Fallbericht - Case Report 199
Retroperitoneale Gefäßverletzungen bei lumbaler Bandscheibenoperation: Bericht über zwe i Fälle mit besonderem Verla uf U. Neubauer Neuroch lru rgts che Klinik der Univer sität Erlangen- Nürnberg( Dir.: Prof. Dr. R. Fahlbuschl
Einle itu ng
Berichtet wird übe r zwe i Fäll e von retroperitonealen Gefäßve rletzungen bei lum balen Bandsc he ibenoperati on en . Die Entste hu ng de r Verle tzung un d die initiai e Symptomat ik ents prec he n den in der Literatur gesc hilde rte n Erfahrungen . Im we ite re n zeigten die Ver läu fe ab er mehrere Besonderheiten . Im Fa lle einer Aa r tenverletz ung trat postoperati v zunächst eine ne uro logisch e Versc hlechte r ung mit Parapl egie a uf und erst zwei Stunden s pä ter entwickelte sich eine Schoc ksy mp toma-
Retroperiton eale Gefäßve rletz unge n geh ören zu den schwerwiege nds te n Komplikationen lumbal er Band scheib enoper ati on en . Die Häufi gkeit ist zwa r mit etwa 1 % na ch den Anga be n der Literatur und eigene n Erfahr un gen gering , abe r die Let alität ist mit ca. 50% se hr ho ch . Klinisch es Zeiche n der Komplikation ist der meist sofort nach Setze n der Verl etzung eintrete nde Volume n ma nge lschock. Nur so fortiges Eing re ifen mit Versorgung der Gefä ßve rletzung und Volume ns ubstitution kann in diesen Fä llen das Leb en der Patie nten rett en .
tik. Im zweiten Fall handelte es sich um eine arte rielle Verletz ung, die wegen Spontanverschluß des verletzten Gefäß es (A. lumbalis im a) kein er op erativen Versorg ung bedurfte.
Wir berichten üb er zwe i Fä lle von arteri ellen retrop eritonealen Gefäß verl et zungen . de re n Verlä ufe entgegen de n so nstige n Erfah ru nge n mehrere Besonderheit en a ufweise n.
Retrop eritoneal vascular lesions in lu m bar vertebral disc surgery: Re po rt
Patienten un d Klinik
on .wo cases . ha t took a special course The author reports on two cases of retr operiton eal vascula r lesions durin g lumbar verte bra l disc surgery. Th e ca usative origin of the lesion a nd the initia l signs and sym ptoms ag ree wit h th e expe riences describe d in the literature. However, th e fur th er course of these speeific lesions difTered to so me exte ut from wha t had been expec te d. In the case w he re the ao rta had bee n injured, the re was at first a neuro logical deteriora tion ass oeiated w ith paraplegia : a pattern of shock deveioped after tw o hours on ly. The seco nd case was an a rte rial lesion tha t did no t require surge ry du e to s po ntaneous occlusion of th e injured vessel (fifth lumbar a rte ry, or a. lumbalis ima). Key-Wo rds Lumbar disc surg ery - Vascular lesion Para plegia
Neuroc hirurgia 33 (199 0) 199 - 201 © Georg Thi eme Verla g Stuttga rt· New York
An der Neuroc hir urg ische n Klinik der Universität Eria ngen-N ürn be rg kam es in de n Jahren 1981- 88 be i insgesamt 21 32 lumbalen Bandscheib enoperationen zu zwei a rte riellen retroperitonealen Blutungen . Dies ents pricht eine r Häufi gkeit von 0 ,9 %0.
