Originalarbeit

Kooperation im Gesundheitswesen: Formative Evaluation des Modellprojekts Regionale Gesundheitskonferenzen in Bayern

Autoren

A. Hollederer, K. Stühler

Institute

 Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg

Schlüsselwörter ▶ Gesundheitskonferenz ● ▶ öffentliches Gesundheits­ ● wesen ▶ Gesundheitsversorgung ● ▶ Gesundheitspolitik ● ▶ regionale Gesundheits­ ● planung

Zusammenfassung

Abstract

Ziel der Studie:  Gesundheitskonferenzen bieten eine Möglichkeit zur besseren Kooperation und Steuerung im kommunalen Gesundheitsmanagement. Die explorative Evaluationsstudie hatte zum Ziel, die Strukturen, Prozesse und Ergebnisse von „Regionalen Gesundheitskonferenzen (RGK)“ in 3 Modellregionen zu bewerten, Hinweise auf Entwicklungspotenziale zu geben und die Übertragbarkeit auf andere Regionen zu prüfen. Methodik:  Am Ende der 18-monatigen Modellprojektphase (08/2013 bis 12/2014) wurde eine Vollerhebung bei 80 Teilnehmern der RGK in den 3 Regionen mittels eines teilstandardisierten Fragebogens durchgeführt. Die Rücklaufquote betrug 90 %. Die Befunde wurden durch Dokumentenanalyse und separate Geschäftsstellenbefragung ergänzt. Ergebnisse:  Die RGK haben sich in den 3 Modellregionen zügig mit Geschäftsstelle und insgesamt 13 Arbeitsgruppen zur Gesundheitsversorgung etabliert. In der Perspektive fast aller Teilnehmer der RGK waren die Mitgliederzahl angemessen und alle wichtigen Akteure vertreten. Die Mehrheit beteiligte sich nach Einschätzung des Großteils der Befragten überwiegend aktiv und in der Regel hatte jeder Teilnehmer die gleichen Chancen, Themen einzubringen. Obwohl für knapp die Hälfte der Befragten Konflikte deutlich wurden, blieb die Atmosphäre für drei Viertel sehr konstruktiv. Die Wichtigkeit von Vorsitzenden und Geschäftsstellenleitern wurden ebenso wie der Einfluss der Moderatoren von nahezu allen Interviewten bestätigt. Fast alle stimmten zu, dass sich die RGK für die Optimierung der Gesundheitsversorgung und der Kooperation eignen. Aus Teilnehmersicht wurden überwiegend die wichtigsten Versorgungprobleme identifiziert. 94 % der Befragten äußerten sich zustimmend, dass die bisherige Arbeit als

Aim of the study:  Health conferences offer opportunities for better cooperation and coordination in local health management. The aim of the explorative evaluation study was to assess structures, processes and results of “Regional Health Conferences (RGK)” in 3 model regions, to inform about potential for development and to test their transferability to other regions. Method:  After the model project had been up and running for 18 months (08/2013 to 12/2014), a survey of 80 participants of the RGK in 3 regions was conducted, based on a semi-standardized questionnaire. The response rate was 90 %. The results were complemented by document analysis and an additional survey of the managers of the RGK. Results:  The 3 RGK were established with their agencies and 13 working groups on health care. Almost all participants felt that the number of members was appropriate and that the main stakeholders were represented. According to a large part of the respondents, the majority actively took part in the RGK and usually everyone had the equal opportunity to propose a topic. Although almost half of the respondents reported conflicts, the atmosphere was constructive for 3-quarters of them. Nearly all the interviewees confirmed the importance of a chairman and a manager of the agency, as well as the positive influence of the moderator. Almost everyone agreed that RGK are suited to improve health care and cooperation. From the participants’ point of view, the main problems were identified; 94 % of the respondents agreed that the previous work could be regarded as successful and 91 % were satisfied or rather satisfied with the processes of the RGK. The level of satisfaction was similar among the three model regions, but it varied among the member groups; 98 % of the interviewees would also take part in the future.

Key words ▶ health conference ● ▶ public health system ● ▶ health care ● ▶ health policy ● ▶ regional health planning ●

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0041-110673 Online-Publikation: 2016 Gesundheitswesen © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0941-3790 Korrespondenzadresse PD Dr. Alfons Hollederer Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Schweinauer Hauptstraße 80 90441 Nürnberg [email protected]





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Cooperation in Public Health: Formative Evaluation of the Model Project „Regional Health Conferences“ in Bavaria

erfolgreich eingeschätzt werden kann. Mit dem Verlauf der RGK waren 91 % insgesamt zufrieden oder eher zufrieden. Während die Zufriedenheitsgrade zwischen den Modellregionen kaum divergierten, unterschieden sie sich aber deutlich zwischen den Akteursgruppen. 98 % der Interviewten würden in Zukunft wieder teilnehmen. Schlussfolgerung:  Die RGK stellen nach den Rückmeldungen insgesamt eine gute Plattform für Koordination, Austausch und Zusammenarbeit der Akteure dar und haben sich als Koopera­ tionsinstrument bewährt. Der Ansatz wird in Bayern im Rahmen des neuen Konzepts zu Gesundheitsregionenplus qualitativ und in der regionalen Reichweite ausgebaut.

