Schwerpunkt Herz 2015 · 40:215–223 DOI 10.1007/s00059-015-4207-5 Online publiziert: 25. März 2015 © Urban & Vogel 2015

H.R. Figulla · A. Lauten Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Jena

Interventionelle Therapie von Herzklappenerkrankungen Ein Ausblick

Einleitung Aus Erfahrungen wissen wir: Die Zukunft der Vergangenheit enstpricht nicht der Gegenwart. Dieses wird deutlich an einem Ausblick über die minimal-invasiven Therapieverfahren, welchen wir 1997 gegeben haben: ….“minimal-invasive Therapie bewirkt somit eine Auflösung der bisherigen Fächergrenzen zwischen Kardiologie, Radiologie und Herzchirurgie …, sodass sich ein neues Berufsbild des minimal-invasiven Herz-Kreislauf-Therapeuten ergeben wird“ [1]. Die Gegenwart wird durch diesen Ausblick aus der Vergangenheit nicht beschrieben. Die Fächergrenzen zwischen Kardiologie, Radiologie und Herzgefäßchirurgie bestehen weiterhin, und anhand der Weiterbildungskataloge ist nicht zu erkennen, dass sie sich mittelfristig auflösen werden. Trotzdem lohnt sich ein neuer Versuch eines Ausblicks auf die interventionelle Therapie von Herzklappenerkrankungen. Diesen Ausblick möchten wir gliedern in 2 Themenfelder: 1. Gegenwärtige und zukünftige kathetergeführte Klappenentwicklung 2. Mögliche zukünftige Indikationen für die kathetergeführte Klappentherapie

Gegenwärtige und zukünftige kathetergeführte Klappenentwicklung Mitralstenose Mitralklappenvitien gehören weltweit zu den häufigsten Klappenerkrankungen. Trotz Rückgangs der rheumatischen Mitralstenosenerkrankungen auch in den Entwicklungsländern ist die primäre und sekundäre Mitralklappeninsuffizienz insbesondere im höheren Alter zunehmend häufig [2].

Mitralstenose: gegenwärtige Therapie

Sowohl in den europäischen Leitlinien 2012 als auch in den AHA/ACC-Guidelines 2014 nimmt die Mitralklappenvalvuloplastie (MVP) einen hohen Stellenwert bei der Behandlung der Mitralstenose ein (. Abb. 1; [3, 4]). Während in den europäischen Leitlinien die MVP auch als initiales Behandlungsverfahren bei symptomatischen Patienten mit nichtidealer Anatomie einen Empfehlungsgrad von IIa erhält, sind die amerikanischen Leitlinien mit einem Empfehlungsgrad von IIb zurückhaltender. Als für eine Valvuloplastie ungünstige anatomische Voraussetzungen werden eine starke Verkalkung bzw. Verdickung des valvulären und subvalvulären Apparats und eine eingeschränkte Beweglichkeit der Klappen entsprechend des sog. Wilkins-Boston-Scores gewertet ([5]; . Tab. 1). Die Langzeitergebnis-

se der Mitralklappenvalvuloplastie sind günstig und haben die offene oder die geschlossene chirurgische Valvuloplastie bis auf wenige Ausnahmen auch in den sich entwickelnden Ländern weitgehend abgelöst [6, 7]. Das ereignisfreie 5-JahresÜberleben ist bei jüngeren Patienten mit einem Wilkins-Boston-Score von 8 oder darunter mit 80% sehr gut. Die Langzeitergebnisse sind dagegen schlechter bei Patienten mit ausgeprägten degenerativen Veränderungen des Klappenapparats und höherem Lebensalter; hier können ereignisfreie 5-Jahres-Überlebensraten von 60% erwartet werden. In den westlichen Ländern wird häufig den europäischen Leitlinien gefolgt, zunächst eine Valvuloplastie auch bei ungünstiger Anatomie der Klappen zu versuchen und, falls sich kein Erfolg einstellt [Mitralklappenöffnungsfläche

[Interventional therapy of heart valve diseases: future perspectives].

Transcatheter procedures have been adopted as novel treatment strategy for patients with valvular heart disease, particularly for those who are inoper...
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