Ergebnisse einer Ärzte-Befragung über Kenntnisstand und Einstellung zur natürlichen Familienplanung in der Bundesrepublik Deutschland 1988 G. Döring I , S. BaUTl, P. Frank-Herrmann", G. Freundl", U. Sottong München. 2 Düsseldorf-Benrath. 3 Son n

Zusammenfassu ng

Bericht über das Erge bnis einer repräsentativen Umfrage bei Ärzte n über Kenntniss ta nd un d Einste llung zu r natürlieb en Fam ilienpla nung (NFP) in der Bundes re publik Deutscbl and Ende 1988. Durc h Inter viewe r de s EMNID-Ins titut es wur de n 229 Allgem ein ärzte und 23 7 nie dergelassene Gynä kologe n a nha nd eines verbindlich en Fra geb ogen s telefoni sch befragt. Bei der Befragun g über die na ch Ansic ht der Ärz te vorwiegend ben utzten Methode n der Fam ilien planung und üb er die von Ärzten vorwiegend em pfohlenen Familienpla nungsm eth oden sta nd die Pille m it Absta nd an erste r Stelle. Eher eine Überraschu ng waren die Meinungen über eine vorwiege nde Benutzu ng bzw. Em pfeh lung der Intr auterinpessare. die bis zu 36 % reichten. Auch die Zahlena nga ben ü ber das Kond om als vorwiegend benutzte Metho de lagen mit 8 - 10 % relat iv hoch. 6 % der Ärz te ga ben NFP-Metho den a ls vorwiegend benutzte Methode a n und 10 % de r Ärz te em pfahlen diese Meth oden. NFP-Metho de n stande n auch in der 1985er EMNID-Umfrage na ch Pille. IUP und Kondom a n 4 . Stelle. Unte r den NFP-Methoden wurde die Tem peratur metho de als am best en bek annt und a ls am häufi gst en von Ärz te n em pfohlen gena nnt. Die von Expe rte n we ltwei t a n ers te r Ste lle empfohle ne syrnpto -therrna le Metho de ist noch relati v unbekannt. Die im Rahmen dieser Umfrage gewon nene n Angabe n sprec he n für die Notwe nd igkeit einer bessere n Infor mation der Ärzte über moderne Methoden der NFP. Un berechtigte Vorurteile sind abzu ba ue n. Die heute erre ichba re hoh e Zuve rlässigkeit der NFP-Metho de n und ihre unbestreitb aren Vo rte ile müssen weitervermittelt we rde n. Als Nac hte il mü ssen die möglich en Schwierigkeiten mit de r geforde rte n Absti ne nz in der fruc htbaren Zeit bewußt bleibe n.

Geburts h. u. Frauenheilk. 50 0990143 -48 © Georg Th ieme Verlag Stu ttgart . New Yo r k

lIepo rt on the lIesults ofa lIep r ese ntative Opinio n Poil a mong Ph ysi cians on the Degree of Knowl edge a bo ut a nd Attit ud e towards Na t ural Fam ily Plann in g (NFP) in th e Federal Hep ublic ofGe rmany in 1988

Based on a ques tionna ire . reporters ofthe EMNID Poil Institute interviewed 229 gene ral prac titioners and 23 7 pr actising gynaecologists by telepho ne . When questioned which me thod for family plann ing was, in the phys icians ' opin ion, most freque ntly used a nd which was most freq ue ntly rec om me nde d by physicians, contraceptive pills were far a head of a ny other method . Somewhat surp risi ng was th e fact that up to 36 % of the int erviewed ph ysician s consi dered tb at the intra uteri ne device is eithe r the most freq ue ntly used or tho most recommen ded method . Even thc qu a nti ty of reports on condoms being the most frequ ently used metho d was re latively high (8-10 %). 6 % of th e qu estione d ph ysicia ns stated NFP methods as bei ng ma inly used , and 10 % of the physicians recommen ded th ese methods . NFP methods also held th e four th place preceded by cont raceptive pills, lUD and condo m in the 1985 EMNID survey. Among th e NFP m eth ods, body basal tem peratu re was repor ted to be th e mos t papular and most freque ntly recommende d me thod . The syrnpto -the rmal me tho d which is world-wide propo sed as firs t choice by the experts. is st ill fairly unknown .

