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Immunologische Reaktion gegen konservierte Trachealtranspiantate? Untersuchungen bei Ratteninzuchtstämmen A. Beigel', 1-1.-U. Wottge 2, W. Muller-Kuchholtz2

_____-_________

dern und werden vor allem dann durchgeführt, wenn eine Resektion der betroffenen Trachealsegmente nicht durchführbar ist.

Zur Uherpriifung einer eventuell noch verblicbenen Immunogenität chemisch (Ciaht, Merthiolat, Alkohol, Formalin) konservierter Trachealsegmente wurdcn systematische transplantationsimmunologische Untersuchungen bci Ratten aus Inzuchtstammen unter Verwendung von In-vivo-, In-vitro- und immunhistologischen Tests durchgefuhrt. Hinweise auf eine von ande-

Luftrdhren zum Ersatz groRer Segmente verwenden zu konnen. Eine routinemaEige Anwendung dieses Verfahrens ist

Zusammenfassung

ren Autoren postulierte sog. Restantigenitàt wurden nicht gefunden. Die Uberlebensraten nach orthotoper Ubertragung konservierter Trachealsegmente waren verkurzt. Dies beruht am ehesten auf Störungen der mukoziliaren Clearance, verursacht durch chemisch bedingte Schaden an der Trachealschleimhaut.

Immunological Reactions against Preserved Tracheal Zegments? Envestigations in Rat Inbred Strains

To determine whether chemical (cialit, merthiolate, alcohol, formaldehyde solution) preserved tracheal segments maintain immunogenicity we performed systematic transplantation-immunological investigations using in vivo-, in vitro- and immunohistological tests. In contrast to other autors no indication of residual antigenicity was found. The survival rates after ortho-

topic grafting of preserved tracheal segments were

shortened. This seems dut to the loss of the mucociliary clearance, caused by chemical induced damages in the tracheal mucosa.

Einleitung -

______

Wünschenswert ware es, vitale humane aber wegen der immunologischen Abstoungsreaktion des Gewebe zur Zeit noch Empfangers gegen das nicht in Sichr. Somit lage es nahe, die zu rransplantierenden Luftröhren mit chemischen oder physikalischen Verfahren dergestalt zu behandeln, da sic zwar in Form und Konsistenz unverãndert, im immunologischen Verhalten aher inert sind. Chemische Methoden sind zur Zeit die gebràuchhchsten Verfahrcn zur Konservierung von Geweben. Die Ubertragung derart vorbchandelrer Trachealsegmente scheint eine gute Aussicht auf einen Erfolg zu bieren; von

Herberhold wurden bereits erste erfolgreiche klinische Uberrragungen chcmisch (Merthiolat) konscrvierter Trachecn berichtet (9, 10). Zur Zeit ist noch nicht eindeutig gcklart, oh durch diese chcrnischen Einflüsse die Immunogenitht der so behandelten Gewebe nur herabgesetzt oder vhllig aufgehoben wird. Eine genaue Kenntnis des immunbiologischen Verhaltens der konservierten Trachealscgmcnrc ist jedoch die Voraussetzung für die Etablierung dieses Verfahrens in der Klinik. Deshalb ist es Ziel dieser Arbeit, anhand systematischer Untersuchungen bci Ratten aus lnzuchtstammen zu inwieweit die konservierten Trachealgewcbe noch eine Restimmunogenitãt besitzen, um evcntuell weitere Mhglichkeiten für den routinemaIigen Gebrauch konservierter Trachealsegmente zu zeigen.

_________

Urn das Problem des Trachealersatzes zu

ldsen, wurden in der Literatur unterschiedliche Operations-

methoden angegeben (Ubersicht bei Meyer (16)). Meist handelt es sich um verschiedene Formen der Trachealplastik unter Verwendung korpereigenen Gewebes wie Faszien- und Rippenknorpel. Sic konnen aber mehrfache Operationsschnitte in langjahrigcn Behandlungsriiumen erfor-

Material und Methode 1.

