Leitthema Radiologe 2015 DOI 10.1007/s00117-014-2719-2 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015

C.L. Schlett · R.C. Bertheau · H.-U. Kauczor · S. Weckbach Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg

Prognostischer Wert der kardiovaskulären MRT bei Diabetikern Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist angesichts ihrer nichtinvasiven Natur und des Fehlens ionisierender Strahlung ein populäres Verfahren zur Prognose kardiovaskulärer Ereignisse/Erkrankungen. Während die Einteilung in mikro- und makrovaskuläre Ereignisse pathophysiologisch verschwimmt [1], bietet sich diese klassische Einteilung für die MRT-Bildgebung an, da makrovaskuläre Veränderungen durch eine direkte, dagegen mikrovaskuläre Veränderungen nur durch eine indirekte Visualisierung erfasst werden können [2, 3]. Diabetiker haben ein besonders hohes Risiko für das Auftreten solcher Ereignisse, sodass eine sorgfältige Risikostratifizierung auch mittels MRT in diesem Patientenkollektiv in besonderem Maße angezeigt und gerechtfertigt ist.

Kardiovaskuläre Komplikationen von Diabetes mellitus Die makrovaskulären Erkrankungen wie Myokardinfarkt und Schlaganfall sind die häufigsten Todesursachen in der diabetischen Bevölkerung [4]. Patienten mit Diabetes haben ein deutlich höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, was besonders für Frauen zutrifft (ca. 4-fach höher bei Männern und ca. 10-fach höher bei Frauen); bei Schlaganfällen ist die Inzidenz bei Diabetikern doppelt so hoch wie bei Nichtdiabetikern [5, 6]. Insgesamt betreffen makrovaskuläre Erkrankungen mehr als 20% der Patienten mit Typ-2Diabetes, ca. 30–45% zeigen auch mik-

rovaskuläre Komplikationen [7, 8]. Nach aktuellen Metaanalysestudien führen diese diabetesbezogenen Erkrankungen zu einer Verkürzung der Lebenserwartung von ca. 6 Jahren bei aktuell 50 Jahre alten Diabetikern [9]. Trotz eines im Durchschnitt erhöhten Risikos sind Diabetiker eine heterogene Population mit höchst unterschiedlichen individuellen Krankheitsverläufen und Inzidenzraten kardiovaskulärer Ereignisse [10]. Während manche Patienten keine Komplikationen entwickeln, erleiden andere schwerste und z. T. wiederkehrende Ereignisse [11, 12]. Entsprechend bedarf es zu einer individualisierten Prävention und Therapie einer adäquaten Risikostratifizierung.

Mehrorganuntersuchungen ergaben sich lange Akquisitionszeiten oder es musste ein Verlust der hohen räumlichen und/ oder zeitlichen Auflösung in Kauf genommen werden. Durch technische Weiterentwicklungen wie parallele Aufnahmetechnik (PAT), kontinuierliche Tischbewegung, Mehrkanalempfangsspulen und neue Sequenzen kann heutzutage ein Ganzköper-MRT (inklusive Herz-MRT) mit guter räumlicher und zeitlicher Auflösung in einer angemessenen Akquisitionszeit erreicht werden [13, 14, 15, 16, 17]. Nachfolgend werden die wesentlichen MRT-Sequenz- und Messparameter diskutiert, die aktuell bei der kardiovaskulären Prognoseabschätzung verwendet werden.

MRT-Technik

Linksventrikuläre Volumetrie und Detektion von Wandbewegungsstörungen

Heute hat die MRT eine führende Rolle in der diagnostischen Untersuchung verschiedener Organsysteme. Sie ist der klinische Referenzstandard für die Volumetrie des Herzens und zur Untersuchung der myokardialen Viabilität. In der Vergangenheit waren MRT-Untersuchungen auf einzelne Organe beschränkt. Bei

Standardmäßig werden für die linksventrikuläre Volumetrie und die Untersuchung regionaler Wandbewegungsstörungen einmal Kurzachsenschnitte sowie 2-, 3-, und 4-Kammer-Schnitte akquiriert. Dafür haben sich Steady-state-free-

Tab. 1  Referenzwerte der Kardio-MRT   Enddiastolisches Volumen (EDV) Endsystolisches Volumen (ESV) Schlagvolumen (SV) Linksventrikuläre Myokardmasse (LVM) Linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF)

Männer

[Prognostic value of cardiovascular MRI in diabetics].

Despite an increased cardiovascular risk in patients with diabetes mellitus they are a heterogeneous population with very different individual manifes...
938KB Sizes 0 Downloads 18 Views