The result s arising from this survey indicate th e necessit y for ph ysician s to gai n a mo re thoro ugh kn owled ge of modern NFP met hods. Unjustified pre judices shou ld be re moved , th e high reliability. whic h m ay be achieved at pr esen t, sho uld be propagated a nd the un den iab le adva ntages of NFP meth ods sho uld be pointe d out. The possible difficulties due to the necessary abstinen ce during th e fertile perio d sho uld, however . be ke pt in min d .

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1

Geburtsh. u. Frauenheilk. 50 (I 990}

Von den gleichen Autore n wurden 19 86 in dieser Zeitsc hrift (46. 19 86 , 892 ) Er gebnisse eine r repräsentativen Umfra ge zum Familienplanungsverhalten in der Bund esrepublik Deutschland 19 85 publiziert. Damals ga be n 4 % a Uer befragten 1267 Frauen an, eine Methode der natürli ch en Famili enplanung (NFP) zu benutzen . und weit ere 14 % hielten es für "wahrsch einli ch " bis ..sehr wahrscheinlich" . in Zukunft eine NFP-Methode selbst an zu wenden . In diesem Zusa m menha ng er sch ien es von Interesse, mit Hilfe e ine r repräsentativen Umfrage den Kenntni sstand und dip Einstellung von pr akti schen Ärz te n und von nied ergelas sen en Frauenärzten über NFP-Methoden zu eruiere n . Die Vorbereitung der Befragung gesc ha h durch den wisse ns cha ftlichen Beir at der Ar be itsg ruppe NFP in der katholisch en Bundesarbeitsgemeinsch aft für Beratung e. V. im Rahmen eines Forschungsprojekt es des Bundesminist eriums für Ju gend, Fa m ilie. Frau en und Gesundheite. Angewan dte Method ik 229 AUgem ein ärzte und 23 7 nied er gela ssene Gynäkologen im Bund esgebi et wurde n vom EMNIDInstitut in Bleiefeld In der Zeit von 14 .11. bis 22 ,12, 88 anhand eine s für die Interview er verbindliche n Fra gebogen s telefonisch befragt . Soz io -de mographisc he Stru kt u r de r Sti chpro be Unte r den befragte n 666 Ärz te n waren 78 % Männer und 22 % Frauen . 22 % waren jünger a ls 40 J a hre . 5 1 % waren zwis che n 40 und 59 Jahre alt und 19 % waren 60 Jahre und ä lter. 33 % der befragten Ärzte waren evangelis ch , 29 % katholisch , 9 % hatten eine a nde re Konfession a nge ge be n und 14 % wa re n ohne Konfession . 79 % der Interviewten wa re n verhe ira te t, 6 % led ig. 4 % geschieden und 3 % ve rw itwe t. 16 % der Ärzte hatten kein Kind , 49 % 1 - 2 Kinder und 24 % 3 und mehr Kind er. Die Addition der Pro zentsät ze e rgibt nicht 100. we il einige Ärzte kein e Angab en machten . Ergeb nisse

1. /l äufi gkeit vonA rzt-Patienten Gesprächen über Familienplanung in der Prax is Im wesentlich en sc he int der Gynäkologe für die Aufklärung üb er Familienplanung zustä ndig zu se in. Na ch den in Tabe lle 1 dargest ellten Antworten führen 93 % von ihnen ..häufig" bis ..se hr häufi g" Gesprä ch e üb er Fam ilienplanung in ihrer Pra xis im Vergleich zu 32 % Allgemeinärzte n . Aus die sem inte re ssa nten Erge bnis läßt sich ve rsc hiede nes schließe n: Einmal sind es üb er wie gend Frauen , die sich um Fragen der Familienplanung kümmern . Zum a nde re n spreche n diese Za hlen für ein gutes Vertra ue nsver hä ltnis zwisc he n Frau en ä rzten und Patientin ne n, wenn nahezu alle Frauen , die zum Frau en arzt gehe n, die sen au ch auf dem Geb iet der Fam ilien planung kon su ltieren .