Falll Im ersten Fall han delte es sich um eine 39jä hrige Patientin, bei der eine Bandschei benoperatio n in der Etage LW 3/4 rechts durchgeführt wurde . intr aoper ativ verm ißt der Operate ur bei der Ausrä umung des Nucleus pulposus den gewoh nten Widerstand des ventrale n Anulus fibrosus und kann mit der Faßzange nachBla kesly ohne jeglichen Kraftaufwan d ungewö hn lich tiefgreifen . Parallel dazu wird vom Anä sthesisten ein kurzzeitiger stä rkerer Blutdrucka bfall beobachtet, der sich allein durc h Volumenga be gut beherrschen läßt. Eine Blutu ng aus dem Zwischenwi rbelra um ist zu keiner Zeit erkennba r, obwohl aufgrund der klinische n Beobachtungen gezielt da nach gesucht wird . Die Operation wird norma l beendet. Unter der postoperativen Überwachung entwickelt die Patienti n bei stabilem Kreislauf zwei Stunden später eine Pa ra plegie. Wegen des noch stabilen Kreislaufs wird zunächst a n eine intr aspinale Komplikation geda cht und revidiert. Eine spina le Nachblutung findet sich jedoch nicht. Erst nach diesem zweiten Eingr iffentwickelt sich eine Schocksymptomatik. Bei der sofortigen Lap aratomie findet sich ein retroperiton eales Hämatom von ca . 2,51 und ein Einriß der Aorta unmittelbar an der Bifurkation. Nach gefäßchirurgi scher Versorgu ng erh olt sich die Patientin vollstä ndig und ohne Defizit.
Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.
Zusam me nfassung
Neurochirurgia 33 (1990j
U. Neubauer Ab b.l SpinaiesComputertomogramm: RetroperitonealesHämatom mediolateral links nach Bandscheibenoperation in Höhe LW4/ 5 links
Fall 2 Im zweite n Fall wurde eine 39jährige Patlentln an einem Bandsche ibenvorfall der Etage LW 4/ 5 links operiert. Auch hier kommt es intraoperativ bei der Kürettage des Nucleus pulposus zu eine m Blutdruckabfall, ohne daß der üperateur eine Perforation bemerkt hätte und ebe nfalls ohne Blutung aus dem Zwische nwirbelraum . Der Kreislauf läßt sich ohne Probleme durch Volumengabe sta bilisieren . Ein postoperatives CTzeigt eine umse hrte bene retro per itoneale Einblutung (Abb. 1). Eine Angiographie zeigt einen Abbruch der A. lumbalis ima links , ein Extravasat kommt nicht zur Darstellung. Eine Operation ist nicht erforderlich. Währen d der weiteren Beobachtungszeit treten keine zusätzlichen Komplikationen auf.
Diskuss ion
Cloward ( 952) durch Diskographie einen ventralen lumb alen Ban dscheibenvorfall nachweisen . Sc hmi dt und Pöll (1978) fand en bei der Diskogra phie von 200 Bandscheib en in 11 %ihrer Fälle ventrale Defekte des Anulus fibrosus . Grumme (1971 ) wies auf die Gefahr derfalsehen Lagerung hin . Dabei werde n durch Erhöhung des intraabdominalen Druckes die retroperitonealen Gefäß e gege n die Wirbelsä ule und den ventralen Banda ppa rat gepreßt und können einem ventral perforierenden Instrument nicht meh r ausweichen. Wichtig erscheint uns die Zusamme narbe it mit dem Anästhes isten, der die Komplikation am initial auftrete nden Blutdru ckab fall bemerk en sollte . Fürd en Ope-
Linton und White (1945 ) berichteten ers tmals über eine retrop eritoneale Gefäßverletzung bei lumb aler Bandsc he ibenoperation. Erste größe re Serien wurden von Harbison (19 54) mit 31 Fällen. von DeSaussure (959 ) mit 110 Fällen und von Grumme (1971) mit insgesamt 267 Fällen de r Litera tur veröffentlicht.
