Technische Neuerungen

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,,MEDDOS6', ein Computerprogramm zur Erstellung von Behandlungsplänen auf pädiatrischen Intensivstationen T. M . Strom, S. Mayer, R. Wiß

,,MEDDOS", a Computer Programme for Treatment Regimens in Paediatric Intensive Care Units Summary We attempted to facilitate the establishment of treatment regimens in paediatric intensive care units by means of a Computer Programme and to increase drug safety by standardization of dosage and avoidance of calculation errors. The Programme has the foiiowing features: the User can enter drugs, oral nutrition and i.v. solutions into data files. Drugs and solutions can be chosen from these data files for the individual patient. Drug dosage is calculated from preselected dosages and the patient's data for individual dosage regimens. The desired intake of fluid volume and glucose can be chosen. Due to this preselection the quantity and concentration of the glucose solution is calculated. The total daily intake of electrolytes, calories, carbohydrates, protein and fat is shown on a balance sheet. Complete schedules can be saved and, if needed, restored for other patients.

. 'Zusammenfassung

.

. .-

Es war unser Ziel, die bei der Erstellung von Behandlungsplänen auf pädiatrischen Intensivstationen anfallende Arbeit durch ein Computerprograrnm zu erleichtern. Hierdurch soll ein Beitrag zu mehr Arzneimittelsicherheit durch Standardisierung der Dosierungen und Vermeidung von Rechenfehlern geleistet werden. Das Programm bietet folgende Möglichkeiten: Medikamente, orale Nahrungen sowie i. V. Lösungen können vom Benutzer in jeweils eigenen Dateien gespeichert werden. Aus diesen Dateien werden für einzelne Patienten Medikamente und Infusionen ausgewählt, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen. Die zu applizierende Dosis wird dabei aus den gespeicherten Dosierunesvorschriften und den Patientendaten errechnet. Die gewünschte Gesamteinfuhr an Volumen und Glukose kann vorgegeben werden. Menge und Konzentration der Glukoselösungen wird dann entsprechend dieser Vorgabe errechnet. Die gesamte tägliche Elektrolyt-, Kalorien- und Nährstoffzufuhr kann jederzeit bilanziert werden. Ein für ein bestimmtes Krankheitsbild erstellter Behandlungsplan kann abgespeichert werden und, wenn benötigt, wieder für andere Patienten abgerufen werden.

In der Intensiv-Behandlung und parenteralen Ernährung von Früh- und Neugeborenen ist eine zuminDie EDV-Bereiche, die für den Arzt von In- dest tägliche Anpassung des Behandlungsplanes erforderteresse sind, können in zwei größere Anwendungsgebiete lich. Die Berechnungen benötigen viel Zeit und sind für unterteilt werden. Fehler anfällig (3). Um diese Nachteile zu vermeiden, wurden bereits Programme für Computer veröffentlicht (1, 2, Für den medizinisch-wissenschafilichen Be- 4-6). Es war unser Ziel, ein Programm zu schreiben, das reich existiert bereits eine ganze Anzahl von guter Standard- sowohl die Kalkulation von enteraler und ~arenteralerErsoftware für PC's. Der Einsatz von Computern hat sich hier nährung als auch die Dosierung von Medikamenten ermöglicht. Es sollte leicht zu bedienen und an die alltägliche Aretabliert und wird allgemein als sinnvoll akzeptiert. beit angepaßt sein. Mit dem Programm kann ein BehandAnwendungen im medizinisch-administra- lungsplan erstellt und ausgedruckt werden, der für alle Vertiuen Bereich sind jedoch noch wesentlich weniger ennvik- ordnungen die Dosierungsvorschrift, die daraus für den Pakelt. Was man sich hier vom Computer erhofft, ist vor al- tienten errechnete individuelle Dosis und eine Elektrolyt-, lem eine Adrninistrationserleichterung und eine Verbesse- Nährstoff- und Flüssigkeitsbilanz enthält. rung des Informationsflusses innerhalb und außerhalb der Klinik. Programmbeschreibung Einleitung

Anästhesiol. Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther. 26 (1991) 283-285 O Georg Thieme Verlag Smttgart. New York

Alle auf einer Station verwendeten Medikamente, orale Nahrungen sowie Lösungen für Bypass und Infusionen werden in jeweils einer eigenen Datei gespei-

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Kinderklinik und Poliklinik der Technischen Univcrsitat ~Munchen(Direktor: Prof. Dr. P. Ernrnrich)

