ramirez ME et al. Metabolism 1997; 46: 179-185

Seite 18 von 26

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Diskussion | Pathomechanismen der Tamoxifen-induzierten Hypertriglyzeridämie [3]

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Referenz

m/w

Alter (Jahre)

Triglyzeride (mg/dl)

Vorerkrankungen

Tamoxifeneinnahmedauer

Begleitpankreatitis/ Outcome

Elisaf et al. 2000 [9]

w

53

5200

Hyperlipidämie

8 Monate

Pankreatitis; überlebt

Artac et al. 2002 [10]

w

51

1344

Typ-2-Diabetes

12 Monate

Pankreatitis; überlebt

Lin et al. 2004 [11]

w

41

1040

Hyperlipidämie

2 Monate

Pankreatitis; überlebt

Alagozlu et al. 2006 [12]

w

46

920

Hypertriglyzeridämie Typ-2-Diabetes

12 Monate

Pankreatitis; überlebt

Santeufemia et al. 2009 [13]

m

49

7200

Keine bekannt

5 Monate

Keine Pankreatitis; überlebt

Sakhri et al. 2010 [14]

w

44

1180 1030 (zweite Exposition, 10 Monate später)

Keine bekannt

12 Monate Wenige Tage nach Wiederaufnahme

Pankreatitis nach Erst- und Zweitexposition; überlebt

► PubMed

[9] Elisaf MS et al. Ann Oncol 2000; 11: 1067-1069

► PubMed

[10] Artac M et al. J Chemother 2002; 14: 309-311

► PubMed

[11] Lin HH et al. Dig Dis Sci 2004; 49: 997-999

► PubMed

[12] Alagozlu H et al. Clin Drug Investig 2006; 26: 297-302

► PubMed

[13] Santeufemia DA et al. Breast J 2009; 15: 675-676

► PubMed

[14] Sakhri J et al. JOP 2010; 11: 382-384

Seite 19 von 26

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Diskussion | Triglyzeriderhöhung unter Tamoxifen-Therapie mit/ohne Begleitpankreatitis | Kasuistiken

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Tübinger Fälle

>

Tamoxifengabe beenden

>

Gabe von Fibraten

>

Symptomatische Behandlung einer Begleitpankreatitis

Im weiteren Verlauf: >

Umstellung auf einen Aromatasehemmer (z.B. Anastrazol) oder Fulvestrant [15]

Bei mildem Verlauf ohne Begleitpankreatitis zu erwägen: >

Wiederaufnahme der Tamoxifentherapie und begleitende Gabe eines Fibrats [14]

>

Dosisreduktion auf 10 mg/Tag [16]

► PubMed

[14] Sakhri J et al. JOP 2010; 11: 382-384

► PubMed

[15] Cardoso F et al. Cancer Treat Rev 2013; 39: 457-465

► PubMed

[16] Liu CL, Yang TL. Breast Cancer Res Treat 2003; 79: 11-16

Seite 20 von 26

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Diskussion | Triglyzeriderhöhung unter Tamoxifen-Therapie mit/ohne Begleitpankreatitis | Behandlungsoptionen

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Tübinger Fälle

>

Schwere Hypertriglyzeridämien können in seltenen Fällen durch Tamoxifen-Gabe induziert sein und wenige Wochen bis Jahre nach Therapiebeginn auftreten.

>

Häufige Komplikation der schweren Hypertriglyzeridämie ist eine zum Teil lebensbedrohliche Pankreatitis.

>

Besonders gefährdet sind Patienten mit vorbekannter Lipidstoffwechselstörung und weiteren Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus und Adipositas.

>

Insbesondere bei Patienten mit metabolischem Risikoprofil sollten regelmäßige Kontrollen der Triglyzeridwerte unter Tamoxifentherapie erfolgen.

>

Hypertriglyzeridämien können auch bei Patienten mit vor Therapiebeginn normalem Lipidprofil auftreten.