V. cavainferior Aorta
Prinzipiell können alle prävertebralen Strukturen verletzt we rden und entsprechende Berichte in de r Literatur liegen vor 6. 8. 9. 10. 14. 15.1 8. 19). In der Etage LW 3/4 sind die Vena cava und die Aort a. in den Etage n LW 4 / 5 und LW 5/5 1 vor allem die Vasa i1 iaca commun es und die Arteria sacra lis mediana mit ihren Ästen gefährdet (Abb. 2). ü
,
r1tt.ft',*=t- --
A. sacralis mediana A. iliaca communis V. iliaca communis
A.lumbalislma
Birke /and (1969) zeigte. daß die arteriellen Verletzungen in über 50% der Fälle die A. i1iaca communis links betrafen , wä hrend bei den venösen Verletzungen vor allem die Vena cava betroffen wa r. Die Mortalität retroperitonea ler Gefäßve rletzunge n bei lumbaler Bandsche ibenoper ation ist hoch und hän gt von der Größe des verletzten Gefäß es ab. Birkeland fan d die höchste Mortalit ät bei Verletzungen der Vena cava mit 83 % und de r Aorta mit 78 % (Tab . 1). Betr acht et man die hier geschilderten Fälle nun re trospektiv so fallt auf. daß beide Male die Verletzung ohne Kraftaufw and gese tzt wurd e. Eine Perforation des Anulu s fibrosus und des Ligamentum longitudinale anterius hat bei der Operation selbst gar nicht stattge funde n. sond ern war zum Zeitpunkt der Operation schon vorhande n. Solche ventralen Defekte im Anulus fibro su s gelten dah er als wichtigster pr ädi sp onier ender Fakt or 0 1. 12. 20). Erst ma ls konnt e
Abb. 2 Schematische Darstellungder retroperitonea lenGefäße inBeziehung zur Wirbelsäule
Tab.l
Morta lität retroperitonealer GefäBverletzungen (Birkefand 1969)
Vena cava int, Aorta A. iliaca comm. V. iliaca comm. arterie-ven öseFistel
83% 78% 42% 40%
10%
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200
Neu roch iru rg ia 33 (1 990)
Retrop eritoneal e Gejäßverlet zu ng en bei lumbaler Bandscheiben opera tion
Literatur I
2
l
Die hier dargest ellten Fälle bieten in zwe ierlei Hinsicht Besond er heiten. Im Fa ll der Aorte nverletzu ng trat als erstes Zeiche n der Komp likati on eine Paraplegie au f un d erst Stunden späte r der blutungsbedingte Schock. wobei die ne urologische Verschlechterung unseres Erachtens als Isch ämiefolge interpretiert werden kann. Dab ei kommt es du rch die mechani sche Wirkun g des großen retroperi ton ealen Hämatoms zur Behinderung des Blutflusses in den Spina larterien mit Ischämie und neurologischem Defizit. das im beschriebenen Fall voll reversibel war .
4
5 6
11 'l
Im zweiten Fall handelte es sich um eine arterielle Verletz ung , die dennoch keiner operativen Revision bedu rfte. da sich da s verletzte relativ kleink alibri ge Gefäß spontan versc hlosse n hatte. In der Liter atur wurde bislan g noch kein entsprechender Fall beobachtet. Lediglich Grumme (197 1) berichtete über zwei retroperiton eale Blutun gen . die nicht operi ert werden mußten . Er stufte diese Blutungen a ber als venös ein.
10 11
12
13
14 15 18
19 20
21
Bcncroft. F. W . C Pitcher: Surgical Treatment of the Nervous System. L. B. Lippincott Co.. Philadelphia, 1946 , p. 384 Biedermann. H.: Gefäßverletzun gen bei Operat ion lumbaler Diskushernien . Zeitschr ift für Allgeme inmedizin 28 (1974) 1216-1220 Birkeland. l. ~v.. T. K. F. Tay for: Major vascular injuri es in lumbar disc surgery. J. Bone a nd Jo int Surgery 51 B (1969) 4-1 9 Cloward, R. B.: Anterior he rn iation ofa rupt ure d lumba r intervertebra l dlsc. Arch. Surg. 64 (1952) 457- 463 DeSaus sure, R. L. : Vascular Inju ry Coincident to Disc Surgery . J . of Neurosurgery 16 (1959) 222 Polconer. M. 11. et al.: Surgery of Lumbar Intervert ebr al disc Protru sion. British Journ a l ofS urgery 35 (1948) 225 Grumme , Th.. B. Bingas: Retr operitoneal e Komplikatione n bei Operatione n an lumbalen Ba ndscheiben. Acta