Leitthema Urologe 2014 · 53:1600–1609 DOI 10.1007/s00120-014-3613-2 Online publiziert: 10. Oktober 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

K.M. Gschwendtner1 · G. Klein2 · C. Güthlin2 · C. Holmberg3 · M. Horneber4 · J. Weis1 1 Institut für Reha-Forschung und Psychoonkologie, Klinik für Tumorbiologie, Freiburg 2 Institut für Allgemeinmedizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main 3 Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin 4 Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie, Medizinische Klinik 5, Klinikum Nürnberg

Bedeutung komplementärmedizinischer Verfahren bei Patienten mit Prostatakarzinom

In den letzten Jahrzehnten hat der geschätzte Anteil der Krebspatienten, der komplementärmedizinische Verfahren (KMV) einsetzt, zugenommen, so dass momentan davon ausgegangen wird, dass um die 40% aller Krebspatienten in Deutschland, zusätzlich oder alternativ zu konventionellen Krebstherapien, weitere Behandlungsstrategien nutzen [9]. Zumeist wird in der Literatur von „Komplementär- und Alternativmedizin“ (KAM, CAM) gesprochen, doch nur ein kleiner Teil der KMV-Nutzer setzen diese Verfahren als Alternative zu konventionellen Verfahren ein. Die meisten Krebspatienten verwenden KMV eher zusätzlich zu oder im Anschluss an konventionelle Interventionen und nicht als Alternative dazu [8]. Daher wird im folgenden Artikel nur der Begriff komplementärmedizinisches Verfahren (KMV) verwendet. Das „National Center for Complementary and Alternative Medicine“ (NCCAM) unterteilt die einzelnen Verfahren in zwei Gruppen [14]. Dies sind zum einen Naturprodukte wie z. B. Kräuter, Vitamine oder Mineralstoffe und zum anderen die „Mind-Body-Interventionsansätze“. Dazu zählen verschiedene Ansätze wie u. a. Akupunktur, Kraniosakralmassage, Meditation, mentale Hei-

1600 | 

Der Urologe 11 · 2014

lung, Entspannungstechniken, Qi Gong oder Reiki. Hinsichtlich der Inanspruchnahme haben verschiedene Studien gezeigt, dass v. a. Frauen mit Brustkrebs und jüngeren Alters sowie mit höherem Bildungsniveau KMV nutzen [4, 8, 15, 23]. Aber auch bei Patienten mit Prostatakrebs, das mit einer für das Jahr 2014 geschätzten Anzahl von 70.100 Neuerkrankungen die mit Abstand häufigste maligne Tumorerkrankung beim Mann darstellt [19], liegen die Nutzungsraten in verschiedenen Untersuchungen zwischen ca. 30 und 50% [2, 3, 12, 13, 16, 18]. Hierbei zeigen die Erhebungen, dass Prostatakrebspatienten unterschiedliche Mittel und Verfahren einsetzen [2, 3, 16]. Aus dem Bereich der Naturprodukte werden Vitamine (Vitamin A, C oder E) und Mineralstoffe (Kalzium, Selen, Zink) genannt, die oft auch als Kombinationspräparate eingesetzt werden. Hinzu kommen Pflanzenstoffe wie Carotinoide (z. B. Beta-Carotine bspw. in gelben und grünen Früchten oder Lycopine bspw. in Tomaten) und Flavonoide z. B. aus Soja- oder Granatapfelprodukten. Dabei ist es sehr unterschiedlich, ob eine Substanz selbst z. B. in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen wird oder die Nahrung hinsichtlich bestimmter Produkte wie Tomaten oder Granatapfel ausgerichtet wird. Eine Studie aus dem deutsch-

sprachigen Raum nennt zudem noch die Misteltherapie [16]. Da die Misteltherapie speziell im deutschsprachigen Raum verbreitet ist, taucht sie in Studien anderer Länder eher selten auf [13, 16]. Weiterhin werden von Patienten häufig eine fettreduzierte Ernährung [2, 16] und Verfahren aus dem Bereich der Mind-Body-Ansätze [12] genannt. Es wurden inzwischen mehrere qualitativen Studien durchgeführt, die sich damit auseinandergesetzt haben, warum Männer mit Krebs bzw. Prostatakrebs KMV nutzen. Evans et al. [7] identifizierten verschiedene Beweggründe, warum männliche Krebskranke KMV nutzen. Wichtige Gründe waren, das Gefühl zu haben, aktiv an der Behandlung und Heilung mitwirken zu können, Neben- und Folgewirkungen der Behandlung entgegenzuwirken sowie das Fortschreiten oder die Rückkehr der Krebserkrankung verhindern bzw. die Erkrankung heilen zu können. Zudem nannten sie Gründe, die einerseits mit der Art der Betreuung und andererseits mit den spezifischen Konzepten einzelner KMV zusammenhängen. Das waren zum einen der Wunsch nach einer ganzheitlichen Behandlung und Betreuung, die psychische und spirituelle Aspekte sowie Fragen des Lebensstils mit einschließen, und zum anderen der Wunsch nach einer umfassenderen zeitintensiveren Betreuung.

