Intrakranielle MR-Flußsignalveränderungenbei extrakraniellen Verschlüssen der A. carotis interna Von M. Forstirlg, J. Scharj; II. U. Kutnrner rlrzcl U. Korsteti ,\bieiluiig Ncuroradiologic in dcr Neuiologisclieii Klinik (Direktor: I'rof. I)r. F;. Sartor).I-leidelberg

Mit Spineclio-Sequenzen lassen sich intrakraniell die basalen Gefäße durch die typischen Signalauslöscliungen darstellen. Dcr zunehmende Einsatz der MI11' zur Abkläriing zerebrovaskulärer Erkrankungen erfordert es, daß der Radiologe Veränderungen des intrakraniellen Flußsignals ätiologisch deuten kann. Bei 22 prospektiv untersuchten Patienten mit dopplersonographisch gesichertem Verschluß der A . ciirotis interria (,\Cl) zeigte sich ein charakteristisches Signalmuster in der Pars cavernosa: Der untere Siphonabschnitt wies bei Verlust des Flußsignals ein in1 Vergleich zum Hirnparenchym isointenses Signal auf. Der obere Siphonabschnitt war in seinem Signalverhalten entweder identisch oder zeigte eine deutliche Kaliberreduktion. Die Möglichkeit, einen extrakranielleri ACI-Verschluß in herkömmlichen SE-Sequenzen zu erkennen. stellt einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Compiitertomographie dar und sollte bei der Abklärung zerebrovaskuIärer Erkrankungen stärker berücksichtigt werden. lntracranial M R flow void changes in extracranial occlusion of t h e internal carotid artery Spin-echo sequences allow an identification ofthe basal brain vessels because of tl-ieirtypical signal void. The increasing use ofMRl also in clarification of cerebrovascular disease requires a good knowledge of intracranial flow alterations. We saw characteristic signal pattern in the carotid siphon in 22 prospective examined patients with occlusion of the internal carotid drtery confirmed by ultrasound. The lower siphon showed a loss of flow void and a brain isointense signal. The signal in the upper siphon was identical or showed a flow void with significant calibre reduction, probably because of collateral filling. This diagnostic potential of MRI is a remarkable advantage in comparison to CT and should be routinely considered in patients with cerebrovascular disease.

Fortschr. Röntgenstr. 152.3 ('1990)333-335 O GeorgThiemeVerlagStuttgart. New York

-

.

-

-

Obwohl dic einschlägige 1.itcratur stiindig über neuo Pulssequenzen auch zur nicht-invasiven Gefaßdiagnoslik in der Magnetresonanzlomographie (MRT) berichtet, wird intrakraniell als Standard überwiegend das Spinecho(SE)-Verfahren eingesetzt (1-3. 7, 9). Mit SESequenzen lassen sich fast regelhaft. die großen basalen GefiiiRe einschliel.)lich des Karotissiphons anhand typischer SigrialauslöscIiurigen identifizieren und im Verlauf verfolgen. Diese diagnostische Möglichkeit stellt eincn wescntlichcn Vorteil gegenüber der Computertc~mograptiie dar, wird jedocli bei der Auswertung von MRT-Bilderri bei Patienleii mit zerebrovaskulären Erkrankungen wenig genutzt. Allerdings liegen bislang auch kaum Literaturangaben über MRT-Befunde bei Patienten mit definierter, das heißt mit anderen Methoden objektivierter 1.äsion an den hirnversorgeriden Gefäßen vor. Angesichts der paranieterabhängigen hohen Variabilität des physiologischen Flußsignals herrscht hier noch eine große diagnostische Unsicherheit, obwohl die MRT in zunehmendem Maße auch zur Abkläriing zcrebrovaskulärcr Krankheiten eingesetzt wird (4-6, 10). Ziel unserer Arbeit war es, die Auswirkungeri eines extrakraniellen Verschlusses der A. carotis interna (ACI) auf die unter Routine-Aufnahmebedingungen zu beobachtenden Strömungsphänomene im Karotissiphon Methodik

