91

Ctinica Chimica Acta, 78 (197’7) 91-101 @ Elsevier/North-Holland Biomedical Press

CCA 8599

QUANTITATIVE BESTIMMUNG VON HIPPURS~URE TM URIN MIT DER HOCHDRUCK-FL~SSIGKEITS~HROMATOGRAPHIE

K. GOSSLER *, K.H. SCHALLER und W. ZSCHIESCHE Institut fiir Arbeits- und Sozialmedizin und Poliklinik fiir Berufskmnkheiten ~~~nge~-N~rnberg, ~chi~lers~~~e 25/.29, 8520 Erlangen (G.F. Et.)

der Uniuersitiit

(Eingegangen den 16. November, 1976)

Summary Quantitative determinative chromatography

of

hip~~ric

acid in urine using high pressure

liquid

A simple method to determine hippuric acid in urine by high pressure liquid chromatography is described. An ion exchange column is used for the separation. The detection is carried out with a photometer. The analytical criteria of the reliability of the method are tested. The results for the precision and the accuracy of the method meet the guidelines of the statistical quality control. 34 urinary constituents were tested for their interference in order to examine the specificity. Measuring urine samples from 46 normal persons yielded hippuric acid concentrations between 160 and 2010 mg/l. The median was 400 mg/l, equivalent to 357 mg/g creatinine. These results are compared to those given in the literature . Comparative investigations of those urine samples by a gas chromatographic method matched well, with a coefficient of regression of 0.86. 1. Einleitung Das arbeitsmedizinisch-toxikologische Laboratorium verfiigt heute iiber eine breite Palette von Methoden zur qualitativen und quantitativen Erfassung Skologischer Noxen und zur Beurteilung des biochemischen Verhaltens toxischer Substanzen. Die Auswahl der verwendeten An~ysenmethoden muss nach den Kriterien der analytischen Zuverllssigkeit und der Praktikabilit~t erfolgen. Vorrang miissen Verfahren haben, deren Spezifitlt, Prlzision und Richtigkeit gepriift sind, selbst wenn sie methodisch oder apparativ aufwendig sind. Die Giite dieser Kriterien wird in erster Linie von der Praktikabilitat der * To

whom

correspondence

should

be addressed.

92

Methode bestimmt. Das eingesetzte Analysensystem und die Konzentration der zu analysierenden Substanz sind weitere Einflussfaktoren. Die Erfassung der Hippursaure im Harn is ein seit Jahren anerkanntes Verfahren zur Uberwachung von toluolexponierten Personen. Auch bei stark styrolbelasteten Arbeitern findet sich eine erhohte Hippursaureausscheidung [ 1 J. Als Analysenmethoden fiir die Hippursauremessung finden die Fluoreszenz-Spektroskopie [ 21, die UV-Spektroskopie [3,4], die Diinnschichtchromatographie 15 ] und die Gaschromatographie [6-g] Verwendung. Burtis [ 101 und Scott und Mitarb ( 11,12 J beschreiben die Bestimmung von bis zu 150 Verbindungen im Urin mit der Hochdruck-Fliissigkeits-Chromatographie (HPLC). Diese Substanzen werden mit Hilfe der Gradiententechnik iiber einen Zeitraum von 20 bis 30 Stunden eluiert. Fur die Trennung wird die Ionenaustausch-Chromatographie, fiir den Nachweis ein Photometer mit Durchflusskiivette eingesetzt. Unter den untersuchten Harnkomponenten befand sich such die Hippursaure. Langenbeck und Mitarb 171 weisen darauf hin, dass fiir die quantitative Bestimmung der Hippursaure die HPLC die geeignetste Methode ware, wenn die Dieser Nachteil konnte von uns Elutionszeiten reduziert werden konnten. durch die Optimierung der Analysenbedingungen behoben werden. Im folgenden sol1 die Methode vorgestellt und iiber Urinuntersuchungen an Normalpersonen berichtet werden. 2. Methode 2.1. Kolleh tiuauswahl Fiir die Erstellung von Normalwerten standen uns Urinproben von 17 Frauen und 29 Mannern zur Verfiigung. Bei 29 Personen waren die Harntagesmengen bekannt. Neben der Hippursaurekonzentration wurde der Kreatiningehalt der Harnproben analysiert. Es war somit moglich, die Hippursaurespiegel im Urin in mg/Liter bzw. mg/Tag als such auf Gramm Kreatinin relativiert anzugeben. 2.2. Reagenzien