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Kasuistik | Fazit

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Tübinger Fälle

Anamnese und klinischer Befund: Wir berichten über eine 48-jährige Patientin mit neu aufgetretener schwerer Hypertriglyzeridämie. Als Vorerkrankung war ein mittels Radio-Chemotherapie und brusterhaltener Operation behandeltes Mamma-Karzinom bekannt. Seit drei Monaten erfolgte eine Therapie mit 20 mg Tamoxifen. Untersuchungen: In den Laboruntersuchungen fielen vor allem eine ausgeprägte Hypertriglyzeridämie, eine Hypercholesterinämie sowie ein vermindertes HDL-Cholesterin auf. Diagnose, Therapie und Verlauf: Wir diagnostizierten eine Medikamenten-induzierte Hypertriglyzeridämie aufgrund der anti-östrogenen Therapie mit Tamoxifen. In Rücksprache mit den Kollegen der Gynäkologie wurde die Therapie mit Tamoxifen beendet. Die Triglyzeridwerte waren daraufhin rückläufig. Es gab keine Anzeichen für eine Pankreatitis, Amylase und Lipase lagen stets im Normbereich. Folgerung: Bei Patienten mit vorbekannten Stoffwechselstörungen, insbesondere Lipidstoffwechselstörungen und Typ-2-Diabetes, sollten regelmäßige Kontrollen der SerumTriglyzeridspiegel unter einer Tamoxifentherapie erfolgen. Umgekehrt sollte bei unklaren Hypertriglyzeridämien differenzialdiagnostisch an die Möglichkeit der Tamoxifen-induzierten Hypertriglyzeridämie gedacht werden. Schlüsselwörter: Hypertriglyzeridämie, Mamma-Karzinom, Antiöstrogene, Tamoxifen, Pankreatitis

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Zusammenfassung

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History and admission findings: We report on a 48-year-old female patient with recently developed severe hypertriglyceridemia. Medical history was remarkable for breast cancer with breast-preserving surgery and chemoradiotherapy. The patient has been treated with 20 mg tamoxifen per day for three months. Investigations: Laboratory results showed hypertriglyeridemia, hypercholesterolemia and lowered HDL-cholesterol. Diagnosis, treatment and course: Findings were consistent with a drug-induced hypertriglyceridemia caused by anti-estrogenic therapy with tamoxifen. After consulting the patient’s gynaecologist, we discontinued tamoxifen treatment. Thereupon, triglyceride levels fell consistently. There were no signs of pancreatitis, serum amylase and lipase were in the normal range. Conclusions: Patients with pre-diagnosed metabolic disorders, especially dyslipidemia and type 2 diabetes, should undergo regular controls of serum triglycerides during tamoxifen treatment. Also, one should keep in mind that a subacute, severe rise in serum triglyceride levels may be caused, in rare cases, by tamoxifen treatment.

Keywords: hypertriglyceridemia, breast cancer, anti-estrogens, tamoxifen, pancreatitis

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Abstract

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► PubMed ► PubMed

[1] [2]

Berglund L, Brunzell JD, Goldberg AC, Goldberg IJ, Sacks F, Murad MH, Stalenhoef AF; Endocrine society. Evaluation and treatment of hypertriglyceridemia: an Endocrine Society clinical practice guideline. J Clin Endocrinol Metab 2012; 97: 2969-2989 Ramasami I. Recent advances in physiological lipoprotein metabolism. Clin Chem Lab Med 2013; 12: 1-33

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Lakoski SG, Herrington DM. Effects of oestrogen receptor-active compounds on lipid metabolism. Diabetes Obes Metab 2005; 7: 471-477

► PubMed

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Lamon-Fava S. Complete and selective estrogenic effects on lipids and cardiovascular disease. Curr Atheroscler Rep 2000; 2: 72-75

