Beitrag zur Sportmedizin 218

Muskuläre Belastung eines rehabilitativ orientierten konzentrisch sowie eines konzentrisch-exzentrisch durchgeführten isokinetischen Trainings I. Froböse, F. Duesberg, A . Verdonck, P. Kurowski Aus dem Institut für Rehabilit ation und Behindertensport der Deutschen Sporthochschule Köln (Leitung: Univ.-Prof. Dr. P . van der Schoot) und dem Krankenhaus für Sportverletzte in Lüdenscheid-Hellersen. Abteilung für Physikalische Therapie und Rehabilitat ion (Leitung: Dr, med. H.-H . Klose)

I. Einführu ng

Die Methode der Laktatdiagnostik wird eingese tzt, um einen Vergleich von isokinetisch kon zentrischer und exzentrischer Arbeitsweise hinsichtlich der wesentlichen muskulären Belastungsgr ößen au fzu stellen. Zwei Trainingsgruppen fü hrten da zu bei den isoki netischen Bewegu ngsgeschw indigkeiten von 90 0 / s, 120 0 / s, 150 0 /s un d 180 0 / s jeweils vier Serien durch, wobei über den Faktor ..Arbeit " der Trai ningsumfang identisch geha lten wur de. Es zeigte sich , daß die exzentri sch tr a inieren de Gruppe über die vier Serien ko nti nuierl ich um 0,5 mm ol/I höh ere Laktatwerte aufwies a ls die kon zentrisch tr aini erende Vergleichsgru ppe. Beide G ruppen ließen einen ä hnliche n Verlauf der Laktatkonzentration beim Trainin g erkennen, wobei sich herausste llte. daß eine zweimin ütige Pause un zu reichend ist, Regener ationspr ozesse au szulösen . l\t uscular Stress In duced by Co ncentric a nd Concentrlc-Eccentrlc Isok inetic Reh a bilitati on T ra ining Th e meth od of lact ate dia gnostics is used to compar e th e isokinetic con centric a nd eccentr ic wor k pat te rn in conj unction with releva nt mu scu lar str ess. Th ere fore two traini ng gro ups performed at isokinet ic velocity spectra of 90 0 /s, 120 0 / s, 150 0 / s and 180 0 /s fo ur series eac h. The fac to r ..work" was kept ident ical by performing t he same training exte nt. O ver the fo ur ser ies it turned ou t that the eccentric training gro up had a continuously higher lactate va lue of 0.5 mm ol/I th an the con centric t ra ining gro up used as co mpa riso n. T he results of both gro ups gave a simila r lactate concentratio n during pract ice. Nevertheless it sho wed th at a two minute break is not sufficient to initi ate aregenera tio n process.

Z. Orthop . 128 (1990) 218- 222 © 1990 F. Enke Verlag Stuttgart

Das iso kinetische Training stellt eine 50nder form des dynamischen Trainings dar und wird an speziell da für entwickelten Geräten durc hgeführt. Die Beson derhe it dieser Trainingsform liegt darin begründet, daß der Widersta nd sich stä ndig de n sich verä ndern den Hebelverhältnissen während einer Bewegung a npaßt, wodurch der trainierende Mu skel in jeder GelenksteIlung optima l belastet wird. Dab ei bleibt der Wid erstand in den extremen Endstellungen einer Bewegun g (maximale Extensio n und Flexion), wo die Heb elverh ältni sse am un günstigsten sind, relat iv gering. während er in der Mitt e der Bewegun gsbahn na hezu maximal sein ka nn. Da rüber hinau s paßt sich der Wid erstand der vom P ro ba nden a ufgebrac hten Kra ft an , so daß auc h von dieser Seite eine optimale Au snutzung der Kraftver hä ltnisse gegeben ist, was diese T rainin gsform insbeso ndere auch für den Bereich der po stope ra tiven Rehabilitation so interessant macht. Die Steuerungselemente im isok inet ischen T rai ning ergeben sich a us den Trainingsmethoden. den T ra iningsinhalten und de n T rai ningsprinzipien. Die Trainingsmethoden sind für eine spezifische Zielsetzun g (z. B. Mu skelaufbau) entwickelte Verfahren. Hierzu zählen un ter a nderem die Methoden der submax imalen oder maximalen Kontraktionen. Die Trainingsinhalte bezeichnen die jeweiligen Übungsformen. die im isokinetisch en Training zum Teil durch die Bedingungen der Geräte festgeschrieben sind . Bedeutsam sind bei der inhaltlichen Festsetzun g einer Trainingseinheit insbesondere die T rainingsp rinzipien , die auf den Gesetzm äßig kelten einer biologischen Adaption basieren und diese systematisch a nste uern sollen. Dabei ist die Bestimmung und Var iat ion der Belastungsparameter Intensität . Umfang und Reizhäufigkeit ( = Wiederh olungszahl) für ein gezieltes Training enorm wicht ig. Hinsichtlich dieser Belastungsgrößen gibt es sowohl theoretische als au ch praktische Übe rlegungen und Hin weise zum isotonischen Tr a ining. Für die isokinetische T rain ingsforrn können die se An gaben aufgru nd der spezifischen Arbeitsweise nur zum Teil über nommen werden . Speziell zur exzentri schen isoki neti schen Kont ra ktionsweise in einem Trainingsa bla uf liegen die sbezüglich keiner lei Erfahrungen vor.