Leitthema Projekt "Informationsbedürfnisse" Projekt "Fachberatung"

Projekt "Wissensbasis" Projekt „Koordinationszentrum“ Projekt "Methodenzentrum" Projekt "Informationsangebote"

Projekt "Fortbildung"

Abb. 1 8 Aufbau des KOKON: Die Projekte „Informationsangebote“, „Fach­ beratung“ und „Fortbildung“ entwickeln Informations-, Beratungs- und Schulungsangebote für Patienten und Fachpersonal. Das Projekt „Wissensbasis“ erarbeitet eine Wissensgrundlage zur Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener KMV und dient als Basis für die anderen Projekte. Das Projekt „Informationsbedürfnisse“, in dessen Rahmen diese Studie durchgeführt wurde, beschäftigt sich mit den Informations-, Beratungs- und Schulungsbedürfnissen von Patienten und Fachpersonal. Alle Projekte von KOKON werden durch das „Koordinationszentrum“ koordiniert und durch das „Methodenzentrum“ methodisch unterstützt und begleitet

Klafke et al. [11] konnten in ihrer qualitativen Studie die Aussagen der Prostatakrebspatienten hinsichtlich der Frage, warum sie KMV nutzen, den CopingStrategien problem-, emotions- und bedeutungsbasiertes Coping zuordnen. Sie stellten dabei fest, dass Naturprodukte­ wie z. B. Nahrungsergänzungsmittel oder Kräuter eher als problembasiertes Coping z. B. zum Nebenwirkungsmanagement verwendet werden, wohingegen Mind-Body-Ansätze als emotionsbasiertes ­Coping eingesetzt werden (z. B. Meditation zur Entspannung). Spirituelle oder religiöse Ansätze wurden als bedeutungsbasiertes Coping verstanden. Darüber hinaus stellten Boon et al. [1] fest, dass manche Beweggründe weniger in der Person, sondern an den Gegebenheiten der Behandlung oder dem Status der Erkrankung verankert sind, z. B. bei unangenehmen Nebenwirkungen oder einer fortgeschrittenen Erkrankung. Gerade die beim lokal begrenzten Prostatakarzinom häufigen Strategien des beobachtenden Abwartens („Watchful Waiting“) oder der aktiven Beobachtung („Active Surveillance“) führen bei den Patienten dazu, dass sie nach einer Möglichkeit suchen, aktiv etwas gegen ihre Erkrankung zu tun. Die Autoren nennen dies feste Faktoren.

1602 | 

Der Urologe 11 · 2014

Auf der anderen Seite gibt es sog. flexible Faktoren, die stärker mit der Sicht und Einstellung der Patienten zu tun haben, z. B. die Wahrnehmung, dass konventionelle Verfahren unnötig aggressiv seien oder zu schwerwiegende Konsequenzen wie Impotenz und Inkontinenz mit sich bringen könnten. Aber auch der persönliche Wunsch nach Kontrolle oder das Bedürfnis, aktiv an der Behandlung mitzuwirken wird z. B. den flexiblen Faktoren zugeordnet. Inwieweit solche Sichtweisen Prädiktoren für die Inanspruchnahme von KMV sein können, untersuchten Porter et al. [17] in einer Fragebogenstudie. Sie stellten fest, dass auf der einen Seite positive Repräsentationen von KMV und auf der anderen Seite negative Repräsentationen von konventionellen Verfahren die Inanspruchnahme von KMV vorhersagen. Positive Repräsentationen sind dabei z. B. die mögliche Unterstützung des emotionalen Befindens, ein möglicher Einfluss auf das Krebswachstum, Neben- und Folgewirkungsmanagement und eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens. Negative Repräsentationen der konventionellen Krebstherapien sind z. B., dass diese Behandlungen aggressiv und giftig seien oder dass zu viele unnötige Interventionen durchgeführt würden.

Diese Ergebnisse werden von einer qualitativen Studie unterstützt, die zeigt, dass KMV-Nutzer im Gegensatz zu Nicht-Nutzern eher positive Repräsentationen von KMV z. B. „sicher“ und „ganzheitlich“ und negative Repräsentationen von konventionellen Verfahren z. B. ­„ aggressiv“ und „beschränkt auf die Symptombekämpfung“ äußern [21]. Die Fragebogenstudie hat ergeben, dass die positiven Repräsentationen von KMV ein stärkerer Prädiktor für die Inanspruchnahme von KMV zu sein scheinen als die negativen Repräsentationen der konventionellen Verfahren [17].

Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie“ (KOKON) Sowohl für Patienten als auch für Fachpersonal gibt es bisher in Deutschland wenige Möglichkeiten, gesicherte und aktuelle Information zu KMV zu erhalten. Vor dem Hintergrund einer weit verbreiteten Inanspruchnahme und dem damit einhergehenden hohen Informationsund Beratungsbedarf wird von der Deutschen Krebshilfe e. V. seit 2012 das „Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie“ (KOKON) gefördert. KOKON ist ein deutschlandweites Verbundprojekt, welches in sieben verschiedenen Projekten die vorhandene wissenschaftliche Evidenz von KMV zusammenfasst und nutzergerecht aufbereitet, Informations- und Beratungsbedarf systematisch untersucht und Beratungs- sowie Schulungsangebote entwickelt und systematisch evaluiert (. Abb. 1). Übergeordnetes Ziel von KOKON ist es, vorhandenes Wissen über KMV aufzuarbeiten und an Patienten und Fachpersonal über geeignete Informations- und Schulungswege sowie Beratungsangebote zur Verfügung zu stellen. In einem Projekt von KOKON wurden die Informations- und Beratungsbedürfnisse von Krebspatienten verschiedener Diagnosegruppen – darunter auch Prostatakrebs – in einer qualitativen Interviewstudie erfasst, um so patientengerechte Informations- und Beratungsangebote entwickeln zu können (s. . Infobox 1).