-

-

22 Patienten rnit dopplersonographisch nacligewicscncm Vcrschluß dcr A. carotis intcrna wurdcn MR-tornographiscli iiritersucht. Die Magnetfeldstärke des verwendeten Imngers (Picker Vista) betrug 1 , O Tesla. Es wurden koronare und axial). I r i koincnl Fall war das (;cfißlun~en hyperinteiis ini Vergleicli zurri Hirnparonchym. Diases Signalverhalten vvar sowoliJ auf' asialeri iils i ~ u c haiil' den koronaren Schichten erkennbar. L)ei obere Siphonabschnitt ~ e i g t ekein iiiiihoitlichcs Sign;i.lm iist.cr: Bei 1 1 \CI-Versclilüsseii zeigle sich auch iri dii?som Rcrcich intrnluminal hirnisointences Signal. bei den verbleiberiden 1 5 V(trschlüsscn zeigte der Karotissiphoii unniittelbar oberhalb dtts Abgangs dar A. ophthalmica r i n typisches I:lußsigiial, das (;efäßkalibt!r war jedoch deutlich reduziert (Abb. 2). Die Karotiseiidstrecke zt!igtc: bei allcn Patienten wiederum einen lvpisclien Sigrialverlust ohnt: Kalihcrdiffcrenz. Fine sichere Beurteilung des pelröseri (;eJaUabschnittcs war bei der gewählten Schichtdicke in keiiieiri Fall iriijglic:h. Ein typischer. flußbedingter Signalverlust der nicht verschlossenon AC1 war crsl. auf den 5 mm Schichten erkennbar, die wir bei drei Patientctn crgänzcnd zum Routineprotokoll anferligteri. Auf der VerschlulJsoitc war auf den 5 m m i n diesen] GefaßabscliniLL eine Iiiriiisoiriterisi?, das I.umcn dcr AC1 ausfüllende Signalanhebung sicher abgrerizbilr. Als Vcrglcichsgruppe nahmen wir 1 1 Patienten. die dopplersonographisch cinc m r h r als 70%igr Stenose der A. carotis interiia unrnittrlhar obcrhalh der ßiiiirkation aufwiesen. Bei Verwendung ideritisc:hitr IJntorsuchiingsprotkolle wurden bei keinein dieser Palieriteri iritrakraniell Vorändcriingen des Karotis-t;lußsignals gesehen. iiisbesoiidere war das Gcfaßliimen im Seitenvergleich syiiiiiietrisch.

Das Signalverhalteri flieIJenden Blutes ist. von multiplen physikalischen Paranielerri abhängig und iii der I,itcratiir aiisfiihrlich beschrieben (2.8. 11.12). Schnell Ilicllondes ßlrit zci# cincn charakteristischen Signalverlust oder „sigiial void" als Folgc! dcr Erythrozytenbewegiing durch die aiigeregle Schicht zwischeri dom 90- und 180"Inipiils der SE-Sequenz. Langsani fließendes oder stehtindes Blut führt durch den fehlenden ..time-of-flight"-Eirekt zu einer Signalanhebung. Insbesondere i n Venen kann es inl8lg.o dorgcrinKcn ~lußFlcschwindi~keit zu flußbedingten Sigrialaiiheburigen kommen. Zum sicheren nicht-invasiveii Nachweis eiiier Veiieiitlironiboso mit der MRT ist. daher einr Darstellung in zwei Ebenen und versctiic:d(:ncrn Sequenzen notwendig. Das innerhalb eines throiiibosiertcn Cefalics beobachtete Signal ist hingegen nicht mehr als FlulJph%nomi:n anziisohan. Vielmehr ist es abhängig von der Protoiiendii:hte urid der1 Rclaxationsparametern, die

Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.

Abb. 1 a Axiales T,-Bild bei linksseitigem ACI-Verschluß. Intraluminal (Pfeil) statt der typischen Signalausloschung hirnisointensesSignal mit randständiger, sichel. formiger Signalanhebuiig.

