1308

Oster u. a.: Sitosterin bei familiärer Hyperlipoproteinamie Typ II

Deutsche Medizinische Wochenschrift

Dtsch. med. Wschr. 101 (1976), 1308-1311 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Eine randomisierte gekreuzte Doppelblindstudie P. Oster, G. Schlierf, C. C. Heuck, H. Greten, U. Gundert-Remy, W. Haase, G. Klose, A. Nothelfer, H. Raetzer, B. Schellenberg und H. Schmidt-Gayk Klinisches Institut für Herzinfarktforschung an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. G. Schettler)

Die Wirkung von f3-Sitosterin auf Lipid- und Lipoproteinspiegel wurde im gekreuzten randomisierten Doppelblindversuch bei 25 Patienten mit primärer familiärer Typ-II-Hyperlipoproteinämie über 16 Wochen untersucht. Alle Patienten beendeten die Studie, jedoch muten wegen Schwankungen im Körpergewicht oder unzuverlässiger Medikamenteneinnahme insgesamt zehn Patienten von der Auswertung ausgeschlossen werden. Sitosterin senkte den Gesamtcholesterinspiegel um 12,50/o (P < 0,01) von 9,96 mmol/1 (3,69 g/l) auf 8,37 mmol/l (3,23 gIl), den LDL-Cholesterinspiegel um 19,5°/o (P < 0,05). Die Sitosterinkonzentration im Plasma betrug immer weniger als 0,30/o des Gesamtcholesterins. Nebenwirkungen oder Tachyphylaxie traten im Verlauf der Studie nicht auf. Eine Normalisierung der erhöhten Serum-Cholesterinspiegel durch die Kombination von lipidsenkender Diät und Sitosterin-Monotherapie wurde nur bei einem Patienten erreicht. Sitosterin ist ein ubiquitär vorkommendes pflanzliches Sterin, ursprünglich aus dem Keimöl des Weizens (sitos), heute aus Pinien gewonnen. Seine Fähigkeit, den Cholesterinspiegel zu senken, ist seit 1951 in zahlreichen tierexperimentellen und klinischen Untersuchungen nachgewiesen worden (2, 3, 10, 27, 28), allerdings nie bei einer größeren Gruppe von Patienten mit familiärer Typ-ITHyperlipoproteinämie. Die Behandlungsdauer in diesen Studien war häufig sehr kurz, Einnahmekontrollen wurden nicht durchgeführt und die Lipoproteinveränderungen nicht analysiert. Daher haben wir mit einem hochgereinigten Sitosterinpräparat (Sitosterin Delalande) eine randomisierte gekreuzte Doppelblindstudie bei Patienten mit familiärer Typ-II-Hyperlipoproteinämie durchgeführt, die von Februar bis Juli 1975 dauerte.

Patienten und Methoden Patienten. An der Studie nahmen 25 ambulante Patienten der Lipidambulanz der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg teil. Die Diagnose der Typ-II-Hyperlipoproteinämie erfolgte nach den Kriterien von Fredrickson und Levy (11) aufgrund von erhöhten Werten für Gesamt- und LDL-Cholesterin (sslow density lipoprotein«, 13-Cholesterin). Bei 21 der 25 Patienten war das familiäre Vorkommen gesichert. 18 Patienten hatten ein Typ-ha-Muster, sieben hatten gleichzeitig erhöhte Triglyceride (Typ-lib-Muster, weitere -Daten in Tabelle 1). Alle Patienten waren auf eine choIesterinarme ( 1,5) Diät eingestellt. Der Gesamtfettgehalt der Kost lag bei 40 kcal 0/o.

Sitosterol in familial hyperlipoproteinaemia type Il

The effect of 13-sitosterol on the lipid and lipoprotein level was evaluated in a randomised double-blind cross-over trial in 25 patients with primary familial type Il hyperlipoproteinaemia over a period of 16 weeks. All patients completed the trial, however 10 of them had to be excluded from the evaluation due to fluctuations of their body weight or unreliable drug intake. Sitosterol lowered the total cholesterol level by 12.5°/o (P

Tab. 2. Ergebnis der Zuverlässigkeitskontrollen. Patienten mit Körpergewichtsschwankungen (KG) und »Nonuser schlossen Fall

1

Einnahmekontrolle zurück

2

+

Medikamente zurück Bromidanstieg über 100°/e

+

Bromidabfall nach Studie über 50°/o

3

4

5

6

7

8

+

+

+

+

+

10

11

+

+

+

9

+E*

12

13

+

+

+

+

+

+

+

+

14

15

16

+

+*

+

+

+

+ +

+

+ +

+

+

17

18

+

19

(Nu) wurden ausge-

20

21

+

+

+

+

+

+

22

+

Klassifikation

unregelmäßige Einnahme,

KG Nu **

mehr als 100 g

KG

Nu

Nu

KG

Nu

Nu

Nu

Nu

KG

23

24

25

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

Körpergewichtsschwankungen über 3 kg *

1309

11

KG

Nu

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Oster u. a.: Sitosterin bei familiärer Hyperlipoproteinämie Typ

Nr. 36, 3. September 1976, 101. Jg.

Oster u. a.: Sitosterin bei familiärer Hyperlipoproteinämie Typ Il

signifikant sein. Die im folgenden angegebenen Signifikanzschranken stützen sich somit auf die Ergebnisse zweier Prüf modelle. Cholesterin Ig/Il Emmol/li 6,0- 15,5

5,2-

Verum

Placebo

13,5

£

A

£

.

*

A

A

4,4-11,4

*

.

.

3,6- 9,3

2,8- 7,25 2,0

- 5,2L

4

6

>Iii 8

12

14

16

J

J!I!!

Ji

Wochen

I!

ll

E

III]

12

4

4

6

j

L

16 8

n = 15 d = 0,461 g/l

12,5%

P

[Sitosterol in familial hyperlipoproteinemia type II. A randomized double-blind cross-over study].

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