S78 KNP/BMBF-Förderschwerpunkt Präventionsforschung – Wirksamkeit Kinder

GeKoKidS – Gesundheitskompetenz bei Kindern in der Schule Hauptziel: Evaluation eines Interven­ tionsprogramms zur Förderung der Gesundheitskompetenz bei SchülerInnen der Klassenstufen 5 und 6. Das Programm wurde in hohem Maße akzeptiert, die Erweiterung der schulzahnärztlichen Untersuchung erweist sich als empfehlenswerte Möglichkeit zur Datenerhebung im Setting Schule. Trotz erkennbarer Erfolge in Teilbereichen, wäre eine längerfristige Begleitung durch Supervision nötig, um andere Programmanteile zu optimieren und zu verstetigen. Schlüsselwörter ▶ Gesundheitskompetenz ● ▶ Kinder ● ▶ Schule ● ▶ Intervention ● ▶ Prävention ●

Wesentliches Projektziel

Gesundheitskompetenz (health literacy) beinhaltet personbezogene, kognitive und soziale Fähigkeiten, um Informationen zu erhalten, sie zu verstehen bzw. zu nutzen und so die eigene Gesundheit zu fördern und einen positiven Gesundheitszustand aufrecht zu erhalten [1]. Ein niedriges Maß an Gesundheitskompetenz ist häufig verbunden mit ungesundem Verhalten (z. B. höherer Tabak- und Alkoholkonsum [2, 3]), fehlender Beteiligung an Präventionsmaßnahmen [4], Risikofaktoren wie Übergewicht [5], schlechterem Gesundheitszustand [3, 6, 7] und einer höheren Prävalenz zahlreicher Erkrankungen [8, 9]. Besonders eindrucksvoll kann man den möglichen Einfluss von Gesundheitskompetenz bei Karies beobachten. Karies resultiert aus einem chronischen Ungleichgewicht von demineralisierenden Angriffsfaktoren (Zuckerzufuhr, orales Bakterienwachstum, Säurebildung, Entkalkung der Zähne) und leicht anzuwendenden, remineralisierenden Abwehrfaktoren. Bei hoher Gesundheitskompetenz kann die Kariesaktivität mit verhaltenspräventiven Maßnahmen wie z. B. regelmäßigem, häuslichem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpaste deutlich reduziert werden [4]. Bei eindrucksvollen Kariesreduktionen in den letzten 25 Jahre blieb jedoch das Problem des sozialen Gradienten [10]: Eine kleine Gruppe von Kindern mit niedri-

gem Sozial- bzw. Bildungsstatus vereint zurzeit 80–90 % des Kariesbefalls auf sich und ist durch niedrige Gesundheitskompetenz und andere Gesundheitsdefizite charakterisiert [11]. Die Stärkung der HL mittels Common Risk Factor Approach [11] erscheint daher angezeigt. Hauptziel des bevölkerungsbezogenen Projekts GeKoKidS bestand in der Implementation und Evaluation eines Interventionsprogramms zur Förderung der HL bei SchülerInnen der Klassenstufen 5 und 6 mit folgenden Einzelzielen: ▶ Förderung der Zahngesundheit, ▶ Verbesserung des Impfstatus, ▶ Förderung der Tabakabstinenz im ­Jugendalter, ▶ Prävention chronischer Schmerzen, ▶ Prävention von Übergewicht und ­Verbesserung des Ernährungsstatus ▶ Förderung körperlicher Aktivität.

Vorgehensweise/Methodik

GeKoKidS richtete sich an Schulen der Region Greifswald/Ostvorpommern (MecklenburgVorpommern), die per Zufallsverfahren der Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt wurden (cluster-randomisierte, prospektive kontrollierte Interventionsstudie/RCT). Das wurde GeKoKidS-Präventionsprogramm durch zuvor geschulte Lehrkräfte nur in der Interventionsgruppe angewendet. Zur Datenerhebung wurden die verpflichtenden schulzahnärztlichen Untersuchungen der Schuljahre 2007/08 (Sept/Okt 07) und 2008/09 (Jan/Feb 09) erweitert (inkl. Erfassung der Zahngesundheit, Körpergröße, -gewicht und Taillenumfang sowie einer schriftlicher Befragung der SchülerInnen zur subjektiven Gesundheit). Der Fragebogen beinhaltete standardisierte Fragebogenmodule [12,13], Items aus dem Instrumentarium des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys KiGGS [14–19] und eigens entwickelte Items zur Erfassung spezifischer HL-Dimensionen [20]. Eine schriftliche Elternbefragung diente u. a. zur Erfassung des elterlichen Sozialstatus, der Einschätzung des kindlichen Gesundheitszustands analog zu ausgewählten Items des KiGGS-Instrumentariums [15]. Ein Lehrerfragebogen erfasste die Akzeptanz des Trainings und der GeKoKidS-Unterrichtsmaterialien. Erhoben wurde auch der Grad an Programmimplementation bzw.

