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Sensibilisierung gegen Vorratsmilben bei der allergischen Rhinopathie C. Rasp

Zu sammenfassung

Sensitivity to Storage Mite in Allergic Rhinitis

Vorratsmilben sind in den letzten 15 Jahren

neben den bekannteren Hausstaubmilben zunehmend als Verursacher von Atemwegsallergien erkannt worden. Bisher wurden jeweils nur räumlich eng umgrenzte Populationen untersucht. In der vorgesteliten Studie wcrden retrospektiv Seren von 30 Patienten mit einer nachgewiesenen Allergic gegen Dermatophagoides pteronyssinus und einer RAST-Kiasse von 2 oder hdher auf spezifische IgE-Antikörper gegen Vorratsmilben untersucht. Die Untersuchung wurde in der EAST-Technik (MeijaDiagnostik) im doppelten Ansatz durchgefuhrt. Hierbei zeigen sich Sensibilisierungen von 7% gegen Acarus siro (d70), 17% gegen Lcpidoglyphus destructor (d71), 3 % gegen Tyrophagus putrescentiae (d72) und 13 % gegen Glycyphagus domesticus (d73). Damit ist im hcimischen

Krankengut, zumal bei Patienten mit perennialen Beschwerden, mit ciner relevanten Sensibilisierung gegen Vorratsmilben zu rechnen.

In the past IS years, storage mites became more common as an agent in allergic airway disease. Sensitization to storage mites has been reported in farmers and grain workers. There were some studies investigating local populations, especially in the north of Europe. The sensitization to storage mites in a rural population seems to be similar to the rate found for Dermatophagoidcs. The main diseases caused by storage mites

are allergic rhinitis and asthma. Although there is a cross-reactivity between Dermatophagoides pteronyssi-

nus and storage mites, most of the antigens were distinct from house dust mite antigens. In our study, we analysed sera obtained from patients with known house dust mite allergy. Patients with a RAST class 2, 3 or 4 for Dermatophagoides pteronyssinus were tested for specific IgE-antibodies against storage mites. The test was performed using the Melja EAST-technique. We obtained a sensibilization rate of 7% for Acarus siro (d70), 17% for Lepidoglyphus destructor (d71), 3% for Tyrophagus putrescentiac (d72) and 13% for Glycyphagus domesticus

(d73). According to our results we can conclude that storage mites are relevant allergens in allergic rhinitis, es-

pecially in the rural population in Bavaria. Therefore, routine testing in patients with perennial rhinitis is proposed.

Einleitung

Seit nunmehr 20 Jahren ist die Rolle von Milben als Verursacher von Atemwegsallergien bekannt. Die groI.te Rolle spiclen sicher die Milben der Spezies Dermatophagoides, die die hauptsachlichen Allergene im Hausstaub darstellen. Die ausgelosten Erkrankungen sind vornehmlich die perenniale Rhinitis und das exogen al-

lergische Asthma bronchiale. Andererseits konnte in den Ietzten Jahren in einer Reihe von Arbeiten gezeigt werden, da6 verschiedene weitere Allergene speziell in ländlichen Bereichen relevant scm können. So finden sich vor allem im

Getreidestaub neben den Allergenen aus dem Getreide selbst Pilzsporen sowie Milben, die sich von eben diesen Pilzsporen ernàhren. Diese Milben werden als Vorratsmil-

Laryngo-RhinoOtol. 70 (1991) 678—680 Georg Thieme Verlag Stuttgart• New York

ben bezejchnct. Auch im Hausstaub wcrden Vorratsmilbcn in ciner zum Teil den Hausstaubmijben àhnlichen Konzentration gefunden (13). Damit handelt es sich also nicht um

seltenes Allergen. Mehrere Untersuchungen (1—6, 9—il, 14—17) konnten vor allem pulmonale Sensibilisierungen bei der laTndlichen Bevolkerung nachweisen. Bei cincr groI angelcgten Untersuchung (9) zeigte sich bei nachgewiesener Vorratsmilbenallergie bei nicht atopischen Patienten die perenniale Rhinitis ungefàhr dreimal haufiger als das Asthma, bei Atopikern ungefãhr in der Verteilung 1: 1. Insgesamt wurde in einer ländlichen Population eine Hypcrsensitivitat gegen Vorratsmilben in 40 % der Fälle, cine manifeste Rhinokonjunktivitis in 26% und Asthma in l4% der Fãlle gefundcn. Die bekannten Studien zur Sensibilisierung gegen Vorratsmilbcn beschftigen sich alle mit em

