Aktuelle Diagnostik
Karobath: Die Kratzauskultation der Leber
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Redaktion: Prof. Dr. H. Hornbostel, Hamburg Prof. Dr. W. Kaufmann, Köln Prof. Dr. W. Siegenthaler, Zürich
Dtsch. med. Wschr. 101 (1976), 207-208 @ Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Die Kratzauskultation der Leber
H. Karobath Il. Medizinische Abteilung (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. R. Wenger) der Krankenanstalt Rudolfstifeung der Stadt Wien
Die Kratzauskultation der Leber ist eine Methode, den kaudalen Rand dieses Organes zu lokalisieren. Es liegt die Überlegung zugrunde, daß Kratzgeräusche durch das solide, nicht lufthaltige Organ Leber besser fortgeleitet werden als durch benachbarte, lufthaltige Organe wie Lunge oder Darm. Zwei Varianten der Methode sind gebräuchlich:
1. Der Untersucher setzt das Stethoskop kaudal vom Schwertfortsatz auf den Oberbauch über die Leber und kratzt wiederholt über die rechte Mediokiavikularlinie, beginnt im Thoraxbereich, und wiederholt den Vorgang
nach kaudal fortschreitend. Nach Überschreiten des kaudalen Randes der Leber wird das Kratzgeräusch leiser oder unhörbar.
2. Der Untersucher setzt das Stethoskop auf das untere Ende des Sternums und kratzt entlang der Mediokiavikularlinie rechts von kranial nach kaudal. Beim Überschreiten des kaudalen Leberrandes ändert sich der Schalleindruck. Einige Befunde lassen Kritik an der Verläßlichkeit der
Methode entstehen. So ist es möglich, an der Leiche vor und nach Entfernung der Leber (Paramedianschnitt im
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Nr. 6, 6. Februar 1976, 101. Jg.
Kaltenbach: Konservative Therapie der koronaren Herzkrankheit
linken Mittelbauch, Entnahme der Leber, chirurgische Vernähung des Abdomens) die Kratzgeräusche unverändert zu hören oder zu registrieren. Darüber hinaus wird die Fortleitung von Kratzgeräuschen durch die Kratzrichtung beeinflußt. Kratzt man mit dem Finger vom Stethoskop weg, wird also die Haut als Membran gespannt, so hört man die Kratzgeräusche lauter. Kratzt man in entgegengesetzter Richtung, so wird die Haut entspannt, und man hört die Kratzgeräusche leise oder nicht. Auch am Rücken kann man Kratzgeräusche je
Deutsche Medizinische Wochenschrift
Zumeist sind unterer Leberrand und Rippenbogen
in der rechten Medioklavikularlinie an der gleichen Stelle, über dem Brustkorb wird die Haut mehr gespannt als über dem weichen Abdomen. Daraus ergibt sich, daß die Grenze der »Membranwirkung« mit der Lebergrenze nach unten übereinstimmt.
Eine stark vergrößerte Leber spannt ihrerseits die Haut stärker als andere abdominelle Organe.
nach der Richtung der Fingerbewegung besser oder
Literatur
schlechter hören, unabhängig von der Struktur der darunter liegenden Organe. Die Kratzgeräusche scheinen also vorwiegend von der Hautspannung beeinflußt zu
Holldack, K.: Lehrbuch der Auskultatiou und Perkussion. 7. Aufl. (Thieme: Stuttgart 1970).
Untersuchungsmethode. Leber-MagenDarm 4 (1974), 352. Karobath, H., W. Buchstaller: Physikalische Krankenuneersuchung. 2. Aufl. (Witzstrock: Baden-Baden 1974). Kukowka, A.: Spezielle Palpationsmethoden im Bereich des Abdomens. Z. Allgemeinmed. 48 (1972), 1645.
werden.
Karobath, H., M. Redtenbadier: Kratzauskultation der Leber: Wert als
Obwohl die Methode kritisiert wird, ist sie wahrscheinlich auf Grund folgender Gegebenheiten weit verbreitet:
Dr. H. Karobath II. Medizinische Abteilung der Krankenanstalt Rudolf stiftung A-1030 Wien, Boerhavegasse 13
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