Zusammenfassung · Abstract

Studie zum informationsund Beratungsbedarf von Krebspatienten hinsichtlich KMV Das Ziel einer Studie von KOKON ist es, die Erwartungen von Prostata- und anderen Krebspatienten an ein adäquates Informations- und Beratungskonzept zu KMV zu erfassen. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die Diagnose Prostatakrebs und deren Behandlung mit spezifischen Informations- und Beratungsbedürfnissen zu KMV einhergehen. Die Studie umfasst einen qualitativen sowie quantitativen Teil. Die hier dargestellte qualitative Studie beinhaltet eine umfassende Exploration der Informa­ tions- und Beratungsbedürfnisse der Patienten und diente der Vorbereitung und Entwicklung eines Fragebogens für eine multizentrische, deutschlandweite Erhebung. Für die qualitative Erhebung wurde ein Studiensample gewählt, das die vier Diagnosegruppen mit den höchsten Inzidenzraten abbildet. Neben dem Prostatakarzinom sind dies Mamma-, Bronchial- und Kolorektalkarzinom. Um in der Stichprobe eine maximale Bandbreite an Therapieverläufen und Krankheitsstadien abzubilden, wurden Patienten aus unterschiedlichen Settings (im Einzelnen eine Rehabilitationsklinik, eine Palliativstation, eine Selbsthilfegruppe, eine onkologische Schwerpunktpraxis und mehrere Akutkliniken) rekrutiert. Vor dem Interview wurden die Patienten auf der Basis einer schriftlichen Patienteninformation mündlich von der Interviewleiterin aufgeklärt und eine Einwilligungserklärung unterzeichnet. Für die Studie liegt ein positives Ethikvotum der Ethikkommission der medizinischen Fakultät der Universität Freiburg (280/12) vor. In dieser Publikation werden einige ausgewählte Ergebnisse dieser Studie mit dem Fokus auf die Zielgruppe der Prostatakarzinompatienten dargestellt.

Qualitative Methodik und Auswertung Es wurden semistrukturierte Interviews durchgeführt. Der Interviewleitfaden enthielt vier Themen mit dazugehörigen Leitfragen zu den Themen Inanspruchnahme, bisheriges Informationsverhal-

1604 | 

Der Urologe 11 · 2014

Urologe 2014 · 53:1600–1609  DOI 10.1007/s00120-014-3613-2 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 K.M. Gschwendtner · G. Klein · C. Güthlin · C. Holmberg · M. Horneber · J. Weis

Bedeutung komplementärmedizinischer Verfahren bei Patienten mit Prostatakarzinom Zusammenfassung Hintergrund.  In Deutschland nutzen viele Prostatakrebspatienten komplementärmedizinische Verfahren (KMV) oder interessieren sich dafür. Die Informations- und Beratungssituation von Krebspatienten ist jedoch bisher unzureichend, und daher wurde das Verbundsprojekt „Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie“ (KOKON) von der Deutschen Krebshilfe e. V. ins Leben gerufen. Eines der Projekte von KOKON untersuchte die Inanspruchnahme von KMV sowie die Informations- und Beratungsbedürfnisse bei verschiedenen Gruppen von Krebspatienten. Die Darstellung hier fokussiert ausgewählte Ergebnisse der qualitativen Studie für Patienten mit einem Prostatakarzinom. Studiendesign und Untersuchungsmethoden.  Es wurden 19 semistrukturierte qualitative Interviews mit Prostatakrebspatienten hinsichtlich der Nutzung von KMV sowie deren Informations- und Beratungsbedürfnisse zu KMV geführt. Ergebnisse.  Die befragten Patienten setzen sich in vielfältiger Weise mit dem Thema Er-

nährung auseinander. Dabei wurde eine gesunde Ernährung, die gezielte Verwendung bestimmter Lebensmittel, aber auch der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln diskutiert. Hinzu kamen die Themen Sport, psychologisches Wohlbefinden, Misteltherapie, Homöopathie sowie traditionelle chinesische Medizin. Zudem äußerten die Patienten einen Informations- und Beratungsbedarf zu KMV sowie den Wunsch nach einer stärker ganzheitlichen Betreuung. Schlussfolgerung.  Die Ergebnisse zeigen, dass Prostatakrebspatienten vielfältige KMV nutzen und ein Bedarf an Informationen zu KMV existiert. Dabei sind Prostatakrebspatienten durch eine regelmäßige Rückmeldung des prostataspezifischen Antigen-Werts (PSA-Wert) in einer besonderen Situation, die in der Beratung zu KMV berücksichtigt werden sollte. Schlüsselwörter Komplementärmedizin · Information · Beratungsbedarf · Interviews · Prostatakrebs

