themenschwerpunkt Wien Med Wochenschr DOI 10.1007/s10354-015-0409-y

Adipositasepidemiologie in Österreich Thomas E. Dorner

Eingegangen: 23. September 2015 / Angenommen: 19. November 2015 © Springer-Verlag Wien 2015

Zusammenfassung  Absicht dieses Artikels war es, alle existierenden Daten zur Prävalenz von Adipositas in Österreich in allen Altersgruppen zusammenzutraten und weitere Analysen durchzuführen. Die Adipositasprävalenz in der erwachsenen österreichischen Bevölkerung variiert zwischen 8,3 und 19,9 % bei Männern und zwischen 9,0 und 19,8 % bei Frauen mit steigenden Trends über die Zeit. Die Prävalenz von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen variiert in Österreich zwischen 3,1 und 9,0 % bei Burschen und zwischen 2,2 und 7,3 % bei Mädchen. Faktoren, die mit Adipositas assoziiert sind, inkludieren höheres Alter, niedrigen Bildungsstatus, Beruf, Migrationshintergrund, Wohnen in Ostösterreich, Mangel an sozialer Unterstützung und psycho-soziale Belastung. Sozio-ökonomische Parameter sind bei Frauen stärker mit Adipositas assoziiert als bei Männern. Bei beiden Geschlechtern leiden adipöse Personen gleichzeitig häufiger an Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Arthrosen, Rückenschmerzen und Beeinträchtigungen der Lebensqualität, und bei Männern zusätzlich an durchgemachtem Herzinfarkt und bei Frauen an Ängsten und Depressionen.

tria in all age groups, and to perform additional analyses. Prevalence of obesity in the adult Austrian population varies between 8.3 and 19.9 % in men, and 9.0 and 19.8 % in women with increasing trends over time. Prevalence of obesity in children and adolescents in Austria varies between 3.1 and 9.0 % in boys and between 2.2 and 7.3 % in girls. Factors associated with obesity include higher age, lower educational level, profession, migration background, living in eastern parts of Austria, lack of social support, and psycho-social pressure. In women, socioeconomic parameters are stronger associated with obesity compared to men. Obesity is associated with hypertension, diabetes mellitus, osteoarthritis, and low back pain, and deteriorated quality of live, in both sexes, and in men additionally with a history of heart attack, and in women additionally with anxiety/depression.

Schlüsselwörter  Epidemiologie  · Prävalenz  · Determinanten · Komorbidität · Lebensqualität

Adipositas ist definiert als übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper. Sie wird als chronische Gesundheitsstörung verstanden bzw. ist in der „International Classification of Diseases“ als Krankheit definiert. Übergewicht ist eine über den Normwert hinausgehende Erhöhung des Körpergewichts. Zur Ermittlung und Klassifikation von Übergewicht und Adipositas bzw. der Körperzusammensetzung stehen anthropometrische Methoden wie die Ermittlung des Body-Mass-Index (BMI), des Bauchumfangs und der Waist-to-Hip-Ratio (WHR) sowie apparative Methoden zur Verfügung. In der klinischen Praxis kommen hauptsächlich anthropometrische Methoden zum Einsatz, da apparative Methoden zwar genauer, aber aufwändiger und teurer sind. Die international bei Erwachsenen unabhängig

Epidemiology of obesity in Austria Summary  The purpose of this article was to compile all existing data regarding the prevalence of obesity in AusAssoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. med univ. T. E. Dorner, MD, MPH () Institute of Social Medicine, Center for Public Health, Medical University Vienna, Kinderspitalgasse 15/I, 1090 Wien, Österreich E-Mail: [email protected]

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Keywords  Epidemiology  · Prevalence  · Determinants  · Co-morbidity · Quality of life

