Fort- und Weiterbildung

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Langzeittherapie der Alkoholabhängigkeit Long-Term Treatment of Alcoholism

G. Koller

Lernziele !

Der Artikel soll einen Überblick über den Umgang mit alkoholkranken Patienten und Therapiemöglichkeiten geben.

Einleitung !

In Deutschland gelten etwa 1,3 Millionen Menschen als abhängig. Jedes Jahr sterben über 73 000 Menschen an den Folgen des Alkoholgebrauchs. Die Angaben für die Prävalenz für Alkoholabhängigkeit in Deutschland liegen ca. bei 2,4 %. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch Alkohol betragen laut Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) jährlich 26,7 Milliarden Euro [1]. Im internationalen Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Alkoholverbrauch weltweit. Im Allgemeinen gilt eine Menge von über ca. 20 g Alkohol am Tag (0,5 l Bier oder 0,25 l Wein) für Männer und über ca. 10 g Alkohol am Tag (0,25 l Bier oder 0,12 l Wein) für Frauen als risikoreich (DHS).

I. Allg. gilt eine Menge von über ca. 20 g Alkohol am Tag (0,5 l Bier oder 0,25 l Wein) für Männer und über ca. 10 g Alkohol am Tag (0,25 l Bier oder 0,12 l Wein) für Frauen als risikoreich (DHS).

Sowohl in ICD-10 als auch im DSM-IV sind Kriterien festgelegt, die das Bestehen einer Abhängigkeit definieren. Die diagnostischen Kriterien für Abhängigkeit im ICD-10 und im DSM-IV weisen eine relativ große Übereinstimmung auf. Die ICD10 kennt 6 Kriterien für Abhängigkeit, von denen

3 erfüllt sein müssen. Das DSM-IV hat im Vergleich zu früheren Fassungen die diagnostischen Kriterien für Abhängigkeit von 9 auf 7 reduziert, von denen ebenfalls 3 erfüllt sein müssen. Neben der Abhängigkeit kennen beide Diagnosesysteme den „schädlichen Gebrauch“. Die diagnostischen Krite" Tab. 1 darrien nach ICD-10 und DSM-IV sind in ● gestellt. Es gibt bisher keine eindeutige Erklärung für das Entstehen von Alkoholabhängigkeit, sowohl soziale und lerntheoretische Elemente, als auch genetische und biologische Befunde können eine Rolle spielen. Aus Zwillings- und Adoptionsstudien ist bekannt, dass das Risiko ebenfalls eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln um das 3 – 4-fache erhöht ist, wenn nahe Verwandte an einer Alkoholabhängigkeit leiden.

VNR 2760512013141213471 Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0033-1355556 Fortschr Neurol Psychiatr 2013; 81: 655–666 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0720-4299 Korrespondenzadresse Dr. Gabriele Koller Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, LMU Nußbaumstraße 7 80336 München [email protected]

Aus Zwillings- und Adoptionsstudien ist bekannt, dass das Risiko ebenfalls eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln um das 3 – 4-fache erhöht ist, wenn nahe Verwandte an einer Alkoholabhängigkeit leiden.

Zunehmend spielen auch in der Suchtmedizin evidenzbasierte, durch empirische Erkenntnisse getragene Konzepte eine Rolle. So möchten wir an dieser Stelle auf Leitlinien zu verschiedenen Themen aus der Suchtarbeit verweisen und auch auf neue Konzepte, die durch den ICD-11 und DSM-V entstehen werden. Im DSM-V wird die Unterscheidung von Missbrauch und Abhängigkeit aufgegeben [2].

Im DSM-V wird die Unterscheidung von Missbrauch und Abhängigkeit aufgegeben.

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Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, LMU, München

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Tab. 1 ICD-10- und DSM-IV-Kriterien für Abhängigkeit.

ICD-10

DSM-IV

starker Wunsch oder eine Art Zwang Substanz zu konsumieren

Toleranzentwicklung

verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns und der Beendigung und der Menge des Konsums

Entzugssymptome

körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums

Substanz wird häufiger und in größeren Mengen als beabsichtigt eingenommen

Nachweis einer Toleranzsteigerung

erfolglose Versuche den Substanzgebrauch zu kontrollieren oder zu verringern

Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums

viel Zeit für Aktivitäten, um die Substanz zu beschaffen

anhaltender Konsum trotzt des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen

wichtige soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten werden aufgrund des Substanzmissbrauchs aufgegeben oder eingeschränkt fortgesetzter Substanzmissbrauch trotz Kenntnis eines anhaltenden oder wiederkehrenden körperlichen oder psychischen Problems, das wahrscheinlich durch den Substanzmissbrauch verursacht oder verstärkt wurde

Verstärker- und Belohnungsreize

Verstärker- und Belohnungsreize

Nucleus accumbens Dopamin

nehmen und in den Nucleus accumbens [NAC] projizieren) [4]. Durch wiederholten Substanzkonsum tritt eine Sensitivierung des dopaminerg-mesolimbischen Systems ein, was zu einer selektiven Aufmerksamkeit das Suchtmittel be" Abb. 1 stellt vereinfacht Metreffend führt [5]. ● chanismen dar, die bei der Abhängigkeitsentwicklung von Alkohol eine Rolle spielen.

A10 Neuron

Alkohol wirkt auf verschiedene neurobiologische Systeme. Durch wiederholte Alkoholeinwirkung werden bestimmte neurobiologische Systeme so geprägt, dass Abstinenz immer schwieriger wird.

– GABAerges feedback – Verstärker- und Belohnungsreize

Abb. 1 Neurobiologische Mechanismen der Abhängigkeit (nach [30]).

GABAerges Interneuron

Fallidentifikation und Diagnostik !

Die Prävalenz für Alkoholabhängigkeit in Deutschland wird mit 2,4 % angegeben. Deutschland gehört zu den Ländern mit dem höchsten Alkoholverbrauch pro Kopf. Dementsprechend hoch sind auch die durch Alkohol jeweils entstehenden volkswirtschaftlichen Kosten.

Neurobiologische Grundlagen !

Alkohol beeinflusst verschiedenste Neurotransmittersysteme, z. B. Dopamin, Serotonin, Glutamat, Opioide und GABA [3].

Direkte, auf Selbstaussage beruhende Fragebogenverfahren haben sich als valide bewährt. Übliche Fragebogen sind CAGE, MAST und LAST und AUDIT (ein gängiges internationales Instrument). Der CAGE-Fragebogen ist ein Fremdbeurteilungsinstrument und wird wegen seiner Kürze geschätzt (s. Kasten „CAGE – Screening auf Alkoholabhängigkeit („Cut off“ bei 2 Ja-Antworten)“). Daneben kommen biologische Marker wie GGT, ASAT, ALAT, CDT und MCV zum Einsatz. ETG (Ethylglukuronid) im Urin und in den Haaren ist heute ebenfalls ein etablierter Marker für Alkoholismus. Laborparameter alleine können den Einsatz von Screeningfragebogen nicht ersetzen, jedoch gut ergänzen.