Neurochiru rgica 25 11 971179 -9 7 Herbison. S. P.: Major Vascula r Complications in Disc Surger y. Annals ofS urgery 140 (1954 ) 342-8 Hohf, R. P.: Arterial inj ur ies Occuring During Orthopaedic Opera tions. Orthopaed ics and Related Resea rch 28 (196 3) 21 Holscher. E. C : Vascular Complica ttons of Dies Surgery . J. of Bone and Joi nt Surg ery 30 A (1948) 968 Kozlowsk i. K.: Ante rior inte rverteb ra l disc hern iations in child re n. Aust. Rad iol. 23 (1979) 67- 71 Leaoens. M. E.. F. K. Bradford: Rupture d intervertebral disc. report of a case with a defect in the ante rio r ann ulus flbrosus. J. of Neurosurgery 10 (1953) 544-546 Linton. R. R., P. D. White: Arteriovenous Fistula Bctween th e Right Common Iliac Artery a nd the Inferior Vena Cava. Archives of'Surg ery 50 (194516 !'Ii'yga. W : Verletzung großer Gefäße bei lumb a len Ban dscheibenopera tionen. Z. Orthop. 111 (1973) 954- 957 Scherpereel. B. et al.: Complications vasculaires de la chirurgie des herni es discales lombaires. Neurochir urg ie 24 (1978) 399-40 1 Schmi dt. R. C . W Päll: Ventra le lumbale Bandscheibenvorfalle. Arch. Orthop. Traum at. Surg. 92 (1978) 59-62 Schuler, P.: Retrope rito nea l vascu la r injuri es. Z. Ort hop. 121 (2) (19831203- 5 Sibilly. A. et al.: Plaie de l'a rter e iliaque primitive gauehe a u cou rs de l'a blation d'une hern ie disca le L 5/5 1. Neurochirurgie, Pa ris 14 (19681155- 162 Solonen, K. 11. : Per foration ofthe ant erior a nnulus fibrosus du ring oper ation for prolap sed dtsc. Annales Chir urgtee et Gynae cologtae Fenntae 61 (1975) 385-387
U. Neubauer Neurochirurgische Klinik de r Universität Erlangen- Nürn ber g Schwa bac ha nlage 6 D-8520 Erlangen -Nürnberg
Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.
rateur ist sie fatalerweise meist nicht erkennba r, denn offen sichtli ch verschließt sich der Defekt im Faserring vent ilartig. so daß eine Blutung aus dem Band scheibenraum wie in bei den von uns geschildert en Fällen - nicht zu beobachten ist (2).
20 1
Retroperitoneale Gefäßverletzungen bei lumbaler Bandscheibenoperation: Bericht über zwe i Fälle mit besonderem Verla uf U. Neubauer Neuroch lru rgts che Klinik der Univer sität Erlangen- Nürnberg( Dir.: Prof. Dr. R. Fahlbuschl
Einle itu ng
Berichtet wird übe r zwe i Fäll e von retroperitonealen Gefäßve rletzungen bei lum balen Bandsc he ibenoperati on en . Die Entste hu ng de r Verle tzung un d die initiai e Symptomat ik ents prec he n den in der Literatur gesc hilde rte n Erfahrungen . Im we ite re n zeigten die Ver läu fe ab er mehrere Besonderheiten . Im Fa lle einer Aa r tenverletz ung trat postoperati v zunächst eine ne uro logisch e Versc hlechte r ung mit Parapl egie a uf und erst zwei Stunden s pä ter entwickelte sich eine Schoc ksy mp toma-
Retroperiton eale Gefäßve rletz unge n geh ören zu den schwerwiege nds te n Komplikationen lumbal er Band scheib enoper ati on en . Die Häufi gkeit ist zwa r mit etwa 1 % na ch den Anga be n der Literatur und eigene n Erfahr un gen gering , abe r die Let alität ist mit ca. 50% se hr ho ch . Klinisch es Zeiche n der Komplikation ist der meist sofort nach Setze n der Verl etzung eintrete nde Volume n ma nge lschock. Nur so fortiges Eing re ifen mit Versorgung der Gefä ßve rletzung und Volume ns ubstitution kann in diesen Fä llen das Leb en der Patie nten rett en .
tik. Im zweiten Fall handelte es sich um eine arte rielle Verletz ung, die wegen Spontanverschluß des verletzten Gefäß es (A. lumbalis im a) kein er op erativen Versorg ung bedurfte.
Wir berichten üb er zwe i Fä lle von arteri ellen retrop eritonealen Gefäß verl et zungen . de re n Verlä ufe entgegen de n so nstige n Erfah ru nge n mehrere Besonderheit en a ufweise n.
