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Fottschc. Röntgenstr. 122, 1
Fortschr. Röntgensrr. 122, 1 (1975) 81-82 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Multiple Leberabszesse mit Spontanperforation in die freie Bauchhöhle bei Gallenwegsverschluß* Nachweis durch die perkutane transhepatische Cholangiographie (2 Abbildungen) Von R. Thämmig, F. Loncarevic und J. Klöss Aus der Abteilung für Radiologie und Nuklearmedizin (Chefarzt: Dr. med. Th. Schmitt-Bylandt) und der Chirurgischen Klinik (Chefarzt: Prof. Dr. med. J. Klöss( des St.-Marien-Krankenhauses Frankfurt/Main
eine Cholangitis.
PTC (1, 2, S, 7, 9, 11-17) wird dagegen kaum eine Mitteilung über Beobachtungen von cholangitischen Leberabszedierungen
Im Schrifttum wird darauf hingewiesen, daß bei Gallenwegserkrankungen in 40_50% der Fälle die Galle infiziert ist (4). Bei benignen Abflußstörungen (Steinkrankheit, Strikturen) ist die
gemacht. Wir konnten überhaupt nur sporadisch eine Erwähnung
Galle häufiger infiziert als bei Gallenwegsverschlüssen durch Karzinom. Jedoch hat nur ein Teil der Patienten mit infizierter Galle klinische Zeichen einer Cholangitis (6). Das Gallenwegsverschlußsyndrom stellt auch unter Beachtung der
tin unseres Krankenguts gemachte Beobachtung bemerkenswert:
Kontraindikation bei septischen Infektionen der Gallenwege
S7jährige Patientin, 1960 Cholezystektomie. Danach beschwerdefrei, 1966 jedoch erneut Gallenkoliken und Ikterus. Gallenwegsrevision: Stenose im Bereich des D. hepaticus comm. und mit dem D. choledochus in Verbindung stehender Abszeß; rekonstruktiver
(10, 18) und bei Leberabszeß (2, 16), wobei in erster Linie der große
solitäre Abszeß gemeint sein dürfte, die häufigste Indikation zur Durchführung einer PTC dar (16). Dieser Untersuchung werden
also in erster Linie solche Patienten zugeführt, die durch ihre Grundkrankheit zur Cholangitis neigen. Dem Untersucher müßte durch sie auch entsprechend häufig eine Abszedierung zu Gesicht kommen. In der Literatur und hier vornehmlich in den ausführlichen Übersichten und in den Berichten über große Untersuchungsserien der
Herrn Dr. med. Th. Schmitt-B ylandt zum SO. Geburtstag gewidmet.
solcher Beobachtungen auffinden (3, 8). Vor diesem Hintergrund erschien uns die kürzlich bei einer Patien-
Eigene Beobachtung
Eingriff mit Erhaltung der Kontinuität des Hepatocholedochus. Nach beschwerdefreiem Intervall Ende 1973 wieder Ikterus mit Fieber und Schüttelfrost. Klinische Diagnose: Gallenwegsverschluß mit Begleitcholangitis. Unter konservativen Maßnahmen Abklin-
gen der Entzündung, jedoch mehrfach Hämatemesis. Entschluß zur erneuten Laparotomie.
Präoperative PTC: Vollständiger Verschluß des D. hepaticus comm. kurz unterhalb der Hepatikusgabel. Aufstau des intrahepatischen Gallenwegssystems mit mehreren sackförmigen Ektasien (Abszesse?) und Verdacht auf ein Konkrement. Spontanper-
foration einer Gallengangsektasie in die freie Bauchhöhle (vgl. Abb. 1 u. 2). Bei Einleiten der Narkose irreversibler Herzstillstand.
Abb. 1. Erweitertes intrahepatisches Gallenwegssystem mit sackförmigen Ektasien.
Kompletter Verschluß des Ductus hepaticus communis (A); haselnußgroßer Abszeß im linken Leberlappen mit PerforaAbb. 2.
tion (A) und Austritt von Kontrastmittel in die freie Bauchhöhle (>).
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Abflußstörungen im Bereich der Gallenwege prädisponieren für
Schaukasten
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Autopsie: Drei erbsgroße Konkremente im D. hepatocholedochus,
abszedierte eitrige Cholangitis mit mehreren bis zu haselnußgroßen Abszessen in beiden Leberlappen. Perforation eines subkapsulären Abszesses des linken Leberlappens in die freie Peritonealhöhle mit diffuser gallig-eitriger Peritonitis. Hämorrhagische Schleimhauterosionen des Magens, posthämorrhagische Milzerweichung.
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Diskussion
(1966) 13
Der Nachweis multipler, von einer Cholangitis ausgehender Leberabszesse wird nur selten erbracht. Der radiologische Nachweis der
walker, S. Sherlock: The value of percutaneous cholangiography. Brit. J.
George, P., W. B. Young, j. G.
stattgehabten Perforation eines solchen Abszesses in die freie Bauchhöhle, wie im beschriebenen Fall, muß als außergewöhnlich angesehen werden. Aus den inzwischen sehr zahlreichen Erfahrungsberichten über die PTC ist uns bei gezieltem Nachforschen keine vergleichbare Beobachtung zur Kenntnis gekommen. Den nicht erwarteten, ungewöhnlichen Befund entdeckten wir durch die routinemäßige Untersuchung auch in aufgerichteter Position des Patienten und durch die Wahl großer Filmformate.
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Dr. med. R. Thämmig, Dr. med. F. Loncarevic, Prof. Dr. med. J. Klöss, 6 Frankfurt a. Main, Richard-Wagner-Straße 14, St.-Marien-Krankenhaus
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