Dopaminsystem Eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Abhängigkeit spielt das Dopaminsystem. Alkohol verändert die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin. Dopamin wiederum aktiviert das mesolimbische Belohnungs- und Verstärkersystem (dopaminerge Bahnen, die ihren Ausgangspunkt im ventralen Tegmentum [VTA] im Mittelhirn

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CAGE – Screening auf Alkoholabhängigkeit („Cut off“ bei 2 Ja-Antworten) Hatten Sie jemals das Gefühl, Sie müssten Ihren Konsum an alkoholischen Getränken verringern? (Cut down)

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Die Diagnostik einer Alkoholabhängigkeit erfolgt durch die Anamnese, aber auch durch Fragebogen. Die Diagnose wird durch Laborparameter gestützt. Direkte, auf Selbstaussage beruhende Fragebogenverfahren haben sich als valide bewährt. Übliche Fragebogen sind CAGE, MAST, LAST und AUDIT. ETG (Ethylglukuronid) im Urin und in den Haaren ist heute ein etablierter Marker für Alkoholismus.

Krankheitsverlauf !

In mehreren Studien wurde eine erhöhte Sterblichkeit Alkoholabhängiger nachgewiesen. Es konnte neben einer progredienten Verschlechterung aber auch ein Pendeln zwischen schweren Trinkphasen und kontrolliertem Trinken bzw. Abstinenz nachgewiesen werden. Der Verlauf scheint auch durch das Ausmaß an sozialen Ressourcen maßgeblich beeinflusst zu werden. Es dauert ca. ein Jahr, bis die Abstinenz ausreichend stabilisiert wird [6]. In einer deutschen Studie wird das Trink- und Abstinenzverhalten alkoholabhängiger Probanden in einem 16 Jahre andauernden Zeitraum untersucht. Die Probanden nahmen verschiedene Angebote des deutschen Suchthilfesystems in Anspruch. Von initial 96 Probanden waren im Beobachtungszeitraum 26 verstorben, 38 der verbleibenden 70 Probanden waren abstinent. Insg. zeigten sich Probanden mit kompletter Abstinenz stabiler im Verlauf, als Probanden mit unregelmäßigem Konsummuster [7]. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich in Untersuchungen aus dem englischen Sprachraum.

Die wichtigste Untersuchung zur Frage des Langzeitverlaufs bei Alkoholabhängigkeit ist eine Studie von Feuerlein und Küfner, bei der weit über 1000 Patienten untersucht werden. Nach 48 Monaten waren 46 % der untersuchten Probanden abstinent, aber 42 % zeigten kein verbessertes Trinkverhalten. Nur 3 % gaben an, erfolgreich kontrolliert zu trinken. Für Patienten mit unvorteilhafter Prognose zeigten sich längerfristige Therapieangebote erfolgreicher [8].

Die Behandlungsergebnisse einer Suchtbehandlung sind nicht so schlecht, wie häufig angenommen [9]. Generell wird nur ein kleiner Teil der Suchtkranken von therapeutischen Angeboten erreicht [10].

Die Alkoholabhängigkeit kann im Verlauf sowohl schwere Trinkphasen, als auch abstinente Phasen und Übergangsphasen zeigen. Nach einer Therapie sind die Hälfte der Patienten für durchschnittlich 5 Jahre abstinent.

Allgemeine Aspekte der Therapie !

Generell sollte erwähnt werden, dass es derzeit keine gültige Therapieleitlinie zur Behandlung von Alkoholismus in Deutschland gibt. In jüngerer Zeit sind 2 Monografien erschienen, die einen Überblick bieten [11, 12].

Alkoholabhängige Patienten können sich in verschiedenen Phasen der Erkrankung befinden. Verläufe, bei denen nach längerer oder kürzerer Abstinenz ein Rückfall und die Notwendigkeit einer Entziehung folgen oder ein Kontrollverlust nach einer Phase kontrollierten Trinkens sind nicht ungewöhnlich. Auch Phasen, in denen mehrere Entziehungen hintereinander stattfinden und schließlich eine längere Abstinenzphase sind möglich. Ebenso ist ein Wechsel auf ein anderes Suchtmittel – wie der Wechsel von illegalen Drogen zum Alkohol oder vom Alkohol zu Sedativa – im klinischen Alltag durchaus anzutreffen. Ziel in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist – wie bei anderen chronischen Erkrankungen – nicht eine komplette Heilung, sondern das Erreichen von möglichst langen stabilen Intervallen, eine Begrenzung des Schadens und das Sichern eines möglichst gesunden Überlebens [9] (s. Kasten „Hierarchie der Therapieziele bei Alkoholabhängigkeit“).

Hierarchie der Therapieziele bei Alkoholabhängigkeit [13] 1. Sicherung des Überlebens 2. Behandlung von Folge- und Begleiterkrankungen 3. Förderung von Krankheitseinsicht und Motivation zur Veränderung 4. Aufbau alkoholfreier Phasen 5. Verbesserung der psychosozialen Situation 6. dauerhafte Abstinenz 7. angemessene Lebensqualität

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Hat Ihr Umfeld schon einmal Bemerkungen über Ihren Alkoholkonsum gemacht? (Annoyed) Hatten Sie schon einmal den Eindruck, dass Sie zu viel trinken? (Guilt) Haben Sie schon einmal am Morgen Alkohol gebraucht, um in Form zu sein? (Eye opener)

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Je nachdem, in welcher Phase sich der Patient aktuell befindet, sollte die Hilfe aussehen. In jedem Fall ist fehlende Abstinenzmotivation ein Kernsymptom jeder Suchterkrankung und sollte Anlass und nicht Voraussetzung einer Behandlung sein [13]. Ein großer Anteil der Abhängigen wird im Rahmen anderer oder sekundärer Erkrankungen oder aber auch wegen der Abhängigkeit in Krankenhäusern, bei Haus- oder Allgemeinärzten, beim Betriebsarzt oder in anderen medizinischen, nicht auf Sucht spezialisierten Einrichtungen versorgt. Ein nicht unerheblicher Teil der Arbeit mit Süchtigen wird erfolgreich von medizinischen, nicht auf Sucht spezialisierten Einrichtungen geleistet, umso mehr, als nur ein kleiner Teil der Süchtigen von suchtspezifischer Therapie überhaupt erreicht wird [13]. In diesem Sinne sollen alle Berufsgruppen, die medizinisch oder therapeutisch tätig sind oder sich in Ausbildung zu einem solchen Beruf befinden, ermuntert werden, sich entsprechendes Wissen über Sucht anzueignen und Abhängige speziell auf diese Problematik anzusprechen und Hilfeangebote zu vermitteln. Auch in anderen Zusammenhängen sollte das Thema Abhängigkeitserkrankungen Beachtung finden. So wird immer mehr auch in großen Unternehmen darauf geachtet, dass es Suchtbeauftragte und Zielvereinbarungen zum Thema Sucht gibt und dass Vorgesetzte auf dieses Thema achten. Auch Schulen und Ausbildungsstätten sind wichtige Ziele für eine verstärkte Aufmerksamkeit gegenüber Suchterkrankungen. Es ist nachgewiesen, dass schon eine Kurzintervention bezüglich der Suchterkrankung eine Verhaltensänderung bewirken kann [14]. Die breite Verwendung von Screeninginstrumenten und Kurzinterventionen in verschiedenen medizinischen Bereichen ist ein wichtiges Ziel für die kommenden Jahre. Abb. 2 Verteilung der Hauptdiagnosen im Suchtbereich ambulant (Deutschland 2011) (nach [15]).

