Kasuistiken Anaesthesist DOI 10.1007/s00101-015-0046-2 Eingegangen: 1. Februar 2015 Überarbeitet: 6. Mai 2015 Angenommen: 12. Mai 2015 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015

R. Chackupurakal1 · U. Wild1 · M. Kamm2 · F. Wappler1 · D. Reske3 · S.G. Sakka1 1 Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Klinikum der Universität Witten/Herdecke

mit Sitz in Köln, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Krankenhaus Merheim, Köln, Deutschland 2 Medizinische Klinik I, Klinikum der Universität Witten/Herdecke mit Sitz in Köln,

Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Krankenhaus Merheim, Köln, Deutschland 3 LVR-Klinik Köln, Köln, Deutschland

Malignes neuroleptisches Syndrom Seltene Ursache für Fieber unklarer Genese Fieber unklarer Genese („fever of unknown origin“, FUO) stellt aufgrund seiner verschiedenen endogenen und exogenen Auslöser für den Behandler eine Herausforderung dar. Das maligne neuroleptische Syndrom (MNS) als Nebenwirkung verschiedener Medikamente, u. a. der Neuroleptika, ist eine mögliche Ursache des FUO. Aufgrund der Prävalenz von Störungen, die eine Neuroleptikatherapie erforderlich machen, sollten Ursachen und Risikofaktoren des MNS auch dem auf der Intensivstation tätigen Anästhesisten bekannt sein.

Grundlagen Fieber ist die unspezifische Reaktion des Körpers auf verschiedene endogene und exogene Auslöser, die durch eine Verstellung des Sollwerts der Körpertemperatur im Bereich des Hypothalamus charakterisiert ist [6]. Folgende Kriterien für das Fieber unklarer Genese werden vorgeschlagen („fever of unknown origin“, FUO; [21]) 55rezidivierende Fieberschübe mit Temperaturen > 38,3 °C, 55Dauer der Fieberperiode > 3 Wochen und 55Fehlen einer definitiven Diagnose nach mindestens einwöchiger stationärer Diagnostik. Eine mögliche Ursache für das FUO ist das maligne neuroleptische Syndrom (MNS) (.  Tab. 1). Das MNS ist eine Ne-

benwirkung verschiedener Medikamente, u. a. der Neuroleptika. Im Folgenden wird der Fall eines Patienten mit einer langjährigen schizoaffektiven Störung vorgestellt, der aufgrund von Fieber, respiratorischer Insuffizienz und Vigilanzminderung intensivmedizinisch behandelt und bei dem die Diagnose eines MNS gestellt wurde. Bei der Lebenszeitprävalenz für eine Schizophrenie von 0,45 % [15], ggf. mit der Notwendigkeit einer medikamentösen antipsychotischen Therapie, kann die Problematik eines MNS auch für den auf der Intensivstation tätigen Anästhesisten von Bedeutung werden.

Kasuistik Aufnahme und Anamnese Der 48-jährige Patient (Körpergewicht 85 kg, Körpergröße 185 cm) befand sich aufgrund einer langjährigen schizoaffektiven Störung in auswärtiger stationärer psychiatrischer Behandlung. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in die psychiatrische Klinik bestand eine schizomanische Episode, gekennzeichnet durch das zeitgleiche Auftreten psychotischer und manischer Symptome. Ursächlich für die wiederholte Exazerbation der schizoaffektiven Störung war die unregelmäßige Einnahme der vorbestehenden psychopharmakotherapeutischen Medikation. Unter Neubeginn einer Kombinationsbehandlung mit verschiedenen psychopharmakotherapeutischen Wirkstoffen sowie der

Hinzunahme von Benperidol und Chlorprothixen entwickelte der Patient nach 16 Tagen Fieber, Dyspnoe und Bewusstseinsstörungen, sodass eine Verlegung auf die Intensivstation erfolgte. Die medikamentöse Therapie der psychiatrischen Erkrankung beinhaltete zu diesem Zeitpunkt: 55Biperiden 4 mg 1-mal/Tag, 55Valproat 1000 mg 2-mal/Tag, 55Benperidol 10 mg 4-mal/Tag, 55Quetiapin 600 mg 2-mal/Tag, 55Chlorprothixen 50 mg 3-mal/Tag.

Befunde Bei Aufnahme auf die Intensivstation wies der Patient eine Vigilanzminderung, Fieber bis 42 °C und eine pulsoxymetrisch gemessene periphere Sauerstoff(O2)-Sättigung von 85 % auf. In der neurologischen Untersuchung zeigte sich bis auf eine zeitliche und autosituative Desorientierung kein weiteres fokal-neurologisches Defizit. Insbesondere lag kein Rigor vor. Laborchemisch fielen folgende erhöhte Infektionsparameter auf: 55C-reaktives Protein (CRP): 21 mg/l (Referenzbereich:

[Neuroleptic malignant syndrome : Rare cause of fever of unknown origin].

Neuroleptic malignant syndrome (NMS) is a possible cause of fever of unknown origin (FUO) and is a potentially fatal adverse effect of various drugs, ...
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