________

Verwendete Tierstd,nrne

Dsc Vcrsuchc wordcn an folgcndcn Rattcninzuchtstansmcn durchgcfiihrt:

LEW: Weitcrzucht Kid eincs nach 45 Gencratinnen Inzucht von nilcrobiological associatcs crhalten Lewis-Stammes. Allel am RT1-Locus: 1(7).

GAP: Wcircrzucht Kid dines nach 37 Gencrationen von 0. Stark Laryngo-Rhino-OtoI. 70 (1991) 630—634 Georg Thierne Verlag Stuttgart New York

(Prag) crhalrcncn Stammes, der von dcr Akademie dcr Wissenschaften in Krakow (Polen) stanimt. Ailci am RT1-Locus: C (7).

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tJniversitats-HNO-Klinik Kin (Direktor: Professor Dr. H. Ruderr) 2Ahteiloog Immunologie des Klinikums der Universitlt Kin (Direkror: Prof. Dr. Dr. VP. Muller-Rorhholtz)

Immunologische Reaktion gegen konservierte Trachealtransplantate? Während 3cr Dauer des Versuches wurden die here in Makrolon-Käfigen (Gr. 3) auf Hobelspdnen gehalten und mit und Wasser ad libitum ernährt.

Laryngo-RJino-Otol. 70 (1991) 631

Dieser Test wurde 4 Wochen nach der Ubertragung der konservierten Tracheen durchgeführr.

5. 1mm unmorphologische Techniken

Enigende Knnservierungsmittel wurden verwendet:

Die immunmorphologische Darstellung der RT1k-Transplantaoonsantigcnc wurde bercirs frühcr ausgichig publiziert (3). Mit Hilfe eines von der Firma Scrorec (Blackthorn, Grufibriranmen) erhaltenen mnnoklunalen Antilcörpcrs, 3cr gegcn das Ratten-RT1-N-Transplantarionsantigen gerichtet isr, wurden die spcndcrspezifischen Transpianrarionsanrigene mit Hilfe der Biorin-

1. Cialitl:5000

Avidin-Peroxydasctechnik dargesrellr.

Sofort naeh der sterilen Entnahme wurden die 4 Ringe umfassenden Trachealsegmenre in Behãltern mit den verwenderen Knnservierungsmirreln aufbewahrr.

2. Merthinloat 1: 1000

3.

Alkohol96:100

4. Fnrmalin 4: 100 mit Puffer Sorensen (KH2P04 + NA2HPO4 em 15 Mnlar) (18).

Die JKnnsei-vierungsfldssigkeir in den cinzelnen Be-

hairern wurde wochenrlieh geweehselt. Die Implanrationcn der knnservierren Trachealsegmenre erfolgte naeh einer Konservierungsdauer von mindestens 5 Wnehen. Vor der Implantation wurden die Tmplanrare mindesrens 4 Stunden in Ringer-Lösung gewässerr, wobei die Ringer-LOsung mehrfaeh ausgetauseht wurde.

3. In vivo-Ve;fahren Trachea Itra nsplantation Orthotope Trachealtrans plantation: Es handelt sieh um em mikruehirurgisehes Operatinnsverfahren, das bereirs frdher ausfOhrlich publiziert wurde (1). Die wiehtigsten Sehritte sind

fnlgende: TJnter dem Operatinnsmikroskop wird die Trachea der Ratte aliseitig unrer sorgfiilrigster Prãparation vnn den N. recurrentes und dem Osophagus freipriiparierr und em Segment der Trachea cntfernt. Die Rekonsrruktion der Trachea erfolgr anschlieflend durch das Einsetzen eines entsprechcnd grocn Implantares, das an 3cr Empfängertrachea an heiden Anastomosen mit jewcils 3 Einzelknopfnahten Vicryl 6X0® fixiert wird.

Heterotope Trachealtrans plantation: Fin Trachealsegment wird dem Empfãnger subkutan unrer die rcchte Oberschenkeihaut plaziert und die Wunde mit Haurklammcrn Ethicon® vcrschiossen.