Importance of complementary medicine approaches for patients with prostate cancer Abstract Background.  In Germany, many prostate cancer patients use complementary medicine (CM) or have an interest in these treatment approaches; however, the information and consultation situation of cancer patients is insufficient and therefore the Competence Network Complementary Medicine in Oncology (COCON) was launched by the German Cancer Aid Society. One of the projects of the COCON examines the use of CM and the information and counseling needs regarding these topics in various groups of cancer patients. The focus of this article is on the qualitative study reporting selected results for the subgroup of prostate cancer patients. Study design and study methods.  A total of 19 semi-structured qualitative interviews with prostate cancer patients were conducted regarding the use of CM as well as their information and consultation needs. Results.  It was found that the patients interviewed discussed various issues surrounding nutrition, particularly a healthy diet, the se-

lective use of certain foods and the use of dietary supplements. Additional themes mentioned by interviewees were physical exercise, psychological well-being, mistletoe therapy, homeopathy and traditional Chinese medicine. Patients indicated that they wanted more information and counseling opportunities with regards to CM. They also expressed a desire for more holistic care. Conclusion.  The results show that prostate cancer patients use a range of CM and have a need for information about CM. Prostate cancer patients are in a special situation because of a regular feedback on the prostate-specific antigen (PSA) value. This should be taken into consideration in consultation with prostate cancer patients regarding CM. Keywords Complementary medicine · Information · Counseling needs · Interviews · Dietary supplement

Infobox 1  Kompentenznetz Komplementärmedizin Mehr Informationen zum Inhalt und Aufbau des Kompentenznetzes Komplementärmedizin in der Onkologie (KOKON) unter ­  http://www.kompetenznetz-kokon.de.

ten, Informations- und Beratungsbedürfnisse und Status der Erkrankung. Alle Interviews wurden von einer trainierten Interviewerin im Zeitraum von Mitte Oktober 2012 bis Mitte April 2013 durchgeführt und mit einem Audiorecorder aufgenommen. Die Interviews wurden überwiegend als Vor-Ort-Interviews im persönlichen Gespräch, zu einem kleinen Teil auch als Telefoninterviews durchgeführt und dauerten durchschnittlich ca. 31 min [Standardabweichung (SD) =11 min 44 s]. Der Begriff „komplementärmedizinische Verfahren“ wurden mit der folgenden Definition eingeführt: „Komplementärmedizinische Verfahren sind Verfahren, die sowohl ergänzend oder teilweise auch alternativ zu standardmedizinischen Verfahren eingesetzt werden. Standardmedizinische Verfahren sind in der Regel z. B. die Operation, Bestrahlung, Chemotherapie, Antihormon- oder Antikörpertherapie“. So konnten die Patienten selbst entscheiden, welche Verfahren für sie unter den Begriff KMV fallen. Alle Interviews wurden vollständig transkribiert und anonymisiert. Die Transkripte wurden mithilfe des Softwareprogramms MaxQDA (VERBI GmbH, Berlin) kodiert und analysiert. Es handelte sich um eine inhaltsanalytische Exploration der relevanten Themen anhand einer thematischen Kodierung. Die Hauptkategorien des Kodestammbaums wurden dabei deduktiv nach den Leitthemen des Interviewleitfadens festgelegt. Dann wurden induktiv zu Beginn der Analyse Subkategorien anhand des Transkriptionsmaterials entwickelt. Der Ablaufplan sah dann ein getrenntes und unabhängiges Kodieren von jeweils zwei Interviews durch drei Personen vor, bei dem das Kategorienschema überprüft wurde, das in einer interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe weiter diskutiert und finalisiert wurde. Das methodische Vorgehen wurde in Zusammenarbeit mit dem Me-

thodenzentrum von KOKON geplant und von diesem über den ganzen Studienverlauf hinweg fachlich begleitet. Um die Fragestellung des spezifischen Informations- und Beratungsbedarfs von Prostatakarzinompatienten zu KMV beantworten zu können, wurde für die Ergebnisdarstellung, neben der Analysekategorie „Informations- und Beratungsbedürfnisse“ die Kategorie, „Inanspruchnahme von KMV“ ausgewählt, um so einen Einblick über die verwendeten KMV in dieser Gruppe zu erhalten. Neben den im Vorfeld festgelegten Auswertungskategorien ergab sich in der Analyse eine zusätzliche Kategorie von Aussagen zum allgemeinen Einfluss von KMV auf den PSA-Wert, die spezifisch für die Gruppe der Prostatakarzinomerkrankten war. ­Diese wird daher neben den ­Kategorien Inanspruchnahme und Informations- und Beratungsbedürfnisse zusätzlich dargestellt. Um die einzelnen Aussagen zu belegen, werden ausgewählte Originalzitate aus den Interviews wiedergegeben.

Ergebnisse Stichprobe Insgesamt wurden 88 Interviews geführt. Dabei nahmen insgesamt 19 Betroffene mit Prostatakarzinom (21,6%) teil und stellten damit nach der Gruppe an Mammakarzinompatienten (34,1%) die zweitgrößte Diagnosegruppe in der Stichprobe dar. Die Prostatakrebspatienten waren im Durchschnitt 67,53 (SD=±7,14) Jahre alt. Mit Ausnahme eines Patienten („Active Surveillance“) waren bei allen Prostatapatienten schon eine oder mehrere konventionelle Behandlungen [Operation, Bestrahlung, hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU), Chemotherapie, Antihormontherapie] durchgeführt worden. Zum Interviewzeitpunkt befanden sich 6 Patienten in Antihormonbehandlung (AHT). Bei einem der AHT-Patienten sowie einem weiteren Patient war der PSA-Wert zum Zeitpunkt des Interviews im Steigen begriffen. Bei allen anderen 11 Patienten war die Behandlung beendet.