PG 5 %

Cannabis 14 %

Opioide 18 %

Alkohol 55 %

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Ziel der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist nicht eine komplette Heilung, sondern die bestmögliche Versorgung des aktuellen Zustandsbildes. Die Motivation zur Abstinenz entsteht oftmals erst im Verlauf des Behandlungsprozesses und sollte keinesfalls als Voraussetzung für eine Behandlung gesehen werden. Ein großer und wichtiger Teil der Alkoholismustherapie wird von Einrichtungen geleistet, die nicht auf dieses Thema spezialisiert sind. Deshalb sollten solche Einrichtungen ein geschärftes Bewusstsein gegenüber der Alkoholabhängigkeit entwickeln.

Netzwerk der Suchttherapieeinrichtungen in Deutschland !

Die Alkoholismustherapie erstreckt sich oft über viele Jahre und verschiedene Einrichtungen. Laut deutscher Suchthilfestatistik ist die Alkoholabhängigkeit die am häufigsten behandelte Erkran" Abb. 2), kung im deutschen Suchthilfesystem (● sowohl ambulant, als auch stationär. Hinsichtlich des Behandlungserfolgs finden sich unter allen Substanzen die besten Ergebnisse bei Patienten mit alkoholbezogenen Störungen [15]. Im konkreten Fall wird zunächst die am wenigsten aufwendige, der prinzipiell für den Patienten infrage kommenden Interventionen gewählt. Die Orientierung findet an der nachweislich oder wahrscheinlich erfolgreichsten Behandlungsform statt, in Abhängigkeit von spezifischen Patientenmerkmalen und Wünschen wird diejenige Therapieform gewählt, die die optimale Effizienz verspricht [16]. Eine Behandlung muss immer aus einer auf den Einzelfall zugeschnittenen Kombination aus stationären oder ambulanten somatischen, psychiatrischen oder suchtmedizinischen Bausteinen bestehen. Ein positiver Zusammenhang zwischen Behandlungserfolg und Therapiedauer wurde mehrfach beschrieben. Grundsätzlich existieren ambulante, teilstationäre und vollstationäre Behandlungsangebote, ebenso wie verschiedene, mehr oder weniger auf Alkoholabhängigkeit spezialisierte, Wohnformen, soziotherapeutische Einrichtungen und Beratungsstellen. Ambulante Behandlungsangebote variieren von sehr niedrigschwelligem Angebot und niedriger Frequenz bis zu hoher Behandlungsfrequenz, längerfristigem Angebot und aufsuchender Struktur (Alita) [17], wobei letzteres bisher nur als Pilotstudie durchgeführt wurde. Eine Übersicht diesbe" Tab. 2. züglich zeigt ● Das stationäre Angebot besteht im Wesentlichen aus Entziehungen in verschiedenen somatischen Kliniken, der qualifizierten Entziehung, verschiedenen Fachkliniken mit dem Schwerpunkt Suchterkrankungen und der Versorgung in psychiatrischen Kliniken inkl. Maßregelvollzug. Auch Tageskliniken, nachtklinische Angebote, absti-

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Behandlungsangebote für Alkoholabhängige in Deutschland (nach [29]).

Behandlungsart

Behandlungsschwerpunkte

Setting

Behandlungseinrichtung

Entzugsbehandlung

Überwindung von Entzugserscheinungen Motivierung zu weiteren Behandlungsmaßnahmen

stationär

Allgemeinkrankenhäuser

3 – 7 Tage

Spezialstationen in psychiatrischen Kliniken

2 – 4 Wochen

niedergelassener Arzt Suchtfachambulanzen

7 – 14 Tage 2 – 6 Monate

ambulant Entwöhnungsbehandlung

Dauer

Aufbau von Abstinenzmotivation soziale Stabilisierung Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit Rückfallprävention

stationär

Fachkliniken

teilstationär

Spezialstationen in psychiatrischen Kliniken/Fachkliniken

ambulant

Suchtberatungsstellen

6 – 9 Monate

ambulante Nachsorge

Abstinenzstabilisierung Behandlung von Komorbidität

ambulant

Suchtberatungsstellen niedergelassener Therapeut

2 – 6 Monate

Adaptionsbehandlung

berufliche Wiedereingliederung

stationär

Adaptionseinrichtungen

2 – 4 Monate

Langzeitbehandlung

soziale Stabilisierung

stationär

soziotherapeutische Heime

≥ 12 Monate

Selbsthilfegruppen

Aufbau von abstinentem Lebensstil und Identität

ambulant

Anonyme Alkoholiker, Guttempler Orden, Blaues Kreuz, Kreuzbund, Freundeskreise

mind. 1 Jahr

nente Wohnheime und aufsuchende Beratungsangebote, wie betreutes Wohnen, spielen eine Rolle. Wie bereits erwähnt, sind Allgemeinarztpraxen von großer Bedeutung. Sehr viel Engagement und Initiative geht auch vom Selbsthilfesektor aus. Es gibt bisher keine eindeutig wissenschaftlich validierten Kriterien, welche Hilfeform wofür am besten geeignet ist. Sicherlich spielen regionale Gegebenheiten eine nicht unwesentliche Rolle und sicherlich werden psychosoziale Faktoren wie Wohnungslosigkeit, Partnersituation, Arbeitssituation eine wesentliche Rolle bei Therapieentscheidungen spielen. Ein stationärer Aufenthalt bietet die Einhaltung eines Tag-Nacht-Rhythmus, ein Mindestmaß an Tagesstruktur, regelmäßige Mahlzeiten, regelmäßige Medikamentenvergabezeiten und soziale Einbindung in eine Gruppe und hat dadurch zumindest für bestimmte Phasen der Abhängigkeit Vorteile.

Es gibt auf Alkoholabhängigkeit mehr oder weniger spezialisierte Einrichtungen, sowohl stationär, als auch teilstationär und ambulant.