Conclusion:  According to this survey, RGK are an appropriate platform for coordination, exchange und cooperation of stakeholders and a good instrument for cooperation. In Bavaria, the approach will be further improved as well as extended to other regions based on a new concept called “Health Regionsplus”.

Einleitung

sensprinzip charakterisiert [5]. Gesundheitskonferenzen sind in Deutschland durch Länderaktivitäten und kommunale Initiativen relativ weit verbreitet [6]. Ihre zugrunde liegenden Konzepte und Begrifflichkeiten, Strukturen sowie behandelten Themen sind jedoch heterogen. Gesundheitskonferenzen wurden zudem nur selten evaluiert [6]. Die bisherigen Begleitstudien zu kommunalen Gesundheitskonferenzen in Nordrhein-Westfalen (NRW) [7–11], der Gesundheitskonferenzen in Berlin [12] sowie zum Modellprojekt „Zukunftsregion Gesundheit“ in Niedersachsen [13, 14] zeigen, dass diese zu einer verbesserten organisations- und professionsübergreifenden Kooperation beitragen können. Als hemmend gelten dagegen restriktive Gestaltungsmöglichkeiten aufgrund der Rahmenbedingungen sowie Finanzierungsschwierigkeiten. Insgesamt überwiegen in den Evaluationsberichten deutlich die positiven Aspekte der Kooperation und Netzwerkbildung. Für die Weiterentwicklung der Gesundheitskonferenzen ist ein Evaluationsbedarf bezüglich Durchführbarkeit, Ausgestaltungsformen und Wirksamkeit zu konstatieren [6]. Aus diesen Gründen wurden im Flächenland Bayern „Regionale Gesundheitskonferenzen (RGK)“ zunächst modellhaft im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, in Stadt und im Landkreis Bamberg sowie im Planungsverband Südostoberbayern von Mitte 2013 bis Ende 2014 erprobt. Wie die ●  ▶  Tab. 1 zeigt, unterscheiden sich die Modellregionen erheblich nach Größe, Einwohnerzahl, Siedlungstypen und Versorgungsindikatoren. Das Modellprojekt wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) in Auftrag gegeben und finanziert. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebens-



Regionalspezifische bedarfsgerechte Steuerungssysteme gewinnen für die Sicherstellung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung angesichts des demografischen Wandels stark an Relevanz. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) [1] hat sich bereits 2009 für eine Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitssystems durch verbesserte Koordination und regionale Abstimmung ausgesprochen. Die Komplexität des deutschen Gesundheitswesens erfordert Kommunikation sowie Mitverantwortung und Kooperation der Akteure [2]. Gerade für die Zusammenarbeit des ambulanten und des stationären Sektors sind regionale Koopera­ tionsstrukturen erforderlich. Diesem Grundgedanken folgen Gesundheitskonferenzen, die als Steuerungsinstrument im kommunalen Gesundheitsmanagement fungieren. „Konferenz“ leitet sich vom lateinischen „conferre“ her, welches mit „zusammentragen“ oder „sich besprechen“ [3] übersetzt werden kann. Meier [4] fasst Gesundheitskonferenzen begrifflich als „runde Tische“, an denen Vertreter aller relevanten Gruppierungen und Institutionen des Gesundheitswesens teilnehmen, mit dem Ziel der Verständigung, Kooperation und Partizipation. Sie gelten als ein Instrument, um mehr Verantwortung für die Gesundheitsversorgung und -förderung wahrzunehmen und Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit zu erschließen. Gesundheitskonferenzen bieten die Möglichkeit, über die Initiative des öffentlichen Sektors die Akteure und Entscheidungsträger des selbstverwalteten Gesundheitswesens einzubinden und Politik sektorenübergreifend zu gestalten [5]. Sie sind durch das Kon-

Tab. 1  Strukturdaten und Versorgungsindikatoren in den Modellregionen zu Projektbeginn. Strukturdaten

Jahr

Gebietskörperschaften

Bevölkerung (31.12.2012) Fläche in km² Siedlungsstrukturelle Typen

Versorgungsindikatoren Einwohner je Arzt in ambulanten Einrichtungen Krankenhausbettendichte je 1 000 Einwohner

Regionale Gesundheitskonferenz

Regionale Gesundheitskonferenz

Regionale Gesundheitskonferenz

Bamberg

Südostoberbayern

Weißenburg-Gunzenhausen

Stadt und Landkreis Bamberg

Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

2012 2013 2013

214 621 1 223 Ländlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen; Stadt Bamberg als Oberzentrum

Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Rosenheim, Traunstein und Stadt Rosenheim 792 285 5 225 Ländliche Region (ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen und Städtische Kreise)

2012

525

485

698

2012

5,9

7,1

4,6

92 187 971 dünn besiedelter ländlicher Kreis

Quelle: eigene Berechnungen basierend auf Daten des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Laufende Raumbeobachtung), GBE 2012 Indikator 8,8

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Gesundheitspolitik/ Administration Ambulante Gesundheitsversorgung

