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Aberrierende heterotope Speicheldrüse in lateraler Halszyste A. Skevas, B. Danillidis, K. Gosios, S. Dallas, I. Kastarnoudakis Universitats-HNO-Klinik, loannina, Griechenland (Direktor: Prof. Dr. Skevas)

einen Patienten mit einer IaEs wird teralen Halszyste berichtet, welche eine aberrierende heterotope Speicheldrüse beinhaltet. Laterale Halszysten werden meistens als Folge von Störungen im Verlauf der Umbildungsvorgange an Kiemenfurchen und Schlundtaschen angesehen, beziehungsweise auf zystische Veränderungen in den zervikalen Lymphknoten. Das Vorkommen eines solchen Befundes kann durch die Annahme,

da6 sich aus einer heterotopen Speicheldrüse in den Halslymphknoten eine Zyste entwickelt, erklärt werden. Wir glauben, da6 unser Befund die Theorie der Entwicklung von lateralen Zysten aus zervikalen Lymphknoten verstärkt. Diese Theorie könnte auch das Vorkommen ungewohnlicher Tumoren, z. B. Adeno-Lymphome im Halsberech, erklären. Die Computertomographie gibt uns wichtige Tnformationen den Zysteninhalt.

An Extra Aberrant Salivary Gland Located in a Branchial Cyst

Bekanntlich entstehen laterale Halszysten nach der Kiemenbogentheorie aus einer nicht obliterierten Vesicula cervicalis, einem erhalten gebliebenen Sinus cervicalis oder aus Resten der Ductus ecto- und endobronchiales (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11, 18, 20).

Im Gegensatz dazu führen King (6) und Stoll (14, 15) die Entstehung lateraler Halszysten auf zystische Verãnderungen in den zervikalen Lymphknoten selbst zurück. Bhaskar und Bernier (3) leiten die lateralen Halszysten auf zystische Umwandlungen von heterotopem Speicheldrüsengewebe innerhalb der Haislymphknoten selbst zurück, während Wenglowski (20) und Sha/rawi diese auf einen persistierenden Ductus thymopharyngeus zurückführen (12).

Aberrierende heterotope Speicheldrüsen

sind innerhaib der Parotislymphknoten, innerhalb der zervikalen Lymphknoten, in der Hypophyse, in der Rathkeschen Tasche und im Mittelohr beschrieben worden. Gewebe einer Speicheldrüse wurde von Perzin (16) in einer lateralen Halszyste beobachtet.

An extra aberant salivary gland located in

a branchial cyst is presented. The branchial cysts are usually the result of a transformation disturbance of the branchial clefts and arches, or are cystic changes of the lymph nodes. The above finding can possibly be interpreted if we suppose that an aberrant salivary gland located in a lymph node can develop a cyst. The theory that branchial cysts originate from lymph nodes is encouraged by our case. This theory can also support the existence of unusual tumours in the neck, e. g. adenolymphomas. The content of these cysts can be easily approximately estimated via computed tomography.

Einleitung

Die Atiologie und Herkunft lateraler Halszysten ist bis heute nicht vollstandig geklãrt. Nach klassischer Lehrmeinung werden als Ursache für laterale Halszysten Störungen im Verlauf der Entwickiungsvorgange embryonaler Kiemenfurchen und Schlundtaschen angenommen. Laryngo-Rhino-Otol. 70 (1991) 568—570

Georg Thieme Verlag Stuttgart New York

Eine komplette heterotope Speicheldruse in einer lateralen Halszyste ist unseres Wissens sehr selten beschrieben worden. Uber einen erneuten derartigen Fall möchten wir berichten. Unser Fall könnte Hinweise auf die mögliche Entstehung von lateralen Halszysten nach der Theorie von Bhaskar und Bernier geben.

Grundsätzlich mu6 deutlich zwischen akzessorischen und aberrierenden Speicheldrüsen unterschieden werden: Der prinzipielle Unterschied zwischen akzessorischen und aberrierenden Speicheldrüsen ist nicht in der Topographic, sondern in der Funktion der Drüse zu suchen. Die akzessorischen Drüsen behalten ihre Funktion

und münden immer mit ihrem Gang entweder in den Hauptausführungsgang oder seltener in einen Nebengang der Mutterdrüse em.

Tm Gegensatz dazu haben aberrierende Drüsen keinen oder nur einen rudimentãren Ausführungsgang und sind funktionslos. In seltenen Fallen besitzen sie eine Fistel, die zur Mundhöhle führt. Das im Lymphknoten eingeschlossene Drüsenparenchym atrophiert mit der Zeit, ohgleich auch beim Erwachsenen organoide Verbindungen beider Gewebsteile vorkommen können (9).

