Leitthema Unfallchirurg 2014 · 117:33–40 DOI 10.1007/s00113-013-2466-2 Online publiziert: 5. Januar 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Redaktion

F. Gebhard, Ulm

R. Ketterl Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Schwerpunkt Hand- und Wirbelsäulenchirurgie,   Klinikum Traunstein

Breiten- und Vereinssport beim Nordischen Skisport Unterschiede in Verletzungsmuster und Verletzungsschwere

Wintersportaktivitäten erfreuen sich zunehmend einer allgemeinen Beliebtheit. In diesem Zusammenhang sind auch Verletzungen in steigender Zahl zu behandeln. Diese sind abhängig von der durchgeführten Wintersportdisziplin sehr unterschiedlich hinsichtlich des Verletzungsmusters und zeigen eine Differenz bezüglich ihrer Verletzungshäufigkeit. Während für die Wintersportdisziplinen wie Alpinskilauf und Snowboarden eine große Anzahl von Publikationen existiert, sind für den Bereich Nordischer Skisport nur wenige Publikationen bezüglich Verletzungsmuster und Verletzungsschwere zu finden [11, 15, 16]. Der Nordische Skisport stellt per se ein breites Spektrum an Aktivitäten dar, die von einfachen Skiwanderungen durch den Wald bis hin zum Nordischen Skisprung reichen. Statistischen Auswertungen zu Folge sind die 5 meistbetroffenen Sportarten im Winter Alpinskifahren (50–70%), Snowboarden (15–25%), Eislaufen (3–9%), Rodeln (2–6%) und Nordischer Skisport (1–3%) [8, 9, 14]. Die geringere Anzahl behandlungsbedürftiger Verletzungen resultiert einerseits aus der Anzahl der Sporttreibenden pro Sportart und der Verletzungshäufigkeit pro Zeit der Sportaus­übung. So fanden Boyle et al. [1] eine Verletzungshäufigkeit von 0,72/1000 ­Skitage im Nordischen Skisport. Rokyta et al.

[12] stellten eine Verletzungshäufigkeit von 0,1/1000 Skitage fest und kamen in der gleichen Arbeit zu einer mehr als 10-mal höheren Verletzungshäufigkeiten für Alpinskifahrer. Macnab u. Cadman [11] errechneten ebenfalls eine deutlich höhere Verletzungsrate bei Alpinskifahrern und Snowboardern und zeigten in der Gruppe der Jugendlichen (Alter 13–17 Jahre) mit 3,34 signifikanten Verletzungen/1000 Sporttagen den höchsten Wert. Werden die Daten von Verletzungen und Erkrankungen während der Winterolympiade 2010 analysiert, so zeigt sich die geringste Verletzungshäufigkeit für den Bereich Nordischer Skisport mit Biathlon, Langlaufen, Skisprung und Nordische Kombination [4]. In unserer Klinik als Schwerpunktkrankenhaus in einer Urlaubsregion mit vielen Wintersportaktivitäten sind wir mit einer großen Anzahl von behandlungswürdigen Wintersportverletzungen konfrontiert. Hierzu zählen auch Verletzungen im Rahmen des Nordischen Skisports. Da bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Patienten auch komplexe Verletzungen behandelt werden mussten, haben wir unser Patientengut hinsichtlich

Verletzungshäufigkeit und Verletzungsschwere analysiert. Ein Vergleich erfolgte dabei bezüglich der Zuordnung der Verletzten zum Freizeit- und Breitensport oder Kader- und Vereinssport.

Material und Methode Patientengut Es wurde eine prospektive Erfassung der Daten von ambulant und stationär behandelten Patienten, die sich im Zeitraum vom 01.10.2011 bis 30.04.2013 akute Verletzungen bei der Ausübung des Nordischen Skisports zugezogen haben, durchgeführt. In der Studie wurden Sporttreibende mit Überlastungssyndromen nicht berücksichtigt. Differenziert wurden Verletzte aus dem Bereich Kadersport/Leistungssport vom Olympiastützpunkt Ruhpolding mit Biathlon, Langlauf, Skisprung und Nordische Kombination, Verletze aus dem Vereinssport der Region Chiemgau und Freizeitsportler unserer Region sowie Urlaubsgäste. In dem Untersuchungszeitraum wurden 16 Verletzungen bei den Leistungssportlern, 62 Verletzungen bei Vereins-