284 Anästhesiol. Intensiumed. Notfallmed. Schmerzther. 26 (1991)

150.m q/kg/iag 150.80 a / h / i a g 4 . m iq/hflal 0.83 q/kg/iag 4 -0 iq/kg/Tas 0.20 y/kg&be 0.80 y/kg/Taq 0.80 y/kg/Tau 0 . 0 q/kg/Taq 0 . a rq/kg/iag 0.00 q/kq/Tag 0.m w/kq/Tag O.W rq/kq/Tag0.08 a/kg/Tas 0.08 q/kg/Tau

a

3* Lasix 3* Lumina1 Dauer i.v. Z* Lwlnal Initial 8- Luninal p . 0 . l* Ibnnit (ZW) l* I* l* 1. I* Ir 1* l*

chert. Dabei kann die übliche Dosierung und Häufigkeit der Verabreichung vorgegeben werden. Die Dosierung kann pro Quadratmeter Körperoberfläche, Kilogramm Körpergewicht oder als Gesamtdosis angegeben werden. Weiterhin wird der Gehalt an Elektrolyten, Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten erfaRt und gespeichert.

I P J a

iiustatin p.0. iiqstatin pinseln Pen Bristol/ilipicill Penicillin i.v.(Kl) Pipril Riwtril Tobrawin (15Tobrawin >lSO$

Bei Erstellung eines Behandlungsplanes für einen Patienten werden die Medikamente, die orale Nahrung sowie die bsungen für Bypass und Infusionen über jeweils eine eigene Bildschirmmaske eingegeben. Sie werden aus einer alphabetischen Liste aller vorhandenen Medikamente, Nahrungen bnv. Infusionen ausgewählt und dann mit der vorgegebenen und der für den Patienten berechneten Dosis tabellarisch dargestellt (Abb. 1). Die Dosierungen für den einzelnen Patienten können nun noch geändert bnv. abgerundet werden. Bei jeder Anderung, z. B. auch des Körpergewichtes, werden alle abhängigen Felder sofort neu berechnet.

9

P 9

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Abb.1 Bildschirmmaske zur Eingabe von Medikamenten für einen Patienten. Die Auswahl erfolgt aus einer alphabetischen Liste aller vorhandenen Medikamente.

Abb. 2 Ausdruck eines Behandlungsplanes für ein 7 Tage altes beatmetes Neugeborenes mit Amnioninlektionssyndrom. Die Ernährung erfolgt überwiegend parenteral.

Medikamentenplan am 07.03.1990

, Gewicht Gröfle Oberfläche

gab. 01.03.90

3.00 kg 50.00 cm 0.20 m2

Medikamente Medikament Claforan Pen Bristol/Ampicill Tobramycin >1500g Nystatin pinseln Lumina1 Dauer i.v. Oormicum

Dosierung 150.00 mg/kg/Tag 150.00 mg/kg/Taq 4.00 mg/kg/Taq 4.00 0.20

mg/kg/Tag mq/kg/Gabe

3. 3 ' 2. 1. 4*

Einzeldosis Gesamtdosis 150.00 mg = 450.00 mg/Tag 150.00 mg = 450.00 mg/Tag 6.00 mg = 12.00 rng/Tag 12.00 0.60

Bypass Lösung Lipovenöa 10% Soluvit Vitintra (max 4ml)

Dosierung 1.50 g/kg/Taq 1.00 ml/kg/Tag 1.00 ml/kg/Tag

Gesamtdoeis 45.00 ml/Tag 3.00 ml/Tag 3.00 ml/Taq

Infusionen Lösung Aminovenöm 10% NaCl 5.8% KCL 7.41 Uagnorbin 10% Ca 10% Glyc-l(2)P-Na Inzolen in€. Glucose 101 Glucose 20%

Dosierung 1.50 g/kg/Tag 3.00 mmol/kg/Tag 1.00 mol/kg/Tag 1.00 ml/kg/Tag 3.00 mval/kg/Tag 1.00 ml/kg/Tag 1.00 ml/kg/Tag 2.31 mg/kg/min 6.94 mg/kg/min

Gemamtdomis 45.00 ml/Tag 9.00 mllTag 3.00 ml/Tag 3.00 ml/Tag 9.00 ml/Tag 3.00 ml/Tag 3.00 ml/Tag 100.00 ml/Tag 150.00 ml/Tag

-

Gosamtdosis 40.00 ml/Taq

Nahrung Nahrung Alfare 13.6 8

Bilanz Einfuhr Kalorien Kalorien Kohlenh. Kohlenh. Fett Protein Natrium Kalium Chlorid Calaium Phosphat

8.

