372 KIln. MbI. A ugenheiik. 196 (1990)

Immunhistochemische Differenzierung periretinaler Membranen F. Meier-Gibbons, T/i. Schaffner, F. KOrner

Methode Zusammenfassung

Periretinale Membranen entstehen als Komplikation unterschiedlicher Augenkrankheiten und Augenoperationen, wobei die Atiologie der Membranen noch unklar ist. In der vorliegenden Arbeit wurden 134 chirurgisch entfernte periretinale Membranen immunhistochemisch und morphologisch semiquantitativ analysiert (Antigene S 100, GFAP, Leukozyten-Antigene, Faktor 8; Fibrose). Es zeigt sich, daB die Zellzusammensetzung der Membranen bei verschiedenen Krankheitsbildern morphologisch und immunhistochemisch vaniert. Die Haufigkeit der RPE-Zellen korreliert jedoch

Paraffinschnitte von 134 Membranen wurden immunhistochemisch (Abidinbiotinperoxidase-Methoden nach Hsu) untersucht. Alle Membranen wurden bei Vitrektomieoperationen gewonnen. Klinisch lag in 94 Fallen eine PVR verschiedenen Ausmalles (von Cl bis C3) und in 37 Fallen eine proliferative diabetische Retinopathie vor. Die 94 Augen mit PVR wurden zusStzlich nach folgenden Gesichtspunkten unterteilt: Membranen bei Amotio mit bzw. ohne Riss, bei IJveitis und idiopathische Membranen. Die Zahi immunhistochemisch dargesteilter Zellen wurde mit einer Skala von 0—3 geschatzt. Die gefundenen Werte wurden mit den klinischen Daten korreliert.

Resultate

nicht mit dem Auftreten von Netzhautrissen in der Anamnese.

Iminunohistochemical Differentiation of Periretinal Membranes The etiology of periretinal membranes, a complication of various ocular diseases, trauma, and ocular surgery, is still unknown. In the study reported here, 134 surgically removed periretinal membranes were semiquantitatively analyzed by immunohistochemical and morphological method (antigens S 100, GFAP, leukocyte antigens, factor 8; fibrosis). It was found that the cell population of the membranes varied both morphologically and immunohistochemically according to the disease. However, the RPE cell count did not correlate with the number of retinal tears recorded in the patients' histories.

Einfuhrung Die Bildung von ausgeprägten periretinalen

Membranen ist eine gefurchtete Komplikation, die bei 5—10% aller Fälle von Netzhautablosung auftritt. Die

Durch morphologisch-immunhistochemische Korrelation ergaben sich folgende Befunde:

Die Frequenz von RPE-Zellen korrelierte nicht mit dem Auftreten von Netzhautrissen. Wir stUtzten den Nachweis von RPE-Zellen auf die Morphologie, dane-

ben auf die oben dargestellten immunhistochemischen Kombinationen.

Morphologisch sowie immunhistoche misch wurden deutliche Unterschiede zwischen diabetischen und nicht-diabetischen Membranen gefunden. Die diabetischen Membranen waren hauptsachlich aus Fasern aufgebaut und zeigten viele wahrscheinlich neugebildete Gefäfle, wobei sich sowohl ganze Gefal3e als auch einzelne gefallbildende Zellen mit den immunhistochemischen Gefäf3markern anfarbten. Die diabetischen Membranen waren im Mittel uber 2 Jahre (25 Monate) bis zur Operation beobachtet worden. Die PYR-Membranen bestanden dagegen weniger lang bis zur chirurgischen Exzision (11,2 Monate). Sie zeigten tendenziell weniger Fibrose als die

diabetischen Membranen. Innerhaib der Gruppen der

PVR-Membranen wurde in Abhangigkeit von der AtioloAtiologie dieses Krankheitsbildes 1st immer noch unklar. gie eine VariabilitSt der Zellzusammensetzung beobachtet. Nachdem schon langere Zeit morphologische Untersuchungen uber die Zusammensetzung dieser Membranen gefuhrt wurden, versuchten seit Beginn der achtziger Jahre verschiedene Autoren, mit Immunhistochemie die beteiligTab. 1 Morphologisch-immunhistochgrnjsche Befunde 134 ten Bestandteile genauer zu definieren. periretinaler Membranen

