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Bildnachweis: Raimund Wimmer

Bad Boller Reanimationsgespräche: 10 Thesen für 10 000 Leben Jährlich erleiden in Deutschland ca. 75 000 Patienten plötzlich und unerwartet lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen, die zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Dieses Ereignis kann unter dem Begriff des „plötzlichen Herztodes“ subsummiert werden. Erreicht der Notarzt- und Rettungsdienst den Patienten rechtzeitig, so wird er sofort mit Reanimationsmaßnahmen beginnen. Die Sterblichkeit dieser Erkrankung ist sehr hoch: Aktuellen Statistiken zufolge können nur etwa 5000 Patienten das Krankenhaus mit guter neurologischer Erholung verlassen. Über 70 000 Patienten versterben jährlich am plötzlichen Herztod. Im Vergleich dazu wurden im Jahr 2012 laut Statistischem Bundesamt ca. 3600 Menschen im Straßenverkehr getötet – so wenig wie noch nie seit 1950. Es scheint dringend geboten, zur Verbesserung des Reanimationserfolgs die Rettungskette zu optimieren, um dem Killer Nr. 3 in Deutschland entgegenzuwirken. Um das Ziel „10 000 Leben pro Jahr zu retten“ zu erreichen, veranstalteten das German Resuscitation Council (GRC), die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) und das Deutsche Reanimationsregister – German Resuscitation Registry (GRR)® vom 10. bis 11. Januar 2014

Ein voller Erfolg: Bei den Bad Boller Reanimationsgespräche vom 10. bis 11. Januar 2014 erarbeitete eine interdisziplinäre Expertengruppe „10 Thesen für 10 000 Leben“. Die Thesen sollen dazu beitragen, die Reanimationsversorgung in Deutschland zu verbessern.

die Bad Boller Reanimationsgespräche in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Zu der Veranstaltung waren 52 Experten und Vertreter der verschiedenen medizinischen Disziplinen, der Kostenträger, der Politik, der Hilfsorganisationen, des Rettungsfachpersonals und der Wirtschaft eingeladen. Diese erarbeiteten in Kurzvorträgen und interdisziplinären Round-Table-Diskussionen 10 Thesen, um die Reanimationsversorgung in Deutschland zu verbessern. Die im Konsens verabschiedeten Thesen finden Sie im q Infokasten: 10 Thesen für 10 000 Leben. Unter den Teilnehmern der Gespräche herrschte die einhellige Meinung, dass es sich bei der Verbesserung der Versorgung

10 Thesen für 10 000 Leben

▶ 70 000 Todesfälle nach erfolgloser Wiederbelebung sind inakzeptabel: Der Kampf dagegen ist eine gesamtgesellschaftliche und hoheitliche Aufgabe. ▶ Leben retten ist cool: Die Wiederbelebung durch Laien muss eine Selbstverständlichkeit sein. ▶ Jeder kann ein Leben retten: Um das therapiefreie Intervall zu verkürzen, müssen alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten für die Laienreanimation aktiviert werden. ▶ Wiederbelebung ist kinderleicht: Wiederbelebung ist einfach zu erlernen und muss bereits im Schulalter trainiert werden. ▶ Nur was wir messen, können wir verbessern: Alle Teilschritte der Wiederbelebung müssen einem umfassenden Qualitätsmanagement unterliegen. ▶ Jede Wiederbelebung muss im Deutschen Reanimationsregister vollständig erfasst werden. ▶ Der Herz-Kreislauf-Stillstand ist ein eigenständiges Krankheitsbild: Es müssen evidenzbasierte Postreanimationsstandards etabliert werden. ▶ Die spezialisierte Krankenhausbehandlung nach erfolgreicher Wiederbelebung ist überlebenswichtig: Diese Patienten müssen in spezialisierten Krankenhäusern (Cardiac-Arrest-Zentren) behandelt werden. ▶ Die Leitstelle kann den Ausgang der Wiederbelebung entscheidend verbessern: Die telefonische Anleitung zur Wiederbelebung muss flächendeckend verfügbar sein. ▶ Regelmäßiges Training für die Profis verbessert die Qualität der Reanimation: Ein interprofessionelles, interdisziplinäres Teamtraining in zertifizierten Kursen muss gewährleistet werden.

Internet, Recht, Personalia & Co. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49: 208

angesichts der derzeit geringen Überlebenschance in Deutschland nach einer außerklinischen Reanimation um eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung handelt. Hier ist nicht nur die medizinische Fachwelt, sondern gerade zur Verbesserung der Laienreanimationsquote und damit zur Verkürzung des therapiefreien Intervalls auch das Engagement der Bevölkerung gefragt. Die Umsetzung der Thesen erfordert Anstrengungen auf allen Ebenen. Hierfür können bereits jetzt Ziele definiert werden: ▶ eine Steigerung der Inzidenz von derzeit 25–75 auf > 80 Reanimationen / 100 000 Einwohner und Jahr ▶ die Erzielung eines besseren ROSC-Ergebnisses (ROSC = return of spontaneous circulation) als die RACA-Vorhersage (RACA = ROSC after cardiac arrest) ▶ eine Überlebensrate bis zur Krankenhausaufnahme von > 50 % ▶ eine Überlebensrate mit guter neurologischer Erholung von > 16 % Nach der Erarbeitung der genannten 10 Thesen geht es in den kommenden 12 Monaten an die konkrete Umsetzung. Eine erneute Veranstaltung dieser Art, um die Umsetzung der gestellten Forderungen zu überprüfen, ist angedacht und wird Anfang 2015 stattfinden. Die 10 Thesen und Kommentare dazu können unter folgendem Link noch einmal nachvollzogen werden: q http://www.youtube.com/watch?v= ki1vXeZWCgc Weitere Informationen finden Sie unter: q www.bad-boller-reanimationsgespraeche.de Jan Wnent, Götz Geldner, Christian Werner, Bernd W. Böttiger, Matthias Fischer, Jens Scholz, Jan-Thorsten Gräsner

Beitrag online zu finden unter http://dx.doi. org/10.1055/s-0034-1372366

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[Bad Boller resuscitation talks: 10 basic ideas for 10,000 lives].

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