Stationäre Gesundheitsversorgung Sozialversicherungsträger Sonstige

–  Mitglieder des zuständigen Stadt-/Landrates und von Gemeinderäten –  Gesundheitsamt/Geschäftsstelle Gesundheitskonferenz –  Anlassbezogen Sozial-/Jugendhilfe, Verkehr, Umwelt, Schule, Arbeit usw. –  Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbandes –  Regionalbeauftragter Kassenärztliche Vereinigung Bayerns –  Regionalbeauftragter Bayerische Zahnärztekammer/Kreiszahnärzteschaft, Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns –  Regionaler Vertreter Apothekerkammer –  Regionaler Vertreter Psychotherapeutenkammer –  Heilberufe (anlassbezogen Pflege, Hebammen, Ergo-/Physiotherapie, Logopädie) –  Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge –  Stationäre und teilstationäre Einrichtungen der Krankenversorgung, Pflege-/Rehabilitationseinrichtungen, Palliativversorgung –  Regionaler Vertreter Gesetzliche Krankenversicherung –  Regionaler Vertreter Gesetzliche Pflegeversicherung, Gesetzliche Rentenversicherung, Gesetzliche Unfallversicherung bzw. Berufsgenossenschaften –  Vertreter der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe, Patientenvertreter/-schutz –  Wohlfahrtsverbände, Beratungsstellen –  Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstitute –  Weitere wichtige lokale Akteure, Beauftragte und Netzwerke

mittelsicherheit (LGL) begleitete es wissenschaftlich. Jede der 3 Modellregionen erhielt eine Anschubfinanzierung von ca. 46 000 Euro für Personal- und Sachkosten. Zentrale Anforderungen für die Modellphase waren die Einrichtung einer Geschäftsstelle und die Gründung der RGK als Fachgremium. Der Schwerpunkt sollte auf der wohnortnahen Gesundheitsversorgung liegen. Die RGK setzte sich aus den relevanten regionalen Akteuren des Gesundheitswesens zusammen, die in ●  ▶  Tab. 2 dargestellt sind. Die Auswahlentscheidungen und Ansprache der Mitglieder wurden von den Vorsitzenden in Kenntnis der regionalen Strukturen vorgenommen. Die Mitgliedsstrukturen entwickelten sich zwischen den 3 Gesundheitskonferenzen mit den verschiedenen Gremiengrößen und regionalen Besonderheiten etwas unterschiedlich. Die RGK hat den Auftrag, den Bedarf sowie die Gesundheitsprobleme in der Region zu analysieren. Sie initiiert Maßnahmen und intensiviert die Kooperation der Akteure, um Verbesserungen der wohnortnahen Gesundheitsversorgung zu erreichen. Während der Modellphase waren jeweils 3 Sitzungen der RGK für Konstituierung, Assessment und Entwicklung von Maßnahmen oder Verabschiedung von Stellungnahmen vorgesehen ▶  Tab. 3). Zur intensiveren Bearbeitung von ausgewählten The( ● men waren Arbeitsgruppen zu bilden. Die prozessbegleitende Evaluationsstudie zielt darauf, einen umfassenden Überblick der Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der RGK zu erhalten und die Zielerreichung aus der Perspektive der teilnehmenden Akteure zu erfassen.

Methode



Der Evaluationsansatz umfasste eine Triangulation qualitativer und quantitativer empirischer Methoden. Anhand einer Befragung der Geschäftsstellenleiter wurde die Strukturqualität der Geschäftsstelle erhoben. Dokumentenanalysen von Fortschrittsberichten, Sitzungsprotokollen sowie Dokumentationsbögen dienten dem Monitoring. Sie wurden ergänzt durch teilnehmende Beobachtungen bei den Gesundheitskonferenzen und einen intensiven Austausch mit den Geschäftsstellenleitern. Am Ende wurde eine Vollerhebung bei allen Teilnehmern der RGK mittels eines teilstandardisierten Fragebogens durchgeführt. Das Erhebungsinstrument beinhaltete 19 Einzelitems im Likert-Format, deren Zustimmungsgrad auf einer 4-stufigen-Antwortskala ab-

Tab. 3  Zeit- und Projektplan der Regionalen Gesundheitskonferenzen. Zeitplan

Projektplan

07/2013 bis 09/2013

Antragstellung; Einrichtung einer Geschäftsstelle in der Region sowie Vorbereitung und Implementierung der Regionalen Gesundheitskonferenz 1. Sitzung: Konstituierung der Regionalen Gesundheitskonferenz 2. Sitzung: Durchführung Bedarfsanalyse, Identifikation von regionalen Gesundheitsproblemen, Schwerpunktsetzung für die zukünftige Arbeit Gründung von Arbeitsgruppen, Beginn von Maßnahmen und Projekten 3. Sitzung: Entwicklung von Gesundheitsstrategien, Stellungnahmen, Reflektion und Weiterentwicklung Fragebogenerhebung bei allen Teilnehmern der Regionalen Gesundheitskonferenz

12/2013 03/2014 bis 06/2014 bis 09/2014 09/2014 bis 12/2014 bis 12/2014

gefragt wurde. Ein Großteil der Items wurde in Anlehnung an Badura et al. [8] formuliert. 9 Items erfassten Aspekte zur Zufriedenheit und zum Erfolg der RGK. Weitere 7 Einzelitems betrafen Strukturen und Prozesse der RGK und 3 Items untersuchten den Einfluss der Geschäftsstellenleiter, Vorsitzenden und Moderatoren. Der Fragebogen wurde am Ende der jeweils letzten RGK ausgehändigt. Er war anonym zu beantworten und konnte direkt vor Ort oder postalisch zurückgegeben werden. Die Rücklaufquote betrug 90 % (26 von 29 Fragebögen in Weißenburg-Gunzenhausen; 29 von 34 in Südostoberbayern; 17 von 17 in Bamberg). Die Missing Data-Rate betrug bei den einzelnen Items zwischen 0 und 3 Teilnehmern.