Definition

Adipositasepidemiologie in Österreich  

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themenschwerpunkt

von Geschlecht und Alter verwendete BMI-Klassifikation der WHO definiert Untergewicht als einen BMI unter 18,5  kg/m2, Normalgewicht von 18,5 bis 24,9  kg/m2, Übergewicht zwischen 25 und 29,9  kg/m2 und Adipositas ab einem BMI von 30  kg/m2 [1]. Der BMI erlaubt trotz vorhandener Limitierungen eine Abschätzung des Körperfettgehalts und des Risikos für Begleit- und Folgeerkrankungen, Bauchumfang und WHR geben darüber hinaus Auskunft über die Fettverteilung. Sie ermöglichen eine Abschätzung der viszeralen Fettmasse, von der ein höheres Risiko für Komorbiditäten ausgeht als von der peripheren Fettmasse [2]. Selbstberichtete Daten zu Körpergröße und Körpergewicht, aus denen der BMI errechnet wird, sind mit gewissen Fehlern behaftet. So wird häufig die Körpergröße als zu hoch und das Körpergewicht als zu niedrig angegeben. Beides resultiert in einem zu niedrig errechneten BMI, und dadurch ist die Adipositasprävalenz fälschlicherweise als zu niedrig anzusehen. Auch bei Kindern und Jugendlichen wird der BMI zur Klassifikation von Übergewicht und Adipositas herangezogen. Dabei gibt es jedoch für verschiedene Altersgruppen und nach Geschlecht stratifizierte Grenzwerte, die üblicherweise anhand von Perzentilenkurven ermittelt werden, bei denen üblicherweise Übergewicht als BMI über der 90. Perzentile und Adipositas als BMI über der 97. Perzentile definiert ist. Problematisch dabei ist, dass es für verschiedene Länder verschiedene Perzentilenkurven gibt und die Daten somit nicht miteinander vergleichbar sind. Um das Problem zu lösen, wurde durch Berechnungen aus verschiedenen internationalen Perzentilenkurven Cut-Off Werte für Übergewicht und Adipositas errechnet, die für Mädchen und Buben in verschiedenen Alterskategorien in halbjährlichen Schritten erstellt wurden, und die stufenlos in die Klassifikation der Erwachsenen übergehen, indem ab 18 Jahren Übergewicht als BMI über 25  kg/m2 und Adipositas als BMI über 30 kg/m2 definiert ist [3].

Auswirkungen auf die Gesundheit Die Auswirkungen durch Adipositas auf den Gesundheitszustand reichen von Beeinträchtigungen des subjektiven Wohlbefindens und der Lebensqualität bis hin zu schweren lebensbedrohlichen Erkankungen. Es gibt kaum ein Organ oder Organsystem, das nicht durch Übergewicht und Adipostias negativ beeinträchtigt ist. So hat Adipositas Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, das Risko für Krebserkrankungen, auf Haut, Knochen und Muskeln, auf das endokrine und metabolische System, auf das Risiko für neuropsychiatrische und psychosoziale Gesundheitsbeeinträchtigungen, auf den Magen-Darmtrakt, auf das Nerven- und Sinnessystem, den Urogenitaltrakt und die Atmungsorgane. Übergewicht ist auch der Hauptrisikofaktor für die Entstehung des Schwangerschaftsdiabetes. Zu den Krankheiten, bei denen das Risiko durch Adipositas um das 3 und mehrfache erhöht ist, gehö-

2   Adipositasepidemiologie in Österreich

ren Diabetes mellitus Typ II, Hypertonie, Dyslipidämie, Kurzatmigkeit, Schlafapnoe und Gallenblasenerkrankungen. Zu den Erkrankungen, bei denen sich das Risiko durch Adipositas auf das 2- bis 3fache erhöht, gehören die koronare Herzkrankheit und Herzinsuffizienz, Arthrosen (Osteoarthritis), Hyperurikämie und Gicht und Schwangerschaftskomplikationen. Erkrankungen, bei denen das Risiko durch Adipositas auf das 1- bis 2fache erhöht ist, sind Krebserkrankungen, Fertilitätsbeeinträchtigungen, Kreuzschmerzen und Narkosezwischenfälle [4].