Hauttrans plantation Ca. 1 x 1 cm grolles Bauchhautsriick wurde mit 4 Einzelknupfnãhren (Erhilon® 4 x 0) m der Empfangerbauchhaut fixierr und mit Adaptik®Mu11Drahtgirterverbänden versehen,

6. Mathematisch-statistische Verfahren Zum Verglcich der Ubcrlebenszcitcn 3cr Tiere dient der Logrank-Test (11, 20), bei dem in Anlehnung an die Kaplan-Meier-Scharzung für Uberlcbcnsku rvcn zwei Ubcrlcbenskurven starisrisch mireinander verglichen werden konnen.

Ergebnisse 1. In-vivo-Ergebnisse

Uberlebenszeiten von Hauttransplantaten (Abb. 1): 25 LEW-Ratten erhielten CAP-Hauttransplantate. Die Uberlebenszeiten dieser Transplantate reichten vom 6. bis zum 9. Tag (* = 7,6 a = 0,9 Tage). Die Uberlebenszciten dieser Hauttransplantate gelten als die normalen Uberlebenszeiten (NST).

Nach vorheriger Transplantation von Trachcalsegmentcn desselben Spenderstammes CAP-Hauttranspiantate wurden von 50 LEW-Ratten zwischen dem 4. und dem 8. Tag abgestoen (* = 4,76 a = 0,29 Tage). Die

Uberlebenszeiten dieser Hauttransplantate waren stabstisch signifikant gegenuber den normalen Uberlebenszeiten verkurzt.

Auf 18 LEW-Ratten wurden CAP-Hautstiik-

ke nach vorheriger heterotoper Ubertragung eines Cialitkonservierten Trachealsegmentes transplantiert. Diese Hautstücke wurden zwischen dem 6. und 9. Tag abgesto-

en ( = 7,7 a = 0,9 Tage).

Em

durch zirkulare Bandagen gestutzr und ab dem 3. Tag regelmiillig inspiziert. Die Vaskularisarion der Transpianrare wurde durch wicderholte iv. lnjektionen von Disulfinblau Oberpriift. Ads Zeichen einer akuten Abstollung gaiten Vaskularisationsabbruch des Transpianrates, eine Schwellung, Verfãrhung und leichte Ablösung der Epidermis sowie em Austrocknen des transplanrierren Gewebes (17). Die Vorsensibilisierungen mit dem Hautrransplantat crfolgrcn in 2—3wöchigcn Abstinden vor der Trachcalrransplantation mit Bauchhaut von demselben Spenderstamm, von dem auch

das Trachealtranspiantat stammte. Diese Hautrransplantanoncn wurden in 2—3wöchigcn Ahsthnden wiederholt.

Die AbstoI?ungszeiten von 12 CAP-Hauttranspiantaten nach vorheriger Ubertragung eines Merthiolat-konservierten CAP-Trachealsegmentes lagen zwischcn 3cm 6. und dem 9. Tag (* = 7,5 a = 0,7 Tage). Nach Implantation von Alkohol-konservierten CAP-Trachecn stieflen weitere 11 LEW-Tiere ihr CAP-

Hauttransplantat zwischen dem 7. bis zum 9.Tage ab (11=7,5 a=0,7Tage). Auf weitere 8 LEW-Ticre wurden nach der

heterotopen Implantation von Formalin-konservierten CAP-Tracheen ebenfalls CAP-Hautstbcke uberrragen. Ihre

AbstoRungen lagen zwischcn 3cm 6. und 3cm 9. Tag 4. Jn-vitro-Verfahren Es wurde der Lymphozytotoxizirdtstcst (Mikrozytotoxizithtsrest/MCT) — von Takasugi und Klein entwickelt und ausfiihrlich beschrieben (25) verwandt. Scm Prinzip besteht darin, dalI gegen Allotransplantationsanrigenc scnsibilisierre Lymphozyten ln-virrn-Zellen (Targerzellen) lysieren, die spezifische Oberflachenstrukturen tragen, die den Transpianrarionsantigenen cntsprcchcn.

