Streßfraktur des O s sacrum V012 B.

Güttner, J. Fre,ysc/trnicltund P. Hol7lrueg-M~jt7r.t

blarniriakarzinoinc iiit?lasLasiere~~ hniilig i n das Skclctt. es ist in bis zu GO'% der Fälle m i t Knochenrrietaslaseii / U rt~cliiieii(6). Sir prtisenticrcii sich meistens gcniischtiörrnig odcr ostcolytisch, sc~lleneraiicli rein osteoplastiscli. Aiihand des Iolgcnden Bcispicls soll gezeigt werden. da0 man drnnocli riictit iiiikritiscli voii eiiier Metastase nusgchcn solltc. wcnn insbesondere singuläre - Knocheiivt!r&ridrriiiigeii bei eiiier Pal.irnt.in niit bekanntcrn Mammakarzinom auitreten.

%iisaninirriliarig riiit dieser ,.Sporl.aiiai~iiieSr"wiirtlcn sziiiligraphischer und computertornographischer Ueiund einer Streßiraktur des 0s sacrurn .an typischer Stelle . zugeordnet. Irn weiteren \ ~ e r l a i i iwurclt. dic Patieritin beschwerdefrei. iiachtleiii sie aiif unser Anraten jegliche zusätzliche Aktivität. die den Kreuz-Darmbein-ßereich hätte belasten könncn. \~crmicdcnhatte. L)ic Kontrollsziritigrapliie 7 Moiiate nach dem ersien posiiiveii Reiiiiid war wieder normal. zeigte also eine komplette Rückbildung der ehernaligen Anrcictiorung rcchts i m Lliosakralgclcnksbcrcich. Damit b~stii.tigtsich die Diagnose rlcr Strcllfraktiir auch aus dem szintigraphischen Verlaiif.

Kasuistik

Diskussion Vorgestcllt wird eine 48jÄhrigc Paticntin. Hei ihr war irn Januar 1987 eiiie Mastektoiriic wegeii eines wenig dift'rrcnzicrtcn invasivcn duktalen Mammakarzinoms (Ta2iNlbbR~l~l) rlurcligefiihrt worden. Daran schloD sich eine ad]uvante Chernothcrapie nach dem CbIF-Sclieiria (6 Zykleii) aii. Die Kiiochensziiitigraphic zeigte erstmals 9 Monate nach der 01.' im Oktober 1987 eine Aktiviläisniehranreichcrung rcchts iliosakralgclcnksnah (Abb. 1)'wo die Patientiri aiicli seit einiger Zeit Bescliwerrleii hatte. Nachdcrn die Röntgcnübersichtsaufnahme des Beckens wegeii Überlageriiiig diirch Darmli~ftin dem auffalligcn Bcrcich nicht ausreichend beurteilbar war uiid eiii eiiideutiges Korrelat zur Szintigraphic nicht gefunden werden konnte. wurde auswärtig eine Cornpiitertornographie dieser Region durchgeführt. Es zeigte sich eine Sklerosezone iii der rectiteii Massa lal.eralis des Kreuzbeines (Schichtdickc 8 nim. 'l'ischvorschub 8 rnrn). Zusammen mit dein Sziritigrapliiebefiind iiiid in Anbetracht des bckanntcn .Manimakarzinoms wurde radiologiscli eiiie MeL~stasei r i i Os sacrum postuliert. Da der Kliniker i n Anbetracht des primären Stagings iirid aiifgrund sonst iiiiaulfilliger klinischer und laborchemischcr Bcfunde an einer Knochenrnetastase als Ursache der sziiiligraphischen und cornputcrtornographischen Auffilligkeiten zweifelte. wiirde [ins die Pal.ientin 3 Monate später i m .Januar 1988 zur wcitercn Abklärung, evtl. auch rriit perkutaner Staiizbiopsie. überwiesen. Der szintigraphisch auffällige Bereich irn rechten Kreuzbein wurde ziiriäclist coinputertoniographisch in High-rcsolutionTechnik in 2 mrn Schichtdicke untersucht (Abb. 2). Dabei zeigte11 sich sklerosicrendc Vcrändcrungen i n der rechten Massa lateralis unmittelbar neben der Iliosakralfuge gelegen. kaudal fand sich auch eine diskrete Aufhellungslinie iri der Sklerose. Die Form tles Knocheiis war erhalten. eine Dcstruktion der Kontur oder paraossale Weicliteilraiiiniortlerungeii waren nicht nachweisbar. Die Knochcnvcrändcrungcn konnten w i r nicht zwanglos als Metastase einordnen -schon gar nicht aus dem Vcrlauf. Dic Paticntin gab dann auf gezieltes Befragen an. vor dein ersteii pt~sitiveiiSzintigramm i n cincr Nachsorgeklinik cin Aufbautraining mitgeniaclitzii haben niit inindestens Rmal wiichentlichcrn Jogging über 5 bis G km u.a. Diese Belastung war fiir sie neu, und es stellten sich prompt cinigc Wochen andaucrndc Schmcrzcn i n der rechten Iliosakralregiori - besoiitlers bei ßelasl.ung -ein. I m -