Auswirkungen auf die Mortalität Adipositas erhöht aber auch die Sterblichkeit und verkürzt die Lebenserwartung, vor allem bei jüngeren Menschen. Ein extrem adipöser junger Mensch (20–30 Jahre, BMI > 45  kg/m2) verliert etwa 13 (Mann) bzw. 8 (Frau) Lebensjahre als Folge der Adipositas. Übergewichtige 40-Jährige verlieren 3 Lebensjahre, adipöse Gleichaltrige 6–7 Jahre. Adipositas verkürzt allerdings nicht nur die Lebenserwartung, sondern vor allem die gesunde Lebenserwartung. Weltweit gehen 30  Mio. gesunde Lebensjahre (disability adjusted life years, DALYs) durch einen BMI > 21 kg/m2 verloren, 2,5 Mio. Menschen sterben jährlich frühzeitig. 58 % dieser DALYs gehen aufgrund von Diabetes mellitus verloren, 8–42 % aufgrund verschiedener Krebserkrankungen und 38 % aufgrund von Hypertonie [5]. Im Europäischen Gesundheitsbericht der WHO wird geschätzt, dass in Österreich 9,6 % aller Todesfälle durch einen hohen BMI verursacht werden und 6,7 % aller DALYs durch einen erhöhten BMI verloren gehen [6]. Zwischen BMI und Mortalität besteht in allen Altersgruppen ein U-förmiger Zusammenhang. Das bedeutet, dass auf Bevölkerungsebene die Gesundheitsbeeinträchtigung im Durchschnitt bei einem mittleren Körpergewicht am geringsten ist und dass sowohl ein geringes als auch ein hohes Körpergewicht bzw. BMI mit steigenden Gesundheitsbeeinträchtigungen assoziiert sind. Dieser „optimale BMI“, also jenes Gewicht, bei dem die Gesundheitsbeeinträchtigungen am geringsten sind, findet sich in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung im klassischen normalgewichtigen Bereich zwischen 21 und 24 kg/m2 [7]. Je älter allerdings die untersuchte Bevölkerung umso eher wandert dieser Punkt in den klassischen „Übergewichtsbereich“ und findet sich bei älteren und Hochbetagten in etwa bei einem BMI zwischen 25 und 28  kg/m2 [8]. Jüngere Daten aus Europa [9] oder auch weltweit im Rahmen einer Metaanalyse [10] zeigen, dass auch in der Allgemeinbevölkerung der BMI mit dem geringsten Mortalitätsrisiko inzwischen im klassischen Übergewichtsbereich liegt. Wohl zum Teil auch bedingt durch das steigende mittlere Alter der Allgemeinbevölkerung. Adipositas hingegen ist in allen Untersuchungen und Metaanalysen mit hohem Mortalitätsrisiko assoziiert. Die Daten aus bevölkerungsbasieren Erhebungen lassen sich allerdings auf die Erhebung des Gesundheitsrisikos von Einzelpersonen nur bedingt übertragen.

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themenschwerpunkt Epidemiologie von Adipositas bei Erwachsenen Adipositas bei Erwachsenen international Ein internationaler Vergleich der Prävalenz von Adipositas bei Erwachsenen ist durch eine OECD-Studie möglich. Hier wurden BMI-Berechnungen aus Studien mit sowohl selbstberichteten als auch gemessenen Körpergrößenund Körpergewichtsdaten inkludiert. Daten aus 2009 oder dem am nächsten gelegenen Jahr mit zur Verfügung stehenden Daten wurden herangezogen. In Ländern, in denen gemessene Daten vorliegen, war die Prävalenz von Adipositas deutlich höher als in Ländern, in denen lediglich selbstberichtete Daten vorlagen. Im Mittel lag die Prävalenz von Adipositas bei 16,6 % bei den Männern und bei 17,2 % bei den Frauen. Die Prävalenz war am niedrigsten in Korea mit 3,6 % bei den Männern und 4,1 % bei den Frauen. Von den Europäischen OECD-Ländern war die Prävalenz am niedrigsten in der Schweiz mit einer Adipositasprävalenz von 8,6 % bei den Männern und 7,7 % bei den Frauen. Am höchsten war die Adipositasprävalenz in den USA mit 32,2 % bei den Männern und 35,5 % bei den Frauen. Von den Europäischen OECD-Ländern war die Adipositasprävalenz am höchsten im vereinigten Königreich Großbritannien mit 22,1 % bei den Männern und 23,9 % bei den Frauen. Österreich war mit einer Adipositasprävalenz von 12,0 % bei den Männern und 12,7 % bei den Frauen bei den Ländern, mit einer deutlich geringeren Adipositasprävalenz als der OECD-Schnitt [11]. In diese Studie sind die Daten der Gesundheitsbefragung von Statistik Austria 2006/07 [12] eingeflossen.

