© Klaus Rüschhoff, Springer Medizin

Ophthalmologe 2015  DOI 10.1007/s00347-014-3182-1 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015

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Demografie und  Altersabhängigkeit bei  Augenerkrankungen Zusammenfassung

Dieser Beitrag erklärt zentrale demografische Begriffe und beschreibt die aktuellen und zukünftigen Veränderungen in der Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung. Der Anteil älterer Menschen nimmt in sehr hohem Maße in Deutschland zu. Geburtenstarke Jahrgänge werden älter, und die Lebenserwartung gerade für ältere Menschen steigt. Von diesen gesellschaftlichen Umwälzungen ist die Augenheilkunde besonders betroffen, da viele Augenerkrankungen im höheren Lebensalter auftreten. Die Prävalenz für Blindheit und Sehbehinderung nimmt insbesondere unter älteren Menschen zu und wird durch Erfolge in der Verringerung des Erblindungsrisikos überdeckt. Bis zum Jahr 2030 sind ca. 20 bis über 30% mehr altersbedingte Augenerkrankungen zu erwarten, was zu ca. 7,7 Mio. zusätzlichen Behandlungsfällen für die Bevölkerung im Alter über 60 Jahre führt. Die ophthalmologische Versorgung muss dem wachsenden Bedarf angepasst werden.

Schlüsselwörter

Demografische Alterung · Bevölkerung · Augenversorgung · Versorgungsforschung · Epidemiologie

Der Ophthalmologe 2015  | 

1

CME

Lernziele Nach der Lektüre dieses Beitrages F verstehen Sie grundlegende Einflüsse und Prozesse der Bevölkerungszusammensetzung, F haben Sie eine Vorstellung über die quantitativen und qualitativen Folgen der demografischen Alterung der Gesellschaft, F können Sie die Auswirkungen des demografischen Wandels für das zukünftige Auftreten von Augenerkrankungen in der Bevölkerung skizzieren, F  verstehen Sie den veränderten ophthalmologischen Versorgungsbedarf, F haben Sie zusätzliches Rüstzeug für gesundheitspolitische Auseinandersetzungen gewonnen.

Forschungsfeld Bevölkerung

Die Bevölkerungsform wandelt sich von einer Pyramidenform zu einer Mumienform

Demografie – zusammengesetzt aus den griechischen Worten démos „Volk“, und graphé „Schrift“ – ist die wissenschaftliche Disziplin, die Bevölkerung und ihre Zusammensetzung zu analysieren und zu beschreiben. Das Besondere ist, dass es eine konstant zusammengesetzte Bevölkerung praktisch nicht gibt, sondern diese immer auch dynamischen Veränderungen im Zeitverlauf unterliegt. Neben Zu- und Abflussgrößen wie der Geburten-, Sterbe- und Migrationsrate hat auch die Lebenserwartung unmittelbaren Einfluss auf die Zusammensetzung der Bevölkerung. In der Darstellung der deutschen Bevölkerung nach Alter und Geschlecht werden zudem geschichtliche Einschnitte und Wellen abgebildet. Die Form der ursprünglichen Bevölkerungspyramide hat sich dabei im Laufe der Zeit gewandelt. Einkerbungen durch Geburtenausfälle aus Kriegs- und Krisenphasen stehen Wellen durch besonders geburtenstarke Jahrgänge gegenüber. Zukünftig wird die Bevölkerungsdarstellung immer mehr die Form einer Mumie annehmen (. Abb. 1).

Alterung der deutschen Bevölkerung

Der Durchschnittsdeutsche ist aktuell 44 Jahre alt

Die Richtung dieses Trends ist auch bei verschiedenen Annahmen für die Entwicklung der Geburtenrate sowie der Lebenserwartung eindeutig und für die kommenden Jahre zunächst nur wenig unterschiedlich in der Ausprägung [1]. So nimmt das Durchschnittsalter (Median) für die kommenden Jahre von aktuell ca. 44 Jahren auf 46 bis 48 Jahre bis 2030 und auf über 50 Jahre bis 2050 zu (. Abb. 2). Den Prozess der demografischen Alterung durchlaufen derzeit viele westliche Industriestaaten, der jedoch durch Unterschiede in der Geburtensituation verschieden stark ausgeprägt ist. Die sog. Fertilitätsrate gibt an, wie viele Kinder pro Frau durchschnittlich geboren werden. Man geht davon aus, dass diese Rate bei einer geringen Säuglings- und Kindersterblichkeit bei etwa 2,1

