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R. Gerner et al.: Fruchtwassermengenbestimmung mit Inulin

Die MHK im Kunstmedium N~hrbouillon stellt einen relativ unphysiologischen Parameter dar, der yon der minimalen Hemmkonzentration in kSrpereigehen Flfissigkeiten erheblich abweichen kann. Unsere Versuche zeigen, dab die wirklichen Verh~ltnisse der Chemotherapie nicht durch einen einfachen Vergleich yon MHK und erzielten Blutspiegeln erkl~rt werdeu k5nnen. Vor einer Diskussion fiber die Therapie oder Prophylaxe einer Fruchtwasserinfektion ist es erforderlich, einerseits Untersuchungen fiber das ,,Niihrmedium" Fruchtwasser ffir fakultativ pathogene Keime, ferner Untersuchungen fiber die Pharmakokinetik yon Antibiotika in das Fruchtwasser und andererseits Untersuchnngen iiber die minimale Hemmkonzentration von Antibiotika im Fruchtwasser anzustellen. Bei vorsichtiger Interpretation der klinischen Relevanz unserer Ergebnisse glauben wir sagen zu kSnnen, dab sich Aminoglykosidantibiotikawie z. B. Gentamycin und Tobramycin zur Therapie einer Fruchtwasserinfektion gut zu eignen sc~heinen. Unter Beachtung der mSglichen ototoxischen Sch~digung scheint uns die Kombination yon 10 g Ampicillin/die mit 40 mg Gentamycin/die eine vertretbare ur~d fiir den Foeten weitgehend ungefiihrliche TherapiemSglichkeit am Ende der Schwangerschaft darzustellen.

15. Frau R. Gerner, Herren E. Halberstadt, H. Ed~ert und E. Leppien (Zentrum der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Johann Wolfgang Goethe Universit~t, Frankfurt a. M.]: Fruchtwassermengenbestimmung mit Inulin. Als dynamisches Milieu steht die Amnionflfissigkeit in enger Beziehung zu metabolischen Ver~ndernngen des Foeten. Somit ist zu erwarten, dab auch ihre Inhaltsstoffe fiber das foetale Befinden AufschluB geben k~Snnen. Klinische Anwendung linden bereits die Korrelation zwischen Bilirubinoidgehalt und der Schwere foetaler h~molytischer Prozesse oder zwischen Lezithingehalt und dem Auftreten hyaliner Membraneu. Daneben sind eine Reihe yon Metaboliten und Enzymeu im Fruchtwasser nachweisbar, die abet so groBen Schwankungen unterworfen sind, dab ihnen ffir klinische Aussagen noch keine Bedeutung zukommt. Es ist denkbar, dab die unterschiedliche Fruchtwassermenge bei der Genauigkeit der Angaben einen wesentlichen Faktor darstellt. In eigenen Untersuchungen hat sich Inulin zur Fruchtwasser-Mengenbestimmung gut geeignet. Es erfffilt folgende notwendige Voraussetzungen: 1. es ist klinisch unsch~dlich, 2. nicht metabolisierbar, 3. quantitativ leicht nachweisbar. Methodisch wurde folgendermaBen vorgegangen: Nach Ultraschall-Lokalisation der Placenta wurden 10 ml einer 10~ sterilen pyrogenfreien InulinlSsung in die Amnionh~Shleinjiziert. Eine ausreichende Durchmischung war nach 30 Min. erfolgt, so dab eiue Fruchtwasserprobe entnommen werdeu konnte. Aus dem Verdiinnungsverh~iltnis der injizierten und der in der Fruchtwasserprobe nachgewiesenen Inulinkonzentration lieB sich die Frud~twassermenge berechnen. Um die Genauigkeit unserer Methode zu prfifen, haben wit im Anschlul5 an die Fruchtwasser-Mengeubestimmung eine definierte Fruchtwassermenge abgelassen und danach eine zweite Mengenbestimmung mit nochmaliger Inulininjek-

P. Kopecky et al.: Phenobarbitaltherapie

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Tabelle 1_. Fruchtwassermengenbestimmung mit anschliel]ender Bestimmung einer deftnierten abgelassenen Menge AbgelasseneFrucht- errechnete .. ~fferenz zwischen Versuchs- 1.Mengen2.Mengenabgelassene Frucht- errechneter u. abcjelassener Nr. bestimmung bestimmung wassermenge wassermenge Frud~twassermenge

1. z 3. 4.

558 594 889 835

500 410 715 260

5.

1160

964

6.

2380

1750

7.

580

490

&

1755

1610

50 200 180 600

68 184 174 575

+ 18 - 16 - 6 -25

150

196

+ 46

570

630

+ 60

70

90

+ 20

i00

145

+45

tion angeschlossen. Aus der Differenz der 1. und 2. Bestimmung sollte sich ann~ihernd die abgelassene Menge ergeben. Aus Tabelle 1 sind die Abweichungen der experimentell gefundenen Werte von den realen Werten ersichtlich. Aufgrund dieser Befunde ist die Methode mit Inulin ffir Fruchtwasser-Mengenbestimmungen gut geeignet. Quantitative Angaben fiber Inhaltsstoffe des Fruchtwassers sollten in Korrelation zur Fruchtwassermenge betrachtet werden.

16. Herren P. Kopecky, I. Schwarz und W. Schwenzel (Abteilung Gyn~kologie und Geburtshilfe der Med. Fak. der R W T H Aachen): Die antepartale Phenobar-

bitaltherapie zur Verbesserung der fetalen Bilimbinkonjugation. Ramboer, Thompson, Trolle u. Mitarb. sowie zahlreiche andere Autoren konnten nachweisen, dab durch eine praenatale Phenobarbitalmedikation eine Neugeborenen-Hyperbilirubin~imie vermindert werden kann. Zur Kl~rung dieses Wirkungsmechanismus sind zahlreiche tierexperimentelle Untersuchungen durchgeffihrt worden. Urn die Wirkung dieser Medikation auf die Bilirubinoide im Neugeborenen-Serum zn untersuchen, bestimmten wit das Gesamtbilirubin nach Jendrassik und Grof und die konjugierten Bilirubinoide (Diazotierung mit ~thylAnthranilat nach van Roy und Heirwegh; Kopecky1 und differenzierten die Azopigmente mit der Dfinnschichtchromatographie. Sobald dutch Fruchtwasseruntersuchungen eine schwere oder mittelschwere Erythroblastose diagnostiziert wurde, erhielten die Schwangeren ab der 32.-33. Woche 60 mg Phenobarbital {Luminaletten| Einige Patientinnen, deren frfiher geborene Kinder einen Ikterus hatten, erhielten ebenfalls Phenobarbital. Da bei einer Behandlungsdauer yon unter 12 Tagen kein therapeutischer Effekt gesehen wurde und nicht fiberall die erforderlichen Parameter vorlagen, konnten nur 16 F~ille zur statistischen Auswertung berficksichtigt werden. Einem schon frfiher untersuchten Vergleichskollektiv yon Neugeborenen mit einer Rh-Erythroblastose wurden 68 Serumproben yon Neugeborenen gegenfibergestellt, deren Mfitter praenatal Phenobarbital erhalten

[Amniotic fluid volume determination using inulin].

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