und Liisungen

Hippursaure, in Wasser unkristallisiert Merck). Natrium-di-hydrogenphosphat

Pufferliisungen 0.025 M NaH,PO?, gel&t und auf 1 Liter 0.005 M NaH,PO,, gel&t und auf 1 Liter

pH 4.8: aufgefiillt. pH 4.8: aufgefiillt.

(Fa. Merck). Phenylpropiolsaure . H,O (Fa. Merck).

(Fa.

3.5 g NaH,PO,

. HZ0

werden

mit

Aqua

bidest

0.7 g NaHzPOJ

. HZ0

werden

mit

Aqua

bidest

bidest

ad 10 ml gel&t.

In terner Standard 10 mg Phenylpropiolsaure

werden

Hippurskre-Stamml6sung 2.5 g Hippursaurezusatz/ml: frischem

“Normalurin”

gel&t.

mit Aqua

150 mg

Hippursaure

werden

ad

100 ml

mit

93

2.3. Geriite Micrometrics Liquid Chromatograph Mode11 7000 mit UV-Detektor 254 nm (Fa. Coulter Scientific GmbH). HPLC-Spritzen, 100 ~1 (Fa. PS-Corporation), Schreiber (Fa. Linseis). 2.4. Arbeitsvorschrift Etwa 10 ml eines 24-h-Urins oder einer Urinprobe werden filtriert. Zu 1 ml des Filtrats gibt man 100 ~1 der Phenylpropiol-Standardl~sung. Von dieser Probe werden in Abh~ngigkeit von der zu erwartenden Hippurs~urekonzentration 1 bis 100 ,ul in den Hochdruckfl~ssigkeits~hromato~apl~en injiziert. Normalerweise betragt das aufgegebene Wrinvolumen 30 ~1. 2.5. Hochdruck-Fliissigkeits-Chromatographie Trennsaule: starker Anionenaustauscher, Whatman); Lange: 25 cm; Innendurchmesser: Temperatur: 40” C.

Partisil SAX, K 1 58 C, 10 pm (Fa. 4.6 mm.

Arbeitsbedingungen: mobile Phase

Flow (ml/min)

Druck (psi}

Puffer 1: 0.025 M NaH,PO,

2.25

1300

Puffer 2: 0.005 M NaH,PO,

5.0

2800

Als mobile Phase werden Puffer mit verschiedenen Konzentrationen eingeset&. Fur die Hippursaure-Bestimmung im Harn von Normalpersonen und toluolexponierten Personen verwendeten wir Puffer 1. Das Chromatogramm eines Normalurins ist in Abbildung 1 dargestellt. Die Retentionszeiten unter den angegebenen Bedin~ngen betragen fiir die Hippurs~ure 4.4 Min, fiir die Phenylpropiols~ure 5.5 Min. Urinproben von Personen, die mit anderen Aromaten wie Xylol, Styrol usw. exponiert waren, wurden mit Puffersystem 2 als mobile Phase chromatographiert. Exemplarisch fur eine derartige Trennung ist das Chromatogramm in Abbildung 2. Als Retentionszeiten ergaben sich fur Hippursaure 3.6 Min, fur den internen Standard 5.2 Min. 2.6. E&hung Fur die Erstellung von Eichkurven wurde Normalurin mit definierten Hippurs~uremengen versetzt. Dabei ist zu l)e~~ksichtigen, dass Norm~urine Hippursaure enthalten. Die Stammlosung von 1.5 mg ~ippurs~urezusatz/ml Urin wurde mit Ham

94

t E

c

,”

Abb. 1. Chromatogramm Ham einer Normalperon.

einer

Abb. 2. Cbromatogramm Ham eines styrolexponierten

einer hochdruckfliissigkeitschromatogmphischen Arbeiters.