~rschliissrr~ der A. curolis intcrna

1~'ortschr. Rönrgerislr. 1.52.3 -

Wir fanden bei alleii 26 Verschlüssen in dcn iiicht m e h r durchflosserieri (;efaßaiiteilen ein isointc!nses iiitraluminalcs Signal, d a s auf mit 8n1m rclativ dicken Schichter) nm sichersten im iintercn Siphoriabschnitt crkcnnbiir war. Die erwähnten, gclegeritlich ringförmigen Arcale fokaler Signalanhcbung repräseritieren vermutlich geringe Mengen randständigeri, extrazellulären Methiirnoglobins im 'l'hrombus. Der obere Siphonantcil zeigte bei einem extrakrariiellen AC1-Vnrschluß kein eiiilieitliclies Signalverliallen. In 11 Fällen w a r auch dieser Geraßabschnitt o f i n bar thrombosicrt und zeigte d a h e r d a s bcschricbene 'l'hrombussignal. AuTgrund d e r guten Kollateralisierung d e s ohcrcn Siphorischenkels sowohl retrograd über die A. ophthalmica als auch über einc Füllung vor1 d e r Gegenseite thrombosierte dieser Abschnitt i r i 1 5 Fällen nicht. Auffallig w a r jedoch d a n n eine in1 Vergleich z u r Cegcnsoitt! beträchtliche Kaliberreduktion d e s verbliebenen 1.unieiis. Selbst bei hochgradigen. hämodynamisc:h wirksamen 1ntcrnaabgangsstenosen fanden wir dieses Phänomen nicht. Die Ergebnisse von Katz (6) bei 7 Patienten ~ i n dvon Ileinz (5) bei 4 Patienten mit gesichertem ACI-Verschlull sind mit unseren Beobachtungen nahezu identisch. Die Arbeitsgriippe iirn Heinz fand zusätzlich auch bei Patienten mit hochgradigen Internastenosen deutliche intraluminale Signalveräriderungen ohne I.umenreduktion, die jedoch in keinem Fall z u r Vcrwechslurig init AC1-Verschliisscn geführt hatten. Bei unserer Kontrollgruppe w a r e n diese Vcränderungen nicht erkennbar. wahrschcinlich jedoch durch den Teilvolumeneffekt bei einer Schichtdicke von 8 rnm bed ingl. Zusarnrnctnfassend Iäßt sich ein extrakranieller Verschluß d e r A. Carotis interna kernspintomographisch auch bei Verwendung herkömmlicher SE-Sequenzen a n einem charakteristischen Signalverhalten d e r Pars caverriosa erkennen. Der untere Siphonabschnitt zeigt nach unserer Grfahning bci allen Patienten init extrakraniellem Verschluß einen Verlust d e s Flußsignals iind wirkt im Vergleich z u m Hirnparenchym isointens. Der obere Siphonabschnitt verhält sich wohl je nach Kollateralisierung unterschiedlich: Bei noch vorharideiier Zirkulation via A. ophthalmica odcr Rarnus communicans anterior Iiat dieser tieraßahschnitt irn Seitenvergleich ein meist deutlich reduzicrt,cs Kaliber. Der Endabschnit,t dcr AC1 zeigt dage-

335 -

gen ein regelrechtes Flußsignal mit normalem Gefäßkalibor. Iliese diagiiostische Möglichkeit stellt einen wcscntliclieii Vorteil gegenüber der Compiitcrtomographit: d a r . Insbesondere bei d c r Abklärung zc!rc!brovaskuläisr Fragesteilungcn solllc d a h e r neben pareiichymalen Veränderungcn auch d a s iiitraluriiinalr Signal irn Karotissiphon bon.ch. t(?tM ' A ~ ~ C I I . Von noch grii0t:rt:r H ~ d e u t ~ r r iwg ä r e es, wenn n.tich h%modynaniist:li relevaiile Stenosen d e r A. cnrotis intoriia iiii extrakraniellen Bereich auf Roiitinr\ 4 R T a n cliarakteristischen Signalveriindcrungcn erkannt. werden könnten. Nach den wegcn d e r bcgrcnztori Fallzalil noch wenig aussngekriiftigcn Rcobachtiingen bei unserer Vergleichsgriippc! sc:h(:int die MR'I' bei Verweiidung einer Schichidickt: vor1 8niiri jedoch nicht in der Lage zu sein. Stenoseii aiiliaiid pathologischer intralurninn.lcr Striiiriungsphänomene zu entdecken. DanksagungWir dankcn Herrn ]'L> Ur. M'inter. Nriirologisclie Klinik Universitiit Meidelberg. IUr dic ijbcrlassung der dopplersunographischen Hefunde.

Literatur I

.'