Tab. 1  Patientendaten   Leistungssport Vereinssport Breitensport

Gesamt (n) 9 63 369

Frauen (n) 4 28 198

Männer (n) 5 35 171

Alter (Jahre) 22,1 31,8 40,6

BMI>25 0 2 100

BMI „Body Mass Index“. Der Unfallchirurg 1 · 2014 

| 33

Leitthema 400

250 200 150 100

0

62

49

100 80 60 40 20

16 9 Kader/Leistung

Freizeitsport Kader/Verein

120

300

50

a

140 362 Anzahl verletzter Sportler

Anzahl verletzter Sportler

350

373

Gesamt LL/Biathlon

0 Vereinssport

Freizeitsport

b

0 - 20

20 - 40

40 - 60 Alter (Jahre)

60 - 80

> 80

Abb. 1 8 a Anzahl verletzter Sportler (LL Langlauf), b Altersverteilung

0,7 0,6

n/1000 Sporttage

P8% der Betroffenen. Relevante Kopfverletzungen waren bei 3% der sportlich aktiven im Breitensport nachweisbar. Die Verletzungshäufigkeit bei Kader- und Vereinssportlern zeigte sich sowohl bei Kopf-, Wirbelsäulen- oder Thorax- und Abdomenverletzungen zu einem geringeren Prozentsatz. Beckenverletzungen spielten bei beiden untersuchten Gruppen eine untergeordnete Rolle (. Abb. 3b). Im Fallbeispiel 1 (. Abb. 4) ist die Versorgung einer HWK-7-Berstungsfraktur mit Entwicklung einer Brown-Séquard-

Unfallchirurg 2014 · 117:33–40  DOI 10.1007/s00113-013-2466-2 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 R. Ketterl

Breiten- und Vereinssport beim Nordischen Skisport. Unterschiede in Verletzungsmuster und Verletzungsschwere Zusammenfassung Die Analyse von 441 Verletzungen im Zusammenhang mit der Ausübung des Nordischen Skisportes über einen Zeitraum von 2 Wintersaisonen zeigen für den Kader- (0,02/1000 Tage) und Vereinssport (0,09/1000 Tage) ein geringeres Verletzungsrisiko gegenüber (0,51/1000 Tage) Freizeit- und Breitensportlern. Im Breitensport verletzten sich Frauen (0,65/1000 Tage) häufiger als Männer (0,40/1000 Tage). Beim Vereinssportler ist häufiger die obere Extremität betroffen. Es zeigen sich prozentual weniger Kopf- und Rumpfverletzungen. Es handelt sich bei Vereinssportlern häufig um jüngere Verletzte,

die zudem leichtgradigere Verletzungen aufweisen. Beim Freizeitsportler ist häufiger die untere Extremität betroffen. Es zeigt sich ein mit 20% hoher Anteil an Kopf- und Rumpfverletzungen. Die Verletzten sind älter, haben einen hohen Anteil an Übergewichtigen, sind untrainiert und zeigen häufig höhergradige oder komplexe Verletzungen. Schlüsselwörter Verletzungshäufigkeit · Verletzungsmuster · Prävention · Breitensport · Koordinationsübungen

Recreational or professional participants in Nordic skiing. Differences in injury patterns and severity of injuries Abstract A total of 441 Nordic skiing injuries were observed and analysed for a period of two winter seasons. The data showed that athletes in squads (0.02/1000 days) or professional clubs (0.09/1000 days) have lower injury risks compared to those doing Nordic skiing in their leisure time (0.51/1000 days). Amongst recreational athletes, women (0.65/1000 days) sustain trauma more frequently than men (0.40/1000 days). In professional athletes, the upper limb is commonly injured, whereas there are fewer head and trunk injuries. Furthermore the injured in this group are young-

Symptomatik dargestellt, die sich der Patient im Rahmen eines Sturzes beim Langlaufen in alkoholisiertem Zustand zuzog. In der . Abb. 3c sind die prozentualen Angaben für Verletzungen in der oberen Extremität dargestellt. Führend ergibt sich hierbei in beiden untersuchten Gruppen die Verletzung der Schulter und des Schultergürtels gefolgt von Verletzungen des Ellenbogens und Unterarms sowie des Handgelenks und der Hand. Für die Gruppe Vereinssport waren dabei durchweg höhere Prozentzahlen in allen anatomischen Regionen der oberen Extremität nachweisbar. Typische Verletzungen im Bereich des Schultergürtels stellten Klavikulaschaftfrakturen dar. Die Versorgungsmöglichkeit diesbezüglich zeigt das Fallbeispiel 2 (. Abb. 5).

