Referiert – kommentiert

Referat

C. Taube

Asthma: wirkt Mepolizumab auf Exazerbationen und Steroidbedarf? ReferiertWie – kommentiert N Engl J Med 2014; 371: 1189–1197 und N Engl J Med 2014; 371: 1198–1207 Hintergrund: Patienten mit Asthma bronchiale leiden nicht selten trotz optimierter Standardtherapie unter häufigen Exazerbationen. Erste Studien zeigten, dass Mepolizumab, ein humaner Interleukin5-Antikörper, bei dieser Patientengruppe die Häufigkeit von Exazerbationen und den Steroidbedarf senken kann. In zwei doppelblind-randomisierten Studien untersuchten Ortega et al. und Bel et al., ob durch den Einsatz von Mepolizumab die Zahl der Exazerbationen reduziert werden kann und ob damit eine Reduktion der Steroiddosis möglich ist. Methoden: Bel et al. behandelten 135 Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma alle vier Wochen mit 100 mg Mepolizumab s.c. oder Placebo (Dauer: 20 Wo-

chen). Ortega et al. verabreichten 576 Patienten mit schwerem, eosinophilem Asthma und rezidivierenden Exazerbationen trotz hochdosierter inhalativer Steroidtherapie alle vier Wochen 75 mg Mepolizumab i.v., 100 mg Mepolizumab s.c. oder Placebo (Dauer: 32 Wochen). Ergebnisse: Die Studie von Bel et al. ergab, dass unter Mepolizumab die Wahrscheinlichkeit einer Senkung der Steroiddosis 2,39 mal größer war als unter Placebo (95%-Konfidenzintervall [KI] 1,25– 4,56; p=0,008). Gleichzeitig zeigten Patienten der Verumgruppe eine relative Reduktion der Exazerbationsrate um 32% (1,44/Jahr vs. 2,12/Jahr; p=0,04). In der Studie von Ortega et al. führte Mepolizumab im vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Reduktion der Exazerbationshäufigkeit: bei intravenöser Gabe

um 47% (95%-KI 29–61%), bei subkutaner Gabe um 53% (95%-KI 37–65%). Auch die Zahl stationär oder notfallmedizinisch behandlungsbedürftiger Exazerbationen sank. Der FEV1-Wert verbesserte sich ebenso wie die Lebensqualität (gemessen am St. George‘s Respiratory Questionnaire). Beide Studien belegen für Mepolizumab ein der Placebogabe vergleichbares Sicherheitsprofil. Folgerung: Parenteral verabreichtes Mepolizumab kann bei Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma die Zahl der Exazerbationen vermindern und den Steroidbedarf reduzieren. Das Sicherheitsprofil des Antikörpers ist dem von Placebo vergleichbar. Außerdem gibt es Hinweise auf eine Verbesserung der Lebensqualität und der Lungenfunktion. Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau

Kommentar

Mepolizumab ist eine neue Therapiemöglichkeit bei schwerem Asthma Bei Asthma wird zur Einteilung der Patienten in verschiedene Phänotypen neben der klinischen Beschreibung zunehmend die Klassifizierung der Entzündungsreaktion verwendet (z.B. eosinophile EntzünProf. Dr. C. Taube, dung oder nicht-eoLeiden/Niederlande sinophile Entzündung). Die beiden Phase-III-Studien zur Wirkung des monoklonalen Anti-IL-5Antikörpers Mepolizumab sind Beispiele für die Weiterentwicklung der Asthmatherapie in Richtung phänotypisch-spezifischer Behandlungen. Gerade bei Patienten mit schwerem Asthma greift die konventionelle inhalative Therapie mit inhalativen Steroiden und langwirksamen Bronchodilatatoren nur ungenügend. Die Studie von Ortega et al. zeigt nun eine deutliche Reduktion von akuten Asthma-Exazerbationen bei Patienten, die trotz hochdosierter inhalativer Therapie eine eingeschränkte Lungen-

Dtsch Med Wochenschr 2014; 139, Nr. 47

funktion, regelmäßige Exazerbationen und eosinophile Granulozyten im Blut (≥ 150/μl) aufweisen. Neben der Senkung der Rate akuter Exazerbationen wurde zusätzlich eine Besserung der Lungenfunktion und der Lebensqualität gezeigt. Auch in der Placebogruppe wurde eine deutliche Reduktion an Exazerbationen nachgewiesen. Bei diesen Asthmapatienten kann durch Optimierung der inhalativen Therapie und eine erhöhte Therapiecompliance bereits ein deutlicher Effekt erreicht werden. Nicht jeder Patient muss gleich mit einem teuren Antikörper behandelt werden. Die Ergebnisse der Studie von Bel et al. scheinen klinisch von größerer Wichtigkeit. Diese Asthmapatienten benötigten eine systemische Steroidbehandlung und wiesen trotzdem noch eosinophile Granulozyten im Blut auf. Unter der Behandlung mit Mepolizumab konnte bei diesen Patienten die Steroiddosis im Mittel um 50% reduziert werden. Bei 23% der Patienten war es unter Mepolizumab möglich, die systemischen Steroide beinahe komplett abzubauen. Obwohl die Steroide reduziert wurden, war unter der Be-

handlung mit Mepolizumab noch eine Reduktion der Exazerbationen und eine Besserung der Symptomatik nachweisbar. Als Fazit bleibt anzumerken, dass für Patienten mit schwerem Asthma und nachweisbaren eosinophilen Granulozyten im Blut mit Mepolizumab eine neue Therapiemöglichkeit besteht. Besonders eindrucksvoll sind dabei die Effekte bei Patienten, die mit systemischen Steroiden behandelt werden müssen. Die Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper scheint sicher zu sein, denn in beiden Studien waren keine wesentlichen Nebenwirkungen nachweisbar. Aufgrund der nun vorliegenden Datenlage wird eine Zulassung dieser Therapie für Patienten mit schwerem eosinophilen Asthma erwartet. Damit wird eine weitere spezifische phänotypische Therapie bei Asthma Realität. Prof. Dr. med. Christian Taube Department of Pulmonology Leiden University Medical Center Interessenkonflikte: Tätigkeit als Referent oder Berater für Boehringer Ingelheim, Novartis, Chiesi, Glaxo, Teva, AstraZeneca DOI 10.1055/s-0033-1353926

Schlüsselwörter Referiert – kommen-

Heruntergeladen von: University of Florida. Urheberrechtlich geschützt.

2380

[Asthma: how does mepolizumab affect exacerbations and need for steroids? Mepolizumab is a new therapeutic option in severe asthma [corrected]].

[Asthma: how does mepolizumab affect exacerbations and need for steroids? Mepolizumab is a new therapeutic option in severe asthma [corrected]]. - PDF Download Free
111KB Sizes 0 Downloads 12 Views