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Zusamme nfassung

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Muskuläre Belastung eines rehabilitativ orientierten konzentrisch

2. M eth od en und Probanden Im Kran kenha us fü r Sp ort verlet zte in Lüdenscheid-Hellersen (Bereich Biok inet ische Diagn ostik) führten 18 männl iche Patienten (Durc hsch nittsa lter: 25,7 Jahre) nach vorderer Kreuzbandruptu r acht Wochen posto perativ ein e isokinetische Trainings- und Testreihe durch. Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt , von denen 10 Probanden ein ausschließlich konzentrisches Training (Gruppe 1) der Knieextensoren unternahmen, wohin gegen die anderen acht Patienten ein kombini ertes konzentr isch-exzentrisches Train ing (G ruppe 2) durchführten . Die Patienten führten dabei im aufrechten Sitz eine Streck- und Beugebewegung von jeweils 90 ° im Kniegelenk der gesunden Extremität aus. Daraus ergibt sich für die Gruppe I eine maxima le konzentrische Extensionsbewegun g mit anschließender passiver Rückführung in die A usga ngsstellung (F lexions beweg ung) und erneuter Kon traktion. Im Gegensatz dazu schloß sich bei der zweiten Trainingsgruppe unmittelbar an die konzentrische Exten sio ns beweg ung bei der Rück führung der Extremität eine exzentrische Belastung an, so daß sich ein ständiger Wechsel von kon zentrischer und exzentrischer Belastungsf orm für die Extensoren gruppen ergab . Die Größe der exzentrisehen Belastung richtete sich dabei nach der vorausgegangenen konzentrischen Drehmomentsentwicklung. wobei diese mit einem Wert des 1,5fachen der konzentrischen Kraftreal isation festgesetzt wurde. Das Testgerät war ein LIDO A CTIV E (Loredan Biomedical In c.), was eine Reihe vo n Komb inationen zwischen 0,5 : 1 bis 2,5: I der konzentrischen Belastun g erlaubt, wora us sich auch die Möglichkeit eines su bma xim alen exzentrischen Trainings ergibt.

An der Studie nahm ein Leistungsspo rtier (Zeh nka m pf) teil. All e a nderen betrieben Sport mehr oder weniger als Freizeitak tivit ät, so daß die durchschnittli che T rai nin gshä ufigkeil vor der Verletzung bei 2,3 Einheiten pro Woche lag . Nebe n za hlreichen a ndere n Kraftparam etern (maximales Drehmom ent, Arbeit, Leistung u. a.) wurden d ie La ktatwerte (YS I La ktat -Analysa tor Mod ell 23L) bei den isokinetischen Bewegungsgeschw indigkeiten von 90 0 / s (10 Wdhlg .), 120 0 / s (13 Wdhlg.) , 150 0 l s (15 Wdhlg .), I 80 0 / s (18 Wdh lg.) erhoben. Da sich mit zunehmender Bewegungsgeschwindigke it die zu realisierenden Drehm omente aufgründ verkürzter Kontaktzeiten des Aktin-M yosin . Komplexes reduzieren, ergeben sich aus der Abhän gigkeit von der Hö he der entwickelten Kraft unter schiedl iche Arbe itswerte . Um nun aber eine Vergleichbarkeit der Trainingsumfänge in den verschiedenen Geschw indigkeit sbereichen zu erreichen, ist eine Anpas sung der Wiederho lungszah len notwendig. Dies fü hrt dazu , daß mit zunehmender Bewegungsgesc hwindigkeit die Wiederholungszahlen ansteigen müssen, so daß letztlich der Faktor

