Referiert – kommentiert

Referat

X. Y. AUTOR

Physische Leistungsfähigkeit als Indikator für die Mortalität? Ref riert–kom entiert BMJ 2014;348:g2219 Hintergrund: Bereits aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass zwischen körperlicher Leistungsfähigkeit und der Mortalität in den Folgejahren ein Zusammenhang besteht. Die meisten Studien wurden jedoch bei älteren Menschen jenseits des 60. oder 70. Lebensjahres durchgeführt. Außerdem wurde die Leistungsfähigkeit mit verschiedenen Tests gemessen, so dass Vergleiche schwierig sind. Cooper et al. stellen neue Daten vor. Methoden: Das internationale Team hat Daten einer Kohorte von 2766 Männern und Frauen analysiert, die im Alter von 53 Jahren jeweils drei Tests absolviert hatten. Die drei Tests umfassten die Bestimmung

der Griffstärke mittels Dynamometer, die Zeit, die zum Aufstehen von einem Stuhl benötigt wurde sowie die Zeit, für die ein Einbeinstand mit geschlossenen Augen möglich war. Die Ergebnisse wurden dann mit der Gesamtsterblichkeit über die folgenden 13 Jahre in Beziehung gesetzt. Ergebnisse: Die Auswertung ergab für jeden der drei Tests eine höhere Sterblichkeit bei den Personen, die den Test überhaupt nicht durchführen konnten im Vergleich zu den Probanden, deren Ergebnisse sich im oberen Fünftel befanden. Dasselbe galt für Probanden, die mit ihren Werten im unteren Fünftel der Kohorte lagen. Die Adjustierung für Störfaktoren wie chronische Erkrankungen, Lifestyle-Faktoren, sozioökonomische Faktoren und BMI schwächte

den Zusammenhang nur geringfügig ab: Die adjustierte Hazard Ratio (HR) der Gesamtsterblichkeit betrug 3,68 für das Quintil mit den schlechtesten Ergebnissen im Vergleich zum dem Quintil mit den besten Ergebnissen. Für die Gruppe, die einen der drei Tests nicht ausführen konnte, stieg die HR nochmals, und zwar auf 8,40. Dabei fanden sich Hinweise, dass die Fähigkeit zum Einbeinstand etwas größere Auswirkungen hat als die beiden anderen Tests. Folgerung: Einfache Tests der körperlichen Fähigkeiten schon im mittleren Alter können Personen identifizieren, die in den Folgejahren ein höheres Sterblichkeitsrisiko aufweisen, so die Autoren. Dr. med. Elke Ruchalla, Trossingen

Kommentar

Körperliche Funktionstests dienen als Mortalitäts-Prädiktoren Der Erhalt von Funktionalität und damit Selbstständigkeit ist ein Hauptziel bei der Betreuung älterer Menschen. Körperliche Funktionstest gehören deshalb zum geriatrischen Assessment. Solche Tests Prof. Dr. C. Sieber, Erlangen-Nürnberg (z.B. Handkraft oder Gehgeschwindigkeit) dienen nicht nur als starke Prädiktoren für künftige Morbidität, sondern auch für Mortalität. Daten, inwieweit einfach durchzuführende körperliche Funktionstests auch im mittleren Alter als Prädiktoren für künftige Mortalität dienen können, sind rar. Dies wurde in der hier besprochenen Arbeit aus Schottland untersucht (BMJ 2014;348:g2219). In dieser Kohorten-Studie wurde das Datenset aus der MRC National Survey of Health and Development in England, Schottland und Wales verwendet. Untersucht wurde die Mortalität über 13 Jahre (1999–2012) von 2766 Personen (1355 Männer und 1411 Frauen), die zu Beginn des Bobachtungszeitraumes 53 Jahre alt waren. 73% der Untersuchten hatten zu

Dtsch Med Wochenschr 2014; 139, Nr. 27

diesem Zeitpunkt keine (chronische) Erkrankung. Der durchschnittliche BMI lag bei zirka 27 kg/m2. Als körperliche Funktionstest wurden verwendet: Handkraft, „chair rise speed"„ sowie „standing balance time“. Alle 3 Tests sind gut validiert, einfach durchzuführen (auch beim Hausarzt), und nur für die Handkraftmessung ist ein spezielles Gerät notwendig. War ein Test nicht durchführbar oder das Testresultat im untersten Fünftel innerhalb der Kohorte angesiedelt, korrelierte dies signifikant mit der Mortalität über die nächsten 13 Jahre. So war die adjustierte Hazard Ratio (HR) für alle drei Tests zusammen 3,68 (95% Konfidenzintervall [KI]: 2,03–6,68), wenn man die Gruppe der untersten 20% gegenüber den obersten 20% verglich. Konnte jemand gar keinen der drei Tests ausführen, war die HR für Mortalität gar 8,4 (95% KI: 4,35-16,3). Negativ korreliert waren die Testresultate mit einer inaktiven Lebensweise, Rauchen, und einem niedrigeren Ausbildungsgrad. Kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes mellitus waren mit einem schlechteren Testergebnis vergesellschaftet. Fazit: Es besteht eine klare und geschlechtsunabhängige Beziehung zwischen den drei getesteten Funktionsparametern und der

Gesamtmortalität über 13 Jahre bei Menschen, die bei Beginn des Untersuchungszeitraumes 53 Jahre alt waren. Die objektive Messung der körperlichen Leistung mit einfachen Tests im mittleren Alter ist somit sinnvoll und wichtig. Schade ist, dass die Gehgeschwindigkeit in dieser Arbeit nicht getestet wurde, da auch diese gut mit der Morbidität und der Mortalität korreliert, zumindest in höherem Alter (falls < 0,8 Meter/Sekunde, gemessen über 4 Meter) und da sie ebenfalls auf einfache Weise testbar ist. Prof. Dr. med. Cornel Sieber Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg und Lehrstuhl für Innere Medizin (Geriatrie) Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Interessenkonflikte: keine DOI 10.1055/s-0033-1353913

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[Physical capacity as an indicator of mortality?--Physical capacity tests help to predict mortality].

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