Ergebnisse



a) Monitoring der Implementations- und Umsetzungsphase

In allen 3 Modellregionen konnte relativ schnell eine funktionierende RGK institutionalisiert werden. Die Beteiligung und Mitwirkungsbereitschaft der Akteure waren sehr hoch. Die Teilnehmerzahl an den Sitzungen variierte zwischen den Regionen und im Zeitverlauf von 17 bis 37 Teilnehmern. Es nahmen in allen 3 Regionen Vertreter der Kommunalpolitik und Unteren Gesundheitsbehörden, Sozialversicherungsträger, Leistungserbringer der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung sowie

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Tab. 2  Akteure in den Regionalen Gesundheitskonferenzen.

Originalarbeit

Tab. 4  Strukturen, Methoden und Aktivitäten der Regionalen Gesundheitskonferenzen. Gesundheits­

Bamberg

Südostoberbayern

Weißenburg-Gunzenhausen

Vorsitz Geschäftsstelle Moderation Steuerungsgruppe Geschäftsordnung Bedarfsermittlung

Landrat Gesundheitsamt Geschäftsstellenleiter Ja Ja –  2 Delphi-Runden bei den Konferenzteilnehmern –  Analysen Gesundheitsindikatoren

Landrat Gesundheitsamt Geschäftsstellenleiterin Ja Ja –  Schriftliche Befragung der Konferenzteilnehmer –  Datenanalysen Gesundheitsatlas Bayern des LGL –  Schriftliche Befragung aller Pflegeeinrichtungen zum Überleitungsmanagement

Arbeitsgruppen (AG) und Aktivitäten

1. AG „Künftige Entwicklungen in haus- und fachärztlicher Versorgung“: –  Gründung „Zweckverband ärztliche Versorgung“ 2. AG „Praktisches für haus- und fachärztliche Versorgung“: –  Ärztlicher Fachaustausch mittels „Telefon Termin Online Manager“ –  Informationskampagne Sekundärsysteme – Arzt-Patient-Kommunikation – Zukunftswerkstatt 3. AG „Medizinische Versorgung in Pflegeheimen“: –  IPB Interdisziplinäres Pflegekonzept Bamberg

Planungsverbandsvorsitzender Planungsverband Vorsitzender Ja Nein –  Schriftliche Vorabfrage von Themen –  Schriftliche Befragung aller Bürgermeister in den Gemeinden zur ärztlichen Versorgungssituation –  Analyse der Daten zur ambulanten Bedarfsplanung 6 AGs auf Landkreis-/Stadtebene mit identischen Themeninhalten zu: a)  Räumlicher Zuschnitt Versorgungsbereiche b) Bereitschaftsdienst/Notarztdienst c)  Begleitende Maßnahmen auf kommunaler Ebene d)  Schnittstelle ambulant/stationär e)  Psychotherapeutische Versorgung Zusammenfassung der Arbeitsgruppenergebnisse in einer Resolution mit folgenden Schwerpunkten: –  Sicherung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung –  Verhinderung einer Konzentration in den Zentren –  Bedarfsgerechte räumliche Verteilung der Hausärzte –  Flexible Möglichkeiten für Kommunen –  Kooperation stationärer und fachärztlicher Strukturen mit Hausärzten –  Bessere Kommunikation zwischen den Akteuren –  Neuregelung Not-/Bereitschaftsdienst –  Junge Ärztinnen und Ärzte für ambulante Versorgung gewinnen

Patientenvertreter und Repräsentanten weiterer Gesundheitsorganisationen teil. Die Geschäftsstellen wurden bei der kommunalen Selbstverwaltung eingerichtet. Es bildeten sich kleinere Steuerungsgruppen. Die Geschäftsstellenleiter beurteilten ihre eigenen Arbeitsbedingungen in einer separaten Abfrage mit „sehr gut“ oder „gut“. Der Vorsitz der RGK lag bei den Landräten bzw. beim Planungsverbandsvorsitzenden. 2 Modellregionen verabschiedeten eine Geschäftsordnung. Die Bedarfsanalyse erfolgte mehrstufig ▶  Tab. 4). Zum Teil wurden Problemlagen vor Ort in einer Frage( ● bogenerhebung der eingeladenen Akteure erfasst und während der Sitzungen diskutiert. Außerdem wurden vorhandene Daten für die Bedarfsermittlungen analysiert, z. B. des ärztlichen Kreisverbands, des Gesundheitsatlas Bayern oder der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Die Priorisierungen ergaben für alle 3 Modellregionen als Hauptarbeitsschwerpunkt die ambulante ärztliche Versorgung. Die zu bearbeitenden Themen wurden nach Dringlichkeit und Problemrelevanz gemeinsam in den Gesundheitskonferenzen ausgewählt und die weniger wichtigen Fragestellungen vorerst zurückgestellt. Bereits nach den ersten Sitzungen wurden Arbeitsgruppen gebildet. In Südostoberbayern wurde hierzu jeweils eine Arbeitsgruppe pro teilnehmen-