er and have less severe injuries. Recreational athletes more often injure their lower limb and 20% have injuries to the head and trunk. Those injured in this group are older and have a higher percentage of overweight people, are not well trained and have more severe or complex injuries compared to professionals. Keywords Athletic injuries · Severity of injury · Prevention · Snow sports · Coordination training

Während Verletzungen im Hüftgelenk- und Oberschenkelbereich bei nur einem Vereinssportler nachweisbar waren, zeigte sich in dieser anatomischen Region beim Breitensportler in 10% der Fälle eine Verletzung. Diese Verletzung betraf v. a. die älteren Sportler ≥60 Jahren. Verletzungen des Kniegelenks und Unterschenkels waren beim Vereinssportler bei 10% der Fälle nachweisbar, beim Breitensportler nahezu 20%. Etwa gleich häufig ergab sich eine Verletzungshäufigkeit im Sprunggelenk- und Fußbereich für den Breitensportler. Im Gegensatz dazu verletzte sich der Kader- und Vereinssportler in etwa einem Viertel der Fälle im Bereich des Sprunggelenks oder Fußes (. Abb. 3d). Im Fallbeispiel 3 (. Abb. 6) und Fallbeispiel 4 (. Abb. 7) sind VerletDer Unfallchirurg 1 · 2014 

| 35

Leitthema

60

%

50

25

Freizeitsport Kader/Verein

51,7

40

47,8

%

24,1 Kader/Verein Breitensport

20 16,9

37,9

35,2

15

15,5 12

30 20

20,1

9,4

10

8,9

12,1 5

10 0

9 8

obere Extr

Kõrperstamm

a

Unt Extr

% Kader/Verein Breitensport

8,5

8

6 5,1

5 3,3

Kader/Verein Breitensport

Handgelenk/Hand

25,9

19,7

20

3,4

3

10

10 1,7

18,3

10,3

1,7 5

0,8

1

b

Ellenbogen/UA

15

4

0

Schulter/Gürtel %

30 25

7

2

0

c

1,7 0

Kopf

Wirbesäule

Becken

Thor/ Abd

d

Hüfte/OS

Knie/US

SG/Fuß

Abb. 3 8 a Verletzte Körperregion, b Verletzungen Kopf und Rumpf, c obere Extremität, d untere Extremität

Abb. 4 8 Fallbeispiel 1: 44-jähriger Patient, Sturz beim Langlauf in alkoholisiertem Zustand, HWK-7-Berstungsfraktur mit Brown-Séquard-Symptomatik (a–c). Operative Versorgung mit partieller Vertebrektomie und Dekompression des Spinal­ kanals. Stabilisierung durch Wirbelkörperersatz mittels Synmesh und ventraler winkelstabiler Platte von C6 auf TH1 (d, e)

zungen dargestellt, die im Rahmen eines Niederenergietraumas entstanden sind. In beiden Fällen zogen sich die Verletzungen in der Sportart ungeübte Frauen zu, die keine sportartspezifischen Vorbereitungen durchführten. Waren bei den Verletzungen Frakturen aufgetreten, so zeigte sich ein deutlicher Unterschied in der vorliegenden

36 | 

Der Unfallchirurg 1 · 2014

Verletzungsschwere zwischen Kaderoder Vereinssportler und dem Freizeitsportler. Während beim Vereinssportler in zwei Drittel der Fälle die Frakturen als einfache Typ-A-Frakturen nach AO zu klassifizieren waren, zeigte sich dieser Frakturtyp beim Freizeitsportler in 45% der Fälle. Typ-B-Verletzungen waren prozentuell etwa gleich in beiden Grup-

pen nachzuweisen. Die höhergradigen C-Frakturen zeigten sich in der Gruppe der Freizeitsportler in einem Drittel der Fälle, während im Vereinssport nur 8% der vorliegenden Frakturen als TypC-Verletzungen einzuordnen waren. Der Unterschied (. Abb. 8) war signifikant zu errechnen.