Entziehung

Entziehung ohne therapeutische Begleitung stattfinden. Bei der akuten Alkoholintoxikation steht das Stabilisieren der Vitalparameter im Vordergrund, Medikamente zur Entziehungsbehandlung sollten frühestens ab 1,5, besser unter 1 Promill verabreicht werden. Grundsätzlich sollten zumindest in den ersten Tagen der Entziehung die Vitalparameter regelmäßig überprüft werden (ggfs. nach Alkoholentzugsskalen). Die Dosisfindung der Entzugsmedikation sollte nach klinischem Zustandsbild stattfinden. In Deutschland findet entweder Clomethiazol (Nebenwirkungen: Abhängigkeitsentwicklung und Atemdepression) weite Verbreitung beim Entzug von Alkohol oder aber Benzodiazepine (Nebenwirkungen: Abhängigkeitsentwicklung). Clomethiazol und Benzodiazepine zum Alkoholentzug sollten wegen des Abhängigkeitspotenzials nicht im ambulanten Setting verschrieben werden. Bei in der Vorgeschichte bekannten entzugsbedingten epileptischen Anfällen wird Carbamazepin oder auch Valproat verabreicht. Blutdruckspitzen werden üblicherweise mit Clonidin behandelt. Zusätzlich werden Vitaminkombinationspräparate und Stressulkusprophylaxe verabreicht.

In Deutschland findet entweder Clomethiazol weite Verbreitung zur Entziehung von Alkohol oder aber Benzodiazepine.

!

Da es sich bei der Alkoholabhängigkeit um eine chronische Erkrankung handelt, können immer wieder im Verlauf Entziehungen nötig werden, weshalb in einem Unterpunkt auch auf diese Thematik kurz eingegangen werden soll. Der größere Teil der Entziehungen wird im stationären Rahmen durchgeführt. Es gibt aber auch Angebote im ambulanten Rahmen. Eine qualifizierte Entziehungsbehandlung zeigt Vorteile gegenüber einer Entziehung in einer somatischen Abteilung, wobei entsprechende Schulungen auch in Allgemeinkrankenhäusern ähnliche Voraussetzungen schaffen können [13]. Idealerweise sollte keine

Ein Entzug kann unter Umständen ein wichtiger Schritt zur Abstinenz oder zu einer erneuten abstinenten Phase sein. Im optimalen Fall erfolgt ein Entzug mit therapeutischer Begleitung.

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Tab. 2

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Psychotherapie !

Es ist in der Literatur umstritten, ob es eine „alkoholismusspezifische“ Therapie gibt. Von der DRV-Bund gibt es im Rahmen eines Qualitätssicherungsprogramms einen Kriterienkatalog von Elementen, die ausreichend evidenzbasiert sind (Rückfallprophylaxe, Verhaltenstherapie, soziales Kompetenztraining usw.).

In Einrichtungen, die die Alkoholabhängigkeit behandeln, werden oftmals verschiedene therapeutische Elemente zu einem Konzept zusammengefügt. Bekannt ist, dass eine Therapie grundsätzlich besser ist, als keine Therapie [18]. Kurzinterventionen sind als wirksam und kosteneffektiv beschrieben. Es gibt keine standardisierte Vorgehensweise bei Kurzinterventionen, aber i. d. R. erstrecken sie sich von „minimal“ (bis zu 5 Min.) bis zu „brief“ (max. 3 Sitzungen à 60 Min.) und umfassen Rückmeldung, Eigenverantwortung, Ratschlag, Empathie, Selbstwirksamkeit und Angebot verschiedener Behandlungsmöglichkeiten. Die Behandlung der Alkoholabhängigkeit kann als Gruppen- oder Einzelsetting, oft auch als Kombination aus beidem stattfinden. Sehr wichtig ist eine empathische, offene Grundhaltung und Akzeptanz des Behandlungsteams gegenüber den Alkoholpatienten. Patienten sollen sich vom Behandlungsteam ernst genommen fühlen. „Motivational Interviewing“ nach Miller und Rollnik ist ein wichtiger Baustein, aber sicher nicht der alleinige Goldstandard in der Suchttherapie [19]. Hierbei handelt es sich um einen klientenzentrierten, aber direktiven Gesprächsansatz. Ziel ist es, Verhaltensänderungen durch Aufdecken und Auflösen von Ambivalenzen zu erreichen. Der Patient selbst wird angeregt über Vor- und Nachteile des bisherigen Verhaltens (in diesem Fall den Alkoholkonsum) zu sprechen und sich Gedanken zu machen. Dadurch sollen Ambivalenzen entstehen, die letztendlich eine Verhaltensänderung oder die Motivation zur Verhaltensänderung bewirken. Wichtig ist auch dabei eine empathische Haltung gegenüber dem Patienten, konfrontierende Gesprächsführung soll vermieden werden. Widerstand wird zunächst als normale Reaktion vom Patienten gesehen und durch aktives Zuhören aufgegriffen und bearbeitet. Selbstwirksamkeit soll verstärkt und Veränderungsbereitschaft gefördert werden.

„Motivational Interviewing“ nach Miller und Rollnik ist ein wichtiger Baustein, aber sicher nicht der alleinige Goldstandard in der Suchttherapie.

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Elemente von motivierender Gesprächsführung sollten auch bei Anwendung anderer Therapieformen in den Interaktionsstil integriert sein. Allgemeine Methoden, die Anwendung finden und für die die Wirksamkeit weitgehend nachgewiesen ist, sind motivierende Gesprächsführung, klassische Verhaltenstherapie, kognitiv behaviorale Therapie, soziales Kompetenztraining, Paar- und Familientherapie, Ergotherapie im Sinne einer beruflichen Rehabilitation und Physiotherapie. Psychoedukation sollte nur als Bestandteil einer Komplexbehandlung (Vermittlung von Informationen über Art und Verlauf der Erkrankung) eingesetzt werden. Darüber hinaus werden Verfahren eingesetzt, für die es keine ausreichende Datenlage gibt, die Wirksamkeit vollständig zu beurteilen, wie verschiedene Entspannungsverfahren (PME, autogenes Training), Kunst- und Musiktherapie. Therapiemanuale für alkoholismusspezifische Psychotherapie, die verschiedene Elemente beinhalten und evidenzbasiert sind, liegen vor. Verhaltenstherapeutische Elemente, sowie motivierende Gesprächsführung und soziale Unterstützung kommen dabei in kombinierter Form zum Einsatz [18]. Einige Elemente aus solchen Manualen sind Veränderungsmotivation und Beleuchtung der Wahrnehmung aus einem anderen Blickwinkel (Reframing). Es werden Veränderungspläne und Verhaltensanalysen erstellt und Rückfälle werden ausführlich besprochen. Ein großes Augenmerk sollte auf Fertigkeiten und Ressourcen fallen. Diese sollten besprochen bzw. trainiert werden. Großen Stellenwert nehmen auch die Wahrnehmung von Sucht- oder Trinkdruck und das Planen des Umgangs damit ein. Auslösesituationen für Suchtdruck sollen vom Patienten erkannt und vorab thematisiert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Realisieren von Gefühlen und Stimmungen, sowie auch von automatischen dysfunktionalen Gedanken und der Umgang damit. In vielen Einrichtungen werden Rollenspiele zum Thema „Wie lehne ich ein Getränk ab“ angeboten. Weitere wichtige Themen sind Freizeitgestaltung oder das Vermitteln von Informationen zu spezifischen Themen, z. B. „Schlafhygiene“.

Die 3. Welle der Verhaltenstherapie sollte an dieser Stelle auf jeden Fall erwähnt werden: Achtsamkeitsbasierte Verfahren wie ACT (Acceptance and Commitment Therapy), DBT (Dialektisch-behaviorale Therapie) oder MBRP (Mindfullness-based Relapse Prevention) stellen wichtige Weiterentwicklungen in der Suchttherapie dar.