"Arbeit" in allen Bereichen iden tisch gehalten werden konnte. In jedem Geschwindi gkei tsbe reich wurden 4 Serien mit einer Pause von jeweils zwei Minuten durchgeführt. Um Ermüdungse ffekte auszuschließen , wurde täglich nu r ein Geschwind igkeitsbereich getestet, Am End e jeder Trainingseinheit wurden nach zwei bzw. fünf Minuten die Laktatwert e erhoben, um Aussagen Ober die Regeneration machen zu können.

Vor Beginn einer Test- oder Trainingsserie mußten die Patientensich nach genauen Vorgaben aufwärmen und konnten sich an die ents prechend geforderte Belastung gewöhnen. Innerhalb der Testserie wurden die Pat ienten angehalten, bei jeder Bewegung maximale Kraft zu entwickeln.

3. Ergebnisse Ausgehend von einem durchschnittlichen Ruh ewert von 1,2 bis 1,6 mm olll La ktat ko nzent rati on , erhöht en sich diese Werte nach der ersten Trainingsserie (5 1) in allen Bewegungsgeschwindigkeiten signifikant aufWerte zwischen 2,4 und 3,1 mmolll. Dabei stiegen di e Werte der Gruppe 2 mit der konzentris ch-exzentrischen Arbeitsweise im Mittel um etw a 0,5 mm o l/l stä rker an . In allen Ge schwind igkeitsbereichen lagen sie deutlich ober den Werten der konzentrisch trainierenden Gruppe . Nach Durchführun g der zweiten Serie (S 2) war der grö ßte An stieg der Laktat kon zentrat ion zu verzeichnen, wobe i mit 5,38 mmol/ Ibei der Traini ngsgeschwindigkeit von I 20 0 / s de r größ te Z uwachs zu verzeichnen war. Durchschnittlich erhöhten sich die Werte im Vergleich zur ersten Serie um 2,0 mmol/ I, wobei mit zunehmender Ge schwindigkeit höh ere An stiege erkennbar wurden. Auch nach der dr itte n (S 3) und vierten Serie (S 4) stiegen di e Wert e weiter a n, jedoch fiel der Zuwachs weitaus geringeraus. So wurde nach Beendigung der vierten Trainingsserie nur noch eine Zunahme von < 1 mmol/ l festgestellt. Dabei lagen die Wer te der exzentrischen Trainingsgruppe weiterhin nahezu kontinu ierlich um 0,5 mmol /I über den Lakt atk on zentrationen der Vergleichsgru ppe. Das Verhältnis blieb so mit über den gesamten Geschwindigkeitsbereich und Trainingszyklus erhalten. Dies verdeutlichen a uch d ie Abbildungen I un d 2, d ie zu Beginn den nah ezu linearen Anstieg bis zur dritten Serie mit anschließendem Abflachen des Anstieges deutlich werd en lä ßt. Daß eine zweiminütige Regenerationsphase zwischen den einzelnen Serien nicht ausreicht, zeigen die Laktatkonzentrationen zwei Minuten nach Beendigung der vierten Serie. Nach einer zweimin ütigen Pause waren die Werte zu diesem Zeitpunkt noch einmal deutlich angestiegen, so daß man davon ausgehen muß, daß die Laktatkonzentration sich bei dieser Pausenlänge immer weiter aufaddieren (vgl. Froböse et aJ. 1989) und noch keinerlei durchgreifende Regeneration eingetreten ist. Im Einzelfall waren hier Werte von bis zu 10,2 mmol /l aufzufinden, was eine weitere Fortsetzung des Trainings sicherlich nicht sinnvo ll erscheinen läßt. Erst die Messung nach einer fünfrnin ütigen Pause ergab leicht reduzierte Laktatkonzentrati on en, wobei die exzentrisch trainierende Gruppe signifikant größere Abbauraten vo n du rc hschni tt lich 0,97 mmoll l nac hweisen ließ. Bei der ko nze nt risc hen Vergleichsgr uppe fiel die Reduzierung der Werte um 0,34 mmol/ I relativ niedrig aus.