• Projekt Nr. 1502 Tit. 68402

G. Döring. S. Baur; P. Fnmk-Herrmann. G. Freun dl, U. Sottong Tab. 1 RelativeHäufigkeit vonArzt-Patienten-Gesprächen überFamilienplanung in derPraxisin Prozent Gynäkologen sehrhäufig häufig manchmal selten

Allgemeinärzte

65

10

28

22

5 1

28

41

2. Durchschnittl iche lläufigkei t der nach An sicht der Ärzte von de n Fr aue n vorwiegend ben ut zten und der von Ärzten vorwiegend empf ohlen en Familienplanungsmet hoden Wenn man sich an da s Ergebnis der 19 85er EMNID-Umfrage über das Familienplanungsverhalten erinne rt , so ist es keine Überraschung, daß bei beid en Fra gen die Pille mit Absta nd a n ers te r Stelle st eht (siehe Tab elle 2). Entgegen allen a nde rs laute nde n Publikationen üb er eine PIllenmüdigkeit ist d ie Za hl der Pillenbenutzerinnen in un se rem Land wä hre nd der letzten 15 Jahre nicht zu rückgega nge n. Ehe r eine Übe rrasc hung ist der Prozentsatz der Ärz te, die da s Intr auterinpessar für eine der vorw iegend benutzten Meth oden halten : 32 % der Gynäkologen und 16 % der Allgeme inä rz te . Vorw iegend empfohlen wird die Spirale von 36 % der Gynäkologen und von 20 % der Allgem einärzte. Die daraus ers ichtliche grö ßere Beliebtheit der Spira le bei Gynäkologen wird damit zusam menhä nge n, daß es sich bei de n Intrauterinpessaren um eine "Gynäkologen-M et hod e" hand elt. Die re lativ e Häufi gkeit der Ärz te, die da s Kondom für eine der vorw iege nd benutzten Methoden ha lten .Iiegt mit 8 - 10 % höher als die "echte n" 19 85er Zahlen der tatsächlichen Kond ombenutze r. Das entspricht den se it 198 5 a nges tiege ne n Verbrau chs zahlen : Man rechn ete bereits im Frühjah r 19 88 mit e ine m Zuwachs von 35 - 40 %. Das hän gt ohne Zweifel mit der er warteten Schutzwirk un g des Kondoms gegenübe r eine r Infektion mit vene rische n Erk ra nkunge n und mit AIDS zus am me n . 6 % der Ärz te sind der Meinung (sowohl Gynäkologen a ls au cb Allgeme inärzte ), daß NFP-Methoden vorwiegend a ngewa ndt we rde n , und 10 % (wied er iden tisch bei Gynäkologen und Allgem ein ärzten) empfehlen NFP-Methode n vorw iegend. Interessa nt ist die Festste llun g, daß die in aller Welt in erste r Linie e mpfohlene sy mpto-thermale Methode e ine n schlechte re n Plat z einnimmt a ls die ä lte re Tempe ra turmethode. Das wird damit zusamme nhä nge n, daß die Temper aturmethode bereit s se it Mille der 50e r Jahre (Dörillg 1954) e mpfohlen wird, a lso den Ärz te n lä nge r bek annt ist a ls die sympto-the rma le Methode (Roetzer 1965). Ers ta unlich - und er schreckend - ist die bis zu 32 % reich end e Zahl über "Empfehlung der Kalender met hod e", die weg en ihrer Unz uve rlässigkeit in a ller Welt a ls obs olet gilt.

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44

Ärzte-Befra gung über Kenntnisstand und Einstellung zur natürlichen Familienplanung Welche Methodenwerden nach IhrenErfahrungenvon Ihren Patientenvorwiegend verwendet? Gynäkologen Allgemeinärzte

CoitusInterruptus Scheidenspülung Spermizide Kondom Diaphragma sympto-therrnaleMeth. Temperaturmethode Ovulationsmethode Kalendermethode Sterilisation Pille 3-Monats-Spritze Pilledanach Intra-Uterin-Pessar keineAngaben

NFP·Methode

3

Welche MethodenderFamilienplanungempfehlenSie selbstvorwiegend? Gynäkologen Allgemeinärzte

o o o

1

o

1

2

o 8

5

1

6 6

~ } 6%

D 6%

!}1O %

(8ilfings) Temperaturmethode (Döringj Kalendermethode (Knaus-Ogino) keine vonallen keine Angaben

2

!}1O % 7 72 1

2

3

4

92

79

5

o

4

o

32

16

36

3

6

20 12

o

1

Mit welchenderNFPMethodensindSie am meistenvertraut? GynäkoAllge· meinlogen

sympto-tberrnale Methode (Rötzer, ArbeitsgruppeNFP) Zervixschleim methode

13

92

o

Gynä ko-

Allgemein-

logen

ärzte n « 186

ätzte n e 229

n~207

28

11

17

6

34

11

21

8

72

66

72

72

37

41

20

32

13 2

13 2

7

8

Nur we nige Ärzte halten die Sterilisa tion für die vorw iegend benutzte Methode der Familienp lanung. Offen sichtli ch sind viele Ärzte gegenüber eine r irreversi blen Form der Empfängnisverhütung sehr reserviert. Die ..Pille dan ach" scheint Gynä kologen eher vertraut zu sein als Allgemeinärzten, bei den en diese Möglichkeit statistisch überhaupt nicht ersc heint. Wahrscheinlich suche n Frauen oder Mädche n, die in eine Situation gera te n sind , in der die Pille danach helfen könnte, von vornherein den Fra ue narzt auf. 3 . Welche NFP·Methoden kenn en die Ärz te und welche NFP·Methoden werden von Ärz ten em pf ohlen?

