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S CHAUKASTEN Fortschr. Röntgenstr, 125,4 (1976) 373-374 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Fehibildung der Vena cava inferior? Von R. Herzer, H.-D. Bundschu und H. Fischer 2 Abbildungen Medizinisches Strahleninstitut, Röntgenabteilung in der Medizinischen Klinik (Prof. Dr. Frommhold), Medizinische Klinik, Abteilung Iii (Prof. Dr. Kochsiek), und Hautklinik, Abteilung III (Prof. Dr. Fischer), der Universität Tübingen

Der 48jährige Patient wurde wegen eines schweren, dekompensier-

ten Herzvitiums (Mitraistenose und Trikuspidalinsuffizienz) zur Katheteruntersuchung in der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen aufgenommen. Zusätzlich bestand eine extreme Varikosis im Bereich beider Beine und der vorderen Bauchwand (Abb. 1).

Anamnestisch ist eine 1955 abgelaufene Endokarditis lenta bekannt. 1965 wurde erstmals ein Cor bovinum festgestellt, seit 1975 besteht eine zunehmende kardiale Dekompensation mit Odemen,

Aszites, Lebervergrößerung und Orthopnoe. Zusätzlich ist bei dem Patienten ein im Alter von drei Jahren aufgetretener paranephritischer Abszeß bekannt, der mittels Drainage behandelt worden war. Bereits zum damaligen Zeitpunkt war eine auffällige

Venenzeichnung der äußeren Bauchwand zu dokumentieren. Wahrscheinliche Folge des damaligen paranephritischen Abszesses

ist eine zum jetzigen Zeitpunkt stumme Niere links. Im Rahmen

der Katheteruntersuchung des Vitiums wurde zur Abklärung der massiven Varikosis eine Kontrastdarstellung der Vena cava inferior von kranial versucht. Die Katheterspitze verfing sich innerhalb eines venösen Blindsackes in Höhe LWK Il/Ill; eine Kontra-

stierung der unteren Kavaabschnitte gelang nicht. Aus diesem

Befund wurde zunächst die Verdachtsdiagnose eines Kavaverschlusses abgeleitet. Eine voraufgegangene Phiebographie des linken Beines hatte allerdings einen regelrechten Kontrastmittelabstrom in den Bereich der Beckenvenen ergeben, ohne jedoch eine Beurteilung der Vena cava inferior zuzulassen. Die Phiebographie

zeigte eine ausgeprägte extrafasziale Varikose mit deutlicher Erweiterung der tiefen Unterschenkelvenen. Thrombotische bzw. postthrombotische Veränderungen waren nicht nachweisbar. Die anschließend durchgeführte Kavographie - manuelle Injektion von je 40 ml Kontrastmittel über zwei in die Venae femorales eingelegte Katheter - ergab folgenden Befund (Abb. 2a und b): Kaliberstarke Vena iliaca communis links, ausgesprochen kaliberschwache Vena iliaca externa und communis rechts. Füllung kräftiger präsakraler, venöser Kollateralen. Abstrom des Kontrastmittels über ein vergleichsweise kaliberschwaches Gefäß aus dem Konfluens der Venae iliacae, welches offensichtlich die unmittelbare Fortsetzung der Vena iliaca communis sinistra darstellt. Einmündung dieses Gefäßes in die normallumige kraniale Vena cava inferior in Höhe LWK I. Darstellung eines größeren Blindsackes rechts lateral und dorsal der Einmündungsstelle ohne Nachweis

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Schaukasten Abb. 1. Massive Vankosis beider Beine, rechrs deutlicher als links. Van-

kosis der Bauchwand.

von Thrombosierungen. Partieller Abfluß des Kontrastmittels über einen ausgeprägten Kollateralkreislauf im Bereiche der paravertebralen und epigastrischen Venen.

Im Rahmen der Deutung der beschriebenen Veränderungen sind zwei Möglichkeiten zu diskutieren. Zu denken wäre an eine abgelaufene Thrombose der Vena cava inferior mit zwischenzeitiger Rekanalisarion, möglicherweise ausgehend von dem bekannten paranephritischen Abszeß der linken Niere. Diese Annahme ist jedoch unseres Erachtens wenig wahrscheinlich, da zum Zeitpunkt der Nierenerkrankung bereits ein deutlicher Umgehungskreislauf im Bereiche der Bauchwandvenen bestand. Eher handelt es sich um eine angeborene Entwicklungsstörung mit Hypoplasie der Vena cava inferior und der Vena iliaca externa et communis rechts.

Der erstaunlicherweise nicht thrombosierte venöse Blindsack könnte auf cine rudimentäre Dopplung der unteren Kava hinweisen.

Femoralvenen eingelegte

Katheter und Injektion

von insgesamt 80 ml Kontrasrmittel. Kräftige V. iliaca sinistra, hypo-

plastische V. iliaca externa et communis dcxtra. Hypoplasrische un-

Lireratu r Voilmar, J. In: V. May, Chirurgie der Bein- und Beckenvenen. Thieme, Stuttgart 1974

tere V. cava inferior. Blindsackbildung

der

oberen Kava. Deutliche präsakrale, paravertebrale und epigastrische Kollateraleri.

Abb. 2a

Priv.-Doz. Dr. R. Herzer, Medizinisches Srrahleninstitut der Univ. Tübingen, Röntgenweg 11, 7400 Tübingen

Abb. 2h

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Abb. 2a und b. Kayographie über zwei in die

Dysplasien der Vena cava inferior - Membranstenosen und -verschlüsse, Dopplungen - gelten als ausgesprochene Rarität, Mitteilungen im Schrifttum beschränken sich auf Einzelbeobachrungen (s. Vollmar, 1974). Die überaus seltene Beobachtung derartiger Mißbildungen mag zumindest partiell auch damit zusammenhängen, daß die geeignete Untersuchungsmethode - suffiziente Konrrastdarstellung der Vena cava inferior über die Venae femorales erst in den letzten Jahren zunehmend zur Anwendung gelangt.

[Abnormality of vena cava inferior?].

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