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Zusammenfassung

Aberrierende heterotope Speicheldruse in lateraler 1-Ialszyste

Laryngo-Khino-Otol. 70 (1991) 569 Fallbericht Em l8jãhriger Patient suchte unsere Klinik wegen einer Schwellung an dcr linken Haisseite auf. Die Sehwellung be-

stand seit etwa 6 Woehen, und der Patient klagte fiber leiehtes Dtuekgefiihl, ohne Sehmerzen, ohne Pieber, ohne Sehluekbesehwerden. Bei der klinisehen Untersuehung steliten wir eine etWa apfelsinengroe, prallelastisehe, gut versehiebliehe, nieht druekempfindliehe Sehwellung am Votderrand und unterhaib des Museulus sternoeleidomastoideus (MSCM) in Höhe des Zungenbeines fest. Wegen der bestehenden Sehwellung suehte der Patient semen Hausarzt auf und wurde ohne Erfoig mit Antibiotika behandelt.

Abb. 1 CI zeigl eine laterale Halszyste, die eine dichte homogene Masse beinhaltet.

Am hinteten Teil det Zyste wat eine tundliehe, homogene und gut abgrenzbare Versehattung zu erkennen. Diese Versehattung lag innerhalb der Zyste und zeigre keine Verwaehsungen mit den Zystenwiinden (Abb. 1).

Wir exstirpierten die Zyste in Aligemeinnarkose. Nach Haumsehnitt endang des Vorderrandes des MSGM und Dutchtrennung des Platysmas und der Halsweiehteile stiel?en wit auf eine gut abgrenzbare, prallelastisehe, zirka hühnereigroITe Zyste, ohne Verwaehsungen mit der Umgebung oder der HalsgefhIle. Die Zyste licE sieh gut abpräparieren und ohne Sehwierigkeiten in tutu enrfernen. Linen Ausfiihrungsgang fanden wir niehr. Bei der Erflffnung der Zyste entleerte sieh zãhfliissiges, triibes Sekret. Tm unteren Teil des Lumens fand sieh eine etwa walnufigmoffe Masse, die naeh Durehtrennung makroskopiseh den Eindruek von Speieheldriisengewebe vermittelte. Die histulogisehe Untersuehung des Ptàparates ergibt das kiassisehe Bild einer lateralen Halszyste. Thre Wand besteht aus diehtem Bindegewebe, in dem aueh Talgdriisen zu flnden sind.

Abb.2 Laterale Halszyste. MP= Mehrsehichtiges Plattenepithel; DB = Dichtes Bindegewebe; ID = IalgdrUsen; KI = Keratin Inhalt

Das auskleidende Epithel der Zyste besteht aus

mehrsehiehngem Plattenepithel. Der Tnhalt det Zyste beinhalter Ketanne (Abb. 2). Die Masse, die in det Zyste gefunden wurde, zeigte das typisehe Bild einer Speieheldriise, welehe stellenweise von Fett-

gewebe ersetzt war. Man findet entziindliehe Tnfilrrationen von Rundzellen wie aueh Bindegewebe um die Ausfiihrungsgflnge herum. Die gesamte Speieheldruse ist von einer normalen Kapsel von Bindegewebe umkleidet (Abb. 3).

Diskussion

__________

Beirn vorgesteliten Fall handelt es sich urn eine typische laterale Halszyste, in deren Lumen sich eine aberrierende heterotope Speicheldrüse findet. Aberrierende heterotope SpeicheldrCsen in einer typischen lateralen Halszyste sind seht selten. Eine Erkldrung für diesen Befund kann in unserern Fall die Annahme bieten, da es sich

urn eine heterotope Speicheldruse in einern zervikalen Lyrnphknoten handelt, aus dern sich anschlieRend eine Zyste entwiekelt hat (2).

Abb. 3 Speicheidruse. SD = Speicheldrusengewebe; AG = AustUhrungsgSnge; FG = Fettgewebe; BG = Bindegewebe; Al = Aundzellenintitrationen.

Unser Fall khnnte zur BestEtigung der Andie Entstehung von lasicht von Bhashar und Bernier teralen Halszysten dienen. Diese Theorie wurde aueh das seltene Vorkornmen von Adenolyrnphornen in Hals- oder anderen Turnoren, die charakteristisch für Speicheldrüsen

sind, erklaren (1). Erinnert wird aueh dran, da laterale

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('1

Daraufhin wurde eine Computettomographie mit i. v. Konttastmittel veranlaITt, deten Ergebnis eine zystisehe, gut abgtenzbare Sehwellung ergab. Diese etstteekte sieh vom Unterkieferwinkel bis an die untere Grenze des Sehildknotpels.

A. She vas und Mitarb.: Speicheldruse in lateraler Halszyste

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Literatur

Halszysten gastrisches Epithel (4), thyreoidales (9, 19) oder auch Thymusgewebe enthalten können (18). Die Computertomographie bei einer lateralen Halszyste liefert, wie in unserem Fall bestdtigt, wichtige Informationen Ober den Inhalt der Zyste.

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Prof Dr. A. Skevas Abteilung für HNO-Heilkunde der Universitãt loannina P.0.B. 1186 45110 loannina Griechenland

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[Aberrant heterotopic salivary gland in a lateral neck cyst].

An extra aberrant salivary gland located in a branchial cyst is presented. The branchial cysts are usually the result of a transformation disturbance ...
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