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In der vorliegenden Studie wird die Methode der Laktatdiagnostik eingesetzt, um einen Vergleich von kon zentrischer und exzentrischer Arbeit sweise hinsichtlich der wesentlichsten Belastungsnormativa zu ermöglichen. Darauf aufbau end sollen erste Rückschlüsse für die Trainingssteuerung an isokineti schen Geräten gezog en werden. Dies ist spezie ll bezogen auf den Einsatz der exzentrischen Kontraktion im postoperativen Rehabilita tio nstra ining. da man sich davon eine Optimierung der Effekt ivität des Trainingspro zesses erho fft.

I. Froböse und Mitarb.

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Abb. 1 Verlauf der Laktatkonzentration bei der Durchführung eines konzentrischen Trainings bei unterschiedlichen isokinetischen Bewegungsgeschwindigkeiten-

Laktatwerte konzentrische Kontraktion

N



90 /s

120 /s

0 150 /s

180 /s

Abb. 2 Verlauf der Laktatkonzentration bei der Durchführung eines konzentrisch-exzentrischen Trainings bei unterschiedlichen isokinetischen Bewegungsgeschwindigkeiten.

Laktatwerte konzentrisch - exzentrische Kontraktion



90 /s

120 /s

4. Diskussion

hoch

muskuläre Spannungsentwicklung

180 /s

isokinetisch exzentrische Kontraktion isotonisch exzentrische Kontraktion isometrische Kontraktion isokinetisch konzentrische Kontraktion isotonisch konzentrische Kontraktion

niedrig Abb. 3 Vergleich der möglichen muskulären Spannungsentwicklung unterschiedlicher Kontraktionsformen

Die exzentrische Kontraktionsform ist erst in jüngster Zeit mit der Weiterentwicklung der Geräte in den Bereich des isokinetischen Trainings vorgestoßen. Das exzentrische Training besteht in einer Dehnung des sich kontrahierenden Muskels durch einen von dem Trainingsgerät vorgegebenen Widerstand. Dieser Widerstand wird entsprechend den Bedingungen der Isokinetik für jeden Gelenkwinkelbereich aus der vorangegangenen konzentrischen Kontraktion ermittelt. Die muskuläre Spannungsentwicklung ist bei exzentrischen Kontraktionen (nachgebender Arbeitsweise) größer als bei statischen oder konzentrischen Kontraktionsformen (Abb. 3). Da die arbeitende Muskelgruppe sowie deren elastische Elemente durch die