Die in Tab elle 3 zusammengestellten Zah· len sage n au s. daß die Temp eraturmet hod e von allen NFPMeth oden de m Arzt am besten bekannt ist und von ihm a m

Tab.3 Prozentzahlenüber diedenÄrztenam

Welche NFP-Methoden empfehlen Sie?

n ~ 23 7

Daß lokal wirksame che mische Verhütungsmittel kaum noch eine Rolle spiel en , entspri cht der allgemeinen Erfahru ng. 1985 war der Prozentsatz der Anwenderinnen lokal wirkende r chemischer Substan zen 0.8 %.

Tab. 2 ProzentzahlenüberdienachAnsicht der Ärzte vorwiegend benutztenMethoden der Familienplanung undüber die vondenÄrztenvorwiegendempfohlenen Fa milienplanungsmethoden (Mehrfachnennungen erlaubt)

o o o

10

1

45

meisten vertrautenNFP-Methodenund überdie vonArzten empfohlenenNFP·Methoden. Die 2. Fragewurdenur denÄrzten gestellt. dievorher angegebenhatten, daßsiebei der KontrazeptionsberatungauchNFP-Methoden empfehlen(Mehrfachnennungen waren erlaubt)

häufigsten empfohlen wird. Die heute in aller Welt bevorzugte sympto-therma le Methode hat offen sichtlich eine n Nachholbeda rf. Sie ist aber Gynä kologen schon besser bekannt als Allgemeinärzten und wird dementsprech end von Gynäkologen dreimal so oft empfohlen. 4. Woher stammen die Inf ormationen über NFP·Methoden?

Es ist verwunderlich, daß fast 70 % der Ärzte ihr e Informationen über NFP-Methode n währe nd der eigenen Ausbildung gewonnen hab en wollen. Ve rmutlich ist hier nicht nur die Studien zeit , sondern auch die Fachar ztau sbildungszeit eingeschlossen, denn vor noch nicht allzulanger Zeit hörte der Medizinstudent währe nd seines Studiums sehr wenig bis gar nichts über Kontr azepti on , und auch heute noch ist die Wissen svermittlung über NFPMetho den eher eine Seltenhe it. Die aus de n in Tab elle 4 genannte n Zahlen erkennbare Verä nderu ng ist seh r zu begrüßen. Ärztliche Fortbildungsveran staltungen und Fachzeitsch riften halten sich als Inform ation squ ellen etwa die Waage. Sehr positiv zu bewerten sind die Anga ben, daß in 20 % bzw. in 34 °Äl ein Buch oder Fachzeitschriften als

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Familienplanungsmethoden

Gebar/sh . u. Fraaen heilk. 50 (1990)

Geburtsh. u. Frauenheilk. 50 (1990)

G. Döring. S. Baur. P. Frank-Herrma nn. G. Freundl. U. Sottong

Tab. 4 Informationsquellen über die NFP-Methoden(Mehrfachnennungen warenerlaubt) Informationsquellen

Gynäkologen

eigene Ausbildung ärztliche Fortbildung Fachzeitschriften themenorientiertes Buch spezieller Kurs keine Angaben

Allgemeinärzte

n-203

n-197

(%)

(%)

68 34 33 24

69 27 34 20

8 2

4 I

Tab. 5 Die Häufigkeit (%) derEmpfehlungvon NFP-Methoden durch die befragen Ärzte

Gynäkologen häufig machmal selten nie keine Angaben

19 34

Allgemeinärzte

16

24 41 18

35

12

Beratung kostet zuviel Zeit Zuverlässigkeit ist zugering

eigene Kenntnisse sind zugering schlechte eigene Erfahrungen NFP ist wissenschaftlich nicht fundiert

Gynä-

Allgemein-

kologen

n-30

ätzte n- 43

(%)

(%)