1

Flache Flbche

hochdruckfliissigkeitschromatographischen

Hippursa’urebestimmung

im

Hipputiurebestimmung

im

tiiDDurs&xe Phenylpropiolstiure

3..

mg

H!ppurstiure/

I,5 ml Urln

Abb. 3. Eichkurven zur hochdruckfliissi’keitschromatographischen Hippursiiurebestimmung im Han. a. Additionseichkurve (Normaluti mit dtfinierten Hippurslurezusltzen). b. Eichkurve nach Parallel verschiebung durch den Nullpunkt.

auf Hippurslurekonzentrationen von 0.005 bis 1.5 mg/ml verdiinnt. Jede dieser Eichlijsungen versetzt man mit dem internen Standard und analysiert sie entsprechend der Arbeitsanleitung. Im Eichkurvendiagramm wird der Quotient aus (Peakflache Hippurshure/ Peakflache interner Standard) als Ordinate eingetragen. Auf der Abszisse zeichnet man die Hippursaurezusatze/ml Urin ein. Die Eichfunktion verhalt sich im untersuchten Bereich mit einem Korrelationskoeffizienten r = 0.9931 linear (Abbildung 3). Durch eine Parallelverschiebung der Eichkurve wird der “normale” Hippursauregehalt des Urins eliminiert. 3. Ergebnisse 3.1. Friifung der analy t&hen

Zuverltissigkeit

3.1.1. Spezifittit Zur Priifung der Spezifitgt der Methode chromatographierten wir eine Vielzahl harnpflichtiger Substanzen, die bei der Analyse als Stijrgrijssen auftreten kiinnten. Zusltzlich wurde der “Hippurslure-Peak” auf seine Identitat fluorimetrisch untersucht. In Vorversuchen hatte sich gezeigt, dass Hippursaurezusatze zu Normalurinen singulare Vergrijsserungen des normalen Hippursaure-Peaks ergaben. Dieses Verhalten war sowohl unabhangig im pH-Bereich von 3-9 als such von der Temperatur zwischen 20 und 60” C. In Tabelle I sind 34 Substanzen mit ihren Retentionszeiten zusammengeTABELLE