(11 = 7,25

a = 0,09 Tage).

Die Uherlebenszeiten aller CAP-Hauttransplanrare nach vorheriger Implantation konservierter Tracheen desselben Spenderstammes unterschieden sich statistisch nicht von den normalen Uberlebenszeiten der CAPHauttransplantate, waren aber signifikant lhnger als die Ab-

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2. Konservierungsverfahren

A. Beigel undMitarb.

632 Laryngo-Rhino-Otol. 70 (1991)

n.23 SOng KonIr n.13 CpaI,t Syng C,aIsl allog 3xI4aut n, 16

n.25

n . 50 VII T,anspl I. 13 C,eI,t ko,,s. . 12 Merthior kong

81008cr kVnS 0.11 Fo,malin kOns n . 8

%



Effektor spezifisch zeiizaiii yse [%]

Versuch 0 Sensibilisierung

vitales Transplantat

2

2

Rh

different konserviert.

2,5 x

0

2,5 x iOt

60

1,25x105

40

0,625x10

10

2,5 x io

30

1,25x105

10

Cialit

2

2,5 x i05

Merthiolat

2

2,5 x i05

0

2

2,5 x i05

0

2

2,5 x i05

o

TranspIantat Alkohol

Formalin

Abb. 3 Lymphozytotoxizitatstest nach Ubertragung stark allogener (RT1 -differenter) vitaler und konservierter Trachea.

sto1ungszeiten der CAP-Hauttransplantate nach vorheriger 'ITranspiantation vitaler Trachealsegmente (Abb. 1).

Uberlebenszeiten der Versuchstiere nach orthoto per Ubertragung von Trachealsegmen ten (Abb. 2) Als syngene Kontrolle erhielten 23 Tiere syngene vitale 4-Trachea!ringtransplantate. 21 von 23 den 120. Tag ( = 117 n = 14 Tage). (91 %)

13 LEW-Ratten erhielten Cialit-konservierte orthotope Trachealimplantate syngener Herkunft. 5 davon (39 %)

den 120. lag. Auf weitere 16 Ratten

wurden Cialit-konservierte CAP-Trachealsegmente nach vorheriger maximaler (dreimaliger) Vorsensibilisierung mit

vitalen Hauttransplantaten derselben Stammesherkunft ubertragen. 7 dieser 16 Tiere (44 %) erreichten den 120. Tag. Diese beiden Kollektive unterschieden sich statistisch nicht voneinander.

n.h

Month cling 3nHauh n. 12

n.h AIkolisyng Atkoh airog 3xHautn. 9

%

30

Abb. 1 Uberlebenszeiten von Hauttransplantaten nach vorheriger Ubertragung von vitalen und konservierten Trachealsegmenten in der genetisch stark differenten Stammkombination. NST= Normale Uberlebenszeit, vit, Transpi. vitales Transpiantat, Cialit kons, = Uberlebenszeit nach vorheriger Ubertragung eines Cialit-konservierten Trachealsegmentes.

Merlhsyng

60

90

120 Tage

Abb. 2 Uberlebenszeit nach orthotoper Ubertragung von konservierten syngenen und stark allogenen Trachealsegmenten. Die Tracheak empfnger wurden teilweise maximal (dreimal) mit Hauttransplantaten vor der TrachealUbertragung sensibilisiert. syng. Kontr. syngene Kontrolle, Cialit syng. = Ubertragung von syngener Cialit-konservierter Trachea.

In analogen Versuchsansätzen erhielten 11 Tiere Merthiolat-konservierte Trachealsegmente syngener und 12 stark allogener Herkunft nach Vorsensibilisierung. Auchhier war kein statistisch signifikanter Unterschied in den Uberlebenszeiten festzustellen.

