Langenbecks Arch. Chir. 345 (Kongrel3bericht 1977)

~r~imt3eek~ Arehiv ro~ © by Springer-Verlag1977

16. Mamma-Carcinom in der Schweiz F. Harder Allgem. Chir. Klinik, Chir. Department der Univ., Kantonspital, CH-4031 Basel

Mammary Carcinoma in Switzerland Summary. Combined surgical, radiotherapeutic, and sometimes chemotherapeutic treatment of early stages of operable mammary cancer results in 5-year survival without recurrence in a similar percentage of cases as modified radical mastectomy does. This is demonstrated with 1296 patients of two French and one American groups using comparable indication and therapeutic principles. No controlled studies of long-term results using these principles are thus far available. Preliminary results of a Swiss adjuvant polychemotherapy study after mastectomy show a significant favorable effect only in patients with negative axillary lymph nodes. Key words: Lumpectomy - Mammary cancer, operable - Radiation therapy Chemotherapy.

Zusammenfassung. Die kombinierte chirurgische, strahlentherapeutische und gegebenenfalls chemotherapeutische Behandlung friiher Stadien des operablen Mamma-Ca zeigt sich aufgrund von 1296 Patientinnen zweier franz6sischer und einer amerikanischen Gruppe beziiglich rezidivfreiem 5-Jahres-13berleben radikalen operativen Verfahren ebenbiirtig. Kontrollierte Studien und Langzeitresultate bei Anwendung der Behandlungsprinzipien und Bestrahlungstechniken dieser 3 Autoren fehlen noch. Priiliminiire Resultate einer schweizerischen Polychemotherapie-Studie nach Mamma-Amputation ergeben eine gtinstige Wirkung ausschlieBlich bei Patientinnen ohne Befall der axill~iren Lymphknoten. Sehliisselwiirter: Tumor - Enucleation - Strahlentherapie, operables Mammacarcinom - Chemotherapie.

Am heftigsten diskutiert in der Behandlung des operablen Mamma-Ca werden carcinologisch und kosmetisch ad~iquate Ausdehnung des chirurgischen Eingriffes, der Sinn einer Bestrahlung nach radikaler Operation und die Indikation zur Chemo-

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F. Harder

q[abeile 1. 1977:1296 Patientinnen UICC I-III 70% symptomfrei nach 5 Jahren I

Amalric Calle Prosnitz

II

III

n

%

n

%

n

%

262 59 49

85 90 91

248 197 101

71 72 60

179 201 --

49 53 --

370

86,5

546

69

380

51

therapie. Auch in der Schweiz, wo als Operation die modifiziert radikale Mastektomie nach einer kfirzlichen Erhebung mit 77% vorherrscht, gehen hier die Meinungen auseinander. In Basel sind wir dazu ~ibergegangen, in dafiir geeigneten F~illen die modifizierte radikale Mastektomie zu verlassen und an deren Stelle eine Tumor-Enucleation mit diagnostischer Exploration der Axilla und anschlieBender Bestrahlung vorzunehmen. Der Mastektomie in punkto rezidivfreiem Oberleben ebenbiirtig, kosmetisch aber iiberlegen, wurde dieses Verfahren erst in neuerer Zeit dank Anwendung hochenergetischer und hochdosierter Strahlentherapie. Sie ver/indert umliegendes gesundes Gewebe und die Haut normalerweise nur geringfiigig. Die Konsistenz der bestrahlten Brust ist in der Regel etwas vermehrt. Eine altemierende, kontrollierte Studie zwischen den beiden Behandlungsarten existiert nicht. Die Tabelle 1 zeigt statt dessen neueste, tells noch nicht publizierte Resultate von drei Autoren aus Marseille, Paris und Boston, die etwa vergleichbare Indikationen und Methoden anwenden. Enucleationen wurden nicht yon allen in gleichem Mal3e geiJbt. Bei den beiden franz6sischen Autoren handelt es sich um Resultate nach Ablauf von 5 Jahren bei alien Patientinnen, w~ihrend Prosnitz aktuarisches rezidivfreies lJberleben angibt. 1296 Patientinnen sind nach der TNM-Klassifikation der U I C C in die Stadien I - I I I eingeteilt. Die unterstrichenen Prozentzahlen des rezidivfreien 5 Jahres-I]berlebens fiir die einzelnen Stadien betragen 84 % f/ir das Stadium I, 69 % fiir das Stadium II und 51% fiir das Stadium III. Die Prozentzahlen, die die drei Autoren angeben, sind einander in den einzelnen Stadien recht ~ihnlich. Diese Zahlen halten einen Vergleich mit jenen radikaler Operationsverfahren aus. Sie haben uns fiberzeugt und dazu gefiihrt, dab in Basel kleine, weder gegen die Haut noch gegen die Unterlage fixierte Tumoren ohne fixierte oder verbackene axill~ire Lymphknoten mit dem Ziel, die Brust zu erhalten, behandelt werden. Die Brust daft dabei nicht zu volumin6s sein. Dies wiirde die Strahlentherapie erschweren, ebenso wie die Nachkontrolle. Die Patientin mul3 zuverl~issig sein und 0ber die zu erfolgenden Kontrollen und die Eventualit~iten einer vielleicht doch noch notwendig werdenden Amputation im Bild sein. Die Excision des Tumors soil unter/ibersichtlichen Bedingungen durch eine ad~iquate Incision erfolgen. Dazu eignen sich bogenf6rmige Hautschnitte, parallel zu den Langerschen Linien oder aber in der Hautfalte an der unteren Ansatzstelle der Brust (nach Bardenheuer), wenn n6tig yon dort aus in einer Verl~ingerungslinie zur Axilla hin liegende Incisionen. Die geplanten Schnitte sind pr~ioperativ im Sitzen einzuzeichnen. Fiir den medial oberen Quadranten eignen sich besser bogenf6rmige Schnitte fiber dem Tumor. Radi~ire Schnitte sind zu meiden. Perima-

Mamma-Carcinom in der Schweiz

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"Iabelle 2. F. Harder, Chirurgisches Department, Universit~itsklinik Basel (Nr. 16) Amputation plus LMF-BCG

Amputation

N-

N+

N-

N+

F~ille Rezidive

39 6

41 8

42 1

43 7

Rezidive in %

15,4'

19,5

2,4*

16.3

Osako, Stand 1.3.1977 * = P

[Mammary carcinoma in Switzerland (author's transl)].

Langenbecks Arch. Chir. 345 (Kongrel3bericht 1977) ~r~imt3eek~ Arehiv ro~ © by Springer-Verlag1977 16. Mamma-Carcinom in der Schweiz F. Harder Allge...
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