Demography and age-dependency in ophthalmic diseases Abstract

This article explains key terms in demography and describes current and future changes in the composition of the German population. The ratio of older persons is greatly increasing as age groups from higher birth rates are growing older and as the life expectancy continues to rise particularly for older age groups. Ophthalmology is highly affected by these societal changes as eye diseases particularly affect the elderly. The prevalence of blindness and low vision is increasing in the older population even though this increase is being overlapped by a general reduction in the risk of blindness. Up to more than 30 % more age-related eye diseases are expected in the population by the year 2030, which will lead to an additional roughly 7.7 million ophthalmic consultations in the population of more than 60 years of age. The healthcare units need to be adjusted to the rising demand for ophthalmic care.

Keywords

Demographic aging · Population · Eye care · Healthcare research · Epidemiology

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Der Ophthalmologe 2015

CME Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands am 31.12.2011 Alter in Jahren

Männlich

Weiblich

100

FRAUENÜBERSCHUSS

90 Geburtenausfall infolge der Wirtschaftskrise um 1930

Geburtenausfall infolge der Wirtschaftskrise um 1930

80

70 Geburtenausfall Ende des 2. Weltkriegs

Geburtenausfall Ende des 2. Weltkriegs 60

Babyboom anschließender Geburtenrückgang MÄNNERÜBERSCHUSS

50

Babyboom

40

anschließender Geburtenrückgang

30

Geburtentief in den neuen Ländern

Geburtentief in den neuen Ländern

20

10

0 800

600

400

200

0

0

200

400

Tausend je Altersjahr

600

800

Tausend je Altersjahr 2012-06-0761

Abb. 1 8 Zusammensetzung der aktuellen Bevölkerung in Deutschland. (Mit freundl. Genehmigung des Statistischen Bundesamts, Wiesbaden)

liegen müsste, um eine konstante Bevölkerung zu erhalten ohne zusätzliche Migrationseffekte. Für Deutschland muss man bei einer im internationalen Vergleich auffällig niedrigen Fertilitätsrate (. Tab. 1) von einer längerfristig schrumpfenden Bevölkerung ausgehen, sofern Zuzüge diese Entwicklung nicht auffangen. Eine weitere wichtige demografische Kenngröße ist der sog. Altenquotient. Dieser gibt den Anteil der Bevölkerung über 65 Jahren pro 100 Personen gegenüber der erwerbstätigen Bevölkerungsgruppe zwischen 20 und 65 Jahren an. Er liegt gegenwärtig bei 34 und wird bis 2030 bei etwa 50 und bis 2050 bei über 60 liegen [1, 3].

Deutschland hat im internationalen Vergleich eine sehr niedrige Geburtenrate

Der Altenquotient steigt

Der Ophthalmologe 2015 

| 3

CME 60%

0–20

20–60

60–80

80 und älter

50% 40% 30% 20% 10% 0% –10% –20% –30% 2010

2012

2014

2016

2018

2020

2022

2024

2026

2028

2030

Jahr

348.442

352.943

350.655

2001

347.226

1999

344.367

1997

353.816

330.753

1995

343.192

1993

330.165

314.404

Abb. 2 8 Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung in Deutschland 2010–2030

2003

2005

2007

2009

2011

Jahr

Abb. 3 8 Blinde und Sehbehinderte in Deutschland 1993–2011. (Datenquelle: Schwerbehindertenstatistik des Statistischen Bundesamtes)