Entsprechend wurden auf weitere 11 Tiere syngene und auf 9 Ratten stark allogene Alkohol-konservierte Trachealsegmente nach maximaler Vorsensibilisierung ubertragen. Statistisch signifikante Unterschiede Waren ebenfalls nicht feststellbar. 2. In-vitro-Ergehnisse und immunhistologische Befunde Bei 2 LEW-Tieren wurde der Mikrozytotoxizitätstest ohne Vorsensiblisierung vorgenommen (Abb. 3). Eine spezifische Lyse wurde nicht gefunden (Negativkontrolle). Weitere 2 Tiere erhielten RT1 differente (CAP) Irachealsegmente. Die spezifische Lyse hetrug bei dem einen Tier bei 0,65 x i0 Effektorzellen 10 % und bei dem anderen Tier bei 1,25 x io Effektorzellen ebenfalls 10 % (Positivkontrolle). Dagegen konnte nach vorheriger Ubertragung von Cialit-, Merthiolat-, Alkohol- oder Formalin-konservierter Tracheen stark allogener Herkunft auch bei maximaler Effektorzellzahl (2,5 x 10) keine spezifische Lyse der Zielzellen gefunden werden, d. h. der MCT war bei diesen Tiercn negativ.

Bei den immunhistologischen Versuchen zeigten die monoklonalen AntiRT1AcAntikdrper keine Reaktionen mit der Trachealschleimhaut der LEW-Empfãngerratten (Rh A1) (Negativkontrolle). Kiar positiv war der

Nachweis der Transpiantationsantigene auf den vitalen

Trachealschleimhãuten der CAP-Ratten (RT1 Ac)

(Abh. 4 a). Dieser positive Nachweis war auf der Schleim-

haut konservativer Trachealsegmente nicht zu führen (Abh. 4 b), d. h., es waren keine Transpiantationsantigene mehr darsteilbar.

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— NOT

lmmunologzsche Rea/ztion gegen konservierte Trachealtranspiantate?

Laryngo-Rhino-OtoL 70 (1991) 633 Untersuchungen

verschiedener Autoren

Abb.4a Vitales Transpiantal: deutlich positive Darsiellung der Transpianlaliorisantigene,

&

cc.: 'r ' —

-0

3';.;

;H -

Abb.4b Cialit-konserviertes Segment: Es sind keine Transpiantationsantigene mehr nachweisbar.

Abb.4 Immunhistologische Darstellung von All AcTranspIanta tionsanhigenen (Kryostatschnitt x 210).

Nach van den Broek und Kuijpers (4) soIl im allogenen System das Antigenitatsverhalten von Gehorknochelchen vom Konservierungsverfahren abhãngig scm: Cialit und Alkohol beseitigen die Antigenitat, nach Fixie-

rung in Formalin sei dagegen die Antigenitat zwar schwãcht, aber aufrecht erhalten.

ge-

Kastenbauer und Hochstrasser hatten zuvor (13)

Befunde erhoben. Im xenogenen System

(Ubertragungen humaner Cialit-konservierter Warzenfortsätze auf Kaninchen) steliten sie Antikorper gegen Transferrin fest und deuteten dies als Verringerung, aber nicht völlige Aufhebung der antigenen Wirkung durch die Konservierung in Cialit. Entsprechend wurden von anderen Autoren unterschiedliche Reorganisationen von allogenen oder xenogenen, unterschiedlich konservierten Gehörknochelchen im Mittelohr beim Kaninchen gefunden (5). Immunfluoreszenzmikroskopisch konnte Streckbein (24) noch nach 6monatiger Konservierungszeit vom Knorpel im Konservierungsmittel Cialit erhaltene Kollagenantigene der Knorpelgrundsubstanz zeigen. Er hatte zuvor nachgewiesen, dat? Rippenknorpel nach 6monatiger