3 80

49

6

5

17 7

9 2 19 14 7

kein Interesse halte nichtsvon NFP-Methoden keine Angaben

Tab. 7

20 7

5

Zuverlässigkeit derNFP-Methoden nachAnsicht der befragten Arzte Gynäkologen

Allgemeinärzte

n-203

n- 197

(%)

(%)

3

6

13 39

10 41

so sicher wie Coitus interruptus (Pearl-Indexbis 38)

31

32

keineAngaben

14

12

sosicher wie diePille (Pearl-Index' bis I )

sosicher wieSpirale (Pearl-Index bis 3) so sicher wie Kondomoder Diaphragma (Pearl·lndexbis4)

5. Wie häufig empfehlen Ärz te NFP-Methoden? Wie Tab elle 5 zeigt. werde n NFP-Methode n sowoh l von Gynäkolo gen als auch von Allgemeinmedizinern eher se lten als häufig empfohlen, wenn es um die Familienplanung geht. Immerhin empfehlen 19 'Yo der Gynäk ologen und 16 % der Allgemeiom ediziner NFPMethod en "häufig" in ihrer täglichen Pra xis. Es scheint aber im allgemeinen gege nüber diesen Methoden der Familienplanung eine stärkere Rese rvierung zu herrschen . Das führt zu der nächsten Frage: 6. Welches sind die Gründe , im Rahme n der Kontrazep tionsberatunq NFP-Methode nnicht zu empfehle n?

1

Tab. 6 Gründe fürdieNicht-EmptehlungvonNfP·Methoden (Mehrfachnennungen warenerlaubt) Gründe

Informationsquell e über NPPge nannt worden sind: Bei den befragten Ärzten hat es sich ausnahmslos um nieder gelassene Ärzte gehandelt. die also nach dem anstrenge nden Praxisa lltag abends noch zu Fachbüchern oder -zeits chriften greifen. um sich weite rzubilden .

• Der Pearl-lndex wird als Maß für die Zuverlässigkeit von Methoden derKontrazeption benutzt: Angegeben wird die Zahl der ungewollten Schwangerschaften auf 100 Frauenjahre

Der weitaus am häufigsten ge nannte Grund war die ..zu ge ringe Zuverlässigkeit". Dieses bei Ärzten immer noch vorhandene Vorurteil stammt ohne Zwe ifel aus der Zeit, als NFP-Methode n und Knau s-Ogino-Met hoden das gleiche waren und tatsächlich eine außerordentlich hohe Versa gerquote hatt en . Es ist auch unter Ärzten viel zu we nig bekannt, daß die heute empfohlene n NFPMethod en. also Temp eraturmethode und sympto -thermale Methode . zu den zuverläss igste n Method en der Kontrazeption überhaupt gehöre n.

7. Für wie s icher halten Ärz te die heute empf ohlenen NFP-Methoden?

Wie aus Tabelle 7 zu entn ehmen ist, halten mehr als die Hälfte der befragten Ärzte. und zwa r sowohl Gynä kologen (55 %) als auch AJlgemeinär zte (57 'Yol. die heut e empfohlenen NFP-Methode n für so siche r wie Kondom oder Diaphragma oder noch sicherer. 16 % der Gynäkologen und ebe nfalls 16 % der Allgemeinär zte halt en die Zuverlässigkeit für so hoch wie bei Anwe ndung der Spirale oder noch sic herer. Tatsächlich e ntspricht in vie len neueren Statistiken die Zuverlässigkeit der Temperaturm ethod e und der sympto-thermalen Method e der Zuverlässigkeit der Intrauterinpessar e mit einem Pearl-Index von 1 - 3 (Roetz er; Döring; So cher: Frank und Haith: Abschlußberi cht der Arbeitsgruppe NFP im Kohlhamm er -Ve rlagt . 8. Wie hoch wird der Anteil der NFPAnw enderinnen in der eigenen Praxis ges chätzt? Bei den Zahlen der Tab elle 8 sind nicht so sehr die Anteile der NFP-Anwenderinnen in den einzelnen Prozen tgruppen interessant, sondern vielmehr die sowohl von Gynäkologen als auch von Allgemeinärzten vertretene Meinun g, da ß der Anteil der NFP-Anwe nde rinnen nach e ntsprechender Information e rhe blich ansteigen würde .