Die Lebenserwartung steigt gerade für ältere Menschen

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Der Ophthalmologe 2015

Der hohe Anstieg der älteren Bevölkerung ist auch auf die gestiegene Lebenserwartung gerade im höheren Alter zurückzuführen. Angaben des Statistischen Bundesamtes [4]. zufolge hat die Restlebenserwartung für 75-Jährige allein zwischen 1993 und 2011 um etwa 2 Jahre jeweils für Frauen (+18%) und Männer (+26%) zugenommen. Trotz eines relativ höheren Anstiegs der Lebenserwartung für Männer bleibt die Lebenserwartung für Frauen weiterhin höher. Daraus ergibt sich für die Situation der Älteren ein Überschuss der weiblichen Bevölkerung (Feminisierung). Auch ein noch höherer Anteil Alleinlebender ist für die Zukunft zu erwarten (Singularisierung). Für die nächsten Jahre durchläuft die deutsche Bevölkerung aufgrund des Älterwerdens geburtenstarker Jahrgänge eine besondere Dynamik (. Abb. 2). Zunächst wird in den kommenden 10 bis 15 Jahren der Anteil der Altersgruppe jenseits des 80. Lebensjahres am meisten zunehmen. Ab etwa

CME Tab. 1  Fertilitätsrate (Kinder pro Frau) 2006. (Wikipedia [2]) Deutschland Dänemark Österreich Frankreich Großbritannien Spanien Japan USA

1,33 1,80 1,41 1,98 1,84 1,37 1,23 2,10

Tab. 2  Entwicklung der Erkrankungshäufigkeit zentraler ophthalmologischer Krankheiten in Deutsch-

land Erkrankung Blindheit/Sehbehinderung [7] Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) [8] AMD-Frühstadien (Drusen; [9]) Glaukom [10] Glaukomfrühstadien [11] Diabetische Retinopathie [12, 13] Diabetisches Makulaödem [12, 13] Katarakt [14]

2012 353.000 1.608.000 2.610.000 972.000 1.269.000 557.000 109.000 9.853.000

2030 421.000 2.131.000 3.433.000 1.176.000 1.626.000 710.000 139.000 12.305.000

Zuwachs absolut 68.000 523.000 823.000 204.000 357.000 153.000 30.000 2.452.000

2030 steigt dann auch der Anteil der 60- bis 80-Jährigen, der sog. „Baby-Boomer-Generation“ der Nachkriegsjahre, erheblich an.

Bedeutungszuwachs für die Augenheilkunde Die demografischen Umwälzungen der nächsten Jahrzehnte haben unmittelbare Auswirkungen auf die Augenheilkunde, da Augenerkrankungen vor allem ältere Menschen betreffen. Daher wird die Augenheilkunde mehr als andere medizinische Fächer vom Zuwachs altersbedingter Erkrankungen betroffen sein [5]. In einem Modellprojekt der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) wurden Daten zur Erkrankungshäufigkeit (Prävalenz) wichtiger ophthalmologischer Alterserkrankungen aus verschiedenen bevölkerungsbasierten Studien auf die Situation in Deutschland projiziert und anhand der voraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung für Deutschland hochgerechnet [6]. Es ergeben sich Zuwachsraten bis zum Jahr 2030 von 20 bis über 30% (. Tab. 2). In dieser Projektion sind Veränderungen der Morbidität zunächst unberücksichtigt. Die vergangenen Jahre zeigen, dass sich für die Häufigkeit von Blindheit und Sehbehinderung jedoch durchaus eine Entwicklung ergibt. Während in absoluten Zahlen die Häufigkeit dieser schwerwiegendsten ophthalmologischen Beeinträchtigung stagniert (. Abb. 3), zeigt eine nähere Analyse eine deutliche Verschiebung des Auftretens von Blindheit und Sehbehinderung ins höhere Lebensalter. So war im Jahr 2011 erstmals der Anteil der über 75-jährigen Blinden und Sehbehinderten höher als der unter 75-Jährigen (. Abb. 4). In den stagnierenden Zahlen für das Auftreten von Blindheit und Sehbehinderung zeigt sich ein gegenläufiger Trend: Während durch den Zuwachs der älteren Bevölkerung auch wesentlich mehr Blinde und Sehbehinderte in dieser Altersgruppe zu verzeichnen sind, ist gleichzeitig das relative Erblindungsrisiko im Laufe der Zeit tatsächlich gesunken. Bei einer angenommenen gleich verteilten Bevölkerung durch eine Altersstandardisierung lässt sich der Effekt des demografischen Wandels ausblenden (. Abb. 5). Dabei zeigt sich, dass es gegenüber 1993 im Jahr 2011 bei einer stabilen Verteilung der Altersgruppen deutlich weniger Fälle von Blindheit und Sehbehinderung gäbe (in absoluten Zahlen wären dies etwa 30.000 Fälle für Deutschland).