Häufig gibt es bei Patienten mit einer Suchterkrankung viele Themen, die im Rahmen einer Sozialberatung aufgearbeitet werden können. So kommt evtl. eine Schuldnerberatung zum Einsatz

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oder die Unterstützung bei Anträgen für Sozialleistungen, Wohnungssuche und rechtlichen Angelegenheiten.

Kurzinterventionen, die eine Rückmeldung bezüglich des Alkohols, Empathie, Ratschlag und Therapieangebot beinhalten, erwiesen sich als wirksam. Weitere etablierte Verfahren sind motivierende Gesprächsführung, Verhaltenstherapie, soziales Kompetenztraining und Paar- und Familientherapie. Konfrontierender Gesprächsstil sollte vermieden werden.

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Baclofen Nach der Veröffentlichung eines Erfahrungsberichts eines von Alkoholabhängigkeit betroffenen Arztes findet Baclofen immer größer werdende Beachtung als Anticravingsubstanz. Baclofen besitzt in dieser Eigenschaft jedoch keine Zulassung. Die Studienlage ist bezüglich der Wirksamkeit von Baclofen zur Rückfallprophylaxe uneinheitlich.

Antidepressiva Antidepressiva, v. a. SSRI, zeigen keine rückfallprophylaktischen Effekte. Erste Ergebnisse könnten für positive Effekte von Topiramat und Ondansetron auf die Rückfallhäufigkeit sprechen [20].

!

Disulfiram, Cyanamid

Acamprosat

Disulfiram (Antabus) und Cyanamid (Colme) sind Arzneimittel, die im Sinne einer Aversivbehandlung rückfallprophylaktisch wirken. Aktuell ist Disulfiram verschreibungs- aber nicht erstattungspflichtig. Beide Medikamente haben in Deutschland zu keinem Zeitpunkt breiten Einsatz gefunden. Einzelne Patienten können aber unter Umständen gut von einer solchen Behandlung profitieren.

Acamprosat, ein NMDA-Rezeptormodulator, ist seit mehreren Jahren für die Rückfallprophylaxe der Alkoholabhängigkeit zugelassen. Acamprosat kann die Komplettabstinenz länger erhalten, aber bei einem Rückfall nicht das weitere Trinken stoppen. Acamprosat hat einen positiven Effekt auf den Verbleib von Patienten in der ambulanten Therapie. Bezogen auf das Behandlungsziel der kontinuierlichen Abstinenz müssen 10 Personen behandelt werden, damit eine Person davon profitiert (NNT = 10). Die Gabe von Acamprosat wird nur im Rahmen eines psychosozialen Gesamtbehandlungsplans empfohlen. Die Behandlung sollte über 12 Monate erfolgen und bei einem Rückfall nicht unterbrochen werden.

Naltrexon Seit 2010 ist der µ-Opiatrezeptorantagonist Naltrexon ebenfalls zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit zugelassen. Neben der rückfallprophylaktischen Wirkung soll Naltrexon auch eine trinkmengenreduzierende Wirkung haben. Es eignet sich somit auch zu Behandlung von nicht primär abstinenzorientierten Patienten. Naltrexon sollte für mind. 3 Monate, auch bis zu 12 Monaten eingenommen werden. Über den Nutzen einer Kombinationsbehandlung mit Acamprosat und Naltrexon gibt es widersprüchliche Daten.

Nalmefene Nalmefene ist eine Substanz, die in Tablettenform verabreicht wird, ebenfalls auf das Opioidsystem wirkt und in Deutschland kurz vor der Zulassung zur Anticravingsubstanz steht. Es gibt einige neuere Studien, die die Wirksamkeit von Nalmefene belegen. Die Gabe von Nalmefene zielt auf Trinkmengenreduktion bei Alkoholabhängigkeit ab, was bei einer Integration in das bestehende Suchthilfesystem viele Fragen aufwerfen und vermehrt diskutiert werden wird.

Acamprosat und Naltrexon sind in Deutschland als Anticravingsubstanzen zugelassen und stellen eine gut verträgliche Option zur Ergänzung der Therapie dar. Einzelne Patienten können von Baclofen oder Disulfiram profitieren. Aktuell ist Disulfiram verschreibungs- aber nicht erstattungspflichtig. Disulfiram und Cyanamid haben in Deutschland zu keinem Zeitpunkt breiten Einsatz gefunden.

Behandlung von Komorbidität !

Oft treten zusammen mit der Alkoholabhängigkeit gemeinsam andere psychiatrische Krankheitsbilder auf. Häufig ist es schwierig substanzunabhängige von substanzinduzierten Störungen zu unterscheiden, deshalb sollten – ehe eine weitere Diagnose gestellt wird – erst das Abklingen der Intoxikations- oder Entzugserscheinungen abgewartet werden. Grundsätzlich sollte jede komorbid auftretende Störung auch behandelt werden. Arzneimittel, die ebenfalls ein Missbrauchspotenzial haben (wie Sedativa oder opiathaltige Schmerzmedikation) sollten möglichst vermieden werden [2]. Eine Psychotherapie, die die Abstinenz als Behandlungsziel in den Vordergrund stellt, zeigt oft auch bezogen auf die jeweils komorbid auftretenden Störungen gute Wirksamkeit.

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Pharmakologische Rückfallprophylaxe

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Angststörungen Alkoholabhängigkeit und Angststörungen treten mit einer Wahrscheinlichkeit von 6 – 20 % gemeinsam auf [21]. Sowohl Psychotherapie, als auch die medikamentöse Behandlung v. a. mit SSRI können zum Einsatz kommen. Als gut wirksam v. a. bei sozialer Phobie wird Paroxetin beschrieben [22].

Affektive Störungen Auch bei affektiven Störungen sollte zunächst die Remission der Intoxikations- bzw. Entzugssymptome abgewartet werden (bis zu 40 % aller alkoholabhängigen Patienten geben depressive Syndrome an). Der Einsatz von Antidepressiva bei alkoholabhängigen Patienten ohne zusätzliche affektive Erkrankung verändert nicht den Verlauf der Abhängigkeitserkrankung. Depressive Störungen können sowohl medikamentös, als auch psychotherapeutisch oder mit einer Kombination aus beidem behandelt werden [23].

Bipolare Störungen 30 – 60 % aller Patienten mit einer bipolaren Störung leiden ebenfalls unter einer Alkoholkonsumstörung. Positive Effekte auf beide Erkrankungen wurden bzgl. Valproat beschrieben [24].

Bis zu 40 % aller alkoholabhängigen Patienten geben depressive Syndrome an. 30 – 60 % aller Patienten mit einer bipolaren Störung leiden unter einer Alkoholkonsumstörung.