Adipositas bei Erwachsenen in Österreich Ein Überblick über Studien, in denen die Prävalenz von Adipositas in Österreich erhoben wurde, findet sich in Tab.  1. Dabei wurden Studien in der gesunden Allge-

meinbevölkerung berücksichtigt, in denen Körpergröße und Körpergewicht erhoben wurden. Das heißt, es handelt sich vorwiegend um repräsentative bevölkerungsbasierte Querschnittsstudien oder Querschnittsreihen. In der österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 von Statistik Austria, wurden bei einer für Österreich repräsentativen Stichprobe von 15.771 Personen unter anderem Daten zu Körpergröße und Körpergewicht erfragt. Damit wurde der BMI errechnet und entsprechend den WHO-Kategorien eingeteilt. Demnach waren von den Männern 1,2% untergewichtig, 43,8 % normalgewichtig, 39,4 % übergewichtig und 15,6 % adipös. Von den Frauen waren 4,3  % untergewichtig, 56,6  % normalgewichtig, 25,9 % übergewichtig und 13,2 % adipös. Mit steigendem Alter stieg bei den Männern und Frauen der Anteil der adipösen Personen und sank bei der höchsten Altersklasse wieder ab [13]. Österreichische Bauern und Bäuerinnen haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine höhere Prävalenz von Übergewicht und Adipositas. Gemäß einer Befragung durch die Sozialversicherung der Bauern, an der 32.927 Bäuerinnen und Bauern teilnahmen, waren im Jahr 2010 0,6 % der Bauern untergewichtig, 31,6 % normalgewichtig, 48,3 % waren übergewichtig und 19,8 % waren adipös. Von den Bäuerinnen waren 1,2 % untergewichtig, 43,6 % normalgewichtig, 35,4 % übergewichtig und ebenfalls, wie bei den Männern, 19,8 % adipös [14]. Gemäß Ernährungsbericht 2012, bei dem Körpermaße von 313 Männern und Frauen im Alter von 18 bis 64 Jahren gemessen wurden, war bei den Männern niemand untergewichtig, 47,7 % waren normalgewichtig, 37,4 % übergewichtig und 14,9 % adipös. Von den Frauen waren 4,2  % untergewichtig, 68,2  % normalgewichtig, 17,9 % übergewichtig und 9,7 % adipös. Von den 195 Personen im Alter zwischen 65 und 80 Jahren waren von den Männern 21,5 % untergewichtig, 51,0 % normalgewichtig und 27,5 % übergewichtig oder adipös. Von den Frauen dieser Altersgruppe waren 12,6 % untergewichtig, 50,2 %

Tab. 1  Anteil an erwachsenen Männern und Frauen mit Adipositas in den einzelnen Österreichischen Studien Studie