1. AG „Ärztliche Versorgung“: –  Koordinationsstelle ärztliche Versorgung –  Anwerben von Praktikanten und Famulanten –  Errichtung einer „Ferienakademie“ für Studenten der Humanmedizin –  Positionspapier „Bereitschaftsdienste“ sowie „Nachfolge für Landarztpraxen zur Verbesserung der Situation in Bayern“ 2. AG „Patienten- und Pflegewegweiser“: – Seniorenwegweiser –  Flyer Entlastungsangebote für pflegende Angehörige –  Virtueller Patientenwegweiser 3. AG „Schnittstellenkommunikation und Überleitung“: –  Pflegeüberleitungsbogen Region Altmühlfranken –  Pflegeforum Altmühlfranken 4. AG „Hospiz- und Palliativversorgung“: –  Stärkung regionaler Hospizverein –  Koordination der vorhandenen allgemeinen Hospiz- und Palliativversorgung –  Aufbau regionales SAPV-Team mit Landkreis Roth

▶  Tab. 4). Ihre dem Landkreis mit identischen Themen gebildet ( ● Ergebnisse wurden in einer gemeinsamen Resolution [15] zusammengeführt, welche u. a. einen detaillierten Vorschlag für den regionalen Zuschnitt der hausärztlichen Planungsbereiche beinhaltete. Die Resolution wurde an die politischen Entscheidungsträger auf Landes- sowie kommunaler Ebene adressiert. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gab es neben der Arbeitsgruppe für die Sicherung der ärztlichen Versorgung noch weitere zu Palliativversorgung und Hospiz, Patientenwegweiser und Überleitungsmanagement. Es wurden verschiedenartige Aktivitäten und Maßnahmen entwickelt, wie z. B. ein Positionspapier zur Neuordnung des ärztlichen Bereitschaftsdiensts oder ein Pflegeüberleitungsbogen, der zukünftig für den Landkreis Anwendung finden soll. In Bamberg gab es 3 Arbeitsgruppen zu Themen der haus- und fachärztlichen Versorgung. In Planung ist hier u. a. ein Verbund von Haus- und Fachärzten für eine „Rundum-die Uhr“-Betreuung in Pflegeheimen.

b) Teilnehmerbefragung Die ●  ▶  Abb. 1 zeigt die Zustimmungsgrade der Teilnehmer nach

der jeweils dritten RGK zu den abgefragten Statements im Überblick. Die Höhe der Teilnehmerzahl empfanden 93 % der Befrag-

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konferenz

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0%

39 %

54 %

6% 1% 38 %

60 %

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65 %

11 %

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73 % 7%

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3 %1 %

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9%

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6%

46 % 15 % 46 % 54 %

7%

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40 % trifft eher zu

3%

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87 %

trifft zu

3%

16 % 52 %

39 %

12 %

60 % trifft eher nicht zu

1%

7%

64 % 27 %

1% 3%

7% 38 %

56 % 46 % 18 %

1%

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20 %

3%

13 %

80 %

3% 2%

100 % N = 72

trifft nicht zu

Abb. 1  Strukturen, Prozesse, Erfolg, Eignung und Zufriedenheit in den Gesundheitskonferenzen aus Sicht der Teilnehmer in den 3 Modellregionen (4-stufige-Antwortskala).

ten als angemessen oder eher angemessen. 98 % der Interviewten äußerten sich zustimmend, dass alle für die Gesundheitsversorgung bzw. Gesundheitspolitik der Region wichtigen Akteure in dem Gremium vertreten waren. Die Mehrheit der Teilnehmer hat sich in der Regel aktiv an den Sitzungen beteiligt. Dieser Aussage stimmten 85 % der Befragten zu oder eher zu. Nach Einschätzung von 65 % der Teilnehmer hatten alle die gleichen Chancen, ein Thema in der RGK einzubringen. 46 % der Teilnehmer bezeichneten es als zutreffend oder eher zutreffend, dass Konflikte zwischen den Teilnehmern während der Sitzungen deutlich wurden. Interessenskonflikte gab es bspw. bei Fragen zur Neuordnung von Bereitschaftsdiensten in einem Landkreis. Trotz der teilweise aufgetretenen Konflikte waren für 73 % der Befragten die Sitzungen in der Regel durch eine konstruktive Atmosphäre gekennzeichnet. Die Zustimmung variierte stark im Regionalvergleich. In Bamberg (94 %) und Weißenburg-Gunzenhausen (80 %) wurde diese Aussage häufiger mit „trifft zu“ als in Südostoberbayern (55 %) beantwortet. Die Frage, ob die Mehrheit der Teilnehmer nur zu den Sitzungen erschien, um ihre Partikular-Interessen durchzusetzen, verneinten 82 % der Akteure kategorisch oder eher. Die Funktionsträger für Geschäftsstellenleitung, Vorsitz und Moderation sind bedeutsam für die RGK. Der Geschäftsstellenleiter wurde von allen der befragten Akteure und der Vorsitzende von 90 % der Befragten als wichtig oder eher wichtig für das Funktionieren der RGK angesehen. 96 % der Befragten stimmten voll oder eher zu, dass der Moderator einen positiven Einfluss auf den Sitzungsverlauf hatte. 90 % der befragten Akteure waren der Ansicht oder eher der Ansicht, dass die RGK ein geeignetes Steuerungsinstrument zur Optimierung der Kooperation der Akteure auf regionaler Ebene ist. Ein ebenso hoher Anteil der Befragten hielt die RGK als Steuerungsinstrument für die Verbesserung der regionalen gesundheitlichen Versorgung prinzipiell für geeignet. Eine sehr hohe Zustimmung erzielte das Statement zum Erfolg der bisherigen Arbeit. 94 % der Interviewten antworteten mit „trifft zu“ bzw. „trifft eher zu“. 46 % gaben außerdem an, dass die wichtigsten