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Streß- odcr Dauerfraktiiren sind partielle oder koiiiplettr Frnkt,urcin. die durch wicdci-holte. rhythmische submaximale Belastiiiig des Kiiocliens eiitstehei~. 17s besteht eiii Unglcichgewicht zwischen Spannungs-. Druck- und Muskelkräften eincrscits und dem individucllcn Knochcnaufbau andcrcrscits. d i r iiri noi-iiiaMan kann zwisclieri der reinen Ermiicic~ngs[rnk/c~r. Ien. an eine Belastung nicht adaptierten Knochen auftritt. und eiiier ij1)r~rlastungsfraktur i n einem Knochcn m i t pathologisch verrniriderter ßelastbarkeil - durcli veränderte Feinstriiktiir oder Statik -unterscheiden (2, 10. 11). Streß- bzw. Ü berlastungsfrakturen des Os sncrum werden überwiegend bei Patienten mit einc:r Osteoporose verscliiedeiister Geriese beobactitei.. Aiicli eirit! friihcrc Bestrahlung im Ueckenbereich wegen eines Malignoms sowie eine veränderte Statik nach Hüftopcration wirken prädisponirrerid (3-5. 10. 14). Es werden aber auch gc+legt!ritlicti Eriiiiidungsirakturen dcs Os sacrurn bei jüngeren Patienten ohne Osteoporose beobachtet: als Ursache ist i n dicscn Pällrin cinc meist plntzlich gesteigerte sportliche Aktivität aiiziiselien ( I . 12). I)ie Diagnose ciner Streßfraktur des Os sacmrn bereitet häufig erhebliche Schwierigkcitcn. wodurch ihre Erkennung verziigcrt wird. Die Schwierigkeiten liegen eiiiinal darari. daß ari diese relativ selteiie Diagnose nicht gedacht wird. und zum anderen auch an der Untersucliilngsstrategic. So bringt die Röntgenübersichtsnufnahmc des Beckens niir bei optiirialen Aiiiriahrnebedingiirigeri (z.R. keine Darmgasbildungen) höchstens sehr diskrete und nicht sicher klassifizierbare bilaterale oder unilaterale VerXnderuiigen (nieistens Sklerose) zur Darstellung. die für die Erkläriing des klinjscheri Lcitsymptoms „Schrnerzcn i m Sakroiliakalbcrcich" kaum herangezogen werdeii können (8. 14). Die Krinchensziiitigraphie gilt als die sensitivstt, Nachweisirietliode. wobei ziirneist eine syrnrrietrischc M-förmigc Anrcichcrung im gesamten Os sacrum auftritt. SclLeiier wird eine asyrriiiietrischc: Melirbelegung i~aciigewiesen.i n diesen Fällen rnuß zur DilTerentialdiagnose z. B. zwischen Streßfraktur. Mctastasc und Entzündung - cinc wcitcrc Abklärung crfolgeil (4. 5. 7. 14). Dabei gilt die C o r i i p i i t e r t o i i i o g r ~ i i e(niit düiineii Schnitten. arn besten in hochauflösender'l'echnik) als die Methode der Wahl: Sie weist cinc Sklcrosc. gclcgcntlich m i t Auhcllung im Zentriiiri (lurcli Fraktur. iiacli oder aucli eiii Aiiilielliiiigsarral. bedingt durch osteoklastische Hesorption i n der Umbauzone. Eine turnornsc odcr cntzündlichc Destruktion mit Konturuntcrbrcchung iiiid begleiteiideiri W[~iclileilprozeß ist iii der Regel riavori untcrschcidbar (2. 4, 5. 8. 9. 12). Einige Aiitorcn wciscn auf dic zusätzliche Möglichkeit cincr konvcntioncllen Tomographie -

