Cardiology 63 (Suppl. 1): 58 61 (1978)

Ist die Bradykardie eine Kontraindikation? A . Weisswange

Die spontane Herzfrequenz resultiert aus der Summe der parasympathischen und sympathischen Einflüsse auf die Eigentätigkeit des Sinusknotens (intrin­ sische Herzfrequenz). Die normale intrinsische Herzfrequenz ist vom Lebensalter abhängig und kann berechnet werden, wie Untersuchungen von Jo sé (1966) zeigten. Danach würde eine zu langsame intrinsische Herzfrequenz als Hinweis auf eine Erkrankung des Herzens, insbesondere seines primären Reizbildungs­ zentrums, gelten. Durch wechselnd starken sympathischen oder parasyinpathischen Einfluss ist eine gewisse Kompensation vorstellbar. Betablockade könnte in besonderen Fällen eine noch wirksame Kompensation aufheben und damit ein Krankheitsbild demaskieren oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Wir haben daher an 55 Patienten die Wirkung des Betablockers Metoprolol auf die Herzfrequenz, die Sinusknotenerholungszeit, die SA-Leitung und die transnodale Leitung (AH-Zeit) im Rahmen einer elektrophysiologischen intra­ kardialen Untersuchung beobachtet. 22 der Patienten klagten über unklare Schwindelerscheinungen, bei 23 konnte eine Erkrankung des Sinusknotens oder von Sinusknoten und AV-Knoten nachgewiesen werden, die übrigen Patienten waren vorwiegend wegen Extrasystolie oder Verdacht auf trifaszikulären Block oder Präexzitationssyndrom zur Untersuchung gekommen. Die Einteilung der Patienten in drei Gruppen erfolgte je nachdem, ob die spontane Herzfrequenz über 70/min (Gruppe 1), zwischen 60 und 70/min (Gruppe 2) oder unter 60/min (Gruppe 3) lag. Tabelle I zeigt den Einfluss der Betablockade mit Metoprolol auf die Spon­ tanfrequenz. Wenn diese über 70/min liegt, ist die Wirkung der Betablockade am stärksten ausgeprägt (-21% ); bei einer Spontanfrequenz von weniger als 60/min beträgt die prozentuale Frequenzabsenkung nur noch 10,8% im Mittel. Im Gegensatz dazu ist die AH-Zeit weniger stark verzögert, und es zeigt sich keine eindeutige Frequenzabhängigkeit. Die SA-Leitung wird prozentual in allen drei Gruppen durch Betablockade ebenfalls stärker herabgesetzt als die Leitung im

Downloaded by: Leiden University Medisch Centrum 132.229.13.63 - 10/16/2018 3:44:19 PM

Rehabilitationszentrum für Herz- und Kreislaufkranke, Bad Krozingen

Betablocker bei Bradykardie

59

Tabelle I. Einfluss der Betablockade mit Metoprolol auf die Spontanfrequenz (HF bzw. HF ,Beta‘ ) und auf die AH-Zeit bei 55 Patienten, die je nach ihrer Spontanfrequenz in drei Gruppen aufgeteilt sind HF

HF ,0‘

%

AH %

Gr. I n = 25 (>70/min)

82 t 13

68 ± 10

20,9

+ 6,4

Gr. II n = 20 (60-70/min)

66 ±3

57 ±6

15,6

+ 9,9

Gr. III n= 10 (70/min

82 i 22 106 ± 28 n= 15 p

[Is bradycardia a contraindication?].

Cardiology 63 (Suppl. 1): 58 61 (1978) Ist die Bradykardie eine Kontraindikation? A . Weisswange Die spontane Herzfrequenz resultiert aus der Summe...
492KB Sizes 0 Downloads 0 Views