I

ZUSAMMENSTELLUNG

VON

34

HARNPFLICHTIGEN

SUBSTANZEN

UND

IHREN

RETENTIONS-

ZEITEN Wird

keine

dingungen

Retentions&t nicht

angegeben,

so

erscheint

die

Substanz

unter

den

beschriebenen

Arbeitsbe-

im Chromatogramm. Retentionszeit

Retentionszeit

(mb0

(min) Harndure

AconitsBure Acrylsiiure

3.9

Apfeltiure

-

Aminos%xen

1.9

Harnstoff Homovanillins&re

3.8

p-Hydroxyphenylessig~ure

3.5

L-Lysin

-

a-Ketoglutardure

4.1

DL-Methionin

6.0

Kreatinin

2.0

Phenylalanin

2.0

Mandelsiiure

3.15

L-Prolin

5.5

Milchs&re

7.0

Serin

-

Phenol

1.9

DL-Thi-eonin

5.7

Phenylessigdure

3.6

Tryptophan

2.0

Phenylglyoxiltiure

4.5

Tyrosin

1.7

Salicyls&re

4.5

Valin

-

Vanillinmandeltiure

3.9

B~lXYXsiiU~~

4.1

Vanillintiure

3.9

Bernsteinslure Brenztraubenslure

-

Zitronensiiure

EssigsBure

2.3

Fumarsaure

-

o-Methylhippursiiure

4.2

Glyoxils&re

-

m-Methylhippurs~ure

1.6

Glycin

-

p-Methylhippursiiure

5.3

96

stellt. Diese organ&hen Verbindungen wurden zum Ausschluss einer Interferenz bei der Hippursaure-Bestimmung auf ihre Peaklage und Peakhijhe gepriift. Wegen der Vielzahl der im Urin vorkommenden Substanzen konnten nur die wichtigsten Stoffklassen getestet werden. Bei der Aufnahme von bestimmten Nahrungsund Arzneimitteln miisste evtl. die Spezifitat der Methode erneut iiberpriift werden. Dies kiinnte such fur bestimmte Belastungen des Stoffwechsels durch Arbeits- oder Umwelt zutreffen. Kommt es zu einer lnterferenz, so sollten die chromatographischen Bedingungen variiert werden. Die meisten der von uns iiberpriiften 34 Substanzen interferieren aufgrund ihrer Retentionszeit bzw. wegen ihrer geringen UV-Absorption bei 254 nm nicht. Lediglich Salicylsaure und Phenylglyoxildure besitzen dieselben Retentionszeiten wie die Hippursaure. Phenylglyoxilsaure wird neben Mandelsaure und Hippursaure bei styrolexponierten Personen im Harn ausgeschieden. Durch das Puffersystem 2 und die geringfiigig modifizierten Chromatographiebedingungen lassen sich diese Styrol-Metaboliten deutlich von der Hippursaure abtrennen. Zur Peakidentifizierung wurde von uns die hippursaurehaltige Fraktion der mobilen Phase nach der HPLC-Trennung von Standard- und Urinproben aufgefangen. Nach Angaben von Ellman und Mitarb. [2] fluoresziert Hippursaure in 70%iger Schwefelsaure. Wir versetzen deshalb die aufgefangenen hippursaurehaltigen Fraktionen mit Schwefelsaure und registrierten die entsprechenden Fluoreszenzspektren. Die Messungen erfolgten mit einem Spektralfluorimeter Model1 Standard SPF der Firma Aminco-Bowman. Aus Abbildung 4 ist ersichtlich, dass Anregungs- und Emissionsspektrum der beiden untersuchten Lijsungen nahezu identisch sind. 3.1.2. Prtizision Bei der fiinfmaligen Analyse eines Normalurins mit einem mittleren Gehalt von 0.415 mg Hippurdure/ml Urin errechnete sich ein Variationskoeffizient in der Serie von 4.4%.

3.1.3. Richtigkeit Die Richtigkeit des Analysenverfahrens wurde durch Wiederauffindungsversuche getestet. Hierzu versetzen wir Normalurin mit einer mittleren Konzentration von 0.415 mg Hippursaure/ml Urin mit 0.2 mg Hippursaure/ml. Es ergab sich ein durchschnittlicher Gehalt von 0.62 mg Hippursaure/ml Urin. Dies entspricht einer Wiederauffindung von 102.5%.

3.1.4. Nach weisgrenzen Mit wassrigen Standardlosungen bei einem Peak/Rausch-Verhaltnis dabei 100 1.11der Standardlosungen 3.2. Physiologische

kijnnen noch 0.4 pg Hippursaure/ml Wasser von 5 : 1 nachgewiesen werden. Es wurden in den HPLC injiziert.

