Experimentelle und theoretisehe Studien
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Zur Bedeutung der Hornhautdicke bel der Non-Contact-Tonometrie M. Graf
Univ.-Augenklinik Giel3en (Direktor: Prof. Dr. K. W. Jacobi)
Einleitung Bei vergleichenden Messungen an 25 Versuchspersonen (50 Augen) wurde im Druckbereich von
9 bis 17 mmHg eine Ubereinstimmung des Non-Con-
tact-Tonometers (Reichert NCT II) mit dem Goldmann-Tonometer gefunden, die den geltenden Zulassungskriterien für Tonometer genllgt. Deutliche Differenzen zwischen beiden Geräten kann eine von der Norm abweichende zentrale Hornhautdicke verursachen, denn die Non-Contact-Tonometrie wird durch Hornhautdickenunterschiede starker beeinflullt als die Goldmann-Applanationstonometrie. Ausgehend von einer Hornhautdicke von 0,51 mm wird für die NonContact-Tonometrie em
Betrag von I mmHg pro
0,01 mm Dickenunterschied geschatzt, um den das NCT bei dickerer Hornhaut zu hohe, bei dUnnerer Hornhaut zu niedrige Werte gegenuber dem tatsachlichen i. o. Druck anzeigt. Dieser Betrag andert sich mit individuell unterschiedlichen kornealen Gewebseigenschaften und gilt insbesondere nicht bei Vorliegen eines Hornhautodems. The Effect of Corneal Thickness on Non Contact Tonometry
In this study the Reichert non-contact tonometer (NCT II) was compared with the Goldmann applanation tonometer (GAT) in 25 subjects (50 eyes; pressure range 9—17 mmHg). The relationship NCT/ GAT fulfilled the conditions required for legal verification. Marked differences between the readings of both instruments can be caused by anomalous central cornea! thickness, because non-contact tonometry is influenced more than conventional applanation tonome-
try by the cornea! thickness. Starting from a central thickness of 0.51 mm, the NCT is assumed to underestimate the actual intraocular pressure in eyes with thinner and to overestimate it in eyes with thicker cornea by 1 mmHg per 0.01 mm difference of corneal thickness. This value changes with individual corneal tissue qualities and is not valid especially in presence of corneal edema.
Das Prinzip der Non-Contact-Tonometrie (Nd, Luftimpuistonometrie) 1st in der augenarztlichen Praxis weitgehend etabliert. Die einfache Handhabung und die Unabhangigkeit vom Untersucher haben wesentlich zu seiner Verbreitung beigetragen. Eine Voraussetzung für die Zulassung des NCT II der Fa. AD in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin war die enge Korrespondenz mit (lem Goldmann-Applanationstonometer (GAT) (Jessen und Hoffmann 1983, Leydhecker und Krehn 1983). Dies schlieBt nicht aus, dalI beide Methoderi in Einzelfällen erheblich differierende Resultate liefern konnen. Zum Teil wird die Ursache dafur den pulsatorischen Augeninnendruckschwankungen zugeschrieben, die aufgrund des ultrakurzen Meilvorgangs non-contact-tonometrisch nicht erkannt werden und so zu Fehl-
beurteilungen führen koiinten (Grolman 1972, Draeger und Mitarb. 1975). Als weitere potentielle EinfluBgrOBen wurden extreme Hornhautradien (Grolman 1972, Wittenberg 1974), die Lidstellung (Grolman 1972), die Tranenmenge (Grolmcin 1972, Wittenberg und Green 1976), der Untersuchungsabstand ( Witten berg 1974), die Bulbusrigidität und die Vorderkammertiefe (Clemens und Mitarb. 1988) untersucht. In einer eigenen Studie (Grafund Mitarb. 1990) konnte festgestellt werden, dalI der Differenzwert GAT-NCT in linearer Beziehung zur zentralen Horn-
hautdicke steht. Diese Beobachtung soilte in der vorliegenden Studie kontrolliert und der EinfluB der Hornhautdicke quantifiziert werden. Des weiteren wurde die Bulbusrigiditat als moglicherweise die Non-ContactTonometrie beeinflussender Faktor untersucht. Methodik 25
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augengesunde Probanden im Alter von 19
bis 55 Jahren wurden nach Aufteilung in 2 Gruppen (Gruppe A: 13 Probanden; Gruppe B: 12 Probanden) an jeweils 3 Tagen untersucht. Am 1. Termin wurden die zentrale Hornhautdicke und die Vorderkammertiefe mit einem Pachymeter nach Jaeger (Mitteiwert aus 3 Ablesungen) gemessen. In einer cross-over Anordflung, die gewahlt wurde, urn einen evtl. Einflufl der Applanationstonometrie auf die nachiolgende Non-Contact-Tonometrie erfassen zu konnen, erfolgten nach lominutigem Sitzen bei den Probanden der Gruppe A am rechten Auge beginnend wechsel-
seitig je 4 Einzelmessungen mit einem geeichten NCT der Fa.