Einzeldosis 5.00

ml

-

mg mg =

12.00 2.40

mg/Tag mg/Tag

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Claforan Pen Bristol/Aqicill Tobrawin > 1 5 m Nustatin pinseln Lurinal Dauer i .V. Dormicun

T. M. Strom und Mitarb.

Anä5 ;thesiol.Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther. 26 (1991) 285

Bei der Erstellung eines Behandlungsplanes gibt es zwei Möglichkeiten. Wenn nur die gewünschte tägliche Gesamteinfuhr vorgegeben wird, wird angezeigt, welches Volumen jeweils noch für das Hinzufügen von Infusionen zur Verfügung steht, um die gewünschte Gesamteinfuhr nicht zu überschreiten. Wird neben der täglichen Gesamteinfuhr auch die gewünschte Clukosezufuhr vorgegeben, wird die Menge und Konzentration der Glucoselösungen automatisch errechnet und in den Behandlungsplan übernommen. In einem Bildschrmausschnitt Iäßt sich jederzeit eine Bilanz der Elektrolyt-, Kalorien- und Nährstoffzufuhr anzeigen. Zusammenfassend wird für die Lösungen in Infusion und Bypass sowie für die orale Nahrung die Zufuhr von Natrium, Kalium, Chlorid, Calzium, Phosphat, Kohlenhydraten, Aminosäuren, Fetten und Kalorien bilanziert. Die Angaben erfolgen pro Kilogramm Körpergewicht.

trolyt- und Nährstoffzufuhr, z. B. bei langfristiger parenteraler Ernährung, erforderlich sind. Durch die Standardisierung der Arzneimitteldosierungen und dadurch, daß alle Rechnungen vom Computer durchgeführt werden, wurden häufige Ursachen für Verordnungsfehler vermieden. Die Ausgabe von Warnungen bei Überschreitung festgelegter Maximaldosierungen könnte in zukünftigen Programmversionen realisiert werden. Weiterhin wird neuen Mitarbeitern durch die Vorgabe von Dosierungsvorschlägen und Behandlungsplänen die Einarbeitung in die intensivmedizinische Arzneirnitteltherapie erleichtert.

Der Behandlungsplan kann auf einem Drucker ausgegeben werden. Abb. 2 zeigt ein Beispiel.

2

Wenn ein Behandlungsplan erstellt ist und später für andere Patienten verwendet werden soll, kann er unter einem eigenen Stichwort abgespeichert werden. Es Iäßt sich so für immer wiederkehrende Behandlungssituationen eine Liste von Plänen erstellen, die schnell abrufbar und anschließend noch für den aktuellen Bedarf veränderbar sind. Hard- und Software Das Programm ist in Turbo-Pascal geschrieben und auf jedem IBM-kompatiblen PC mit mindestens 512 Kilobyte Hauptspeicher unter dem Betriebssystem MSDOS lauffähig. MEDDOS liegt in der Version 1.1 vor und hat eine Benutzeroberfläche mit farbiger Fenstertechnik und Menüführung durch Funktionstasten. Die Installation des Programmes erfolgt durch Kopieren der gelieferten Dateien von Diskette auf die Festplatte. Auf der Festplatte sollte Ca. 1 MByte Plattenspeicher zur Verfügung stehen. Bis jetzt ist das Programm nicht netzwerkfähig. Zur Bedienung des Programmes sind lediglich allgemeine Grundkenntnisse über die Benutzung von Computern notwendig. Eine kurze Bedien~ngsanleitun~ ist vorhanden. Diskussion Das Programm MEDDOS wird seit Ca. einem Jahr auf der Intensivstation der Kinderklinik der Technischen Universität München eingesetzt. Es ist bis jetzt allen ärztlichen Mitarbeitern freigestellt, ob sie das Programm zur Erstellung von Infusionsplänen benutzen wollen. Für die Akzeptanz ist es wichtig, ob von den betreffenden Personen der Einsatz von Computern generell befürwortet wird. Für die pflegerischen Mitarbeiter ist vor allem die gegenüber handschriftlichen Plänen gute Lesbarkeit der Verordnungen wichtig. Ihre Vorschläge wurden bei der Gestaltung der Ausdrucke berücksichtigt. Es ist geplant, das Programm um den Druck von Etiketten für die Infusionsflaschen zu erweitern. Nach einer Einarbeitungszeit ergibt sich eine Reduzierung des Zeitaufwandes bei der Erstellung von Behandlungsplänen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn umfangreiche Behandlungspläne mit Bilanzierung der Elek-

Literatur 1

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Dr. T. M. Strom Kinderklinik und Poliklinik der T U München Kölner Platz 1 8000 München 40

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,,MEDDOS", ein Cornpute@rograrnm

["MEDDOS", a computer program for constructing treatment plans in pediatric intensive care units].

We attempted to facilitate the establishment of treatment regimens in paediatric intensive care units by means of a computer programme and to increase...
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