Konservierungszeit auch noch intakte menschliche ImDiskussion

In Experimenten an Ratteninzuchtstammen konnten wir nachweisen, dat? das vitale Trachealtranspiantat immunogen ist, also Abstot?ungsreaktionen des Empfãngers hervorruft (1, 2). Deshalb sind bei einem Ersatz der Trachea mit vitalem allogenen Gewebe neben dem chirurgischen Problem vor allem auch immunologische Reaktionen zu berücksichtigen. Von grot?em Nutzen für die Lösung des Problems ,,Trachealersatz" ware die Entwicklung eines Verfahrens, mit dem die Immunogenität des Organs Trachea einerseits aufgehoben werden kann, durch das andererseits die Struktur und das biologische Verhalten moglichst unverandert bleibt. Zur Erreichen dieses Zieles wurden sowohl chemische als auch physikalische Verfahren gepruft (28, Ubersicht bei Kastenbauer 1983 (12)). Die zur Zeit gebrauchlichsten chemisehen Konservierungsmethoden sind die Aufbewahrung der Gewebe in den Quecksilberverbindungen Cialit und Merthiolat (6, 12, 18) als auch in den Fixierungsmitteln Formalin (19, 21) und Alkohol (8, 19, 21, 27). Die meisten Untersucher, die sich mit der Frage der Ubertragung konservierter Gewebe befat?ten, gingen davon

aus, dat? diese Gewebeersatzmaterialien nicht mehr vital und daher auch nicht antigen seien. Deshalb stand bei ihnen fast nur das weitere biologische Schicksal dieser Implantate nach der Ubertragung ohne Berücksichtigung eventueller immunologiseher Fragestellungen im Vordergrund des Interesses.

munglobuline enthalt (23).

Nach Seiffert (22) führten Transplantatio-

nen Cialit-konservierter Hautstucke im allogenen System zu keiner beschleunigten Abstot?ung nachfolgender Hauttransplantate desselben Spenderstammes.

Da die Angaben in der Literatur die verbhebene Immunogenitat chemisch konservierter Gewebe also untersehiedlich sind, bedarf dieses Problem einer Klàrung. Voraussetzung dazu sind systematische transplantationsimmunologisehe Versuche, bei denen in einem Versuchssystem bei Tieren aus Inzuchtstammen sãmtliche Parameter gezielt einzeln varmiert werden können. Wir fflhrten in maximaler genetiseher Differenz innerhalb der Spezies Ratte (RT1-Inkompatibilitat) unsere Versuche in vivo, in vitro als auch mmmunhistologmsch durch.

RT1-A"-Transplantationsantigen e konnten auf den Schleimhauren der konscrvicrten Tracheen nicht mehr nachgewiesen werden. Entsprechend verlmef der Lymphozytotoxizitatstcst negativ, d. h. spezifisch gegen die Spendertransplantationsantigene scnsibilisierte Lymphozyten waren bei den Empfangertieren nicht mehr zu fmnden. Auch die Abstot?ungszeiten von nachfolgenden Hauttrans-

plantaten desselben Spenderstammes, von dem auch das konservierte Trachealtransplantat stammte, untersehieden sich nicht von den Normalabstot?ungszeiten, waren aber si-

gnifikant Linger als nach Vorsensibilisierung mit vitalen Hauttransplantaten desselben Spenderstammes. Somit ist durch diese kiassisehen transplantationsimmunologischen

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Vitalitãt und Antigenitat unterschiedlich konservierter Gewebe zeigten widersprüchliche Ergebnisse. Einerseits wurde nach 9Otiigiger Merthiolat-Konservierung bei Knorpelstucken keine metabolische Aktivitat gefunden (14), andererseits sollen Chondrozyten in Knorpelstucken, die em Jahr in 0,5—1 %igem Formalin konserviert wurden, noch Granula bilden können (15).

