Übersichten H. Heinzer1 · F. König2 · S. Klutmann3
Urologe 2014 · 53:519–523 DOI 10.1007/s00120-014-3436-1 Online publiziert: 8. März 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
1 Prostatakrebszentrum, Martini-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 2 ATURO, Berlin 3 Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Alphastrahler Radium-223-Dichlorid
Redaktion H. Rübben, Essen
Neue Therapie beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom mit symptomatischen Knochenmetastasen Hintergrund Das Prostatakarzinom stellt mit geschätzt 382.000 Fällen alleine für das Jahr 2008 in Europa ein substantielles Gesundheitsproblem dar [1]. Patienten mit einem metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (CRPC) entwickeln im Verlauf Knochenmetastasen, die dann die häufigsten Morbiditäts- und Mortalitätsgründe bei diesen Patienten sind und darüber hinaus die weitere Lebensqualität entscheidend beeinträchtigen. Die reduzierte Überlebenszeit ist häufig mit ausgeprägten Schmerzen, pathologischen Frakturen und Rückenmarkkompressio-
Wirkmechanismus von Ra-223
nen vergesellschaftet [5]. Die bisher verfügbaren, auf Knochenmetastasen zielgerichteten Therapien wie Biphosphonate und Denosumab konnten keine Verbesserung des Überlebens zeigen. Der Therapievorteil ist bisher auf eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik und eine zeitliche Verzögerung der skelettbedingten Ereignisse (SRE, „skeletal-related events“) beschränkt. Die zu therapeutischen Zwecken eingesetzten Radioisotope dienen ausschließlich zur palliativen Schmerztherapie ohne Einfluss auf die Lebenserwartung.
Radium ist ein chemisches Element der zweiten Hauptgruppe des Periodensystems und gehört damit, wie auch Kalzium oder Strontium, zu den Erdalkalimetallen. Nach i. v.-Applikation zeigt das kationische Radium eine dem Kalzium ähnlich hohe Affinität zum Kalziumhy droxylapatit, dem anorganischen Hauptbestandteil des Knochens. Die Intensität der regionalen Anreicherung ist in Bereichen mit Neuformierung von Knochenstroma und damit innerhalb von osteoblastischen oder sklerosierenden Metastasen besonders ausgeprägt.
100
HR = 0,695; 95% CI, 0,581-0,832 P = 0,00007
90 80 70
% Patienten
60 50 Radium -223, N = 614
40
Medianes OS: 14,9 Monate
30 20
Placebo, N = 307 Medianes OS: 11,3 Monate
10 0 Monate 0 Radium-223 614 Placebo 307
3
6
9
12
15
18
21
24
27
30
33
36
39
578 288
504 228
369 157
274 103
178 67
105 39
60 24
41 14
18 7
7 4
1 2
0 1
0 0
Abb. 1 9 ALSYMPCA-Gesamtüberleben Ra-223 und Placebo. (Nach [9]) Der Urologe 4 · 2014
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Zusammenfassung · Abstract Das zur Therapie der Knochenmetastasen verwendete Radiumisotop Ra-223 ist ein α-Radiopharmakon (Alphastrahler) und zerfällt mit einer Halbwertszeit von 11,4 Tagen über einen mehrstufigen Zerfallsvorgang zu stabilem nicht-radioaktivem Pb-207. Beim diesem Zerfall entsteht eine Energieemission von ungefähr 28 MeV, die zu 96% von den freigesetzten Alphapartikeln übertragen wird [2]. Die Reichweite der für die Therapiewirkung relevanten emittierten Alphapartikel ist dabei sehr gering und liegt