Altersbedingte Augenerkrankungen treten bis 2030 um 20 bis über 30% häufiger auf

Die Prävalenz von Blindheit und Sehbehinderung verschiebt sich immer mehr in die Altersgruppe der über 75-Jährigen Das Erblindungsrisiko ist insgesamt geringer geworden

Mehr Augenkranke erfordern mehr Augenversorgung Der Zuwachs der älteren Bevölkerung ist bereits heute in der augenärztlichen Arbeit spürbar. So hat das Zentralinstitut der Kassenärztlichen Vereinigungen [15] für den Zeitraum zwischen 1993 und Der Ophthalmologe 2015 

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CME 60

unter 75 Jahren

75 Jahre und älter

58 56 54

Anteil in Prozent

52 50 48 46 44 42 40

1993

1995

1997

1999

2001

2003

2005

2007

2009

2011

Jahr

Fälle von Blindheit und Sehbehinderung pro 100.000 der Bevölkerung

Abb. 4 8 Blindheit und Sehbehinderung nach Altersgruppen 1993–2011 440 420 400 380 360 340 320

altersstandardisiert

nicht altersstandardisiert

1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Jahr

Der ophthalmologische Behandlungsbedarf nimmt erheblich zu

Neuerungen in Diagnostik und Therapie könnten den Behandlungsbedarf noch zusätzlich erhöhen Die zukünftige Augenversorgung muss dem steigenden Bedarf angepasst werden

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Der Ophthalmologe 2015

Abb. 5 9 Prävalenz von Blindheit und Sehbehinderung mit und ohne Altersstandardisierung

2009 bereits einen Zuwachs der ophthalmologischen Behandlungsfälle um 16,6% errechnet. Damit zählt die Augenheilkunde zu den am meisten wachsenden medizinischen Disziplinen. Für die zukünftige Entwicklung ergibt sich ein weiterer erheblicher Zuwachs der augenärztlichen Behandlungsfälle (. Tab. 3). Eine Projektion auf Basis der ophthalmologischen Behandlungen aus dem Jahr 2008 für gesetzlich Versicherte im Lebensalter über 60 Jahren zeigt einen Anstieg um fast 7 Mio. zusätzlichen Behandlungen (+35,8%) bis zum Jahr 2030. Dabei sind Privatversicherte noch nicht berücksichtigt, die etwa 10% der Bevölkerung ausmachen, sodass sich die Gesamtzahl der zusätzlichen Behandlungsfälle auf ca. 7,7 Mio. insgesamt erhöht. Diese Schätzung kann als untere Grenze des zukünftigen ophthalmologischen Versorgungsbedarfs für ältere Menschen in Deutschland gelten. Neuerungen in Diagnostik und Therapie könnten den Behandlungsbedarf noch zusätzlich erhöhen wie in der Vergangenheit durch die Einführung der intravitrealen Therapien. Der demografische Wandel stellt die Augenheilkunde für die nächsten Jahrzehnte vor die Herausforderung, eine adäquate Versorgung weiterhin flächendeckend zu gewährleisten. Formell sind zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung die Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig, jedoch ist es immer auch eine größere medizinische, regionalpolitische und sogar gesellschaftliche Konvention, welcher Stellenwert der augenärztlichen Versorgung zugemessen wird. Es ist daher notwendig,

CME Tab. 3  Ophthalmologische Behandlungsfälle für die Bevölkerung über 60 Jahren bis 2030 ICD-Code

Bevölkerung ab 60 Jahren

H00–H22

Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts Affektionen der Linse Affektionen der Aderhaut und der Netzhaut Glaukom Affektionen des Glaskörpers und des Augapfels Affektionen des N. opticus und der Sehbahn Affektionen der Augenmuskeln, Blickbewegungs- und Akkommodationsstörungen und Refraktionsfehler Sehstörungen und Blindheit Sonstige Affektionen des Auges und der Augenanhangsgebilde Gesamt

