Klinische Wochenschrift

Klin. Wschr. 55, 351-353 (1977)

© by Springer-Verlag 1977

Verhalten der Plasmareninaktivitiit unter Langzeitbehandlung des Hochdrucks mit Propranolol H. Witzgall, D. Klaus, B. Braun, H. Ebel und J. Zehner Medizinische Universit/its-Poliklinik Marburg

Behaviour of Plasma Renin Activity During Long-term Treatment with Propranolol Summary. 17 patients (40 +9 years) with essential hypertension were included in the study. A monotherapy of 120, 160 or 240 mg propranolol per day was administered orally according to the antihypertensive effect. Four weeks after treatment, blood pressure and heart rate showed a statistically significant decrease and remained unchanged over a period of six months. Plasma renin activity decreased significantly from 5.7 _+6.3 ng/ ml/b at the beginning of the study to 1.8 _+1.3 ng/ml/h after 4 weeks. 5 months later however plasma renin activity increased again to 5.0 ± 0.9 ng/ml/h. The difference was statistically significant. From 17 patients 7 (41%) had lower levels of plasma renin activity after 6 months treatment when compared with pretreatment values. In only 3 patients (18%) was plasma renin activity lower after 6 months than after four weeks. We conclude that the increase in plasma renin activity is a reactive mechanism to the reduced blood pressure under long-term conditions. The decrease of plasma renin activity in short-term treatment of essential hypertension is not a mechanism responsible for the antihypertensive effect of propranolol during long-term treatment. Key words: Plasma renin activity - Long-term treatment - Propranolol - Essential hypertension. Zusammenfassung. 17 Patienten im Alter von 40 + 9 Jahren mit essentieller Hypertonie wurden mit Propranolol als Monotherapie oral in Dosen yon 120, 160 oder 240 mg pro die behandelt. Nach 4w6chiger Behandlung konnten der Blutdruck und die Herzfrequenz statistisch signifikant gesenkt werden und blieben auch bei Fortsetzung der Therapie nach insgesamt 6 Monaten unverfindert. Die Plasmareninaktivit/it betrug vor Behandlungsbeginn 5,7_+6,3 ng/ml/h und sank nach 4w6chiger Behandlung auf 1,8 _+1,3 ng/ml/h ab. 5 Monate sp/iter stieg das Plasmarenin im Durchschnitt wieder auf 5,0-+ 0,9 ng/ml/h an. Der erneute Anstieg war ebenfalls statistisch signifikant zu sichern. Von den 17 Patienten hatten nach 6 monatiger Therapie noch 7 (41%) eine niedrigere Plasmareninaktivitfit als vor Behandlungsbeginn. Davon lagen aber nur 3 (18%) unter dem Wert, der nach 4w6chiger Behandlungsdauer bestimmt wurde. Aus den genannten Befunden wird geschlossen, dab der Wiederanstieg der Plasmareninaktivitfit m6glicherweise ein reaktiver Mechanismus auf die langzeitige Blutdrucksenkung ist. Die Erniedrigung der Plasmareninaktivit/it nach Kurzzeitbehandlung mit Propranolol kann nicht als ein Mechanismus f/Jr den antihypertensiven Effekt dieses Medikaments bei der Langzeitbehandlung angesehen werden.

Schlfisselw6rter: Propranolol - Essentielle Hypertonie - Plasmareninaktivitgt - Langzeitbehandlung.

Michelakis et al. [6] und Bfihler et al. [1] berichteten 1972 fiber die Suppression der Plasmareninaktivit/it durch Propranolol bei der Behandlung hochdruckkranker Patienten. Seither wurde die Senkung der Plasmareninaktivit/it als ein m6glicher Mechanismus des antihypertensiven Effekts der Beta-Rezeptorenblocker diskutiert. Die Korrelation zwischen Blutdrucksenkung und Plasmareninaktivit/it wurde aber bisher, mit Ausnahme der Publikationen von B/jhler [1] und Stokes [9], nur fiber relativ kurze Zeitr~iume verfolgt [ 3 - 5, 7, 9-11]. Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhalten der Plasmareninaktivitfit 4Wochen und 6 Monate nach Beginn einer Hochdruckbehandlung mit Propranolol im Vergleich zu den Werten bei Behandlungsbeginn.

Material undMethoden 17 Patienten mit benigner essentieller Hypertonie im Alter von durchschnittlich 40_+9 Jahren erhielten eine orale Monotherapie mit Propranolol (Dociton®). Die Dosis betrug in Abh/ingigkeit vonder blutdrucksenkenden Wirkung 120, 160 bzw. 240 mg pro die. Der Blutdruck wurde nach der Methode von Riva-Rocci nach 5 rain im Liegen und nach 1 rain im Stehen gemessen. Die Herzfrequenz wurde nach 5 rain im Liegen ermittelt. Die Plasmareninaktivitfit wurde radioimmunologisch bestimmt [8]. Die Blutentnahme erfolgte bei den Patienten unter ambulanten Bedingungen nach 15-30minfitiger Ruheperiode im Sitzen (Wartezimmer). Die Blutdruckwerte wurden als mittlerer arterieller Blutdruck nach der Formeh diastolischer Blutdruck+ein Drittel der Blutdruckamplitude errechnet. Als statistische Methodeu wurden der tTest nach Student ffir Gruppenunterschiede und gepaarte Werte verwendet.

Ergebnisse Bei einer durchschnittlichen Plasmareninaktivit~t von 5,7_+6,3 ng/ ml/h vor Behandlungsbeginn sank unter Gabe von PropranoloI die Plasmareninaktivitfit nach 4 Wochen auf 1,8 _+1,3 ng/ml/h ab. Der Unterschied war signifikant (p < 0,05; t =2,0990). Nach 6monatiger ununterbrochener Monotherapie mit Propranolol stieg die Plasmareninaktivitgt wieder auf 5,0+0,9 ng/ml/h an. Gegen/jber dem Wert nach 4w6chiger Behandlung bestand ebenfalls eine Signi-

352

Kurze wissenschaftliche Mitteilungen

PRA nglml/h 7-

t

654321Pro

12010080-, 6O' 4020-

'~" '% %, t

p

[Behaviour of plasma renin activity during long-term treatment with propranolol (author's transl)].

Klinische Wochenschrift Klin. Wschr. 55, 351-353 (1977) © by Springer-Verlag 1977 Verhalten der Plasmareninaktivitiit unter Langzeitbehandlung des...
223KB Sizes 0 Downloads 0 Views