Inanspruchnahme von   komplementärmedizinischen   Verfahren Bei der Frage nach dem Einsatz von KMV nannten Patienten sowohl bestimmte Verfahren als auch Verhaltensweisen, die sich auf den allgemeinen Lebensstil beziehen. Diesbezüglich äußerte ein Teil der Patienten, dass sie seit ihrer Erkrankung stärker auf eine gesunde Ernährung achten würden. Dabei gaben sie an, weniger Fleisch und Alkohol zu sich zu nehmen, dafür aber mehr Fisch, Gemüse und Obst zu essen. Patienten erwähnten zudem stressreduzierende Maßnahmen sowie Maßnahmen zur Förderung des psychischen Wohlbefindens. Jeder Patient hatte dabei seine eigene Vorgehensweise, seine psychische Gesundheit zu fördern wie z. B. durch Musik, Gartenarbeit, Urlaub oder eine Reduktion der Arbeitsbelastung. Neben einer gesünderen Ernährung und dem psychischen Wohlbefinden war (Ausdauer-)Sport und Bewegung ein häufig genanntes Thema. Beim Thema Ernährung gaben einige Patienten an, verstärkt bestimmte Lebensmittel zu sich zu nehmen, denen eine mögliche protektive oder präventive Wirkung nachgesagt wird, wie Grüner Tee, Granatapfel oder generell Nahrungsmittel mit möglicher antioxidantischer Wirkung z. B. Tomaten oder Kurkuma. Es wurden jedoch auch gezielt Nahrungsergänzungsmittel von Patienten verwendet. Manche Patienten nahmen Kombinationspräparate ein, die z. B. spezifisch für Prostataerkrankungen (z. B. PC-Spes) oder Krebserkrankungen (z. B. Orthomol) zugeschnitten sein sollen. Andere Patienten griffen hingegen zu Einzelpräparaten wie Vitamin C, D oder E, Selen oder auch Omega-3-Produkte. Der Übergang zwischen der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und dem Streben nach einer gesunden Ernährung war hierbei fließend. Manche Patienten nahmen z. B. (zeitweise) Nahrungsergänzungsmittel ein, da sie das Gefühl hatten, ihren Bedarf nicht über ihre Ernährung decken zu können. Wenige Patienten bedienten sich der Phytotherapie. Die Pflanzenheilkunde wurde dabei zur Behandlung von Nebenwirkungen eingesetzt, z. B. Salbeitee gegen Der Urologe 11 · 2014 

| 1605

Leitthema starkes Schwitzen oder Baldrian bei Einschlafproblemen. Die Misteltherapie wurde zwar von vielen Patienten im Interviewverlauf erwähnt, aber nur einer der 19 Patienten hatte die Mistel auch schon eingesetzt. Ein Patient nutzte Verfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), da er die Qualität der Betreuung durch den behandelnden TCMSpezialisten im Vergleich zur konventionellen Behandlung besser und ganzheitlicher orientiert empfand. Dies zeigt, dass nicht nur unbedingt die (vermeintliche) Wirkung einzelner Verfahren oder Substanzen ausschlaggebend für die Inanspruchnahme sein muss, sondern die übergeordnete Behandlungsphilosophie und das Gesamtverständnis von Gesundheit und Krankheit auch eine große Rolle spielen können. Andere Patienten setzten homöopathische Mittel ein. Wie bei der TCM fühlten sich die Patienten von dem ganzheitlichen Menschenbild der Homöopathie angesprochen. Die Trennung zwischen Homöopathie und Phytotherapie war nicht bei allen Patienten eindeutig.

Wirksamkeitsattributionen von KMV auf den PSA-Wert Zum Teil attributierten die Patienten aufgrund der Veränderungen der Tumormarker eine Wirkung der KMV auf die Krebserkrankung, was die folgenden Zitate aus den Interviews belegen: Nach einem Jahr ging er [der PSA-Wert] wieder langsam hoch und die begleitende Homöopathie hat vielleicht erreicht, dass der Wert nicht so schnell hoch geht. Und ich habe dann auch bei mir feststellen können, ja, bei mir hat es auch eine gewisse Wirkung, ich habe mein PSA-Wert, der war 1999 […] bei 9,9. So. Und ich habe den dann, über die Ernährung etwas runter fahren können. Jedoch unterscheiden Patienten auch zwischen der Verringerung des PSA-Wertes und einer direkten Wirkung des KMV auf die Krebserkrankung: Beim Granatapfel, da hatte ich einfach den Verdacht, dass im Endeffekt der PSA-

1606 | 

Der Urologe 11 · 2014

Wert gesenkt wird, dass das aber im Prinzip eigentlich nur – wie will ich es jetzt sagen- eine Beschönigung ist, dass der Wert zwar niedriger ist, aber nicht unbedingt der Krebs tatsächlich bekämpft wird.