A. Beigel und Mitarb.: Immunologische Keaktion

634 Laryngo-Rhino-Otol. 70(1991)

Eine besonders hohe Bedeutung messen wir den Uberlebensraten der Versuchstiere nach der orthotopen Ubertragung der konservierten, stark allogenen Tra-

chealsegmente zu. Sic waren nach der Ubertragung der konservierten Tracheen zwar kürzer als die der Kontrolle

mit syngenen vitalen Transplanraten, es fand sich aber kein Unterschied zwischen den Uberlebensraten nach Ubertragung syngener konservierter Tracheen oder stark allogener konservierter Luftrohrensegmente, sogar nach der maximal spezifischen (dreimalige) Vorsensibilisierung, mit Haut-

transpiataten desselben Spenderstammes. Durch diesen Versuchsansatz konnten wir zeigen, da6 durch die Konservierungsverfahren die Unterschiede in den Uberlebenszei-

ten nach der Ubertragung der stark antigenen allogenen RT1-differenten Transpiantate und der nicht antigenen syngenen Transpiantate verschwinden.

lmmunologische Reaktionen als Ursachen für das truhe Versterben der Versuchstiere nach der Ubertragung der konservierten Trachealsegmente khnnen wir aufgrund unserer Versuchsergebnisse ausschlie6en. Deshalb müssen wir andere Mechanismen dafür annehmen: Unseres Erachtens kommt für die geringen Uberlebensra-

ten am ehesten em Zusammenbruch der mukoziliaren Clearance, verursacht durch den Veriust der Glykoproteinproduktion, wie er bei stärkstcn Gewebeschäden — hier durch die Konservierungsmittel bedingt — auftritt, in Frage.

Befunde, die auf diese Pathomechanismen hindeuten, konnten wir in anderen Vcrsuchansdtzen, nhmlich nach der AbstoLung der Schleimhaut vitaler Trachealtranspiantate, erheben (26).

Da bei der Ubertragung chemisch konservierter Trachealsegmente keine Anzeichen auf eine Immunogenitait mchr bestehen, ist es folgerichtig, von der Implantation im Gegensatz zu der Transplantation vitaler Trachealsegmente zu sprechen. DaL diesc nicht immunogencn konservierten Trachealsegmente im klinischen Gcbrauch ais sogenannte ,,Bioprothesen" für den Ersatz groIerer Irachealdcfekte anzusehen scm kbnnten, wurde von Herberhold (9, 10) berichtet. Unsere experimentellen Ergebnissc stbtzen die Annahme der anderen Autoren im Hinblick auf die Nichtimmunogenitãt chemisch konservierter Trachealsegmente. Durch diesen Nachweis könnten wir der Lösung des Problems ,,Trachealersatz" näher gekommen scm. Literatur /Jezgei, A., W.Muller-Ruchholtz: Tracheal transplantation. 1. The immunogenic effect of rat tracheal transplants. Arch. Oto-rhino-larvngol. 240 (1984) 185 Beigel, A., W. MüIler-Ruchholtz: Tracheal transplantation. 11. Influnce of genetic difference and degree of sensitization on reactions to the tracheal transplant. Arch. Oto-rhino-laiyngol. 240 (1984) 217 i Beige4 A., K. Ste ffens-Knutzen, B. Muller, U. Schumacher, H. Stein: Tracheal Transplantation. III. Demonstration of transplantation antigens on the tracheal mucosa of inbred rat strains. Arch. Oto-rhinolaryngol. 241 (1984) 1 Broek, ii. ci. P., W. Kuijpers: The effect of preservation on the behaviour of homologous grafts. Acta Oro-laryngol. 77(1974)335 Eitschberger, F., W. D. Heine, C. Gammert: Zur Uhertragung von

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6

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Universitats-HNO-Klinik Kid Arnold-Heller-Strafe 14 2300 Kid

Dr. i-er. oat. H-U. Wottge Prof. Dr. med. Dr. med. dent. W. Muller-Ruchholtz Priv.—Doz.

Abt. Immunologic des Klinikums der lJniversität Kid 2300 Kid

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Versuchsansätze kein Hinweis auf eine sogenannte verblicbenc Restantigenitat der konservierten Tracheen gegeben.

[Immunological reactions against preserved tracheal transplants? Studies on inbred rat strains].

To determine whether chemical (cialit, merthiolate, alcohol, formaldehyde solution) preserved tracheal segments maintain immunogenicity we performed s...
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