Auszugswcisc vorgctragcn auf dcr 41. Tagung der MOnchener OtoRhino-Laiyrigologischcn Gesellschaft am 1. 12. 1990.

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Kiinik und Poliklinik für Ha1s-NaseijOhrenkraiike icr Ludwig-Maxirnilians-UniversitSt Münchcri (Direktor: Prof. Dr. C. Kastenbauci)

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Sensibilisierung gegen Vorratsmilben bei allergischer Rhino pathie

rãumlich eng begrenzten Untersuchungsgebieten mi skandi-

navischen, ang]o-amerikanischen und zum Teil subtropischen Raum. Ziel dieser Untersuchung war es nun, eine eventuelle Relevanz der Sensibilisierung gegen Vorratsmilben im heimischen Krankengut nachzuweisen.

Methoden

Diskussion Bei Warren (17) wird bei 100 Asthmatikern die Sensibilisierung gegen L. dest. in 12% und gegen A. sir.

in 4% gefunden. Revsbech fand eine Sensibilisierung in 19 % von 139 Arbeitern in Getreidelagern (14), im einzelnen 15% gegen A.sir., 15% gegen T.put. und 5% gegen L. dest. In einer anderen Arbeit (15) zeigten sich fast alle

iber aktuelle Sensihilisierungen zu erhalten. Zunàchst wurden die Seren von 30 Patienten rnit bekannter Allergie gegen Dermatophagoides pteronyssinus (D.pter.) und/oder Dermatophagoides farinae

(D. far.) untersucht. Eingeschlossen wurden nur Seren, die eine RAST-Kiasse von 2 oder mehr (Phadenzym-RAST, Pharmacia) gegen 1). pter. aufwiesen. Die Untersuchung wurde retrospektiv durchgeführt. Bei alien Patienten war das Ergebnis der Hauttestung (PrickTest) mit den bekannten reievanten Finzelalicrgcnen und Allergenmischungen, Gesamt-lgE-Spiegel und Multi-RAST SXI (Pharmacia) in Serum und Nasensekret bekannt. Ebenso wurdc bei jedern Patienten eine Rhinomanornetrie durchgefuhrt. Von alien Patienten lagen

auerdem die Ergebnisse von RAST-Untersuchungen für Dermatophagoides farinae und pteronyssinus vor. Die Seren wurden his zur lJntersuchung bei —192 C eingcfroren und bei —80 C gelagert. Die Untersuchung erfolgtc in dcr konventionellen PapierscheibenEAST-Technik (Meija-Diagnostik), untersucht wurden die Allergene d70—73, also Acarus siro (A. sir., d70), Lepidoglyphus destructor (L.dest., d71), Thyrophagus putrescentiae (T.put., d72) und Glycyphagus domesticus (G.dom., d73). Die Untersuchung crfolgtc in doppeltem Versuchsansatz, die Ergcbnisse wurden in RAST-Kiassen von 0—4 eingeteilt. Als hinweisend auf einc Allergic, nicht als Beweis

für eine manifeste Erkrankung, wurden RAST-Kiassen von 1 und mehr betrachtet.