H25–H28 H30–H36 H40–H42 H43–H45 H46–H48 H49–H52

H53–H54 H55–H59



Basis 2008 [16]

Prognose 2020

Prognose 2030

20.958.000 3.688.608

24.546.000 4.320.096

28.469.000 5.010.544

Zuwachs 2008–2030 7.511.000 1.321.936

5.323.332 1.928.136

6.234.684 2.258.232

7.231.126 2.619.148

1.907.794 691.012

1.655.682 1.110.774

1.939.134 1.300.938

2.249.051 1.508.857

593.369 398.083

482.034

564.558

654.787

172.753

3.416.154

4.000.998

4.640.447

1.224.293

1.320.354

1.546.398

1.793.547

473.193

544.908

638.196

740.194

195.286

19.469.982

22.803.234

26.447.701

6.977.719

die besondere Situation der Augenheilkunde den Verantwortlichen im Gesundheitswesen und vor Ort zu verdeutlichen und für die Anpassung der ophthalmologischen Versorgungsstrukturen an den wachsenden Bedarf zu werben.

Fazit für die Praxis F Die demografische Alterung der Gesellschaft führt zu einer grundlegenden Umverteilung der deutschen Bevölkerung. Eine niedrige Fertilitätsrate, eine hohe und weiter wachsende Lebenserwartung sowie das Älterwerden geburtenstarker Jahrgänge führen dazu, dass der Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten immer größer wird. F Die Augenheilkunde ist aufgrund der besonderen Häufigkeit altersbedingter Erkrankungen von der veränderten Zusammensetzung der Bevölkerung mehr betroffen als andere medizinische Fächer. Schon jetzt ist ein erheblicher Zuwachs an Augenerkrankungen und ophthalmologischen Behandlungsfällen für ältere Menschen festzustellen, der sich in den kommenden Jahrzehnten noch einmal zusätzlich steigert. Der steigende Anteil älterer Menschen in Deutschland führt bis zum Jahr 2030 zu 20 bis über 30% zusätzlichen Augenkranken und zu ca. 7,7 Mio. zusätzlichen ophthalmologischen Behandlungsfällen für über 60-Jährige. Insgesamt ergibt sich daraus ein erheblicher Bedeutungszuwachs für die Augenheilkunde. F Die ophthalmologischen Versorgungsstrukturen müssen dem deutlich wachsenden Bedarf in den kommenden Jahren anpasst werden.

Korrespondenzadresse Dr. C. Wolfram MPH, FEBO Augenklinik, Universitätsmedizin Mainz Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz [email protected]

Der Ophthalmologe 2015 

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CME

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  C. Wolfram gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

Literatur   1. Statistisches Bundesamt (2009) Bevölkerung Deutschlands bis 2060 – Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden   2. Wikipedia (2015) Zusammengesetzte Fruchtbarkeitsziffer. Zugegriffen: 03. Januar 2015   3. Statistisches Bundesamt (2006) Bevölkerung Deutschlands bis 2050, 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden   4. Statistisches Bundesamt (1993/2011) Bevölkerung und Erwerbstätigkeit – Sterbetafeln 1993 und 2011 Deutschland. Wiesbaden   5. Rattay P et al (2013) Utilization of outpatient and inpatient health services in Germany: results of the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1). Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 56(5–6):832–844

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Der Ophthalmologe 2015

  6. Wolfram C, Pfeiffer N (2012) Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung. Hrsg. von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), München   7. Statistisches Bundesamt, Schwerbehindertenstatistik 2011. Wiesbaden   8. Klein R et al (2010) The prevalence of age-related macular degeneration and associated risk factors. Arch Ophthalmol 128(6):750–758   9. Augood CA et al (2006) Prevalence of age-related maculopathy in older Europeans: the European Eye Study (EUREYE). Arch Ophthalmol 124(4):529–535 10. Friedman DS et al (2004) Prevalence of open-angle glaucoma among adults in the United States. Arch Ophthalmol 122(4):532–538 11. Topouzis F et al (2007) Prevalence of open-angle glaucoma in Greece: the Thessaloniki Eye Study. Am J Ophthalmol 144(4):511–519