Informations- und Beratungsbedürfnisse Patienten äußerten, dass sie zunächst einmal einen Überblick über alle KMV wünschten. Dabei interessierten sie sich für das Anwendungsfeld, die Wirkweise sowie mögliche Neben- oder Wechselwirkungen. Die Wirksamkeit gegen die Tumorerkrankung oder auch auftretende Neben- bzw. Folgewirkungen war hierbei eine zentrale Frage. Die wichtigste Frage, die natürlich dann jetzt helfen kann, ist zunächst die große Frage, was kann die Komplementärmedizin leisten? Die zentrale Frage ist ja dann, wird Tumorwachstum gestoppt, wird und zwar nachhaltig […]- bildet er sich zurück, so, ich denke, das sind die Hauptfragen, die da beantwortet werden müssen. Dabei wurde angemerkt, dass Informationen zur konkreten Anwendung hilfreich wären. Ja ich nehme das halt, eine gewisse Dosis, aber mich würde dann dabei dann schon interessieren, wie die Dosis überhaupt für den Tag genommen werden muss oder was für eine Menge, das würde mich dann auch schon interessieren. Zudem sollten Empfehlungen z. B. zur Ernährung alltagsnah umsetzbar sein. Diese Broschüre ist absolut am Schreibtisch entstanden, das hat nie einer ausprobiert in der Praxis, ich habe das dann mal mit meiner Frau probiert, wie man das in der Praxis im Alltag wirklich umsetzen könnte, das war ein Wahnsinn, also ich habe mich da auch sehr geärgert. Manche Patienten erwarteten hierbei auch die Darstellung der derzeitigen Studienlage. Einige Patienten wiesen darauf hin, dass sie durch Erfahrungsberichte profitieren würden.

Bei der Frage, zu welchen Inhalten, über welche Informationsquellen und in welcher Art Patienten bezüglich KMV informiert und beraten werden wollen, wurden in der Regel Ärzte als Wunschansprechpartner genannt. Zusätzlich wurde Lesematerial in Form einer Broschüre oder einer Internetseite gewünscht. Für manche Patienten wäre Informationsmaterial ausreichend, wenn bei Fragen ein Ansprechpartner vorhanden wäre. Mehrmals wurde die Aussage getroffen, dass es sehr wichtig sei, dass die beratende Person bzw. der Urheber des Informationsmaterials unabhängig sei: …wo man wirklich sicher sein kann, dass da nicht unbedingt ein Markt dahinter steckt. Zudem sollte das Informationsmaterial für Patienten verständlich aufbereitet sein: …dann würde ich sagen, sollte man auch durchaus also Einzelheiten dahin bringen, die also in so ein Exposé bringen, die eben einer verstehen, also ein Laie verstehen kann. Bei der Frage nach ihren Informationsund Beratungsbedürfnissen trennten die Patienten nicht immer klar zwischen konventionellen und komplementärmedizinischen Verfahren und bezogen ihre Aussagen durch Beispiele auf vielfältige Aspekte der Krebserkrankung und -behandlung. Dies schloss auch Fragen des Lebensstils mit ein. Hierbei wurde zudem deutlich, dass der Informationsbedarf über KMV im Gesamtkontext der Betreuung nach Ende der konventionellen Behandlung zu verstehen ist: Was ist eigentlich, wenn ich aus dem Krankenhaus komme, wer kümmert sich dann um mich noch? Das Krankenhaus ist abgehakt und da müsste es ja etwas geben, was jetzt danach kommt, wo ich weiter irgendwo geführt werde oder wo ich irgendwelche Hinweise bekomme. Und wenn ich selber nichts tue, dann passiert nämlich gar nichts mehr, dann bin ich allein gelassen. Und das ist sicherlich auch eine Aufgabe, grundsätzlich im Gesundheitswesen da stärker zu informieren und Hinweise zu geben oder Anhaltspunkte.

Leitthema So wurde auch der Wunsch nach einem ganzheitlichen Verständnis von Gesundheit und Krankheit geäußert. Vielleicht wäre es trotzdem mal sinnvoll, in der Medizin, […], dass man halt den Menschen nicht als Summe seiner Einzelteile versteht, sondern dass er halt mehr und drüber hinaus was ist. Zudem vermissten Patienten individuelle Beratungs- und Informationsangebote für ihre spezifische Diagnosegruppe: Ich habe zum Beispiel gesehen, es gibt […] Gesprächskreise für Brustkrebspatientinnen oder so und ich denke mal, der Prostatakrebs ist ja vielleicht beim Mann von den Nebenwirkungen her mit die einschneidenste Krebsart und es ist die häufigste Krebsart beim Mann, also wäre auch schön, wenn es da auch solche Angebote gäbe. Dabei wurde eine patientenzentrierte Kommunikation gewünscht: Wenn es schon auch eine vernünftige ausgewogene Beratung und Information geben soll, dann soll man doch in der Wortwahl sehr vorsichtig sein und sehr behutsam sein.

Diskussion Die ausgewählten Ergebnisse dieser qualitativen Studie geben einen Einblick, mit welchen Verfahren Prostatakarzinompatienten sich beschäftigen, welche Schwierigkeiten und Unsicherheiten sie erleben und welche Informations- und Beratungsbedürfnisse diese Patienten in Bezug auf KMV haben. Es zeigte sich, dass die befragten Patienten sich mit vielfältigen Themen und Funktionen von KMV auseinandersetzen. Hierbei spielen sowohl allgemeine Überlegungen zur sekundären bzw. tertiären Prävention im Sinne von allgemein gesundheitsfördernden Verhaltensweisen als auch Gedanken zur Wirkung einzelner Verfahren zur auf die Tumorerkrankung eine Rolle. Ein gesunder Lebensstil wurde von den Patienten immer wieder angesprochen. Dies umfasste eine gesunde Ernährung und Bewegung, aber auch psychische Aspekte wurden in die-