ADHS Häufig tritt ADHS komorbid zu einer Abhängigkeit auf. Auch in diesem Fall macht die Überschneidung der möglichen Symptome beider Erkrankungen eine sehr sorgfältige Diagnostik des ADHS erforderlich. Die komorbide Diagnose von ADHS erfordert ebenfalls ein multimodales Behandlungskonzept. Mit Ausnahme einer Fortführung der Medikation von Atomoxetin, wenn diese bereits im Jugendalter begonnen wurde, sind alle anderen Medikamente „off-label-use“. Im Vordergrund der medikamentösen Behandlung stehen Substanzen, die kein eigenes Abhängigkeitsrisiko beinhalten, wie Atomoxetin, Bupropion, Reboxetin und Duloxetin [25].

Die Lebenszeitprävalenz für Alkoholabhängigkeit bei schizophrenen Patienten liegt deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (20 – 30 %). Bezüglich PTSD, sowie auch Persönlichkeitsstörungen und Alkoholabhängigkeit existieren Therapiemanuale, die aber nicht ausreichend evaluiert sind. Bei der Borderline-Störung, die komorbid zur Alkoholabhängigkeit auftritt, wird von einigen Experten eine dialektisch-behaviorale Therapie nach Linehan empfohlen.

Schlafstörungen Schlafstörungen treten sehr häufig gleichzeitig mit der Alkoholabhängigkeit auf. Sehr häufig stabilisiert sich die Schlafarchitektur, wenn der Alkoholentzug abgeklungen ist. Die erste Maßnahme bei Schlafstörungen sollte in jedem Fall eine ausführliche Aufklärung über Maßnahmen der Schlafhygiene sein. Falls wirklich eine Medikation nötig werden sollte, sollten auch hier Medikamente ohne eigenes Abhängigkeitspotenzial wie Melperon oder Mirtazapin gewählt werden.

Suizidalität Bei allen komorbid mit der Alkoholabhängigkeit auftretenden psychiatrischen Störungen sollte der erhöhten Suizidalität gesondert Beachtung zukommen.

Somatische Begleiterkrankungen Natürlich sollen an dieser Stelle auch die klassischen somatischen Begleiterkrankungen der Alkoholabhängigkeit wie Pankreatitis, Polyneuropathie, Lebererkrankungen und die Notwendigkeit der Behandlung erwähnt werden.

Zur Alkoholabhängigkeit komorbide Störungen treten häufig auf. Die Diagnosestellung sollte erfolgen, wenn der Patient frei von Entzugssymptomen oder Intoxikationszeichen ist. Die Behandlung der komorbiden Störung sollte ebenfalls beachtet werden und durch Arzneimittel ohne eigenes Abhängigkeitspotenzial erfolgen.

Angehörigenarbeit !

Schizophrenie Die Lebenszeitprävalenz für Alkoholabhängigkeit bei schizophrenen Patienten liegt deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (20 – 30 %). Bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis werden atypische Antipsychotika, v. a. Clozapin empfohlen.

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Häufig stehen Angehörige, wie Eltern, Lebenspartner oder auch Kinder Alkoholkranker unter starker Belastung und suchen ebenfalls Rat. Bei manchen suchtspezifischen Einrichtungen und in manchen Therapieansätzen werden Angehörige mit in die Therapie eingebunden. Es gibt von diversen Organisationen Selbsthilfegruppen für Angehörige von Suchtkranken, in denen sich nur Angehörige treffen (z. B. Al-Anon oder Alateen). Es gibt speziell auch Beratungsan-

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gebote und Selbsthilfegruppen für Kinder von Suchtkranken. Für viele Angehörige sind solche Angebote hilfreich und werden gerne in Anspruch genommen.

Häufig ist es sinnvoll, Angehörige mit in die Arbeit mit dem Suchtkranken einzubeziehen.

Kontrolliertes Trinken versus Abstinenz

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ben den Gruppen auch Beratungsstellen oder sogar Suchtfachkliniken, wo neben Betroffenen auch professionelle Mitarbeiter tätig sind. Neben den klassischen Selbsthilfegruppen für Betroffene werden oft auch Beratungen oder Selbsthilfegruppen für Angehörige, Kinder von Alkoholabhängigen und erwachsene Kinder von Alkoholabhängigen angeboten. Gelegentlich wird von Selbsthilfegruppen auch eine Art Patensystem angeboten, wo ein seit längerem abstinentes langjähriges Gruppenmitglied sich speziell um ein neues Gruppenmitglied individuell kümmert.

!

In Deutschland angebotene Programme wurden nie wissenschaftlich überprüft, sondern werden von kommerziellen Anbietern vertrieben.

In wenigen Einzelfällen mag kontrolliertes Trinken eine Alternative zu der etablierten abstinenzorientierten Therapie sein.

Selbsthilfe !

Zwischen der Teilnahme an Selbsthilfegruppen und positivem Behandlungsergebnis konnte ein Zusammenhang aufgezeigt werden [27]. Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Baustein der Therapie in allen Phasen der Erkrankung, zur Abstinenzmotivation, zur Aufrechterhaltung der Abstinenz und zur Nachsorge. Seit vielen Jahren sind Selbsthilfegruppen, die hauptsächlich aus Betroffenen bestehen, etabliert. Beispiele sind Anonyme Alkoholiker, Blaues Kreuz, Kreuzbund und Guttempler. Viele Selbsthilfegruppen unterhalten ne-

Es gibt gerade bzgl. der Alkoholabhängigkeit ein breites Angebot von Selbsthilfeorganisationen, was auch als wirksam beschrieben ist.

Zusätzlich konsumierte Substanzen !

Laut deutscher Suchthilfestatistik sind bis zu 76 % der Alkoholabhängigen zusätzlich tabakabhängig, bis zu 14 % der Alkoholabhängigen konsumieren zusätzlich Cannabis [15]. Ein großer Teil der alkoholabhängigen Patienten verstirbt nicht an den Folgen des Alkoholkonsums, sondern an den Folgen des Tabakkonsums. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung, dass es nicht oder schlecht möglich sei, sowohl mit Alkohol und Tabak gleichzeitig aufzuhören, wurde mittlerweile gezeigt, dass gleichzeitig Aufhören machbar ist und sogar bessere Therapieerfolge auch in puncto Alkohol zeigt [28]. Bezüglich der Tabakabhängigkeit wird an dieser Stelle auf umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen, die mittlerweile entwickelt wurden, sowohl pharmakologisch als auch therapeutisch verwiesen. Viele stationäre, wie ambulante alkoholspezifische Therapieeinrichtungen integrieren mittlerweile tabakspezifische Therapiegruppen und bieten Nikotinersatzstoffe an. Weniger etabliert ist ein spezifisches Zusatzangebot bezüglich Cannabis, aber auch diese Abhängigkeit sollte thematisiert werden. Eine komorbide Alkoholabhängigkeit tritt bei vielen Patienten auf, bei denen die Abhängigkeit von anderen illegalen Drogen im Vordergrund steht. So besteht z. B. bei einem Großteil der substituierten Patienten eine komorbide Alkoholabhängigkeit. Gerade für diese Patientengruppe gibt es wenig spezifische Therapieangebote.

