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Fortschr. Röntgenstr. 129, 5 (1978) 646-647

Neurinom des Dünndarms Von Ch. Will und K. Hering

I Abbildung

Die Tumoren des Dünndarms sind selten. Etwa 3% aller Tumoren des Gastrointestinaltraktes sind in diesem Abschnitt lokalisiert, von diesen

ist etwa die Hälfte benigne, die andere Halfte maligne (4, 6, 7, II, 12).

Histologisch handelt es sich bei den henignen Erkrankungen uni Fibrome, Leio- und Fibromyome, Adenomyome, Lipome (Lipomatose), Hämangiome, Lymphangiome, Neurofibrome, Neurinome, Po-

lypen und bei den malignen Prozessen um Karzinome, Sarkome, Karzinoide und Metastasen (11). Die benignen Tumoren bleiben lange Zeit, manchmal immer, symptomlos und werden intravital nur zufällig entdeckt. Die Mehrzahl der malignen Prozesse führt im Laufe der Tumorentwicklung, meist jedoch erst spät, zu einer diagnoseweisenden Symptomatik. Das haufigste st eine okkulte Symptom - dies gilt auch für henigne Erkrankungen Blutung und/oder eine intermittierende Obstruktion, die, je nach Größe und Lokalisation, zu leichten ziehenden Schmerzen aher auch bis zu schweren Schmerzsensationen führen kann. Die Diagnose wird häufig erst hei akuten Komplikationen wie Blutung, Invagination, Volvolus oder Perforation gestellt. Die Verzögerung der Diagnosestellung liegt nicht nur am uncharakteristischen Beschwerdehild, sondern auch an der relativ geringen Aussagefähigkeit der herkömmlichen fraktioinierten MDP. Darüher hinaus

wächst ein Teil der Neuhildungen vorwiegend extramural und ist

RUbe)

Kasuistik Bei einer 52 jährigen Patientin M. A. wurden anläßlich einer gynäkolo-

gischen Vorsorgeuntersuchung Erythrozyten im Urin gefunden, die später als post-menstrueller Artefact erklärt wurden. Der gynakologisehe Untersuchungshefund war negativ, die Patientin wurde zur urologischen Konsiliaruntersuchung überwiesen. 1m iv. Pyelogramm war die linke Niere nicht sicher abgrenzbar, daraufhin erfolgte ein Renovasogramm. Ein Nierentumor konnte ausgeschlossen werden. In Projektion auf den linken Unrerbauch fand sich aber ein rundlicher Verschattungshezirk. Die selektive Darstellung der Arteria mesenterica superior ergab in ihrem Versorgungsgehiet einen gefäßreichen Tumor mit Kontrastmittelseen, zentralen Füllungsdefekten und einem frohen venosen

Abfluß des Kontrastmittels (Abb. lac). Die herkömmliche fraktionierte Dünndarmpassage zeigte keinen eindeutigen Befund. Die Dünndarmschleifen waren frei beweglich. Eine Zerstörung des Dünndarmreliefs war nicht nachweisbar. Intraoperativ svar der Tumor leicht auffindbar, er lag extramural und fuhite sich derb an. Die Histologie ergab ein Neurinom mit zentralen Nekrosen ohne Hinweis auf Malignitat.

Diskussion

damit durch die Passage allein kaum zu erfassen. 1-leuck (8) berichtet, daß der Entdeckung eines Tumors durchschnittlich 3-4 ergebnislose Untersuchungen vorausgehen. Aus diesem Grunde wurde in den letzten Jahren durch eine Verbesserung der Dünndarmpassage (8, 9, 12) pharmakoradiologische Methoden, Sondenmethoden und durch verstärkten Einsatz der Angiographie (1, 2, 3, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16) eine höhere diagnostische Trefferquote erreicht.

Der anläßlich der abdominellen Angiographie zufällig erhobene Ront-

Abb. la

Abb. lb

genhefund zeigt einen extraluminal wachsenden, frei beweglichen, gefäßreichen Tumor, der allseits glatt begrenzt erscheint und offenbar nicht zu einer Darminfiltration geführt hat. Diese Befunde sprechen fur

einen henignen Prozeß wie z. B. Leiomyome, Neurinome und/oder Hämangiome (5, 6, 7, 8, 11, 12). Ein von Voegeli (13) beschriebenes Leiomyom bietet ein fast identisches Bild.

Abb. la und lb Selektive Darstellung der A. mesenterica superior. Glatt begrenzter, gefâßreicher Tumor mit Kontrastmittelseen, inhomogener Anfärbung in der kapillaren Phase und frühem venösen Abfluß,

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Aus dem Strahleninstitut des Knappschafts-Krankenhauscs Recklinghausen )(.hcfarit: Prof. Dr. \X.

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Die unregelmdßige Gefäßarchitektur mit inhomogener Tumoranfä rbong, Kontrastmittelseen und frOhem venösen Abfluß gelten aber als angiographische Tumorsymptome (1, 2, 3, 8, lO, 12, 13, 15, 16), so daß differentialdiagnostisch an eine bösartige Variante gedacht und die histologische Abklärung angestrebt werden muß. Bei der oben erwähnten Patientin fand sich ein Neurinom mit zentralen Nekrosen ohne Hinweis auf Bösartigkeit. Der operative und postoperative Verlauf waren koniplikationslos.

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[Neurinoma of the small intestine].

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