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äußere Kra ft gedehnt wird, kommt es zur Auslösung des Dehnungsrefl exes. Dieser Reflex zieht eine zusätz liche elektrische Aktivierung nach sich. Darüber hinaus addieren sich die passiven Elastizitätskräfte zu dem durch die willkü rliche Kontraktion realisiert en Kraftb etr ag hinzu, so daß letztlich höhere Kräfte entwickelt werden (vgl. B ührle 1985; Stoboy 1987). Steuert man das exzentrische Training jedoch derart, daß die Belastu ngsinte nsitä t denen der willkürlichen konzentrischen Kontraktionen entspricht, so ist die elektrische Aktivitä t der Muskul atu r, d. h. die Innervation des Mu skels, kleiner als bei der konzentrischen Arbeit (Bigland-Ritchie und Woo ds 1973). Anhand der in dieser Studie ermittelten Resultate zeigte sich, daß die reflektorisch erhöht e elektrische Akti vität offensichtlich keinen er höhten Energiebedarf nach sich zieht. Die geringfügig um ca. 0,5 mmolll höhe ren aber über den gesamten Trainingszeitraum parallel zur konze ntrischen Arbeitsweise verlaufen den Lakta tkonzentrationen bei einem exzentrischen Training lassen die Vermutung zu, daß die höheren Arbeitswerte und Drehmomentmaxima aufgrund verstärkter muskulärer elektrischer Aktivitä t sich nicht auf den Energieverbrauch der Probanden niederschlagen . Dement sprechend ist auch die Belastung der Muskulatur geringer, was das exzentrische Training speziell für den Bereich der Rehabil itat ion inte ressant macht. Submaximales exzentrisches Training kann daher mit höheren Wied erholun gszahlen durchgeführt werden, als ein entsprechendes konzentrisches Training. Maximale exzentrische Belastungen sind, insbesondere in den Geschwindigkeiten wo die Besonder heiten der Exzentrik zum Tragen kom men, ohne höhere energiebedingte Ermüdungserscheinungen durchzuführen. Bei einem maximalen Training ist demnach eine Reduzierung der Reizhäufigkeit in bezug zur Energiebilanz nicht notwendig, obwohl weitaus höhere Arbeits- und Leistungswerte realisiert werden. In diesen Situationen sind eine erhöhte Innervation der Motoneuronen Voraussetzung, wodurch insgesamt die neuromu skulären Ant eile durch diese relativ hochfrequenten Reize über ihr normales Maß hin belastet werden, wie es von Jones et al. (1979) bereits für den Bereich der elektrischen Stimulation nachgewiesen wurde. Von dieser Seite her sollte demnach eine Anpassung, d . h. Reduzierung des Trainingsumfange s oder eine entsprechende Anpassung der Pausenlänge erfolgen. Diese genannte Autorengru ppe stellte fest , daß eine hochfrequent e muskuläre Reizsetzung zu verstärkten Ermüdungserscheinungen des neuromuskulären Systems führt, wie es auch für den Bereich des exzentrischen iso kinetischen Trainings angenommen werden kann und wie es auch von den meisten Prob anden berichtet wurde. Nachgebende Arbeitsweisen sind in zahlreichen Allta gsbelastun gen und auch in zahlreichen sportartspezifischen Fertigkeiten anzutreffe n, so daß diese Kontraktion sform in jede Therapie integriert werden sollte. Ist da s Arthron wieder derar t belastb ar, daß auch höchste Belastungen ohne Schädigu ng toleriert werden können , ermöglicht das exzentrische Training eine maximale Ausschöpfung des muskulären Po tentials in einem bestimmten Zeitra um . So stellte z. B. Komi (1975) im Vergleich zu ei-