Probleme der Region identifiziert wurden. Diesen Standpunkt vertraten besonders oft Akteure aus Südostoberbayern (53 %) sowie Vertreter der Kommunalpolitik (73 %). Die Kommunika­ tion zwischen der Region und den Landesstrukturen sahen vor allem die Vorsitzenden und Geschäftsstellenleiter der RGK als verbessert an. In den anderen Akteursgruppen bestand ein relativ hoher Anteil an „Weiß nicht“-Antworten. 78 % der Befragten signalisierten Zustimmung für das Statement, dass die in der RGK beschlossenen Maßnahmen und Projekte umgesetzt werden konnten oder gute Realisierungschancen haben. Bei diesem Item war der „Weiß nicht“-Anteil allerdings am höchsten. Die Umsetzungschancen von Maßnahmen oder Projekten wurden in Bamberg und Weißenburg-Gunzenhausen deutlich optimistischer als in Südostoberbayern betrachtet. 85 % der Befragten bekundeten, dass die Teilnahme an der RGK für die vertretene Institution von Nutzen war. Wichtig ist für die Gesamtevaluation die globale Zufriedenheit. 54 % der Befragten waren mit dem bisherigen Verlauf der RGK insgesamt „zufrieden“ und weitere 37 % waren „eher zufrieden“. Die Zufriedenheit ist in den 3 Regionen sehr ähnlich. Deutliche Unterschiede im Grad der Zufriedenheit gab es dagegen zwischen den Akteursgruppen. Für alle Vorsitzenden und Geschäftsstellenleiter sowie alle Vertreter der Kommunalpolitik und der Unteren Gesundheitsbehörde traf zu, dass sie mit dem bisherigen Verlauf zufrieden oder eher zufrieden waren. ●  ▶  Abb. 2 stellt anhand von Mittelwerten die großen Unterschiede zwischen den Akteursgruppen und die geringen Differenzen zwischen den Regionen dar (unter der pragmatischen Annahme der Äquidistanz in der Merkmalsausprägung). Nach eigenen Angaben würden 98 % der Akteure auch zukünftig an den RGK teilnehmen oder eher teilnehmen. Die Items der Zufriedenheit mit dem Verlauf und die zukünftige Teilnahme sind mit allen in ●  ▶  Abb. 1 unter B „Erfolgsparameter und Eignung“ und den meisten unter A „Strukturen und Prozesse“ stehenden Items positiv assoziiert, was aber aus Platzgründen nicht dargestellt wird.

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A) STRUKTUREN und PROZESSE Teilnehmerzahl angemessen (n = 71) Alle wichtigen Akteure vertreten (n = 72) Mehrheit beteiligte sich aktiv (n = 71) Jeder gleiche Chance Thema einzubringen (n = 72) Konflikte zwischen Teilnehmern in Sitzungen (n = 68) Konstruktive Atmosphäre in Sitzungen (n = 71) Mehrheit anwesend wg. Partikular-Interessen (n = 69) Vorsitzender war wichtig (n = 69) Geschäftsstellenleitung war wichtig (n = 72) Moderator hatte positiven Einfluss (n = 70) B) ERFOLGSPARAMETER und EIGNUNG Geeignet für Optimierung der Kooperation (n = 69) Geeignet für Optimierung Gesundheitsversorgung (n = 70) Bisherige Arbeit erfolgreich (n = 66) Wichtigste Probleme identifiziert (n = 70) Verbesserte Kommunikation Region - Land (n = 63) Maßnahmen haben gute Umsetzungschancen (n = 60) Teilnahme für Institution von Nutzen (n = 69) C) GLOBALE ZUFRIEDENHEIT Mit Verlauf insgesamt zufrieden (n = 67) Ich würde auch in Zukunft teilnehmen (n = 68)

Originalarbeit

„trifft zu“

Insgesamt (n = 67; Median = 1)

„trifft eher zu“

Bamberg (n = 17; Median = 1)

1,6

Weißenburg-Gunzenhausen (n = 25; Median = 1)

1,6 1,0

Kommunalpolitik / Untere Gesundheitsbehörde (n = 14; Median = 1)

Abb. 2  Zufriedenheit mit dem Verlauf der Regionalen Gesundheitskonferenzen nach Modellregionen und Akteursgruppen auf 4-stufiger-Antwort­skala (Mittelwerte).