Abb. 5 9 Fallbeispiel 2: 24-jähriger Kadersportler, Klavikulamehrfragmentenfraktur im mittleren Drittel (a). Osteosynthese mittels 3,5-mm-Rekon­ struktionsplatte (b)

Abb. 6 8 Fallbeispiel 3: 56-jährige Patientin, Trainingsunfall zum Starbiathlon mit subtrochantärer Femurfraktur (a, b). Operative Versorgung mit offener Reposition, Anbringen von 2 Drahtcerclagen und intramedulläre Stabilisierung mittels langem PFN. Regelrechte knöcherne Ausheilung bei anatomischer Rekonstruktion (c, d)

Diskussion Aufgrund der über einen Zeitraum von 2 Wintersaisonen erhobenen Daten konnte unser subjektiver Eindruck, dass im Freizeitsport häufiger Verletzungen mit oft komplexen Verletzungsmustern auftreten, bestätigt werden. Es zeigte sich eine Verletzungshäufigkeit von 0,51 Verletzungen/1000 Sporttage für den Freizeitsportler. Diese Verletzungshäufigkeit deckt sich mit den in der Literatur gefundenen

Werten von Boyle et al. [1] und Rokyta u. Chlad [13]. Eine Verletzung beim Vereinssportler tritt um den Faktor 5 und beim Kadersportler um den Faktor 20 weniger häufig pro Zeiteinheit auf. Entsprechende Zahlen fanden auch Ristolainen et al. [12] bei aktiven Sportlern. In dieser Arbeit wird zudem eine höhere Verletzungshäufigkeit für Frauen dargestellt. Wir fanden im Geschlechtervergleich die höhere Rate an Verletzungen bei Frauen im Breitensport.

Überrascht hat uns die annähernd doppelt so hohe Anzahl von Verletzungen im Kopf- und Rumpfbereich bei den Freizeitsportlern. Hier waren sowohl Wirbelsäulenverletzungen als auch Verletzungen des Thorax- und Bauchraums mit ca. 8% zu errechnen. Die geringe Anzahl von Wirbelsäulenverletzungen bei Kaderund Vereinssportlern ist auf einen besseren Trainingszustand insbesondere der Rückenmuskulatur zurückzuführen. Ein Hinweis hierfür ergibt sich aus der Arbeit Der Unfallchirurg 1 · 2014 

| 37

Leitthema

Abb. 7 8 Fallbeispiel 4: 59-jährige Frau, Sturz beim Langlauf ohne wesentliche Geschwindigkeit. Kombinationsverletzung mit Tibiakopfimpressionsfraktur und Tibiaschaftfraktur (a–d). Akutversorgung mittels gelenküberbrückendem Fixateur externe (e, f). Verfahrenswechsel auf eingeschobene winkelstabile Platte mit Rekonstruktion der Tibiagelenkfläche und Überbrückung der Schaftfraktur (g, h). Regelrechtes knöchernes Ausheilungsergebnis und Materialentfernung nach 1 Jahr bei guter Funktion des Kniegelenks mit stabilen Kapsel-Band-Verhältnissen (i–m)

38 | 

Der Unfallchirurg 1 · 2014

Infobox 1:  Ursachen für kom­ plexe Verletzung im Freizeitsport

P25 bei 27%) F Alter

67% 21%

Freizeitsport

Kader/Vereinssport Typ A

Typ B

Typ C

Abb. 8 8 Schweregrad der Frakturen

von Foss et al. [5], die bei Skilangläufern keine erhöhte Inzidenz an Rückenschmerzen trotz hoher Sportaktivität zeigte. D Das Verletzungsrisiko, die verletzte

Region und das Ausmaß der Verletzung ist vom Trainingszustand des Sportlers abhängig [2, 6]. Der unvorbereitete, untrainierte Sportausübende erleidet dabei häufiger komplexe Verletzungen. Die fehlende körperliche Fitness sowie eine reduzierte muskuläre Stabilisierung erhöhen die Anfälligkeit für Verletzungen. Eine mangelnde Sporttechnik sowie ein im Freizeitbereich häufig anzutreffender übergewichtiger Sportler (in der Gruppe der Freizeitsportler waren 27% mit einem BMI>25 vorgelegen) spielen ebenfalls eine gewichtige Rolle in der Entstehung von Verletzungen. Weiterhin sind in der Gruppe der Freizeitsportler eine große Anzahl von Sporttreibenden >60 Jahren vorzufinden, bei der altersbedingt eine reduzierte Knochenqualität vorliegt (s. . Infobox 1). Zudem muss berücksichtigt werden, dass bei alten Patienten ein Anteil von >10% gerinnungshemmende Substanzen zu sich nimmt [10]. Die Verletzungshäufigkeit zeigt bezüglich der durchgeführten Technik im Skilanglauf keine Unterschiede. Hier ergeben sich sowohl für den klassischen Laufstil