Inkludierte Bevölkerung

Jahr

Art der Erhebung

Prävalenz Adipositas Männer

Prävalenz Adipositas Frauen

Mikrozensus 1991

46.126 Männer und Frauen ab 20 Jahren

1991

Befragung

8,3

9,0

Mikrozensus 1999

48.562 Männer und Frauen ab 20 Jahren

1999

Befragung

9,1

9,1

Gesundheitsbefragung 2007

15.474 Männer und Frauen ab 15 Jahren

2006/2007

Befragung

12,0

12,7

Gesundheitsbefragung 2014

15.771 Männer und Frauen ab 15 Jahren

2013–2015

Befragung

15,6

13,2

SVB Gesundheitsbefragung 2010

32.927 Bauern und Bäuerinnen ab 15 Jahren

2010

Befragung

19,8

19,8

SVB Gesundheitsbefragung 2000

11.144 Bauern und Bäuerinnen ab 15 Jahren

1999/2000

Befragung

15,2

15,2

Vorsorgeuntersuchung Graz

473 Männer und Frauen ab 18 Jahren

2010

Befragung

17,1

7,2

Vorsorgeuntersuchung Graz

473 Männer und Frauen ab 18 Jahren

2010

Messung

19,9

10,5

Vorsorgeuntersuchungen ÖGAM

1009 Männer und Frauen ab 19 Jahren

2004/2005

Befragung

11,4

12,9

Vorarlberg Health Monitoring and Promotion Programme

42.099 Männer und Frauen ab 19 Jahren

1985

Messung

7,8

9,5

Österreichischer Ernährungsbericht 2012

313 Männer und Frauen zwischen 18 und 64 Jahren

2010–2012

Messung

14,9

9,7

Österreichischer Ernährungsbericht 2008

2310 Männer und Frauen zwischen 18 und 65 Jahren



Befragung

13

9

13

Adipositasepidemiologie in Österreich  

3

themenschwerpunkt

Tab. 2  Wahrscheinlichkeit für Männer in verschiedenen BMI-Kategorien eine bestimmte Erkrankung zu haben. Ergebnisse einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse, präsentiert als Odds Ratio adjustiert nach Alter, Bildung, Beruf und Einkommen. Eigene Auswertungen nach: [11] Untergewicht

Normalgewicht

OR

95 % CI

Diabetes mellitus

0,57

0,14–2,40

Hypertonie

0,80

0,36–1,79

Herzinfarkt

3,67

Schlaganfall Krebs

Übergewicht

Adipositas

OR

95 % CI

OR

95 % CI

1

1,45

1,12–1,89

3,44

2,55–4,64

1

2,52

2,20–2,95

5,66

4,66–6,88

1,36–9,89

1

1,71

1,21–2,44

2,44

1,58–3,76

2,73

0,91–1,85

1

1,29

0,89–1,85

1,02

0,60–1,74

0,20

0,02–2,34

1

0,84

0,63–1,12

0,66

0,42–1,04

Rückenschmerzen

1,16

0,72–1,86

1

1,25

1,12–1,39

1,53

1,31–1,79

Arthrosen

1,35

0,69–2,63

1

1,03

0,87–1,21

1,54

1,24–1,90

Angst/Depression

3,52

1,99–6,22

1

1,11

0,90–1,38

1,27

0,95–1,70

Tab. 3 Wahrscheinlichkeit für Frauen in verschiedenen BMI-Kategorien eine bestimmte Erkrankung zu haben. Ergebnisse einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse, präsentiert als Odds Ratio adjustiert nach Alter, Bildung, Beruf und Einkommen. Eigene Auswertungen nach: [11] Untergewicht OR