12. Klein R et al (1992) Retinopathy in adults with newly discovered and previously diagnosed diabetes mellitus. Ophthalmology 99(1):58–62 13. Schipf S et al (2012) Regional differences in the prevalence of known Type 2 diabetes mellitus in 45–74 years old individuals: results from six population-based studies in Germany (DIAB-CORE Consortium). Diabet Med 29(7):e88–e95 14. Congdon N et al (2004) Prevalence of cataract and pseudophakia/aphakia among adults in the United States. Arch Ophthalmol 122(4):487–494 15. Zentralinstitut der Kassenärztlichen Vereinigungen (ZI) (2011) Morbidität in der Versorgungsplanung, Berlin 16. Günster C, Klose J, Schmacke N (2012) Versorgungsreport 2012 – Schwerpunkt: Gesundheit im Alter. Schattauer, Stuttgart

springermedizin.de/eAkademie

CME-Fragebogen Bitte beachten Sie: • Teilnahme nur online unter: springermedizin.de/eAkademie • Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt. • Es ist immer nur eine Antwort möglich.

??Welcher Faktor hat keinen direkten Ein

fluss auf die Bevölkerungszusammensetzung? Geburtenrate Sterberate Migrationsrate Lebenserwartung Durchschnittseinkommen

??Bis zum Jahr 2050 beträgt der Altenquo-



??Die Zusammensetzung der Bevölkerung

nach Alter … ist im Zeitverlauf weitgehend konstant. zeigt aktuell eine Pyramidenform. entwickelt sich immer mehr zu einer Mumienform. ist unabhängig von Kriegs- oder Krisenzeiten. ist in Entwicklungsländern der deutschen ähnlich.

??Das mittlere Durchschnittsalter beträgt

in Deutschland aktuell … 42 Jahre. 44 Jahre. 46 Jahre. 48 Jahre. 50 Jahre

??Bis zum Jahr 2030 steigt das mittlere

Durchschnittsalter in Deutschland … gar nicht. auf 42 bis 44 Jahre. auf 46 bis 48 Jahre. auf 48 bis 50 Jahre. auf über 50 Jahre.

tient (Anteil von Menschen über 65 Jahren im Verhältnis zur erwerbstätigen Bevölkerung) … 25. 33. 40. 50. >60.

??Welche Merkmale kennzeichnen nicht

die demografische Alterung der deutschen Bevölkerung? Feminisierung Zunahme des Altenquotienten Singularisierung Zunahme der Lebenserwartung Steigende Geburtenrate

??Welche Bevölkerungsgruppe nach Alter

wird in den nächsten 10 Jahren die größte Veränderung erfahren? Kinder bis 10 Jahre Teenager Gruppe zwischen 20 und 60 Jahren Gruppe zwischen 60 und 80 Jahren Gruppe der über 80-Jährigen

??Welche Augenerkrankungen werden

in Zukunft nicht wesentlich häufiger als heute auftreten? Amblyopien Presbyopien Katarakte Glaukome Makuladegenerationen

??Wer ist für die Bereitstellung der flächen

deckenden Augenversorgung der Bevölkerung formal zuständig? Die Augenärzte Die Bevölkerung Der Gesundheitsminister Die Krankenkassen Die Kassenärztlichen Vereinigungen

Diese zertifizierte Fortbildung ist 12 Monate auf springermedizin.de/ eAkademie verfügbar. Dort erfahren Sie auch den genauen Teilnahmeschluss. Nach Ablauf des Zertifizierungszeitraums können Sie diese Fortbildung und den Fragebogen weitere 24 Monate nutzen.

??Wie hat sich das Auftreten von Blind-



heit und Sehbehinderung in den letzten 10 Jahren in absoluten Zahlen verändert? Starker Rückgang Mäßiger Rückgang Stagnierend Mäßiger Zuwachs Starker Zuwachs

D Für Zeitschriftenabonnenten ist die Teilnahme am e.CME kostenfrei Der Ophthalmologe 2015 

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[Demography and age-dependency in ophthalmic diseases].

This article explains key terms in demography and describes current and future changes in the composition of the German population. The ratio of older...
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