als auch der Skatingtechnik keine messbaren Unterschiede [3]. Eine besondere Disziplin im Nordischen Skisport ist der Nordische Skisprung. Die Verletzungshäufigkeit und das Verletzungsmuster sind abhängig vom Trainingszustand des Athleten und dessen Erfahrung. Erstaunlich hoch ist der Prozentsatz an Verletzungen bei Sportlern, die ihre Ursache in nicht sportartspezifischen Trainingsaktivitäten haben. Hier werden bis zu 80% der in diesem Kollektiv nachweisbaren Verletzungen auf nicht sportartspezifische Aktivitäten zurückgeführt [7, 17]. Von ähnlichen Erfahrungen können wir von den durch uns betreuten Kadersportlern im Skisprung, Nordischer Kombination, Langlauf und Biathlon berichten. Um die Verletzungshäufigkeit bei der Sportausübung im Freizeit- und Breitensport zu reduzieren, bedarf es einer Reihe von präventiven Maßnahmen. Hierbei ist ein adäquates Kraft- und Konditionstraining neben der Durchführung von Koordinationsübungen zu nennen. Tipps für körperliche Regenerationen sind ebenso wichtig, wie eine ausgefeilte Lauftechnik und eine Optimierung der Ernährung. Weiterhin ist die Bereitstellung einer geeigneten Ausrüstung notwendig. Für den unerfahrenen Sporttreibenden ist eine ihm angepasste Routenwahl mit Gefahrenerkennung und Gefahrenvermeidung unabdingbare Vorausset-

Infobox 2:  Präventive Maß­ nahmen F Kraft- und Konditionstraining F Koordinationstraining F Tipps für Regeneration F Techniktraining F Optimierung der Ernährung F Geeignete Ausrüstung F Routenwahl F Gefahrenerkennung – Gefahrenvermeidung

Präventive Trainingsmaßnahmen sollen die Sportler belastbarer gegenüber den Beanspruchungen ihrer Sportart machen

zung zur Vermeidung von Verletzungen. In der Gesamtschau sind präventive Trainingsmaßnahmen durchzuführen, die den Sportler belastbarer gegenüber den Beanspruchungen in seiner Sportart machen (s. . Infobox 2).

Fazit für die Praxis Verletzungen im Nordischen Skisport treten beim Breitensportler häufiger auf als beim Kader- oder Vereinssport. Frauen sind pro Zeiteinheit der Sportausübung häufiger betroffen. Der Schweregrad der erlittenen Verletzungen ist zudem beim Breitensportler höher. Verursacht werden die oft komplexen Verletzungen im Breitensport durch unzulängliche Vorbereitung, fehlende körperliche Fitness, eingeschränkte Knochenqualität und fehlende muskuläre Stabilisierung sowie mangelnde Technik. Der Prävention dieser Verletzungen kommt eine große Bedeutung zu. Der Sportler muss auf seine sportartspezifischen Belastungen vorbereitet werden.

Der Unfallchirurg 1 · 2014 

| 39

Fachnachrichten Korrespondenzadresse Prof. Dr. R. Ketterl Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Schwerpunkt Hand- und Wirbelsäulenchi­r­ urgie, Klinikum Traunstein Cuno-Niggl-Straße 3, 83278 Traunstein rupert.ketterl@ klinikum-traunstein.de

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  R. Ketterl gibt an, dass kein Interessenskonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