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nem konzentrischen Training einen weitaus größeren Kraftzuwachs fest. Dies wird insgesamt gewährleistet durch eine über dem willkürlich realisierbaren Kraftniveau liegende Belastungstoleranz der trainierenden Muskeln bei exzentrischer Arbeitsweise . Diese Diff erenz ist recht unterschiedlich ausgeprägt und insgesamt auch abhängig vom Trai ningszusta nd der Pr oband en . Dieses Kraftd efizit wird in der Literatur je nach Muskelgruppe mit Werten zwischen 10- 50% angegeben (l ka i und Steinh aus 1961; Schm idtbleicher und H aralambie 1981) und basiert darauf, daß man willkür lich nicht in der Lage ist, die du rch den Muskelqu erschnitt vor bestimmte Kraft vollstä ndig zu aktivieren. Ein Training der intramuskulären Koordination zielt speziell auf die Redu zierun g dieses Kraftdefizites ab, d. h, es wird ang estrebt , das Potent ial des Muskels besser auszuschöpfen, indem die willkürliche Ak tivierungsfähigkeit motorischer Einheiten (intramuskuläre Koord ination) vergrößert wird. Hierzu sind kurzzeitige maximale Kontrak tionen not wendig (Schmidtbleicher 1987), die den Muskel hochfrequent belasten. Die exzentrische Kontraktionsform, mit über dem willkürlichen Kraftpotential liegenden Intensitäten, stellt somit eine besond ers effekt ive Meth ode zur Einflußnahme auf das Kraftdefi zit dar , d. h. es führt zu einer deutlichen Verbesse rung der intra mus kulären Koordination (willkürliche Aktivierung motori scher Einheiten). Für das exzentrische isoki netische Training bedeut et dies, daß zur Verbesserun g der intramu sku lären Koordination Intensitäten definiert werden müssen, die das I ,5-2fache der relati ven kon zentri schen Maximalkraft in einem Geschwindigkeitsbereich bedeuten . Der isoki netische Geschwindigkeitsbereich, der sich hierfür anbietet, reicht von 15 '/s- 240'/s, wobei insbesond ere die schnellen Geschwindigkeiten oberha lb von 150' / s sehr hohe koordinative Anforderun gen an den Probanden stellen und erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit im mittleren Geschwindigkeitsbereich zum Einsatz kommen sollten. Die hohen Geschwindi gkeiten beinhalten auch die Gefa hr, daß im Anschluß an eine konzentrische Kontraktion und nachlassender muskulärer Spa nnung im Umk ehrpunkt der Bewegung, das Gerät bereits wieder in entgegengesetzter Richtung Widerstand aufgeba ut hat , ohn e daß dies von der Muskulatur vollstä ndig unmit telbar bei der Bewegun gsumkehr abgefa ngen werden kann. Auf diese Weise sind in den USA schon einige Un fälle mit Schä digungen der Gelenkstrukturen oder der Musku latur aufgetreten. Hier ist besondere Sorgfalt notwendig, d. h. nie an der Grenze der koo rd inativen Leistungsfähigkeit der Prob ande n tr ainieren und insbesondere auch neuromuskuläre Ermüdungseffekte im Trainingsprozeß beobachten. In ersten Untersuchungsergebnissen dieser Studie wurde ebenfalls deutlich, daß in niedrigen Geschwindigkeitsbereichen im Gegensatz zur konzentrischen Arbeitsweise etwas niedrigere Maximalwerte der Drehmomente auftraten als bei einem Training mit mittleren Geschwindigkeiten. Dies kann zum einen an der Unbehaglichkeit von seiten der Probanden liegen, derartige Spannungen über einen längeren, d . h. für mehrere Sekunden andauernden Zeitraum aufrecht zu erhalten. Zum anderen ka nn dies aber auch damit begründet werden, da ß lan gsame « 60 ' /s) Bewegungsgeschwindigkeiten eine relati v große statische Komp onente beinhalten, und die erreichten Drehmomente somit in erster Linie in diesen Bereichen

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Muskuläre Belastung eines rehabilitativ orientierten konzentrisch

Z. Orthop. /28 (/990)

I. Frobäse und Mitarb.: Muskuläre Belastung eines rehabilitativen orientierten kon zentrisch

noch von der willkürlichen Maximalkraft bestimmt werden , ohne daß die reflektorisch ausge löste zusätzliche Aktivierung zum Tragen kommt. Erst mit zunehmender Bewegungsgeschwindigkeit ( >60 ' / s) erhöhten sich diese Wert e deutlich, wurden allerdin gs im hohen Geschwindigkeitsbereich von der koordinativen Leistun g des Trainierenden limitiert. Dies könnte bedeuten, daß bei einem gezielten exzentr ischen iso kinetischen Training am effektivsten im Geschwindigkeitsbereich von 60-150 / s tr ainiert werden sollte, um eine optimale Einflußnahme zu gewährleisten. 0

