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Gesundheitsbezogene Lebensqualität nach Behandlung von Plattenepithelkarzinomen des Oropharynx Health-related Quality of Life After Oropharyngeal Cancer Treatment

Autoren

S. Volkenstein1, J. Willers2, V. Noack1, S. Dazert1, A. Minovi1

Institute

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Schlüsselwörter ▶ Oropharynxkarzinom ● ▶ gesundheitsbezogene ● Lebensqualität ▶ Kopf-Hals-Tumoren ● ▶ Radiochemotherapie ● ▶ chirurgische Therapie ● Key words ▶ oropharyngeal cancer ● ▶ health related quality of life ● ▶ head and neck cancer ● ▶ radiochemotherapy ● ▶ surgery ●

eingereicht 26. September 2014 akzeptiert  18. Februar 2015 Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0035-1547270 Online-Publikation: 18.6.2015 Laryngo-Rhino-Otol 2015; 94: 509–515 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0935-8943 Korrespondenzadresse Dr. Stefan Volkenstein Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Ruhr-Universität Bochum St. Elisabeth-Hospital Bochum Bleichstraße 15 44797 Bochum [email protected]

Zusammenfassung



Hintergrund: Bei bösartigen Erkrankungen gewinnen neben dem Überleben als primärem Zielkriterium auch sekundäre Therapieziele wie die gesundheitsbezogene Lebensqualität zunehmend an Bedeutung. In der durchgeführten Studie erfolgte die Analyse der gesundheits­ bezogenen Lebensqualität bei Patienten mit Oropharynxkarzinomen nach kurativer Behandlung in Abhängigkeit von der Therapiemodalität. Material und Methoden:  Die Krankenakten von 256 Patienten wurden retrospektiv ausgewertet. Die Einschlusskriterien für diese Studie erfüllten hiervon 98 Patienten, von denen 82 bereit waren, an der Studie teilzunehmen. Dieses Kollektiv wurde entsprechend der Therapiemodalität in 2 Gruppen aufgeteilt: primäre Radiochemotherapie vs. operative Erstbehandlung mit adjuvanter Bestrahlung. Die Erhebung der Lebensqualität erfolgte mithilfe von 2 validierten Fragebögen (EORTC QLQ-C30 und EORTC QLQH&N35).

Einleitung



Weltweit werden jedes Jahr geschätzte 644 000 neue Fälle von Kopf- und Halstumoren diagnostiziert, wobei zwei Drittel dieser Fälle in Entwicklungsländern auftreten [1]. In Deutschland liegt der Anteil von Karzinomen des Oropharynx, ähnlich wie in den USA, bei ca. 3,3–3,8 % [2]. Die geschätzte Zahl der jährlichen Neuerkrankungen bei Männern (n = 7 600) ist dabei fast 3-mal so hoch wie bei Frauen (n = 2 800) und steht mit ­einem Anteil von 3,3 % somit an 7. Stelle der Erkrankungshäufigkeit von Krebserkrankungen im Gegensatz zu den Frauen mit einem Anteil von 1,4  % (15. Stelle). Insgesamt gesehen ist das Durchschnittsalter im Vergleich zu anderen Krebslokalisationen als eher niedrig anzusehen. Die Mortalitätsrate bezogen auf alle Krebssterbe-

Ergebnisse:  Die Patienten unseres Kollektivs zeigten in den meisten Skalen schlechtere Ergebnisse als die Allgemeinbevölkerung. Vor allem die Itemskala „Mattigkeit“ zeigte hier eine starke Veränderung, ebenso die Einzelsymptomfragen „Atemprobleme“ und „Finanzielle Schwierigkeiten“. Der Vergleich der Lebensqualität in Abhängigkeit der Therapiemodalität zeigte nur in einzelnen Skalen „Körperliches und Kognitives Befinden“ des EORTC QLQ-C30 einen signifikanten Unterschied. Schlussfolgerungen:  Insgesamt wird die Lebensqualität von den befragten Patienten unabhängig von der Therapiemodalität als überwiegend zufrieden stellend bewertet. In den Skalen „Körperliches und Kognitives Befinden“ zeigen Patienten nach primärer kombinierter Radiochemotherapie ein signifikant besseres Ergebnis, obwohl das Tumorstadium in dieser Patientengruppe deutlich weiter fortgeschritten war.

fälle beträgt bei den Männern 3,1 % (3 450 Todesfälle) und bei den Frauen 1,0 % (994 Todesfälle; Robert-Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V., 2008). Die mittlere relative 5-Jahres-Überlebensrate wird bei Männern mit 47 % angegeben und fällt damit deutlich schlechter aus als bei Frauen mit 55 % [3]. Mehr als 90 % der Kopf- und Halstumoren sind Plattenepithelkarzinome und haben ihren Ursprungsort in der Mundhöhle, dem Nasopharynx, Hypopharynx und dem Larynx [4]. Im letzten Jahrzehnt hat die Inzidenz von Tumoren an der Basis der Zunge und den Tonsillen besonders bei jüngeren Patienten unter 45 Jahren zugenommen, was der steigenden Prävalenz an Infektionen mit dem humanen Papillomavirus (HPV) in Industrienationen zuzuschreiben ist [5].

Volkenstein S et al. Gesundheitsbezogene Lebensqualität nach Behandlung …  Laryngo-Rhino-Otol 2015; 94: 509–515

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 Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Ruhr-Universität Bochum, St. Elisabeth-Hospital Bochum 2  Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Asklepios Klinikum Bad Abbach, Bad Abbach

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Material und Methoden



Die Studie wurde unter der Projektnummer 2958-II von der Ethikkommission der medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum genehmigt. Die Teilnahme an der Studie erfolgte freiwillig nach ausführlicher Aufklärung und schriftlicher ­Einwilligung der Patienten.

Patientenkollektiv

Für diese Querschnittsstudie wurden Akten von 256 Patienten, die im Zeitraum von 1997–2007 aufgrund eines Oropharynxkarzinoms an der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Ruhr-Universität Bochum behandelt wurden, ausgewertet. Von diesen Patienten baten wir unter Einbeziehung der Auswahlkriterien (Einschlusskriterien: Alter > 18 Jahren, Oropharynxkarzinom, Ersttumor, kurative Therapieabsicht; Ausschlusskriterien: Alter 

[Health-related Quality of Life After Oropharyngeal Cancer Treatment].

Oropharyngeal cancer is a diagnosis which means a change in life and even after successful treatment a tremendous reduction in the quality of life. Ai...
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