Hippurstiure-Ausscheidung

Nach unseren Untersuchungen unterliegt die normale tagliche Hippursaureausscheidung grossen Schwankungen. Im 24-h-Urin von 26 Personen ergaben

97

7

fir 400

200

Standard

Probe

Anregungsspektrum Abb. 4. AnregungshippursPurehaltigen

und Emissionsspektren Fraktionen van Standard-

Standard

Probe

Emissionsspektrum der hoch~ckfliissigkeitschromatographisch und Iirinproben mit der Konzentration

abgetrennten van ca. 100 mgfl.

sich Werte zwischen 50 und 1658 mg/Tag. Bei der getrennten Betrachtung dieser Werte nach Manner und Frauen ergab sich varianzanalytisch kein signifikanter Unterschied. Bei arbeitsmedizinischen Aufgabestellungen ist es in der Regel nicht moglich, Tagesurine zu erhalten. Die Analysen miissen deshalb aus Einzelproben durchgefiihrt werden. In unserer Studie standen uns 46 Urinproben fiir die hochdruckfliissigkeitschromatographische Hippursaure-Bestimmung zur Verfiigung. Erwartungsgemass war die Schwankungsbreite fiir die Hippursaurekonzentrationen in diesem Fall noch grosser. Wir ermittelten Werte im Bereich von 160 bis 2010 mg Hippursaure/l Urin. Da diese Ergebnisse nicht normalverteilt vorlagen, wurde von uns der Median errechnet. Es ergab sich ein Wert von 400 mg/l. Bei der Beurteilung derartiger Messergebnisse hat sich uns haufig eine Relativierung der Ergebnisse auf den Kreatiningehalt der Urinprobe als vorteilhaft erwiesen [13]. Unter Verwendung dieser Bezugsgrijssen lagen die Extremwerte bei 65 und 2150 mg/g Kreatinin. Als Median errechnete sich ein Wert von 357 mg/g Kreatinin. In Abbildung 5 ist die Verteilung dieser auf Kreatinin relati-

98

0

150

330

40

EOO

750

900

'1053

mg

/g Kreat~ntn

Hippurshureousscheidung

Abb. 5. Histogramm der auf Kreatinin relatitierten normalen Hippursiiurespiegel.

vierten Messergebnisse ersichtlich. Als obere Normgrenze 0.95 Quantil ein Wert von 1250 mg/g Kreatinin.

errechnete

sich beim

4. Diskussion Das von uns beschriebene Verfahren zur quantitativen Erfassung der Hippursaure im Urin mit Hilfe der HPLC stellt eine Alternative zu den bisher beschriebenen fluorimetrischen, photometrischen und gaschromatographischen Analysentechniken dar. Die Metl-ode ist einfach und mit einer Analysenzahl von 50 pro Tag und Assistentin wenig zeitaufwendig. Die erzielten “Zuverlassigkeitskriterien” entsprechen den Erfordernissen der statistischen Qualitatskontrolle. Insbesondere fiir die “Prazision in der Serie” ergibt sich mit 4.4% ein guter Variationskoeffizient. Wir fiihren dies auf den Einsatz eines internen Standards zuriick. Die von uns ausgewahlte Phenylpropiolsaure erfiillt die Bedingungen, die an eine derartige Substanz zu stellen sind. Sie kommt physiologischerweise im Urin beim Menschen nicht vor. Aufgrund ihrer chemischen Verwandtschaft mit der Hippursaure besitzt sie eine ahnliche Retentionszeit. Die von uns zugesetzte Menge an internem Standard liegt in der Grossenordnung der Hippursaurekonzentration in Urin. Die Eichung unserer Methode erfolgte durch Zusatz von Hippursaurestandardliisungen zu Normalurinproben. Dieses Vorgehen entspricht der Ausfiihrung der Wiederauffindungsversuche. Daraus resultiert, dass dieses Testverfahren zur Priifung der Richtigkeit bei den fur unsere Methode geltenden Bedingungen nicht geeignet ist. Wir verglichen deshalb durch parallele Untersuchungen von 46 Normalurinproben die Ergebnisse der HPLC-Bestimmung mit denen einer gaschromatographischen Analyse [ 91. Die Resultate der korrelationsanalytischen Auswertung sind in Abbildung 6 dargestellt. Der Korrelationskoeffizient von r = 0.86 war statistisch hochsignifikant. Er liegt etwas unterhalb des Wertes, der fiir einen Methodenvergleich zu wiinschen ware. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass alle Messungen im Normalbereich der Hippursaureausscheidung beim Menschen lagen.