Retrop eritoneal vascular lesions in lu m bar vertebral disc surgery: Re po rt
Patienten un d Klinik
on .wo cases . ha t took a special course The author reports on two cases of retr operiton eal vascula r lesions durin g lumbar verte bra l disc surgery. Th e ca usative origin of the lesion a nd the initia l signs and sym ptoms ag ree wit h th e expe riences describe d in the literature. However, th e fur th er course of these speeific lesions difTered to so me exte ut from wha t had been expec te d. In the case w he re the ao rta had bee n injured, the re was at first a neuro logical deteriora tion ass oeiated w ith paraplegia : a pattern of shock deveioped after tw o hours on ly. The seco nd case was an a rte rial lesion tha t did no t require surge ry du e to s po ntaneous occlusion of th e injured vessel (fifth lumbar a rte ry, or a. lumbalis ima). Key-Wo rds Lumbar disc surg ery - Vascular lesion Para plegia
Neuroc hirurgia 33 (199 0) 199 - 201 © Georg Thi eme Verla g Stuttga rt· New York
An der Neuroc hir urg ische n Klinik der Universität Eria ngen-N ürn be rg kam es in de n Jahren 1981- 88 be i insgesamt 21 32 lumbalen Bandscheib enoperationen zu zwei a rte riellen retroperitonealen Blutungen . Dies ents pricht eine r Häufi gkeit von 0 ,9 %0.
Falll Im ersten Fall han delte es sich um eine 39jä hrige Patientin, bei der eine Bandschei benoperatio n in der Etage LW 3/4 rechts durchgeführt wurde . intr aoper ativ verm ißt der Operate ur bei der Ausrä umung des Nucleus pulposus den gewoh nten Widerstand des ventrale n Anulus fibrosus und kann mit der Faßzange nachBla kesly ohne jeglichen Kraftaufwan d ungewö hn lich tiefgreifen . Parallel dazu wird vom Anä sthesisten ein kurzzeitiger stä rkerer Blutdrucka bfall beobachtet, der sich allein durc h Volumenga be gut beherrschen läßt. Eine Blutu ng aus dem Zwischenwi rbelra um ist zu keiner Zeit erkennba r, obwohl aufgrund der klinische n Beobachtungen gezielt da nach gesucht wird . Die Operation wird norma l beendet. Unter der postoperativen Überwachung entwickelt die Patienti n bei stabilem Kreislauf zwei Stunden später eine Pa ra plegie. Wegen des noch stabilen Kreislaufs wird zunächst a n eine intr aspinale Komplikation geda cht und revidiert. Eine spina le Nachblutung findet sich jedoch nicht. Erst nach diesem zweiten Eingr iffentwickelt sich eine Schocksymptomatik. Bei der sofortigen Lap aratomie findet sich ein retroperiton eales Hämatom von ca . 2,51 und ein Einriß der Aorta unmittelbar an der Bifurkation. Nach gefäßchirurgi scher Versorgu ng erh olt sich die Patientin vollstä ndig und ohne Defizit.
Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.
Zusam me nfassung
Neurochirurgia 33 (1990j
U. Neubauer Ab b.l SpinaiesComputertomogramm: RetroperitonealesHämatom mediolateral links nach Bandscheibenoperation in Höhe LW4/ 5 links
Fall 2 Im zweite n Fall wurde eine 39jährige Patlentln an einem Bandsche ibenvorfall der Etage LW 4/ 5 links operiert. Auch hier kommt es intraoperativ bei der Kürettage des Nucleus pulposus zu eine m Blutdruckabfall, ohne daß der üperateur eine Perforation bemerkt hätte und ebe nfalls ohne Blutung aus dem Zwische nwirbelraum . Der Kreislauf läßt sich ohne Probleme durch Volumengabe sta bilisieren . Ein postoperatives CTzeigt eine umse hrte bene retro per itoneale Einblutung (Abb. 1). Eine Angiographie zeigt einen Abbruch der A. lumbalis ima links , ein Extravasat kommt nicht zur Darstellung. Eine Operation ist nicht erforderlich. Währen d der weiteren Beobachtungszeit treten keine zusätzlichen Komplikationen auf.