Die häufig zusätzlich bestehende Tabakabhängigkeit, sowie auch die Cannabisabhängigkeit sollte mitbehandelt werden. Im Zusammenhang mit dem Gebrauch illegaler Substanzen tritt häufig auch eine Alkoholabhängigkeit auf.

Koller G. Langzeittherapie der Alkoholabhängigkeit … Fortschr Neurol Psychiatr 2013; 81: 655–666

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In klinischen Studien gibt es Anhaltspunkte, dass ein kleiner Teil der alkoholabhängigen Patienten auch für längere Zeit „kontrolliert trinken“ kann [26]. In Deutschland gibt es einige ambulante Programme, die zum Ziel haben, Trinken nach einem vorher festgelegten Plan oder aber Trinken im Sinne von risikoarmem Konsum zu erlernen. Häufig verweisen die Veranstalter selbst darauf, dass ein schädlicher Konsum, aber keine Abhängigkeit bei Interessenten vorliegen sollte. In Deutschland angebotene Programme wurden nie wissenschaftlich überprüft, sondern werden von kommerziellen Anbietern vertrieben. In der Regel müssen solche Kurse von den Interessenten selbst finanziert werden. Von den Leistungsträgern wird nur dauerhafte komplette Abstinenz als einziges Therapieziel anerkannt. Der große Teil der Betroffenen und die meisten Selbsthilfegruppen orientieren sich alleine am Abstinenzparadigma und lehnen kontrolliertes Trinken ab.

Fort- und Weiterbildung

Politik als Einflussfaktor !

Abb. 3 „Alkohol? Kenn dein Limit“. Kampagne des BzgA für junge Erwachsene zum Thema Alkohol [31].

Spezielle Zielgruppen !

Spezielle Zielgruppen unter den alkoholabhängigen Patienten sind jugendliche Abhängige, Frauen, Migranten und ältere Menschen mit Abhängigkeit. Für diese Zielgruppen gibt es häufig jeweils spezifische Therapieangebote. Gerade bei jugendlichen Abhängigen ist ein wichtiger Faktor, ob das familiäre Umfeld ebenfalls abhängig ist oder nicht und dementsprechend eher mit in die Behandlung einbezogen werden sollte oder, ob eher Distanz zum Umfeld geschaffen werden sollte. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern spielt eine wichtige Rolle, ob der Partner/die Partnerin ebenfalls abhängig ist. Bei Frauen spielen auch die Komorbidität mit Medikamentenmissbrauch sowie psychischen Störungen eine große Rolle.

Bei Frauen spielen die Komorbidität mit Medikamentenmissbrauch sowie psychischen Störungen eine große Rolle.

Abhängige mit Migrationshintergrund können oft gut von einer muttersprachlichen Selbsthilfegruppe oder einem muttersprachlichen Therapieangebot profitieren. Bei älteren Suchtpatienten stehen oft andere spezifische Themen im Vordergrund, wie der gleichzeitige Gebrauch von abhängigkeitserzeugenden Medikamenten oder eine Tagesstruktur nach Abschluss der Berufstätigkeit. Häufig stellen Medikamentengabe und gleichzeitiger Alkoholkonsum ein Problem dar.

Spezielle Zielgruppen alkoholabhängiger Patienten können oft durch spezifische Therapieangebote gut angesprochen werden.

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Gerade in letzter Zeit wurde durch das Rauchverbot in Gaststätten oder auch durch die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis eindrucksvoll gezeigt, wie groß der Einfluss von Politik und öffentlicher Meinung auf das Suchtverhalten des Einzelnen ist. Die Besteuerung von Alkohol, das Jugendschutzgesetz, die Handhabung von Alkohol im Straßenverkehr, Alkoholverkauf an Tankstellen, all das und vieles mehr sind Faktoren, mit denen das Bewusstsein einer Gesellschaft und das Verhalten in puncto Suchtmittelgebrauch effektiv verändert werden kann. Selbstverständlich spielen in derartigen Entscheidungen immer viele verschiedene Faktoren mit. Durch solche Faktoren kann viel verändert werden und die Effektivität solcher Maßnahmen ist nachgewiesen. Auch öffentliche Kampagnen wie „Alkohol? Kenn " Abb. 3) bewirken ein Umdenken dein Limit“ (● und sprechen spezifische Zielgruppen, in diesem Fall vor allem junge Erwachsene, an. Eine andere Form der öffentlichen Beachtung ist die Integration des Themas Alkoholabhängigkeit in die medizinische Ausbildung, sowohl auf Seiten der Ärzte als auch der Pflegekräfte.

Eventuell in größerem Umfang als bei anderen medizinischen Themen können öffentliche Meinung und politische Entscheidungen Einfluss bis hin zum Krankheitsverlauf des Einzelnen nehmen. Deshalb sollten diese Möglichkeiten sorgfältig geprüft und erwogen werden.

Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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08 Feuerlein W, Küfner H. A prospective multicentre study of in-patient treatment for alcoholics: 18- and 48-month follow-up (Munich Evaluation for Alcoholism Treatment, MEAT). Eur Arch Psychiatry Neurol Sci 1989; 239: 144 – 157 09 Kiefer F. Suchtmedizin: Evidenzbasierte Therapiestandards. Deutsches Ärzteblatt PP 2006; 5: 405 10 Bottlender M, Kohler J, Soyka M. The effectiveness of psychosocial treatment approaches for alcohol dependence – a review. Fortschr Neurol Psychiatr 2006; 74: 19 – 31 11 Tretter F Hrsg. Suchtmedizin kompakt, Suchtkrankheiten in Klinik und Praxis. 2. Aufl. Stuttgart: Schattauer; 2012 12 Batra A. Praxisbuch Sucht. Therapie der Suchterkrankungen im Jugend- und Erwachsenenalter. Stuttgart: Thieme; 2011 13 Mann K Hrsg. Neue Therapieansätze bei Alkoholproblemen. Lengerich: Pabst; 2002 14 Küfner H. Ergebnisse von Kurzinterventionen und Kurztherapien bei Alkoholismus – ein Überblick. Suchtmedizin 2000; 4: 181 – 192 15 Verteilung der Hauptdiagnosen im Suchtbereich ambulant (Deutschland) 2011. In: Steppan M, Künzel J, Pfeiffer-Gerschel T. Suchtkrankenhilfe 2011. Jahresbericht der deutschen Suchthilfestatistik München: IFT; 2012 16 Küfner H. Behandlungsfaktoren bei Alkohol- und Drogenabhängigen. In: Watzl H, Rockstroh B Hrsg. Abhängigkeit und Mißbrauch von Alkohol und Drogen Göttingen: Hogrefe; 1997: 201 – 228 17 Krampe H, Spies CD, Ehrenreich H. Supervised disulfiram in the treatment of alcohol use disorder: a commentary. Alcohol Clin Exp Res 2011; 35: 1732 – 1736 18 Brueck R, Mann K. Alkoholismusspezifische Psychotherapie. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 2006 19 Miller WR, Rollnick S. Motivierende Gesprächsführung. Ein Konzept zur Beratung von Menschen mit Suchtproblemen. 2. Aufl. Freiburg: Lambertus; 2005 20 Benkert O, Hippius H. Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie. 8. Aufl. Heidelberg: Springer; 2010