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46

Ärz te -Befragung über Kenntnisstand und Einst ellung zur natürlichen Familienplan ung

Gynäkologen

AlIgemeinärzte

(%)

(%)

51 31 9 4 1 5

weniger als5%

5 bisl0 % 11 bis 20% 21 b~5 0% mehr als 50 % keine Angaben

nach entsprechender Information Gynä· Allgemeinkologen ärzte (%) 1%)

10

30 28 24

4 1 12

7 2 9

48

25

Tab.9 DieMeinungender Ärzte über EignungfürdieBeratungüber NFP-Methoden (Mehrfachnennungen waren erlaubt)

1%)

Allgemeinärzte (%)

94 43 13 24 21 14 27 22 3

87 66 22 36 27 26 45 34 4

Gyna· kologen

Arzte Beratungsstellen Krankenschwestern Hebammen l ehrer Volkshochschule geprüfte NFP-Berater Selbsthilfegruppen keineAngaben

Tab. 10 Welche lntormato nscueuen wünschensichÄrzte?(Mehrfachnennungenwarenerlaubt) Gynäkologen

Allgemeinärzte

1%)

1%)

ich möchteregelmäßigüberwissenschaftliche Publikationen informiert werden

65

64

ich würdeanWeiterbildungsveranstaltungen teilnehmen

49

49

ichwäre bereit. NFP-Kenntnisse auf verschiedenen Ebenenweiterzugeben

40

38

keineAngaben

13

12

9. Wie sehen di e Ärzte die Beratung über NH'-Met hode n außerhalb der Arzt praxen?

Auf d ie Frage: Würd en Sie Patien ten auch an gee ignete Beratungsstellen we iterverweisen ? antworteten 46 % der Gynä kologen und 79 % der Allgemein ärzte mit . Ja". Befr agt wurden alle 666 Ärzte. Auf d ie Frage, welche Person en oder Institutionen von Ärzten für eine NFP-Aufldä rung für gee ignet anges ehen werden , steht die Antwort ..Ärzte" weit an der Spitze . Darin spiegelt sich die - auch von den Autoren geteilte - Meinung, daß die Aufklärung über Familienpla nung in der Han d des . Arztes des Vert ra uens" gut aufgehoben ist. Zählt ma n die Angaben übe r Beratungsstellen und geprüfte NFP-Berate r zusammen, so ergibt sich ebenfa lls ein hoher Wert von 70 %. was die Eignung für die Beratung über NFP-Methoden a nbe langt .

47

Tab .8 Anteil der NFP·Anwenderinnen in der eigenen Praxisa)derzeit und b)vermuteter Anteil nach entsprechender Information

27 27 17 13 4

12

10. Die letzte Frage sol/te klären, auf welchem Wege Ä rzte in Zukunft über NH'Methode n inf ormi ert we rde n möchten Sowohl von Gynäkologen als auch von Allgemeinärzte n wird die Bereitschaft und der Wunsch signalisiert , sich in Zukunft auf dem Gebi et der NFP-Methode n weiterzubilden. und zwa r sowohl durch Informationen über wisse nsc haftliche Publikationen zum Thema als auch durch Teilnah me a n Fortb ildungsveranstaltun gen . Besprechung der Ergeb nisse Frauenärzte scheinen erwartungsgemäß die bevorzugten Gesprächspartner zu se in. wenn es um Fragen der Familienpla nung gehl. 93 'Yo der Gynäko logen führen "häufig" bis ..se hr häufig" in ihrer Praxis Gespräche darüber mit ihren Patientinnen, dagegen nur 32 % der AIIgeme inärzte. Nach Me inung der befragten Ärzte nehm en unter den vorwiege nd benutzten Methoden der Familienplan u ng die NFP-Methoden nach Pille, Spira le und Kondom den 4 . Platz ein. Während etwa 50 % der Ärzte annehmen. daß der Anteil der NFP-Anwe nde rinne n bei ihren Patientinnen unter 5 % liegt, schät zen 3 1 % bzw. 25 % den Anteil zwischen 5 und 10 %, und 15 % der Ärzte nehm en an. der Anteil läge über 10 %. Ein Vierte l der Ärzte ist soga r der Ansicht, bei bes serer Information und Aufkläru ng läge der Anteil ihrer Patient inn en, die NFP-Methode n a nwe nde n, zwisc hen 10 und 20 %. Diese Tendenz ist gut mit der Aussage verträglic h, da ß 19 % der Gynäkologen und 16 % der Allgemeinärzte die natürli che Famili en planung . hä ufig" empfehlen. Diese Zahlen stimm en gut mit den Erge bnissen der 1985 durchgeführten Meinungsumfrage zum Familienplanungsverhalten in der Bund esrepublik Deutschland übere in.