1,3

Sonstige (n = 10; Median = 2)

1,6

Leistungserbringer (n = 25; Median = 2)

1,8

Sozialversicherungsträger (n = 7; Median = 2)

Diskussion Das Evaluationsdesign war explorativ für die relativ kurze Projektzeit von ca. 18 Monaten angelegt. Die hohe „Weiß nicht“-Quote bei den Umsetzungschancen der Maßnahmen deutet darauf hin, dass der Zeitpunkt der Abfrage sehr früh für deren Bewertung war, da sich einige Projekte noch in der Planungsphase befanden. Eine Outcome-Evaluation benötigt einen wesentlich größeren Zeithorizont. Hier besteht für die Zukunft Forschungsbedarf. Als Limitation ist zu erwähnen, dass der Zugang in das Modellprojekt freiwillig, die Ansprache über die Land­räte erfolgte und das Landesinteresse hoch war. Dies kann möglicherweise zu einem überdurchschnittlich hohen Engagement der Akteure geführt haben. Auch wenn die Anonymität in der Fragebogenerhebung und eine externe Auswertung sichergestellt wurden, kann eine Tendenz zur sozialen Erwünschtheit beim Antwortverhalten prinzipiell nicht ausgeschlossen werden. Die Befragungsergebnisse verdeutlichen, dass die Teilnehmergrößen in den RGK als angemessen betrachtet wurden. Sie bestätigen auch die Studien aus NRW und Niedersachsen [7, 14], die eine Koordinierungsstelle als ausschlaggebend für eine erfolgreiche Arbeit erkannten. Der Wichtigkeit des Geschäftsstellenleiters stimmten alle Akteure einhellig zu. Aus Sicht der Akteure standen Partikularinteressen nicht im Vordergrund. In den Sitzungen der RGK sowie in Arbeitsgruppen kam es vereinzelt zu Konflikten zwischen den Beteiligten, die möglicherweise grundsätzlichen Interessenskonflikten im Gesundheitswesen geschuldet waren. Diese beeinflussten aber scheinbar wenig eine insgesamt konstruktive Atmosphäre. In Südostoberbayern wurden Zielerreichung und Erfolgsparameter insgesamt etwas kritischer bewertet. Dies betrifft zum einen die Eignung der RGK als Steuerungsinstrument und zum anderen den Erfolg der bisherigen Arbeit und die Umsetzungschancen für die Projekte. Dies dürfte auf die Unterschiede in der Gestaltung und Arbeitsstruktur zwischen den RGK und in den Aktivitäten und Methoden zurückzuführen sein. In Weißenburg-Gunzenhausen und Bamberg wurden konkrete Projekte auf Landkreisebene umgesetzt. Ein gelungenes Beispiel für die sektorenübergreifende Kooperation stellt die geplante flächendeckende Einführung eines Pflegeüberleitungsbogens in Weißenburg-Gunzenhausen dar. In Südostoberbayern hingegen wurde die RGK genutzt, um eine elaborierte gesundheitspolitische Resolution für die Region zu verabschieden, die sich an die Entscheidungsträger auf Landes- sowie kommunaler Ebene richtet. Dieser gesundheitssystemische Ansatz und politische Gestaltungsanspruch dürften dazu geführt haben, dass vergleichsweise viele Akteure meinten, die wichtigsten Probleme identifiziert zu haben, dass die Umsetzungschancen der Prob-

2,0

3,0

4,0

lemlösungen aber schwieriger sind. Da die Arbeitsgruppenbildung auf der Ebene der Stadt- und Landkreise parallel erfolgte, erscheint in der Gesamtbewertung der Regionalbezug der RGK Südostoberbayern für gesundheitspolitische Stellungnahmen passend, für konkrete Projektarbeit und Umsetzung vor Ort möglicherweise jedoch zu groß. Die globale Zufriedenheit der Akteure mit den RGK ist aber überall sehr groß. Sie variiert jedoch nach Akteursgruppen und liegt bei Sozialversicherungsträgern und Leistungserbringern unter dem Durchschnitt. Eine kritischere Einschätzung wurde auch bei den ärztlichen Delegierten in Gesundheitskonferenzen in NRW beobachtet [16, 17]. Möglicherweise trug bei den Kostenträgern zu geringerer Zufriedenheit bei, dass häufig drohende ärztliche Unterversorgung in den Regionen und damit eine zu erwartende Leistungsausweitung im Fokus standen. Der sehr hohe Anteil der Interviewten, der zukünftig wieder teilnehmen würde, deutet aber darauf hin, dass die RGK alles in allem gut angenommen und wertgeschätzt werden. Dafür spricht auch die Beobachtung, dass in allen 3 Regionen einzelne Aktivitäten nach Förderende in eigener Zuständigkeit fortgesetzt wurden.