21 Kessler RC, Crum RM, Warner LA et al. Lifetime cooccurrence of DSM-III-R alcohol abuse and dependence with other psychiatric disorders in the National Comorbidity Survey. Arch Gen Psychiatry 1997; 54: 313 – 321 22 Randall CL, Johnson MR, Thevos AK et al. Paroxetine for social anxiety and alcohol use in dual-diagnosed patients. Depress Anxiety 2001; 14: 255 – 262 23 Nunes EV, Levin FR. Treatment of depression in patients with alcohol or other drug dependence: a meta-analysis. JAMA 2004; 291: 1887 – 1896 24 Salloum IM, Cornelius JR, Daley DC et al. Efficacy of valproate maintenance in patients with bipolar disorder and alcoholism: a double-blind placebo-controlled study. Arch Gen Psychiatry 2005; 62: 37 – 45 25 Edel MA, Vollmöller W. Aufmerksamkeitsdefizit-/ Aktivitätsstörung bei Erwachsenen. Heidelberg: Springer; 2006 26 Dawson DA, Grant BF, Stinson FS et al. Recovery from DSM-IV alcohol dependence: United States 2001– 2002. Addiction 2005; 100: 281 – 292 27 Witkiewitz K, Hartzler B, Donovan D. Matching motivation enhancement treatment to client motivation: re-examining the Project MATCH motivation matching hypothesis. Addiction 2010; 105: 1403 – 1413 28 Williams JM, Ziedonis D. Addressing tobacco among individuals with a mental illness or an addiction. Addict Behav 2004; 29: 1067 – 1083 29 Lindenmeyer J. Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit. In: Wittchen HU, Hoyer J Hrsg Klinische Psychologie und Psychotherapie 2. Aufl. Heidelberg: Springer; 2011: 759 30 Kiefer F. Funktion endogener Opioide im menschlichen Belohnungs- und Verstärkungssystem. Suchtmedizin 2004; 6: 180 – 184 31 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Kenn dein Limit. Eine Kampagne für Jugendliche zum Thema verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol. Im Internet: http://www.kenn-deinlimit.info/home.html Stand: 28.8.2013

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Fort- und Weiterbildung

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Fort- und Weiterbildung

CME-Fragen Langzeittherapie der Alkoholabhängigkeit A B C D E

ca. 5 % ca. 10 % ca. 0,5 % ca. 2,4 % ca. 7 %

B C

D E

0 Welche Aussage ist falsch? 2 █ A B C D E

Mehrere verschiedene Neurotransmittersysteme werden von Alkohol beeinflusst. Die Diagnostik der Alkoholabhängigkeit kann durch Fragebogen effizient durchgeführt werden. Deutschland gehört zu den Ländern mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Alkohol-Konsum. Durch Alkohol werden jährlich volkswirtschaftliche Kosten von ca. 26 Milliarden Euro verursacht. Alkoholabhängigkeit entsteht durch soziale, biologische, genetische und lerntheoretische Ursachen.

0 Welches Medikament wird üblicherweise nicht bei der 7 Entgiftung von Alkohol eingesetzt? █ A B C D E

3 █ A B C D E

Was gehört nicht zu den ICD-10-Kriterien für Alkoholabhängigkeit? viel Zeit für Aktivitäten, um die Substanz zu beschaffen starker Wunsch oder eine Art Zwang Substanz zu konsumieren verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns und der Beendigung und der Menge des Konsums Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums Nachweis einer Toleranzsteigerung

0

4 █

Welche Aussage ist richtig?

A

Alkoholabhängigkeit ist eine Erkrankung mit einer kontinuierlichen Verschlechterung. Ziel der Alkoholismusbehandlung ist es, die Erkrankung zum vollständigen Stillstand zu bringen Starke Trinkphasen können sich mit weitgehend abstinenten Phasen abwechseln. Die Behandlung alkoholabhängiger Patienten kann nur von Spezialeinrichtungen geleistet werden. Die Behandlung alkoholabhängiger Patienten ist wenig Erfolg versprechend.

B C D E

Clomethiazol Oxazepam Carbamazepin Acamprosat Clonidin

0 Welche Aussage ist richtig? 8 █ A

0

Kurzinterventionen können bei der Alkoholabhängigkeit schon erfolgreich sein. In Deutschland gibt es sowohl stationäre, als auch teilstationäre und ambulante Therapieangebote für alkoholabhängige Patienten. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen Behandlungserfolg und Therapiedauer. In der Regel werden mehrere verschiedene Therapieeinrichtungen im Verlauf der Erkrankung in Anspruch genommen.

B C D E

Gängig in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist ein konfrontativer Gesprächsstil. Bei der motivierenden Gesprächsführung werden Ambivalenzen erarbeitet. Die gleichzeitige Anwendung von Psychotherapie und Pharmakotherapie ist unzulässig. Verhaltenstherapie, Paar- und Familientherapie werden bei der Alkoholabhängigkeit nicht angewandt. Soziales Kompetenztraining ist bei der Alkoholabhängigkeit als Maßnahme kontraindiziert.

0 Welche Aussage ist falsch? 9 █ A

B C D E

Bei der Diagnosestellung von komorbiden Störungen sollte das Vorliegen von Intoxikation oder Entzugserscheinungen von Alkohol weitgehend ausgeschlossen werden. Bei ADHS als Zusatzdiagnose zur Alkoholabhängigkeit ist Atomoxetin Mittel erster Wahl. Häufig treten komorbid zur Alkoholabhängigkeit Angst und Depression auf. Häufige Begleiterkrankungen der Alkoholabhängigkeit sind auch Pankreatitis, Polyneuropathie und Lebererkrankungen. Auf Suizidalität bei komorbid erkrankten Patienten sollte besonders geachtet werden.

0 Welche Antwort ist richtig? Welches Medikament hat eine 0 Welche Aussage ist falsch? 5 Zulassung als Anticravingsubstanz? 10 █ █ A B C D E

Naltrexon Paroxetin Diazepam Clozapin Clomethiazol

0

6 █

Welche Aussage ist falsch?

A

Zur Alkoholabhängigkeit komorbid auftretende Erkrankungen sollten grundsätzlich nicht behandelt werden.

A

B C D E

Spezifische Zielgruppen unter den Abhängigen können gut von einem spezifisch zugeschnittenen Therapieangebot profitieren. Patienten sollten keinesfalls gleichzeitig mit Alkohol und Rauchen aufhören. Die Alkoholabhängigkeit ist die häufigste behandelte Diagnose im Suchtbereich. Nikotinersatzpräparate können die Tabakabstinenz auch bei Alkoholabhängigen unterstützen. Bis zu 76 % der alkoholabhängigen Patienten rauchen.

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0 Welche Antwort ist richtig? Wie hoch ist die Prävalenz der 1 Alkoholabhängigkeit in Deutschland? █

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