Dies beeinflußt insgesamt zum Teil auch die weiteren Ergebnisse dieser Studie der Gruppe, die exzent risch trainierte, da mit zunehmender Bewegungsgeschwindigkeit sich auch die Arbeit swerte erhöhten, so daß letztlich die Wiederholungszah len dieser Gruppe individuell um eine bis drei Wiederholungen reduziert werden mußten, um eine Vergleichbarkeit der Trainingsbelastungen gewährleisten zu können. Für eine Trainingssteuerung bedeutet dies, daß im Gegensatz zum kon zentri schen Training im mittleren und hohen Geschwindigkei tsbereich nahezu identische Wiederholungszahlen zur Anwendung kommen sollten. Von einer kontinuierlichen Steigerung der Reizhäufigkeit mit zunehmender Geschwindigkeit ohne genaue Überprüfung der Arbeitswerte und Drehmomente ist daher ab zuraten . 4. Schlußfo lgeru ngen Das exzentri sche Tr ain ing bietet hinsichtlich des Energiebed ar fs bei identischen Arbeitswerten deutliche Vorteil e gegenüber dem kon zentri schen Training. Diesbezüglich wären keiner lei Anp assungen der Belastungsnormativa notwendig. Jedoch stellt das exzentrische Training eine enorme Belastung für das Arthron dar, so daß von dah er da s Training dementsprechend redu ziert werden sollte. Im rehabilitativen Bereich sollte zu Beginn erst submaximal exzent risch trainiert werden und erst in der letzten Phase der Rehabilitation, d . h. zum Beispiel beim Übergang zur sportartspezifischen Belastbarkeit oder bei der Ent wicklun g ent sprechender Fähi gkeiten, auf ein

maximale s Training über gegan gen werden . Dabe i optimiert das exzentri sche Training die Einfl ußnahme auf die willkürliche Aktivierungsfähi gkeit, d. h. die intramuskuläre Koord ination. Es ist jedo ch große Vor sicht geboten, da einerseits Ermüdungserscheinungen und andererseits koordinative Defizite Unfälle provo zieren könnten. Ein Trai ning mit exzentri scher Arbeitsweise ist somit im iso kinetischen Training besonders bei Ungeübten nur im mittleren Geschwindigkeitsbereich zu empfehlen. Dies auch , weil im Gegensatz zu den langsamen Geschwindigkeit en die Besond erheiten der exzentrischen Kontraktionsfo rm, wie Addition der Elastizität skräfte, erst dort zum Tragen kommen. Noch höhere Geschwindigkeiten ( > 180' / s) bedingen ein relativ hohes koor dinatives Leistungsniveau . Literatur Bigiand-Ritchie, B.• J. Woods: Oxygen co nsumption and integra ted electrica l ac tivity of museIe dur ing positive an d negative work . J . Ph ysiol. 234 (1973) 39 B ünrle, M .: Dimensionen des Kra ftverhalt ens und ihre spezifi schen Trainlngsmetbod en . In: Bühn e , M. (H rsg.): Grundlagen de s Ma ximal - und Schnellkrafttrainings. H ofma nn . Scho rndorf 1985 Prob öse. I., K . Ham en, A . Verdonck, F. Duesberg: Bestimmung ausge wählter Belastungsnorm at ive im postoperati v durchg efüh rten isokineti sehen Train ing mit Hilfe de r La ktatd iagnostik. Spo rttherapie. 2 (1989) 7 l kai, M ., A . H . Steinhaus: So me faetors mo dify ing the exp ression of human streng th . J. Physicl . 16 (1961) 157 I ones, D. A .• B. Bigland-Ritchie. R. H . T. Edwards: Exci tation frequency and mus eIe fatigue: mechan ical responses during volun tary and stim ulated co nt ract lo ns. Exp. Neurol. 64 (1979) 40 1 Komi . P. V.: Fak toren der Mu skelkr a ft und Prinzipien des Krafuraining s. Leistungssport 5 (1975) 3 Schm idtb leicher, D., G. Haralambie: Changes in co ntractile pro perti es of mu seIe af ter strength tra ining. Bur . J . A ppl. Ph ysiol . 46 (1981) 221 Schmidtb leicher. D.: Mo torisc he Bea nsp ru chungsfo rm Kra ft. Dtsch . Z. Spo rtmed. 38 (1987) 356 Stoboy, H. : Da s Muskelt rainin g und seine Bedeutung fü r den atr ophi enen un d norma len Muskel. Dtsch . Z. Sp onmed . 38 (1987) 377

Dr. Sportwiss . Ingo Froböse Institut für Rehabilitation und Behinden ensport Deutsche Sportho chsc hule Köln Ca rl· Diem· Weg 5000 Köln 41

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[Muscle stress of rehabilitation-oriented concentric and concentric-eccentric implemented isokinetic training].

The method of lactate diagnostics is used to compare the isokinetic concentric and eccentric work pattern in conjunction with relevant muscular stress...
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