Normalgewicht 95 % CI

Übergewicht OR

Adipositas 95 % CI

OR

95 % CI

Diabetes mellitus

0,92

0,38–2,23

1

1,83

1,45–2,31

3,63

2,82–4,67

Hypertonie

0,36

0,18–0,72

1

2,48

2,15–2,86

5,40

4,55–6,42

Herzinfarkt

0,19

0,01–4,73

1

1,32

0,87–1,99

1,09

0,64–1,87

Schlaganfall

0,81

0,23–2,81

1

0,87

0,61–1,24

1,28

0,85–1,94

Krebs

0,35

0,09–1,32

1

1,25

0,97–1,62

1,34

0,97–1,85

Rückenschmerzen

0,85

0,64–1,13

1

1,39

1,24–1,55

1,38

1,19–1,60

Arthrosen

1,10

0,68–1,78

1

1,47

1,28–1,70

1,88

1,58–2,25

Angst/Depression

0,99

0,62–1,57

1

1,36

1,16–1,61

1,57

1,28–1,93

normalgewichtig und 37,2 % übergewichtig oder adipös. Eine Unterteilung zwischen Übergewicht und Adipositas wurde hier nicht vorgenommen. Außerdem wurde bei den älteren Personen nicht die BMI-Klassifikation der WHO herangezogen, sondern Normalgewicht wurde als BMI zwischen 24,00 und 29,99 definiert, Untergewicht darunter und Übergewicht/Adipositas darüber [15]. Bei einer Untersuchung im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen in Graz wurden selbstberichtete Daten gemessenen Daten für Körpergröße und Körpergewicht einander gegenübergestellt. Diese Studie ergab eine Adipositasprävalenz von 17,1 % bei den Männern und von 7,2 % bei den Frauen (selbstberichtete Daten), während die Adipositasprävalenz basierend auf gemessenen Daten bei den Männern 19,9 % und bei den Frauen 10,5 % betrug [16]. Eine etwas ältere Studie aus Vorarlberg, bei der ebenfalls bei Vorsorgeuntersuchungen Körpergröße und Körpergewicht gemessen wurden, ergab eine Adipositasprävalenz von 7,8 % bei Männern und 9,5 % bei Frauen [17]. In einer anderen Auswertung von selbstberichteten Daten von Köpergröße und Körpergewicht, die im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen in ganz Österreich in den Jahren 2004/2005 bei etwa 1000 Personen gemacht wurde, waren von den Männern 0,4 % untergewichtig, 39,7 % normalgewichtig, 38,8 % übergewichtig und 11,4 % adipös, von 9,6 % der Männer konnte kein BMI berechnet werden. Von den Frauen waren 2,0 % untergewichtig,

4   Adipositasepidemiologie in Österreich

47,2 % normalgewichtig, 27,5 % übergewichtig und 12,9 % adipös. Von 10,4 % der Frauen konnte kein BMI errechnet werden [18]. Dass die Prävalenz von Adipositas höher liegt, wenn die BMI-Werte auf Daten die bei Vorsorgeuntersuchungen erhoben wurden basieren, könnte daran liegen, dass übergewichtige und adipöse Personen in Österreich häufiger zu Vorsorgeuntersuchungen gehen als normalgewichtige. Männer und Frauen, die regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen, haben einen höheren BMI, als Männer und Frauen, die daran nicht teilnehmen. Insbesondere bei den Männern gibt es einen starken Zusammenhang zwischen Übergewicht bzw. Adipositas und der Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen [19]. Gründe dafür könnten Komorbiditäten (siehe dazu auch Tab. 2 und 3), die zu Beschwerden führen, die die Patientinnen und Patienten im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen abklären wollen, oder dass übergewichtigen und adipösen Personen aufgrund des auffälligen Phänotypus häufiger von Ärztinnen und Ärzten eine Vorsorgeuntersuchung nahegelegt wird.

Trends in der Adipositasprävalenz in Österreich Vergleicht man die Prävalenz von Adipositas zwischen 1991, 1999, 2006/07 und 2014 so ist bei beiden Geschlechtern ein Anstieg der Prävalenz zu verzeichnen.

13

themenschwerpunkt

Tab. 4 Einflussfaktoren auf das Adipositasrisiko; Ergebnisse eines multivariaten logistischen Regressionsmodelles. (Modifiziert nach: [22]) Männer

Frauen

OR

95 % CI

P

OR

95 % CI

P

Region Österreich West-Mittea

1,13

0,88–1,46

0,350

1,00

0,79–1,26

0,991

Region Österreich Ost-Mitte

1,29

1,01–1,65

0,044

1,50

1,23–1,82

[Epidemiology of obesity in Austria].

The purpose of this article was to compile all existing data regarding the prevalence of obesity in Austria in all age groups, and to perform addition...
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