1608 | 

Der Urologe 11 · 2014

sem Zusammenhang genannt. Das bisher Genannte trifft wahrscheinlich auf viele Krebspatienten unabhängig von der jeweiligen Diagnose zu. Die Situation der Patienten mit Prostatakarzinom ist jedoch speziell durch die unsichere Bedeutung der PSA-Wert-Bestimmung und der damit begleitenden Evaluation ihres Krankheitsstatus gekennzeichnet. Ein steigender PSA-Wert kann Patienten dazu veranlassen, selbst aktiv nach einer ergänzenden Behandlungsmöglichkeit zu suchen, wobei sie hinsichtlich der Einschätzung des Erfolgs der verwendeten KMV unsicher sind [24]. Vergleichbar zu Informations- und Beratungswünschen bei konventionellen Krebstherapien [20] wünschen sich Prostatapatienten einen Überblick über KMV, deren Wirkweise sowie Nebenund Wechselwirkungen. Die Wirkung ist dabei für sie ein besonders wichtiges Thema. In Bezug auf die ärztliche Beratung stellt die für viele Verfahren unzureichende Evidenzlage mit Sicherheit eine große Herausforderungen dar, die auch durch eine patientenzentrierte Kommunikation, offene und vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre alleine nicht zufriedenstellend gelöst werden kann [10]. Wie in anderen Studien [22] zeigen unsere Ergebnisse, dass Patienten eine Beratung zu KMV durch einen Arzt präferieren würden. Zudem wünschten sie sich zusätzliches Informationsmaterial, wobei der Urheber der Information bzw. der Berater unabhängig sein und keine finanziellen Interessen dahinterstehen sollten.

»

Empfehlungen oder Ratschläge sollten konkret und im Alltag umsetzbar sein Auch in dieser Studie wird in den Interviews deutlich, dass die Auseinandersetzung der Patienten mit KMV auch eine Suche nach einer stärker ganzheitlichen Betrachtung ihrer Krankheitssituation beinhaltet, die sie im derzeitigen Gesundheitssystem vermissen. Dies betrifft die Unterstützung des allgemeinen physischen und psychischen Wohlbefindens, aber auch eine Betreuung nach Ende der Therapie. Zudem sollten Empfehlungen

oder Ratschläge konkret und im Alltag umsetzbar sein. Im Gegensatz zur S3-Leitlinie zum Mammakarzinom [6] werden KMV in der Leitlinie zum Prostatakarzinom [5] nur indirekt angesprochen. So werden z. B. die (negativen) Befunde zu Vitamin E und Selen im Themengebiet Prävention und Ernährung genannt. Im Abschnitt Palliativmedizin heißt es dann sehr allgemein „Auch alternative Behandlungskonzepte sind nach Möglichkeit zu thematisieren[…]“. Um dies in der ärztlichen Beratung jedoch leisten zu können, muss die Informations- und Studienlage auch für Fachpersonal verbessert und für die klinische Praxis nutzbar aufbereitet sein. Es ist zu erwarten dass das „Kompetenznetzes Komplementärmedizin in der Onkologie“ (KOKON) in den nächsten Jahren hierzu wichtige Ergebnisse liefern wird.

Fazit für die Praxis F Komplementärmedizinische Verfahren sind auch bei Männern mit Prostatakarzinom ein Thema. F Prostatakarzinompatienten haben einen Beratungs- und Informationsbedarf und wünschen sich diese Information und Beratung von ihrem behandelnden Facharzt. F Es kann hilfreich sein, Patienten aktiv auf komplementärmedizinischen Verfahren anzusprechen, auch um zu verhindern, dass zweifelhafte Angebote­ in den Fokus dieser Patienten geraten.­ F Im Gespräch empfiehlt sich als Zugang eine wertneutrale Haltung gegenüber den Wünschen und Vorstellungen des Patienten.

Korrespondenzadresse Dr. K.M. Gschwendtner Institut für Reha-Forschung und Psychoonkologie, Klinik für Tumorbiologie, Breisacher Straße 117, 79106 Freiburg [email protected]

Fachnachrichten Danksagung.  Wir danken allen kooperierenden Kliniken für die Unterstützung bei der Rekrutierung sowie allen Patienten, die sich für ein Interview zur Verfügung gestellt haben. Diese Studie wurde finanziert von der Deutschen Krebshilfe e. V. (Projekt-Nr. 110.149).

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  K.M. Gschwendtner, G. Klein, C. Güthlin, C. Holmberg, M. Horneber und J. Weis geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung vor.