Unte r den NFP-Methode n ist bei Ärzten die Tempe ratur met hode mit Absta nd die bekannteste Meth ode. Daß die Kalend erm ethoden nach Ogino und Knaus noch einen ziemlich hohen Bekanntheitsgrad hab en , ist weniger bedenkli ch als daß diese höchst unzuverlässigen Kalendermethoden auch heute noch von 20 % der Gynäkologen und von 32 % der Allgem ein ärzte empfohlen werden. Für diejenigen Experten, die sich in den Publikatio nen über Wirksam keit und Versagerquote der verschiedenen kontrazeptiven Methoden auskennen, ist es unverständ lich, wa rum im Ja hre 1988 Kalender met hoden, also die Methoden nach Ogino oder Knaus, sowohl von Gynä kologen als auch von Allgeme inärzten häufiger ornp-

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zur Zeit

Gebllrtsh. ll. Frall enheilk. 50 (1990)

Geburtsh . u. Frauenheilk. 50 (990)

fohlen we rden als die sympto-the rrnale Method e, die bezü glich ihrer Gebra uchss iche rhe it mit der Spira le zu vergleiche n ist. Die Unzuve rläss igkeit der Kalendermethode vera nlaßte 1963 auf einem internationalen Kongre ß in Pari s de n ber ühmten fra nz ösischen Gynäkologen Palmer zu folgend er Stellungna hme : "La rnethode originelle d'Ogino et Knau s a probablem ent favorisee la venue au monde de plus d' enfa nts Indesire qu'elle n'en a cmpöchö, et sa n discredit est a peu pr es gen öral." Dem ist nichts hin zuzufügen . Auch die Billingssche Methode hat nach große n Statistiken Uohnston, Ball u. a .) eine fast ebenso hohe Versagerquote. Dem gegenüber gehört die sympto-the rrnale Methode zu den verl äßlichsten Method en der Familienp lanun g. Es ersc he int möglich, daß ein Teil der befragten Ärzte sich über den Untersc hied zwische n Zervixschleimmethode (SWings) und sympto-ther maler Methode nicht im klaren war, die ja auf eine r Kombination von Temp oraturmet hode und Schleimse lbstbeo bac htung beruht. Resümee Die im Rahm en dieser EMNID-Umfrage erhob en en Angab en verlangen dringend nach eine r Ve rbesserung der Information von Ärzte n über die modern en NFP-Methoden. Dabei mü ssen die imm er noch vorhandenen Voru rt eile ab gebaut we rden, die größte nteils noch aus der Zeit der Kalendermethoden na ch Ogino und Knaus sta mmen, deren Unz uverläss igkeit ja sprichwört lich ist. Weiter müssen die Kenn tnisse übe r die heut e err eichb are hoh e Zuve rläss igkeit mit NFP-Methode n an Ärzte weiterver mittel werden. Die Vorte ile der NFP-Methode n mü ssen in Erinne ru ng gerufen werd en, wie z. B. die absolute Unsc hä dlichkeit, das Fehlen von Vorbere itungs ha ndlungen vor dem sexue llen Kontakt , die Reversibilität, das Fehlen von Nebenwirkunge n und von Ve rträg lichkeitspro blemen , die fehlende Beein tr ächtigun g der späte re n Fert ilität und da s Feh len von che mische n oder mech anischen Eingriffen in den Organi smu s. Diese Vorteile wiegen schwe r in eine r Zeit, in der Prob lem e mit Arzn eim ittel-Nebenwirkungen zuneh me nd in da s Bewußtsein der Bevölkerung treten. Auf de r a ndere n Seite muß betont we rde n, daß das Eingreifen in die Spontaneität des sexue llen Kontakt s als Nachte il empfunde n we rde n kan n. Aus dieser Umfrage läßt sich ein zune hmend es Interesse von Patienten und Ärzte n ablese n, sich mit NFP-Methoden zu beschäftigen . Dazu kommt, da ß sowo hl Gynä kologen als au ch Allgemeinä rzte ihr e Bereitscha ft erkenne n lassen , sich in Zukunft auf dem Gebiet der NFP-Methode n weiterzubild en . Es besteht ohne Zweifel ein Informationsd efizit bei Ärzten und bei Patienten.