Kiln. Mbl. Augenheilk. 199 (1991) 183—186
1991 F. Enke Verlag Stuttgart
AD. Anschliellend wurden nach Anasthesie und Fluoresceinfhrbung der Hornhaut (1 Tropfen Thilorbin®) in gleicher Position und Reihenfolge je 4 Messungen mit einem geeigneten GAT vorgenommen, von denen die 1. Ablesung verworfen wurde (Goldmann und Schmidt 1957, Krieglstein und Wailer 1975). Vor jeder Ablesung wurde die Tonometertrommel auf 5 mmHg eingestellt. In Gruppe B erfolgte die Applanationstonometrie vor der Luftimpuistonometrie. Am 2. Tag wurden dieselben Untersuchungen
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Zusammenfassung
K/in. Mb!. A ugenheilk. 199 (1991)
M. Grqf
Tab. 1 Versuchsanordnung
2.Tag
1.Tag Gruppe A Gruppe B
HH HH
VK VK
NCT
GAl
GAl NCI
HH HH
VK VK
GAl
NCT
NCT
GAl
3.Tag GAl GAl
Schibtz Schiötz
HH = Zentrale Hornhautdicke (Mittelwert aus 3 Einzelmessungen( VK = Zentrale Vorderkammertiefe )Mittelwert aus 3 Einzelmessungen) GAl = Goldmann-Applanationstonometrie (Mittelwert aus 3 Einzelmessungen( NCT = Non-Contact-lonometrie Mittelwert aus 4 Einzelmessunqen( Für die statistischen Berechnungen wurden die Werte des 1 lages von Gruppe A mit den Werten des 2. Tages von Gruppe B in einer neuen Gruppe, Gruppe I zusammengefaRt Die Werte des 1 Tages von Gruppe B und des 2. Tages von Gruppe A wurden zu Gruppe II zusammengefaRt.
Tab. 2
Gruppe I Gruppe II
an der Orenze des vorgegebenen Signifikanzniveaus (Tab. 2). In NCT
GAl
12,50
12,02±223
Oruppe II lag der mittlere Augeninnendruck applanatorisch bei 12,40 2,15 mmHg, non-contact-tonometrisch bei 11,68 2,87 mmHg. Der Unterschied ist signifikant (p=0,0055). Beim Vergleich der NCT-Werte von Oruppe I (Mitteiwert 12,50
12,40±2,15
2,99 mmHg) mit den GAT-Werten der Oruppe II (Mitteiwert
1 1,68
12,40 Augeninnendruck gemessen mit dem Goldmann-Applanationstonometer (GAl) und dem Non-Contact-Tonometer (NCT) in mmHG. Gruppe I: Messung zuerst mit dem NCT (Mitteiwert aus 4 Einzelmessungen), dann mit dem GAl (Mittelwert aus 3 Einzelmessungen). Gruppe H; Messung zuerst mit dem GAl (Mitteiwert aus 3 Einzelmessungen), dann mit dem NOT (Mittelwert aus 4 Einzelmessungen). Angegeben sind die Mittelwerte aller 25 Probanden. p