Diskuss ion
Cloward ( 952) durch Diskographie einen ventralen lumb alen Ban dscheibenvorfall nachweisen . Sc hmi dt und Pöll (1978) fand en bei der Diskogra phie von 200 Bandscheib en in 11 %ihrer Fälle ventrale Defekte des Anulus fibrosus . Grumme (1971 ) wies auf die Gefahr derfalsehen Lagerung hin . Dabei werde n durch Erhöhung des intraabdominalen Druckes die retroperitonealen Gefäß e gege n die Wirbelsä ule und den ventralen Banda ppa rat gepreßt und können einem ventral perforierenden Instrument nicht meh r ausweichen. Wichtig erscheint uns die Zusamme narbe it mit dem Anästhes isten, der die Komplikation am initial auftrete nden Blutdru ckab fall bemerk en sollte . Fürd en Ope-
Linton und White (1945 ) berichteten ers tmals über eine retrop eritoneale Gefäßverletzung bei lumb aler Bandsc he ibenoperation. Erste größe re Serien wurden von Harbison (19 54) mit 31 Fällen. von DeSaussure (959 ) mit 110 Fällen und von Grumme (1971) mit insgesamt 267 Fällen de r Litera tur veröffentlicht.
V. cavainferior Aorta
Prinzipiell können alle prävertebralen Strukturen verletzt we rden und entsprechende Berichte in de r Literatur liegen vor 6. 8. 9. 10. 14. 15.1 8. 19). In der Etage LW 3/4 sind die Vena cava und die Aort a. in den Etage n LW 4 / 5 und LW 5/5 1 vor allem die Vasa i1 iaca commun es und die Arteria sacra lis mediana mit ihren Ästen gefährdet (Abb. 2). ü
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A. sacralis mediana A. iliaca communis V. iliaca communis
A.lumbalislma
Birke /and (1969) zeigte. daß die arteriellen Verletzungen in über 50% der Fälle die A. i1iaca communis links betrafen , wä hrend bei den venösen Verletzungen vor allem die Vena cava betroffen wa r. Die Mortalität retroperitonea ler Gefäßve rletzunge n bei lumbaler Bandsche ibenoper ation ist hoch und hän gt von der Größe des verletzten Gefäß es ab. Birkeland fan d die höchste Mortalit ät bei Verletzungen der Vena cava mit 83 % und de r Aorta mit 78 % (Tab . 1). Betr acht et man die hier geschilderten Fälle nun re trospektiv so fallt auf. daß beide Male die Verletzung ohne Kraftaufw and gese tzt wurd e. Eine Perforation des Anulu s fibrosus und des Ligamentum longitudinale anterius hat bei der Operation selbst gar nicht stattge funde n. sond ern war zum Zeitpunkt der Operation schon vorhande n. Solche ventralen Defekte im Anulus fibro su s gelten dah er als wichtigster pr ädi sp onier ender Fakt or 0 1. 12. 20). Erst ma ls konnt e
Abb. 2 Schematische Darstellungder retroperitonea lenGefäße inBeziehung zur Wirbelsäule
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Morta lität retroperitonealer GefäBverletzungen (Birkefand 1969)
Vena cava int, Aorta A. iliaca comm. V. iliaca comm. arterie-ven öseFistel
83% 78% 42% 40%
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Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.
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Neu roch iru rg ia 33 (1 990)
Retrop eritoneal e Gejäßverlet zu ng en bei lumbaler Bandscheiben opera tion
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Die hier dargest ellten Fälle bieten in zwe ierlei Hinsicht Besond er heiten. Im Fa ll der Aorte nverletzu ng trat als erstes Zeiche n der Komp likati on eine Paraplegie au f un d erst Stunden späte r der blutungsbedingte Schock. wobei die ne urologische Verschlechterung unseres Erachtens als Isch ämiefolge interpretiert werden kann. Dab ei kommt es du rch die mechani sche Wirkun g des großen retroperi ton ealen Hämatoms zur Behinderung des Blutflusses in den Spina larterien mit Ischämie und neurologischem Defizit. das im beschriebenen Fall voll reversibel war .