Ergebnissc

Bei 30 Personen mit nachgewiesener Mubenallergic und einer RAST-Kiasse von 2 oder mehr gegen

D.pter. wurden RAST-Untersuchungen für die Milben D. far., A. sir., L. dest., I. put. und G. dom. durchgeführt. lnsgesamt wurden 150 RAST-Tests durchgefuhrt. Erwartungsgemaf zeigte sich eine hohe Sensibilisierungsrate von 93% gegen D.far. Em positiver IgE-Nachweis gegen A.sir. gelang in 7% der Fälle. Die haufigste Sensibilisierung war die gegen L. dest. in 17% der Untersuchten. Gegen G. dom. fanden sich spezifische IgE-Antikorper in 13 % Die geringste Sensibilisierungsrate fand sich gegen I. put. in 3 % der Patienten. Die Ergebnisse sind in Tab. 1 zusammengefa6t. Tab.1

Ergebnsse des spezfischen JgE-Nachweses für Vorratsmil ben bei 30 Milbenallergikern.

Sensibiisie-

Milbenspezies

rungsrate

Dermatophagoides pteronyssinus Dermatophagoides farinae

(d 1) 100°o (d 2) 93°/o

Acarus siro Lepidoglyphus destructor Tyrophagus putrescentiae Glycyphagus domesticus

(d70) (d71) (d72) (d73)

70/0

17°/o 3 To

13°/o

tersuchten Bauern eine Sensibilisierung im RAST von 11,6% gegen L.dest., 8,0% gegen G.dom., 6,8% gegen T.put. und 5,90/s gegen A.sir. In einer der unseren vetgleichbaren Studie (4) zeigte sich im Hauttest eine Sensibili-

sierung von 31 % gegen L. dest., 40 % gegen T. put. und 23 % gegen A. sir. Auch die weiteren Studien (2, 3, 11, 13, 16) zeigen je nach Ansatz vergleichbare Sensibulisierungsra-

ten. Die kutne Sensibilisierung gegen Vorratsmilben im Prick-Test liegt im untersuchten Krankengut bei 20 % alier Allergiker (eigene, unveröffentlicht). Die im Rahmen dieser

Untersuchung erhobenen Sensibilisierungsraten decken sich damit mit den Angaben anderer Studien. Somit ist eine relevante Sensibilisierung auch im süddeutschen Krankengut anzunehmen. Weitere, prospektive und grö6er angelegte Studien unter Einsch1uf von Jn-vivo-Testverfahren zu diescm Thema sind geplant.

Therapeutische Konsequenzen hinsichtlich von Immuntherapien sind ebenfalls in nkherer Zukunft zu erwarten. Die Allergene einzelner Vorratsmiiben sind bereits charakterisiert (12). Untersuehungen zur Kreuzreaktivität (1, 6) zwischen D. pter. und den Vorratsmilben zeigen eine gewissen Ubereinstimmung zwischen Allergenen der einzelnen Spezies, während die RAST-Inhibition in cincr anderen Studie (8) keinen Hinweis auf identische Allergene erbrachte. Die rasche F.ntwicklung der molekularbio-

logischen Techniken lä6t jedoch adaquate diagnostische und therapeutische Verfahren in den nãchsten Jahren erwarten. Absch1iefend kann die im Titel implizierte Frage vorbehaitlich mit ,,ja" beantwortet werden. Zusätzlich sind noch grö1ere prospektive Untersuchungen notwendig, urn exakte Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie zu geben. Die Durchfuhrung von Prick-Tests und gegeberienfalls spezifischer IgE-Bestimmung gegen Vorratsmilben bei perennialer Rhinitis ist damit zu empfehlen.

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Dic Untcrsuchung erfolgte vom Ansatz her retro-mehisensibilisierten Backer auch gegen Vorratsmilben senspektiv mit ciner relativ geringen FalIzahi, urn einen ersten Uherblick sibilisiert. In einer gro6en Studie (9) zeigte sich bei 440 un-

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G. Rasp Dr. med. Gerd Rasp Klinik ond Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenkranke det Ludwig-Maximilians-Universitiir MOn eh en

Klinikum Cro6hadern Marehioninistralle 15 8000 MUnch en 70

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[Sensitization against storage mites in allergic rhinopathy].

In the past 15 years, storage mites became more common as an agent in allergic airway disease. Sensitization to storage mites has been reported in far...
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