Splieth CH et al. GeKoKidS – Gesundheitskompetenz bei …  Gesundheitswesen 2015; 77 (Suppl. 1): S78–S79

Nutzung anderer Gesundheitsförderungsbzw. Präventionsprogramme.

Wesentliche Ergebnisse

Responserate  An GeKoKidS beteiligten sich 19 aller 22 Schulen mit einer 5. Jahrgangsstufe (Response: 86,3 %). Zahnärztlich untersucht wurden 96,4 % der Schüler (882 von 914). Wesentlicher Grund für fehlende Daten war Krankheit am Untersuchungstag. Die Response der Erweiterung (Messung von Körpergröße, Gewicht, Taillenumfang) betrug 94,4 % (n = 863), die Response zur schriftlichen Befragung betrug 93,2 % (n = 852). Die Response zur Elternbefragung betrug 78,8 % (n = 721). Bewertung der Lehrerfortbildungen/ Unterrichtsmaterialien, Programmimplementation  Die einzelnen Themen wurden von 75–100 % der Lehrer als geeignet für die Klassenstufe 5/6 eingeschätzt [21, 22]. Die Umsetzung des GeKoKidS-Programms in Schulen wurde während des Projektes intensiver (anfängliche Implementation im Rahmen von Gesundheitstagen, später zunehmende Implementation im Regelunterricht). Parameter des Gesundheitsstatus (hier nur Ergebnisse zur Kariesprävalenz und zur Veränderung des Ernährungsmusters)  Während anfänglich tendenziell Unterschiede zugunsten der Kontrollgruppe bezüglich der Karieswerte bestanden (0,52 ± 1,1 bzw. 0,69 ± 1,3 DMFT; p = 0,065), war der Karieszuwachs in der Kontrollgruppe geringfügig höher als in der Interven­tionsgruppe (0,24 ± 0,8 bzw. 0,196 ± 0,62). Bei der Einbeziehung des Alters (10,43  ± 0,6 bzw. 10,27 ± 0,5) in das Modell erreichte der niedrigere Karieszuwachs in der Interventions­gruppe die ­Signifikanzgrenze (p = 0,019¸ IRR 0,695; 95 %-Konfidenzintervall 0,51–0,94), was auch der Auswertung auf Flächenniveau (ΔDMFS, ●  ▶  Abb. 1) entsprach. Statistisch signifikante Veränderungen im Karieszuwachs zu erzielen, ist bei dem augenblicklich sehr niedrigen Kariesniveau von im Durchschnitt weniger als einem kariösen oder gefüllten Zahn pro Kind in 6 Jahren sehr schwierig. Deswegen diente die Sanierung kariöser Läsionen als zweiter Endpunkt der Interven­ tion. Hier konnte die Anzahl der offenen, kariösen Defekte in der Interventionsgruppe von 0,18 ( ± 0,6) auf 0,14 ( ± 0,6)

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

Zusammenfassung

KNP/BMBF-Förderschwerpunkt Präventionsforschung – Wirksamkeit Kinder S79

0,50 0,40 D M 0,30 F S 0,20 0,10 0

Intervention Kontrolle Gruppen

Abb. 1  Karieszuwachs auf Flächenbasis (ΔDMFS) in der Interventions- und Kontrollgruppe.

häufiger angesprochen und hier entstanden signifikant mehr Schulteams/Steuerungskreise zum Thema Gesundheit (p 

[GeKo KidS--Health Literacy in School Children].

The main goal of this study was the evaluation of an intervention programme for the promotion of health literacy in school-aged children (grade 5-6). ...
528KB Sizes 4 Downloads 3 Views