Literatur   1. Boyle JJ, Johnson RJ, Pope MH (1981) Cross-Country Ski Injuries: a prospective study. Lowa Orthop J 1:41–45   2. Burger H, Ott W (1984) Unfallursachen und Verletzungen beim Skilanglauf. Aktuelle Traumatol 14:5–7   3. Butcher JD, Brannen SJ (1998) Comparison of injuries in classic and skating Nordic ski techniques. Clin J Sport Med 8:88–91   4. Engebretsen L, Steffen K, Alonso JM et al (2010) Sports injuries and illness during the Winter Olympic Games 2010. Br J Sports Med 44:772–780   5. Foss IS, Holme I, Bahr R (2012) The prevalence of low back pain among former elite cross-country skiers, rowers, orienteerers, and nonathletes: a 10-year cohort study. Am J Sports Med 40:2610– 2616   6. Frank BC (1995) Verletzungsrisiko, Überlastungsbeschwerden und prophylaktische Möglichkeiten beim Skilanglauf. Sportverletz Sportschaden 9:103–108   7. Goertzen M, Nalbach H, Gürtler R (2001) Analyse der Verletzungsproblematik im Nordischen Skisprung. Dtsch Z Sportmed 52:15–20   8. Greier K (2011) Skilaufverletzungen im Schulsport und Möglichkeiten der Prävention. Sportverletz Sportschaden 25:216–221   9. Hübner C, Bogner R, Resch H (2011) Wintersportverletzungen. Sport Präventivmed 2:6–10 10. Kirsch MJ, Vrabec GA, Marley RA (2004) Preinjury warfarin and geriatric orthopedic trauma patients: a case-matched study. J Trauma 57:1230–1233 11. Macnab AJ, Cadman R (1996) Demographics of alpine skiing and snowboarding injury: lessons for prevention programs. Inj Prev 2:286–289 12. Ristolainen L, Heironen A, Waller B et al (2009) Gender differences in sport injury risk and types of injuries: a retrospective twelfe-month study on cross-country skiers, swimmers, long distance runners and soccer players. J Sports Sci Med 4:56–62 13. Rokyta J, Chlad R (2012) Cross-Country Skiing Injuries in the Czech Republic during the 2003–2010 Period. In: Johnson RJ, Shealy JE, Greenwald R, Scher I (eds) J ASTM International 19:228–234

40 | 

Der Unfallchirurg 1 · 2014

14. Ruedl G, Faulhaber M, Burtscher M (2012) Risiken für alpine Skifahrer, Skitourengeher und Skilangläufer – Präventive Maßnahmen reduzieren Verletzungen und Todesfälle. Flugmedizin-Tropenmedizin-Reisemedizin 19:12–16 15. Sacco DE, Sartorelli DM, Vane DW (1998) Evaluation of alpine skiing and snowboarding injury in a northeastern state. J Trauma 44:654–659 16. Sulheim S, Holme I, Roedven A et al (2011) Risk factors for injuries in alpine skiing, telemark skiing and snowboarding – case control study. Br J Sports Med 45:1303–1309 17. Wright JR Jr, McIntyre L, Rand JJ, Hixson EG (1991) Nordic ski jumping injuries. A survey of active American jumpers. Am J Sports Med 19:615–619

Psychosoziale Unterstützung im Krisenfall Schwere Krisen wie Flugzeugabstürze, Amokläufe oder Naturkatastrophen stellen alle Beteiligten - Betroffene, Helfer und Verantwortliche - vor große Herausforderungen. Zusätzlich zu Verletzungen und Todesfällen können massive psychische Belastungen und Traumata auftreten. Welche psychosoziale Unterstützung im Einzelfall angebracht ist, wie diese organisiert werden soll und unter welchen Belastungen Krisenmanager arbeiten und Entscheidungen treffen, untersuchen Wissenschaftler im Rahmen des neuen EU-Projekts „PsyCris“ (Psycho-social Support in Crisis Management). „Unser Ziel ist es, europaweit die Notfallvorsorge sowie die Infrastruktur für die psychosoziale Unterstützung und die länderübergreifende Zusammenarbeit im Krisenfall zu verbessern - dieser internationale Fokus ist wichtig, da Katastrophen vor Ländergrenzen nicht haltmachen“, sagt Dr. Christine Adler (Ludwig-Maximilians-Universität München), die das Projekt koordiniert. Die Forscher analysieren im Rahmen von PsyCris wissenschaftliche Studien und ziehen daraus Schlüsse, welche Methoden für die psychosoziale Vorsorge, Nachsorge und Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen geeignet sind. Dabei werten sie auch Erfahrungen aus früheren Krisenfällen aus - etwa dem Amoklauf in Erfurt - und bewerten, welche Maßnahmen erfolgreich waren und welche weniger. Aus den Ergebnissen wollen sie einen Leitfaden entwickeln, der in Abhängigkeit von der gegebenen Situation Strategien und Maßnahmen für die psychosoziale Versorgung an die Hand gibt. Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München, www.psy.lmu.de

[Recreational or professional participants in Nordic skiing. Differences in injury patterns and severity of injuries].

A total of 441 Nordic skiing injuries were observed and analysed for a period of two winter seasons. The data showed that athletes in squads (0.02/100...
890KB Sizes 0 Downloads 0 Views