Abb. 6. Korrelationsdiagramm zwischen der gaschromatographischen und hochdruckfliissigkeitschromatograph&hen Hippurtiurebestimmung im Urin. n = 46: Y = 0.0005 + 0.8053~; r = 0.86 @ < 0.001). Abb. 7. Reversed-Phase-Chromatographie einer Urinprobe (5 ~1). Trenntiule: Reversed Phase, Partisil PXS lo/25 ODS, 10 ~.rm (Fa. Whatman); Liinge: 25 cm; Innendurchmesser: 4.6 mm. Temperatur: Raumtemperatur; mobile Phase: 0.025 M NaH*POG; Flow: 3 ml/min; Druck: 1500 psi.

Im t-Test zeigte sich, dass die Absolutwerte statistisch voneinander abweithen. Die Ergebnisse der gaschromatographischen Analyse liegen im allgemeinen niedriger als die der HPLC-Messung. Aus dem Punktekorrelationsdiagramm ist weiterhin erkennbar, dass zwei Messwerte stark voneinander differieren. Die Ursdchen fur diese Abweichungen sind noch nicht befriedigend geklart. Wir vermuten, dass die HPLC-Methode in Einzelfallen, wie alle chromatographischen Verfahren, nicht vollstandig interferenzfrei ist. Die “Spezifitat” unserer HPLC-Methode wurde ausfiihrlich mit einer Vielzahl von harnpflichtigen Substanzen gepriift. Zusltzlich wurden einige Urine mit einer Reversed-Phase-Chromatographie untersucht. Das Chromatogramm einer Trennung ist in Abbildung 7 wiedergegeben. Es zeigte sich eine gute Ubereinstimmung der Messergebnisse. Wegen der Instabilitat der Null-Linie bei Direktaufgabe von Urin und einer damit verbundenen langandauernden Rekonditionierung der Saule nach jeder Injektion wurde der Ionenaustauscherchromatographie der Vorzug gegeben. Mit der vorgestellten Methode wurden 46 Normalurine untersucht. Ein Vergleich der von uns gefundenen Hippursaurekonzentrationen mit Angaben aus der Literatur ist aus Tabelle II zu ersehen. Auffallig ist einmal die grosse interindividuelle Schwankungsbreite der normalen Urin-Hippursaurekonzentra-

100

TABELLE

II

ZUSAMMENSTELLUNG TIONEN

IM HARN

Messverfabren

UNS VON

AUS

DER

LITERATUR

n

HIPPURSAUREKONZENTRA-

Fluorimetrie

3O(t3200

Mittelwert

-

mg/l

200

Ref.

Autor

HippursCregehaIt Bereich

Photometric

BEKANNTER

NORMALPERSONEN

(a) 440

5 200

mg/1

(b)

? 203

mg/l

ElIman

und

Mitarb.

1961

Tamokuni Mitarb.

800

380

Mitarb. 800

30 Gaschromatographie

bis 1600 46

20-1420

mg/l mgll

mg/d

820

mg/I

800

mglg

K.

333

mgfl

*

und (3)

Ogata

Mitarb.

Stewart

und

Mitarb.

1968

1969

und

Mitarb.

1973

Buchet

und

Mitarb.

1973

Zschiesche

(14) (16)

Szadkowski

Mitarb.

(4)

1967

Bardodej

mg/I

und 1600

7

1972

Pagnotto

mg/I

(2)

und

(17) (6)

und

1977

(9)

DiinnschichtchromatographieDensitometrie

30

790

mg/l

400

mg/l

Angerer

1976

(5)

Hochdruckfliissigkeitschromatographie

46

16&2010

mg/I

*

Goss&

und

Mitarb.