G. Döring. S. Baur; P. Frank-Herrmann . G. Freundl. U. Sottong

d) Erstellen von Broschüren für Nichtmedizine r, auf d ie der Arzt interessierte Patient en hinw eisen kan n e) Bekanntmache n von Adresse n geeigneter Beratun gsste llen, auf die diejeni gen Ärzte, die zuwe nig Kenntn isse oder zuwenig Zeit für die Ber atu ng über NFP haben , Patient en hinw eisen können. Diese Aktivitäte n werden im Rahm en der 2. Phase des eingangs erwähnte n Forschungsprojektes "zur wisse nsc ha ftlichen Über prüfung und zur kontrollierten Vermittlung der natürlichen Methoden der Empfan gnisverhütung" in Angriffgenommen . Lite ratur Ar beitsgru ppe NFP: Natü rlich un d sicher. Ein Leitfade n. Ehren wirt h, München 1987 . Arbeitsgru ppe NFP: Natü rlich und sich er. Ar beits heft. Ehre nw irt h. Münc hen 1988. Arbeitsgr up pe NFP: Natü rliche Methode n de r Familienplan u ng. Sch riften re ihe des Bundesm inisterium s für Ju gend , Fa milie, Frau en un d Gesun d heit, Kohlha m mer, Stuttgart, Berli n , Köln 1988. Ball, M.: A pr osp ective field tria l av oid ing conception. Euro p. J . Obstet. Gynec. reprod . Biol. 6 (19 76), 63 . Döring . G. K.: Die Tem pe ra turmethode zu r Empfäng nisve r hüt u ng . Thiern e. Stuttgart 1. Aufl. 1954 , 10. Aufl. 1989. Döring, G. K.: Übe r die Zuverlässigke it der Temperaturmethode zu r Emp fän gnisver hütu ngDt. med . Wschr. 92 (196 7), 10 55. Döring , G. K., S. Baur, P. Fran k, G. Freundl, U. Sottong : Erge bn isse einer repräsentativen Umfrage zum Famili enplan ungsverh alten in de r Bundesr ep ublik Deu tschland 1985. Geburts h. Frau enhe ilk. 46 119861.892 . Fran k, P. , E. Rait h : Natürliche Familienplan ung. Physiologisch e Gru nd lage n, Methode nve rg leich. Wir ksa mkeit. Eine Ein führun g für Ärzte und Bera ter. Springe r, Berlin . Heid elber g 198 5. Freun dl, G., S. Bau er, P. Fra nk, G. Dönng: Dem ograp hie Study on th e Family Plann ing Beh aviour of the German Population : The Imp ort a nce of Natural Mctho ds . Intern at. J . Fer til. 1988. Sup pl. 54. Jo hnston , J . A. u. Mitarb: NFP Service and Methods in Australia. Intern at. Rev. Nat. Fa rn. Plann . 2 (l978), 328 , 3 (197 9), 20 . Hötzer, J .: Kinderzahl u nd Liebeseh e, Herd er, Wien 1. Auflage 196 5. Hötzer, J. : Erwe iter te Basaltemper aturmessung und Em pfä ngn isregelung. Arch . Gynäk. 201 (19 68), 195 .

Prof Dr. G. K. Döring Seele ite 9. 80 31 Seefeld 2

Professor Dr. G. Freundl Fraue nklinik Krankenhau s Benrath Urden bac he r Allee 8 3, 4000 Düsseldorf 13

Oberarz t 1Jr. S. Bau r

Wie sollte n die Aktivitä ten zu einer besseren Verbreitung von Kenntn issen über mod erne Meth oden der NFP auss ehen? Es erschein t sinn voll, me hr ere Informationsangebote zu machen : a) Vorlesungen für Medi zinstud ent en über NFP b) Fortbildungsveranstal tun gen für Ärzte über NFP auf versc hiede ne n Ebe nen c) Erste llen von geeignete n Broschüren über NFP für den Arzt

I. Unive rs itäts-Fra uenklinik

Maistr aß e 11. 8000 Münc he n 2

Dr. Petra Frank-Herrmann Fra ue n klinik Kra nken ha us Benrath Urde nbac he r Allee 83 , 4000 Düsseldorf1 3

1Jr. UrsulaSottong Arbeitsgruppe NFP Kaiserst ra ße 16 3, 5300 Bon n 1

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[Results of a physician survey on the status of knowledge and attitude to natural family planning in West Germany 1988].

Based on a questionnaire, reporters of the EMNID Poll Institute interviewed 229 general practitioners and 237 practising gynaecologists by telephone. ...
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