Schwerpunkt Herz 2014 · 39:325–330 DOI 10.1007/s00059-014-4088-z Online publiziert: 28. März 2014 © Urban & Vogel 2014

S. Ewen · C. Ukena · J. Pöss · D. Linz · M. Böhm · F. Mahfoud Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar

Interventionelle Hypertonie-  therapie bei Diabetes mellitus Effekte auf Blutdruck und Glukosestoffwechsel?

Einleitung Die arterielle Hypertonie gehört weltweit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und ist ein Hauptrisikofaktor für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität [1]. Diabetes mellitus stellt mit einer Prävalenz von etwa 35% die häufigste Komorbidität bei diesen Patienten dar [2]. Kardiovaskuläre Erkrankungen wiederum sind die Haupttodesursache bei Patienten mit einer gestörten Glukosetoleranz und Diabetes mellitus [3]. Etwa 5–15% aller Patienten mit Bluthochdruck weisen eine therapieresistente arterielle Hypertonie auf, welche mit einem deutlich erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist [4, 5]. Die therapieresistente arterielle Hypertonie ist definiert als eine nicht leitliniengerechte Blutdruckeinstellung (>140/90 mmHg) trotz der kontinuierlichen Einnahme einer antihypertensiven Dreifachtherapie unter Einbeziehung eines Diuretikums in geeigneter Kombination und maximaler Dosierung [4]. In der Pathophysiologie der therapieresistenten Hypertonie kommt der Überaktivität des vegetativen Nervensystems mit einer Zunahme der sympathischen Aktivität eine besondere Bedeutung zu [6]. Auch Hyperinsulinämie und Diabetes mellitus Typ 2 sind mit einer erhöhten Sympathikusaktivität assoziiert [7]. Patienten, die unter arterieller Hypertonie und Diabetes mellitus leiden, weisen verglichen mit Patienten mit einer isolierten Hypertonie oder Diabetes mellitus

bzw. einer normotensiven Kontrollgruppe die größte Aktivität auf, gemessen mittels sympathischer Muskelnervenaktivität („muscle sympathetic nerve activity“, MSNA; . Abb. 1; [8]). Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über die Behandlung der therapieresistenten Hypertonie mittels der interventionellen renalen Sympathikusdenervation (RDN) liefern sowie pleiotrope Effekte in Bezug auf die Glukosetoleranz diskutieren.

Zielblutdruckwerte bei hypertensiven Patienten mit Diabetes mellitus Ziel der antihypertensiven Therapie bei Diabetikern ist es, das Auftreten und die Progression der diabetischen Nephropathie zu minimieren, die weltweit die häufigste Ursache für die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz mit Dialysepflichtigkeit darstellt [9]. Ferner sollen die damit assoziierte kardiovaskuläre Morbidität und Sterblichkeit gesenkt werden. Bis vor wenigen Jahren wurde, den nationalen und internationalen Leitlinien entsprechend, bei Diabetikern ohne Proteinurie von weniger als 1 g/Tag eine Blutdrucksenkung auf Werte unter 130/80 mmHg und bei Diabetikern mit Proteinurie von mehr als 1 g/ Tag auf unter 125/75 mmHg empfohlen [10]. Diese Empfehlungen beruhten zumeist auf epidemiologischen Analysen und wurden nicht durch randomisierte Studien bestimmt. Aufgrund neu gewon-

nener Studienergebnisse wurden erstmals in den 2009 publizierten Kommentaren zu den Leitlinien der ESH/ESC die Empfehlungen für Diabetiker modifiziert: Für Diabetiker ohne Albuminurie (30 mg/Tag) im KDOQIStadium 1 bis 4 wurde die bisherige Empfehlung von Werten unter 130/80 mmHg beibehalten [11]. In den im Jahr 2013 publizierten Leitlinien zeigt sich eine weitere Liberalisierung der Zielblutdruckwerte (

[Interventional hypertension therapy in diabetes mellitus. Effects on blood pressure and glucose metabolism?].

Hypertension is the most common chronic cardiovascular disease with increasing prevalence all over the world. Despite the availability of many effecti...
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