Ausblick



Angesichts der insgesamt sehr guten Ergebnisse und Praxiserfahrungen wurde seitens des StMGP beschlossen, diesen Ansatz in Bayern mit dem Konzept Gesundheitsregionenplus [18] auszubauen. Kernelement wird ein neues Gesundheitsforum. In Bamberg und Weißenburg – Gunzenhausen werden die RGK in das Forum überführt. In Südostoberbayern werden – auch als ein Ergebnis der Evaluation – voraussichtlich Gesundheitsregionenplus mit kleinräumigeren Regionalbezügen etabliert. Neben dem Handlungsfeld Gesundheitsversorgung werden die Prävention und Gesundheitsförderung sowie weitere regionalspezifische Handlungsfelder fokussiert. Die Förderung des Landes wird auf bis zu 5 Jahre ausgedehnt. In der Fläche wird der Ansatz der Gesundheitsregionenplus zunächst auf ca. 24 Regionen ausgeweitet.

Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur

1 SVR. Sondergutachten 2009 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens. Bundestag Drucksache 2009; 16: 13770 2 SVR. Gutachten 2007 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Kooperation und Verantwortung. Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung. Bundestag Drucksache 2007; 16: 6339

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2,3 1,0



„trifft nicht zu“

1,5

Südostoberbayern (n = 25; Median = 2)

Vorsitz/Moderation/Geschäftsstelle (n = 8; Median = 1)

„trifft eher nicht zu“

1,6

3 Dudenverlag. Duden online. Suchergebnisse „conferre“. Im Internet: http://www.duden.de Stand: 2.12.2015 4 Meier B. Gesundheitskonferenzen – Instrumente der Kooperation zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Gesundheitswesen 1995; 57: 645–651 5 Brand H, Michelsen K. Collaborative governance: the example of health conferences. In: McQueen DV, Wismar M, Lin V, Jones CM, Davies M. (Eds.) Intersectoral Governance for Health in All Policies. Structures, actions and experiences. Copenhagen, Denmark: WHO Regional Office for Europe; 2012: 165–184 6 Hollederer A. Gesundheitskonferenzen in Deutschland: ein Überblick. Gesundheitswesen 2015; 77: 161–167, doi:10.1055/s-0033-1361109 7 Knesebeck O, Badura B, Zamora P et al. Evaluation einer gesundheitspolitischen Intervention auf kommunaler Ebene – Das Modellprojekt „Ortsnahe Koordinierung der gesundheitlichen und sozialen Versorgung“ in Nordrhein-Westfalen. Gesundheitswesen 2001; 63: 35–41 8 Badura B, Münch E, Schnabel M et al. Ortsnahe Koordinierung der gesundheitlichen und sozialen Versorgung. Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung zu einem Modellvorhaben. Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit NRW., (Hrsg.). Düsseldorf: 2000 9 Knesebeck O, Joksimovic L, Badura B et al. Evaluation of a community-level policy intervention. Health Policy 2002; 61: 111–122 10 Zamora P. Möglichkeiten, Grenzen und Perspektiven einer Optimierung der gesundheitlichen Versorgung durch Kommunalisierung von gesundheitsbezogenen Steuerungs- und Managementprozessen. Dissertation Universität Bielefeld 2002

11 Murza G, Werse B, Brand H. Ortsnahe Koordinierung der gesundheitlichen Versorgung in Nordrhein-Westfalen. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 2005; 10: 1162–1169 12 Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz. Schlussbericht Projekt: Umsetzung des Gesundheitsdienst-Gesetzes (GDG).Berlin: Juni 2010 13 Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V., (Hrsg.). Zukunftsregionen Gesundheit. Kommunale Gesundheitslandschaften. Abschlussbericht 2014. Hannover: 2014 14 Brandes S, Bregulla I, Altgeld T. Zukunftsregionen Gesundheit. Kommunale Gesundheitslandschaften. Bericht zur Abschlussevaluation. Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. Hannover: 2014 15 Regionaler Planungsverband Südostoberbayern, (Hrsg.). Resolution der Regionalen Gesundheitskonferenz Südostoberbayern.Traunstein: 16.09.2014 16 Wüstenbecker M. Kommunale Gesundheitskonferenzen im Urteil ärztlicher Delegierter. Westfälisches Ärzteblatt 2003; 8: 11 17 Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe. Kommunale Gesundheitskonferenzen in Nordrhein-Westfalen – Eine Erfolgsgeschichte? Standpunkt Berufspolitik 2009; 14–15 18 Hollederer A, Eicher A, Pfister F et al. Koordination und Verantwortung durch Gesundheitsregionenplus: Neue gesundheitspolitische Ansätze und Entwicklungen in Bayern. Das Gesundheitswesen 2015, doi:10.1055/s-0035-1555892 (efirst)

Hollederer A, Stühler K. Kooperation im Gesundheitswesen: Formative …  Gesundheitswesen

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Originalarbeit

[Cooperation in Public Health: Formative Evaluation of the Model Project "Regional Health Conferences" in Bavaria].

Ziel der Studie: Gesundheitskonferenzen bieten eine Möglichkeit zur besseren Kooperation und Steuerung im kommunalen Gesundheitsmanagement. Die explor...
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