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Abb. 1a Am 1.6.87symmetrische Darstellungdes Kreuzbeines und der Iliosakralgelenke.

Abb. 1 b Am 28.10.87 deutliche Mehrbelegung in der rechten Iliosakralregion.

Der vorliegeiide Fall ist unsrres Erachtcns schr lehrreich und deriionstricrt exemplarisch. daß ein solitiirer. niclit

rlegcncratiu bedingter Knoclicnherd im Skele&tsrir~ti.qramrn eines iiirnorpntientcn nicht i~nbedingtc i n o Metustase entsprcchen niuJ'. tirundsätxlich solltc jeder Solitarherd rnißtrauisch stiniirieii und dil~crcntialdiagnostiscIicBrwägungeri stiiiiuliercn. Aufgrund eigener, bisher noch nicht al)geschlosscner Untersiichungcn m i t unilokulären, iiicht degenerativ bedingten Aktivitätsanreicherurigen i m Skclcttszintigrarnrn von Turnorpatieril.en nehmcn wir an. daß iri etwa 5 bis 7 % dieser Fälle eine nicht-tumorbedingtc Ursache dafür veraiitwnrtlich zu rnaclieri ist. Dabci kommeii lieben Strefii'rakturcn unspezifisclic Osteornyelitideri. eiii atypischer M. Paget. ein Sarkoidoseherd iiiid vieles mehr in Frage. Der systcmatischc Weg ziir richtigen Diagnose fiihrt bei dcr gcnannteri Konstellntion über die Anarnnesc! (auch an urigewöhiilichc Belastungen denken!), die Zuordnung der klinischen Symptoiiiatik (bei solitären Metastasen zumcist zunehrriender umschrieberier. aur Antiphlogistika weriig ansprechender Belastungs-. später Dauerschnierx; bei Brmüdungsirakl.uren Nachlassen des Schmerzes nach Belastungskarenz). dcn fehlenden Nachweis von Liingeiioder Lebcrmctastasen ziini gezicltcn Einsatz moderner bildgebender Verfahren bis hin zur transkutanen bioptischen Abkllrung der cinmal entdeckte11Aulralligkeit.

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Fortschr Rontgenstr 152,z' -- -

Abb.2 Computertomographiedes Beckensin hochauflösenderTechnikund in 2 mmschichtdickevom 20.1.88.Sklerose in den rechtenventralen Anteilen des mittleren0s sacrum, zentrale Aufhellungen und angedeutete iliosakralgelenksparallelelinienformige Fraktur bzw. Resorptionszone,Kontur erhalten, kein paraossaler Tumor: Streßfraktur.

Abb. 1 Skeleitszinligraphie,AufnahmenI des Beckens von dorsal.

besonders zur Darslelliing horizontal verlaiiiiendcr 1:rakturt.n t i i i i (1 3. 14). Die Kernspiritoniograptiic gilt derLc?it iioch als zii unspezifisch (12).

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ßr. rrted. Guttncr

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S~re$fruktiirdes Os sucruni

[Stress fracture of the sacral bone].

Streßfraktur des O s sacrum V012 B. Güttner, J. Fre,ysc/trnicltund P. Hol7lrueg-M~jt7r.t blarniriakarzinoinc iiit?lasLasiere~~ hniilig i n das Skclc...
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