1976

* Median.

tionen. Unsere Werte liegen im Bereich von 160 bis 2010 mg/l. Ellman und Mitarb. [ 21 geben einen Berecih von 300 bis 3200 mg Hippursaure/Liter Urin an. Zum anderen differieren die Angaben iiber die Hippursaurespiegel im Urin von Untersucher zu Untersucher z.T. betrachtlich. Dies kann zum einen methodisch bedingt sein. Zum anderen kijnnen aber such Nahrungsmittel dafiir verantwortlich gemacht werden. Die Hippurdure entsteht im Stoffwechsel aus Benzoesaure. Diese findet als Konservierungsmittel breite Anwendung. Auch andere Nahrungsmittel ergeben hohe Hippursaureausscheidungen [ 141. Die von uns ermittelten oberen Normgrenzen von 1400 mg Hippursaure/l Urin bzw. 1250 mg Hippursaure/g Kreatinin erscheinen uns fur die Verhaltnisse in der BRD reprasentativ. Wie erwartet ergab sich kein Unterschied zwischen Mannern und Frauen. Die diagnostische Validitat der Hippursaurebestimmung im Harn fur die Uberwachung von toluolexponierten Personen wird durch die grosse Streubreite der Normalausscheidung eingeschrankt. Weiterhin wirkt sich die Beeinflussung des Hippursaurespiegels im Harn durch bestimmte Nahrungsmittel nachteilig bei der Beurteilung der Analysenergebnisse aus. Insbesondere eine arbeitsmedizinische Aussage ilm Einzelfall wird dadurch erheblich erschwert. Falschnegative Resultate sind allerdings auszuschliessen. Die Festlegung eines

101

arbeitsmedizinisch tolerierbaren Grenzwertes fiir die Hippursaureausscheidung im Harn wird durch diese Einschrankung schwierig. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass die HPLC erfolgreich fiir die Analyse im biologischen Material verwendet werden kann. Bei guten analytischen Zuverlassigkeitskriterien besticht diese Technik durch ihre methodische Einfachheit und Praktikabilitat. Dieses chromatographische Verfahren wird zukiinftig in der arbeitsmedizinischen Toxikologie und bestimmten Bereichen der klinischen Chemie einen wichtigen Platz einnehmen. Danksagung Der Fa. Coulter Elektronics, Krefeld und deren Herren T. Schoofs und A. Wolf danken wir fiir die freundliche Unterstiitzung. Fiir die sorgfaltige Ausfiihrung der Analysen danken wir Frl. Gudrun Thiel. 5. Zusammenfassung Es wird eine einfache Methode zur hochdruckfliissigkeitschromatographischen Bestimmung von Hippursaure im Urin beschrieben. Fiir die Trennung wird eine Ionenaustauschersaule verwendet. Die Detektion erfolgt photometrisch. Die analytischen Zuverlassigkeitskriterien des Verfahrens wurden gepriift. Die Ergebnisse fiir die Prazision und die Richtigkeit der Methode entsprechen den Richtlinien der statistischen Qualitatskontrolle. Zur Priifung der Spezifitat wurden 34 harnpflichtige Substanzen auf ihre Interferenz untersucht. Die Messung der Urinproben von 46 Normalpersonen ergaben Hippursaurekonzentrationen im Bereich von 160 bis 2010 mg/l. Der Median lag bei 400 mg/l bzw. 357 mg/g Kreatinin. Diese Ergebnisse werden mit den Angaben der Literatur verglichen. Vergleichende Untersuchungen dieser Urinproben mit einer gaschromatographischen Methode ergaben mit einem Korrelationskoeffizienten von r = 0.86 eine gute Ubereinstimmung. 6. Literatur 1

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[Quantitative determination of hippuric acid in urine using high pressure liquid chromatography (author's transl)].

91 Ctinica Chimica Acta, 78 (197’7) 91-101 @ Elsevier/North-Holland Biomedical Press CCA 8599 QUANTITATIVE BESTIMMUNG VON HIPPURS~URE TM URIN MIT D...
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