Da sich bisher nur wenige Studien dem Znsammenhang zwischen den immunhistochemisch erfailten Zellen und den klinischen Aspekten widmeten (Hiscott, Jordan, Weller), untersuchten wir 134 chirurgisch entnommene periretinale Membranen auf diese Fragestellung hin. Kiln. Mbl. Augenheilk. 196 (1990) 372—373

1990 F. Enke Verlag Stuttgart

S100 ENDOTHEL GLIA RPE

MELANOPHOREN FIBROBLASTEN

NEUROREflNA

GFAP

CYTOKERATIN

viii



+ +

+

..-



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Universitats-Augenklinik und Patholog. Institut der Universitgt Bern

KIm. Mb!. A ugenheilk. 196 (1990) 373

Irnmunhistochemische Differenzierung periretinaler Membrc,nen

SchJu1foIgerungen

Die als Komplikation ganz verschiedener Augenkrankheiten auftretenden periretinalen Membranen sind je nach Atiologie aus unterschiedlichen Zellen zusammengesetzt, weiche sich mit den immunhistochemischen Markern anfErben und grob quantifizieren lassen. So sind die Membranen z. B. bei Diabetes besonders gefaf3- und faserreich, bei Uveitis reich an Entzundungszellen und bei sogenannten Spontanfibroplasien auffallend zell- und faser-

arm. Der Gehalt an Pigmentepitheizellen korreliert jedoch, im Gegensatz zu anderen Studien (Mache iner, Kam-

pik), nicht mit dem Vorhandensein von Netzhautrissen. ObwohTl periretinale nicht-diabetische Membranen klinisch eine relativ monotone Struktur aufweisen, spricht die zell-

morphologische Variabilität fur sehr unterschiedliche pathogenetische Entstehungsmechanismen.

Literatur Machemer, R., I]. Laqua: Pigment epithelium proliferation in retinal detachment (massive periretinal proliferation). Am. J. Ophthalmol. 80 2

(1975) 1—23

Kampik, A., K. R. Kenyon, R. G. Michels, W. R. Green, Z. C. Dc Ia Cruz: Epiretinal and vitreous membranes — a comparative study of 56 cases. Arch. Ophthalmol. (Chicago) 99 (1981) 1445—1454

Hiscoti, P. S., I. Grierson, D. MeL eod: Natural history of fibrocellular epiretinal membranes: A quantitative angioradiographic and immunohistochemical study. Br. J. Ophthalmol. (1985) 810—823 Jordan, J. A., J. S. Penrose, R. G. Michels, H. Hayashi, S. De Bustros, M. Sebag, B. M. Glaser: Proliferative vitreoretinopathy membranes — An immunhistochemical study. Ophthalmology 96 (1989) 801—810 Weller, M., K. Heimann, P. Wiedemann, W. Straub (Ed.): Immunochemical analysis of periretinal membranes. Proliferative vitreoretinopathy, Genetics of glaucoma, Ophthalmol. Basel, Karger, 1989, 16, 54—74 Kdrner, F., Th. Schaffner: F. Meier-Gibbons, 1988 (im Druck)

Dr. med. F. Meter-Gibbons Universitats-Augenklinik Inselspital C1-1-3000 Bern

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Membranen im Rahmen einer Uveitis zeigten neben GefäBen etwas Fibrose, vergleichsweise viele Entzundungszellen, vor allem Leukozyten. Die idiopathischen Membranen enthielten gliale Elemente, dagegen wenig Fasern, kaum EntzUndungszellen und praktisch keine GefäBe.

[Immunohistochemical differentiation of periretinal membranes].

The etiology of periretinal membranes, a complication of various ocular diseases, trauma, and ocular surgery, is still unknown. In the study reported ...
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