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Im zweiten Fall handelte es sich um eine arterielle Verletz ung , die dennoch keiner operativen Revision bedu rfte. da sich da s verletzte relativ kleink alibri ge Gefäß spontan versc hlosse n hatte. In der Liter atur wurde bislan g noch kein entsprechender Fall beobachtet. Lediglich Grumme (197 1) berichtete über zwei retroperiton eale Blutun gen . die nicht operi ert werden mußten . Er stufte diese Blutungen a ber als venös ein.
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Bcncroft. F. W . C Pitcher: Surgical Treatment of the Nervous System. L. B. Lippincott Co.. Philadelphia, 1946 , p. 384 Biedermann. H.: Gefäßverletzun gen bei Operat ion lumbaler Diskushernien . Zeitschr ift für Allgeme inmedizin 28 (1974) 1216-1220 Birkeland. l. ~v.. T. K. F. Tay for: Major vascular injuri es in lumbar disc surgery. J. Bone a nd Jo int Surgery 51 B (1969) 4-1 9 Cloward, R. B.: Anterior he rn iation ofa rupt ure d lumba r intervertebra l dlsc. Arch. Surg. 64 (1952) 457- 463 DeSaus sure, R. L. : Vascular Inju ry Coincident to Disc Surgery . J . of Neurosurgery 16 (1959) 222 Polconer. M. 11. et al.: Surgery of Lumbar Intervert ebr al disc Protru sion. British Journ a l ofS urgery 35 (1948) 225 Grumme , Th.. B. Bingas: Retr operitoneal e Komplikatione n bei Operatione n an lumbalen Ba ndscheiben. Acta Neurochiru rgica 25 11 971179 -9 7 Herbison. S. P.: Major Vascula r Complications in Disc Surger y. Annals ofS urgery 140 (1954 ) 342-8 Hohf, R. P.: Arterial inj ur ies Occuring During Orthopaedic Opera tions. Orthopaed ics and Related Resea rch 28 (196 3) 21 Holscher. E. C : Vascular Complica ttons of Dies Surgery . J. of Bone and Joi nt Surg ery 30 A (1948) 968 Kozlowsk i. K.: Ante rior inte rverteb ra l disc hern iations in child re n. Aust. Rad iol. 23 (1979) 67- 71 Leaoens. M. E.. F. K. Bradford: Rupture d intervertebral disc. report of a case with a defect in the ante rio r ann ulus flbrosus. J. of Neurosurgery 10 (1953) 544-546 Linton. R. R., P. D. White: Arteriovenous Fistula Bctween th e Right Common Iliac Artery a nd the Inferior Vena Cava. Archives of'Surg ery 50 (194516 !'Ii'yga. W : Verletzung großer Gefäße bei lumb a len Ban dscheibenopera tionen. Z. Orthop. 111 (1973) 954- 957 Scherpereel. B. et al.: Complications vasculaires de la chirurgie des herni es discales lombaires. Neurochir urg ie 24 (1978) 399-40 1 Schmi dt. R. C . W Päll: Ventra le lumbale Bandscheibenvorfalle. Arch. Orthop. Traum at. Surg. 92 (1978) 59-62 Schuler, P.: Retrope rito nea l vascu la r injuri es. Z. Ort hop. 121 (2) (19831203- 5 Sibilly. A. et al.: Plaie de l'a rter e iliaque primitive gauehe a u cou rs de l'a blation d'une hern ie disca le L 5/5 1. Neurochirurgie, Pa ris 14 (19681155- 162 Solonen, K. 11. : Per foration ofthe ant erior a nnulus fibrosus du ring oper ation for prolap sed dtsc. Annales Chir urgtee et Gynae cologtae Fenntae 61 (1975) 385-387
U. Neubauer Neurochirurgische Klinik de r Universität Erlangen- Nürn ber g Schwa bac ha nlage 6 D-8520 Erlangen -Nürnberg
Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.
rateur ist sie fatalerweise meist nicht erkennba r, denn offen sichtli ch verschließt sich der Defekt im Faserring vent ilartig. so daß eine Blutung aus dem Band scheibenraum wie in bei den von uns geschildert en Fällen - nicht zu beobachten ist (2).
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