Literatur   1. Boon H, Brown JB, Gavin A, Westlake K (2003) Men with prostate cancer: making decisions about complementary/alternative medicine. Med Decis Making 23:471–479   2. Boon H, Westlake K, Stewart M et al (2003) Use of complementary/alternative medicine by men diagnosed with prostate cancer: prevalence and characteristics. Urology 62:849–853   3. Chan JM, Elkin EP, Silva SJ et al (2005) Total and specific complementary and alternative medicine use in a large cohort of men with prostate cancer. Urology 66:1223–1228   4. Chang KH, Brodie R, Choong MA et al (2011) Complementary and alternative medicine use in oncology: a questionnaire survey of patients and health care professionals. BMC Cancer 11:196   5. Deutsche Gesellschaft für Urologie (2011) Prostatakarzinom: Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien. DGU, Berlin   6. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) (2008) Therapie und Nachsorge des Mammakarzinom. Zuckschwerdt, München   7. Evans MA, Shaw AR, Sharp DJ et al (2007) Men with cancer: is their use of complementary and alternative medicine a response to needs unmet by conventional care? Eur J Cancer Care 16:517–525   8. Guethlin C, Walach H, Naumann J et al (2010) Characteristics of cancer patients using homeopathy compared with those in conventional care: a crosssectional study. Ann Oncol 21:1094–1099   9. Horneber M, Bueschel G, Dennert G et al (2011) How many cancer patients use complementary and alternative medicine: a systematic review and metaanalysis. Integr Cancer Ther 11:187–203 10. Horneber M, Rostock M (2010) Komplementärmedizin in der Onkologie. Anregungen zu einem kompetenten Umgang. Best Practice Onkol 4:44– 53 11. Klafke N, Eliott JA, Olver IN, Wittert GA (2014) Australian men with cancer practice complementary therapies (CTs) as a coping strategy. Psychooncology (Epub ahead of print). doi:10.1002/pon.3550 12. Klafke N, Eliott JA, Wittert GA, Olver IN (2012) Prevalence and predictors of complementary and alternative medicine (CAM) use by men in Australian cancer outpatient services. Ann Oncol 23:1571– 1578

13. Micke O, Bruns F, Glatzel M et al (2009) Predictive factors for the use of complementary and alternative medicine (CAM) in radiation oncology. Eur J Integr Med 1:19–25 14. National Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM): What is CAM? http://nccam. nih.gov. Zugegriffen: 28. Mai 2014 15. Pedersen CG, Christensen S, Jensen AB, Zachariae R (2009) Prevalence, socio-demographic and clinical predictors of post-diagnostic utilisation of different types of complementary and alternative medicine (CAM) in a nationwide cohort of Danish women treated for primary breast cancer. Eur J Cancer 45:3172–3181 16. Ponholzer A, Struhal G, Madersbacher S (2003) Frequent use of complementary medicine by prostate cancer patients. Eur Urol 43:604–608 17. Porter MC, Diefenbach MA (2009) Pushed and pulled: the role of affect and cognition in shaping CAM attitudes and behavior among men treated for prostate cancer. J Health Psychol 14:288–296 18. Ramsey SD, Zeliadt SB, Blough DK et al (2012) Complementary and alternative medicine use, patient-reported outcomes, and treatment satisfaction among men with localized prostate cancer. Urology 79:1034–1041 19. Robert Koch-Institut, Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (2013) Krebs in Deutschland 2009/2010. RKI, Berlin 20. Rutten LJ, Arora NK, Bakos AD et al (2005) Information needs and sources of information among cancer patients: a systematic review of research (1980–2003). Patient Educ Couns 57:250–261 21. Singh H, Maskarinec G, Shumay DM (2005) Understanding the motivation for conventional and complementary/alternative medicine use among men with prostate cancer. Integr Cancer Ther 4:187–194 22. Verhoef M, Trojan L, Armitage M et al (2009) Complementary therapies for cancer patients: assessing information use and needs. Chronic Dis Can 29:80–88 23. Wanchai A, Armer JM, Stewart BR (2010) Complementary and alternative medicine use among women with breast cancer: a systematic review. Clin J Oncol Nurs 14:45–55 24. White MA, Verhoef MJ, Davison BJ et al (2008) Seeking mind, body and spirit healing-why some men with prostate cancer choose CAM (Complementary and Alternative Medicine) over conventional cancer treatments. Integr Med Insights 3:1–11

Medizinisches Potenzial von Naturstoffen Der Senat der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat für fünf Jahre den interdisziplinären Arbeitskreis ChemBioMed (Chemische BioMedizin) eingerichtet. Er verfolgt das Ziel, beispielsweise aus Pilzen, Bakterien oder Schwämmen neue Stoffe für medizinische Zwecke zu gewinnen. Der Arbeitskreis zielt darauf ab, krankheitsrelevante Prozesse durch Erforschen der chemisch-biologischen Wirkmechanismen besser zu verstehen. Neue Erkenntnisse sollen helfen, die Entwicklung und Verwertung therapeutischer Ansätze in die Klinik zu beschleunigen. So wurden von den beteiligten Gruppen bereits erste anti-inflammatorische und anti-tumorale Naturstoffe aus Pilzen identifiziert, welche sich in der präklinischen Testung befinden. Beteiligt sind Mediziner, Chemiker, Biologen und Pharmazeuten. ChemBioMed soll sowohl gemeinsame Forschungsaktivitäten dieser Bereiche verstärken als auch Informationsplattform und Diskussionsforum sein. Zudem zählt die fachübergreifende Ausbildung von Studierenden zu den zentralen Aufgaben des Arbeitskreises. So existiert beispielsweise der Studiengang Biomedizinische Chemie, der Studierende intensiv auf die Wirkstoff-Forschung vorbereitet. Durch die stärkere Integration der Wirkstoffforschung soll ChemBioMed die Lücke zwischen biomedizinischer, pharmazeutischer und chemischer Grundlagenforschung sowie klinischer Anwendung schließen. www.unimedizin-mainz.de

Der Urologe 11 · 2014 

| 1609

[Importance of complementary medicine approaches for patients with prostate cancer].

In Germany, many prostate cancer patients use complementary medicine (CM) or have an interest in these treatment approaches; however, the information ...
463KB Sizes 1 Downloads 7 Views