"

"

-

Rerrtlel. P.. I;. ßrtorzocorc, A. Hockisch. M . C: Besozzi: Hlood

ilow in thecarotid arleries: Quaiitilication by usingphasc-scnsitivc! MK imaging. Arner. J. I(oentgenol. 152 (1989) 1307- 1310 Br«(iley. W. C;.. 1.' Waluch: Blood iiow: magnetic resonancr imaging. Hadiology 154 (1 985) 443 -450 Firnzirl, D. N.. C;. L. Nu!jler, R. H. Klipstein. S. R. llndsr~uood, R. S. 0. Rees. D. ß. Longnzorc: In vivo validation of MR velocity irnaging. J. Cornput. Assist. Toiiiogr. 11 (1987) 751 -756 Ilackc, W., M. Forsting, /M.Hi~lschenrer~ier: Die Wertigkeit der

Keriispintornographie in dcr Schlaganfalldiagnostik. Nerveriheilkunde 8 (1989) 7-1 1 Ileirzz, E. H., A. ii Yeates. M'. 7: Djang: Sigriificaiit extrncraninl carolid stanosis: Dctoction on routinc cerebral Mtf irnagirig. Hadiology 170 (1989) 843-848 K«tz. B. H . . R. M. (luencer, J . 0. Kaplan, R. S. Hinks. J. D. Post: UR irnnging ol'intracranial carotid occlusion. J. Arner. Med. Ass. J0 (1989) 345-350 Lcrzz, (;. W.. 6: M . Haacke, T. J. Masnryk. G. I.auD: In-plane

vasciilar irnaging: pulse sequcncc dcsign and strategy. Hadiology

I"

'I

l2

166 (1988) 875-882 Mills, C M . , M. Brand-Zawudzki, L. E. Crooks: Niiclear rnngnetic resonance: principlcs of blood flow imaging. Arner. J. Hoentgenol. 142 (1984) 165-1 70 Nislri~nura.D. (;., A. Macooski, J . M . Pauly: Magnetic resonnnce arigiography. IEEE Trans. Mcd. Imaging 5 (1986) 140-151 Russell. E. J.: Deteclion of sigiiificant extrncraninl carotid stcnosis with routinc cerebral MH irnaging. Radiology 170 (1 989) 623-624 V. Schulthess, G. K.. C. B. Higgins: Rlood flow irnaging with MR: spin-phasc phcnornena. Kadiology 154 (1985) 687-695 Waluch. V., W. G. nrr~dfsg:N M R cvcn echo rcphasing in slow laminar flow. J. Cornpiit. Assist. Toriiogr. 8 (1984) 594- 598

Dr. M. Forsling P

-

--

Abteilung Neuroradiologie Koplklinikurn dcr Universität Ini Neueiilieii~ierFeld 400 0-6900 Heidelberg

--

Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.

wiederiim 11t:stirnrnt sind von der histologist:tieri Zusainmcnsctzurig d e s l'l-iroinbus. Der vcnijse (,.rote") Thrombus b(:stc:lit a u s untercchicdlich dit:hteii I'ibriiilaniellen. zwisc:lic?ii denen reichlich Eryllirozyten liegen. iind zeigt. somit eine ähnlichr Ziisaniriierisetxung wie ein intrxzcirobrales I liimatom. Das reiclilicli vorhandcno Hämoglobin l'ührt tlnLii. da13 wälirend d e s physiologisc:tit!ii Abbaus lange Zeit clic: Tür Methämoglobin charakteristische cleiitliche Signaln.ri1iebung zu sehen ist. 1111 Gegensatz dazu besteht. d(:r (..weiße") nrtcricll(!'rtiroriibus a u s gesc,hichtctcn Throiribozytenaggrogatori inil lockeren I;ihrinlad(!ri uiid wciiigeii t!rythrozyteri. Niclit zuletzt wcgcn der liihlenden Iläinoglobinabbauprodukte ist einc deutliche Sigiialaiihebung bei cint!in arteriellen l'hrom bus nicht zu erwarten. llinc solchc Signalanhebung wiirde e h e r clurch einen estrem roduzierten I:luß irn intrakraniellen Abschnitt d c r ACl. z.R. bei einer Psciudookklusion, zustande kornmt:n.

...

[Intracranial MR flow signal changes in extracranial occlusions of the internal carotid artery].

Spin-echo sequences allow an identification of the basal brain vessels because of their typical signal void. The increasing use of MRI also in clarifi...
584KB Sizes 0 Downloads 0 Views