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Ntukidem NI, Nguyen AT, Stearns V, Rehman M, Schott A, Skaar T, Jin Y, Blanche P, Li L, Lemler S, Hayden J, Krauss RM, Desta Z, Flockhart DA, Hayes DF; Consortium on Breast Cancer Pharmacogenomics. Estrogen receptor genotypes, menopausal status, and the lipid effects of tamoxifen. Clin Pharmacol Ther 2008; 83: 702-710

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Campos H, Walsh BW, Judge H, Sacks FM. Effect of estrogen on very low density lipoprotein and low density lipoprotein subclass metabolism in postmenopausal women. J Clin Endocrinol Metab 1997; 82: 3955-3963

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Goldenberg NM, Wang P, Glueck CJ. An observational study of severe hypertriglyceridemia, hypertriglyceridemic acute pancreatitis, and failure of triglyceridelowering therapy when estrogens are given to women with and without familial hypertriglyceridemia. Clin Chim Acta 2003; 332: 11-19

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Ramirez ME, McMurry MP, Wiebke GA, Felten KJ, Ren K, Meikle AW, Iverius PH. Evidence for sex steroid inhibition of lipoprotein lipase in men: comparison of abdominal and femoral adipose tissue. Metabolism 1997; 46: 179-185

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Elisaf MS, Nakou K, Liamis G, Pavlidis NA. Tamoxifen-induced severe hypertriglyceridemia and pancreatitis. Ann Oncol 2000; 11: 1067-1069

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Artac M, Sari R, Altunbas H, Karayalcin U. Asymptomatic acute pancreatitis due to tamoxifen-induced severe hypertriglyceridemia in a patient with diabetes mellitus and breast cancer. J Chemother 2002; 14: 309-311

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Lin HH, Hsu CH, Chao YC. Tamoxifen-induced severe acute pancreatitis: a case report. Dig Dis Sci 2004; 49: 997-999

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Alagozlu H, Cindoruk M, Unal S. Tamoxifen-induced severe hypertriglyceridaemia and acute pancreatitis. Clin Drug Investig 2006; 26: 297-302

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Santeufemia DA, Capobianco G, Dessole S, Tolu F, Fadda GM, Di Meglio G, Farris A. Tamoxifen induced severe hypertriglyceridemia in a male patient with breast carcinoma. Breast J 2009; 15: 675-676

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Sakhri J, Ben Salem C, Harbi H, Fathallah N, Ltaief R. Severe acute pancreatitis due to tamoxifen-induced hypertriglyceridemia with positive rechallenge. JOP 2010; 11: 382-384

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Liu CL, Yang TL. Sequential changes in serum triglyceride levels during adjuvant tamoxifen therapy in breast cancer patients and the effect of dose reduction. Breast Cancer Res Treat 2003; 79: 11-16

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Zitierte Literatur im Überblick

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Tilg, H Nicht-alkoholische Steatohepatitis: Epidemiologie, Diagnose und Therapie Dtsch med Wochenschr 2001; 126(16): 467-471

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Lengfelder, W Östrogenersatztherapie und Koronare Herzerkrankung Dtsch med Wochenschr 2000; 125(37): 1090-1094

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Parhofer KG, Laubach E, Geiß HC, Otto C Einfluss einer verbesserten Blutzuckereinstellung auf den Lipidspiegel bei Patienten mit Typ-2-Diabetes Dtsch med Wochenschr 2002; 127(18): 958-962

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Korrespondenzadresse

Weitere E-Fälle finden Sie unter http://www.thieme.de/dmw/

Prof. Dr. med. Karsten Müssig Deutsches Diabetes-Zentrum Auf’m Hennekamp 65 40225 Düsseldorf Tel.: 0211/3382-218 Fax: 0211/3382-690 E-mail: [email protected]

Bibliografie DOI 10.1055/s-0033-1349600 ©Georg Thieme Verlag KG • Stuttgart New York Impressum

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