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Nachhaltiger Gewichtsverlust heilt Vorhofflimmern Übergewichtige Patienten mit Vorhofflimmern erhöhen ihre Chance auf Sinusrhythmus um das Sechsfache, wenn es ihnen gelingt, langfristig über 10% ihres Gewichtes zu verlieren und dabei größere Gewichtsfluktuationen zu vermeiden.



Kürzlich konnte gezeigt werden, dass aggressives Gewichtsmanagement die Sinusrhythmus-Raten nach Ablation von Vorhofflimmern erhöht. Nun fragt sich: Kann langfristiges Abspecken bei Übergewicht den Krankheitsverlauf bei Vorhofflimmern positiv beeinflussen? Und gibt es hierfür einen „Schwellenwert“?

Abnehmen bei Vorhofflimmern: gibt es eine Dosis-Wirkungs-Beziehung? Der Frage sind Dr. Rajeev K. Pathak und Kollegen von der Universität Adelaide, Australien, nachgegangen. Sie führten eine Studie mit 1.415 VorhofflimmernPatienten durch. 355 Patienten mit einem BMI über 27 wurden – zusätzlich zur üb-

lichen Therapie gegen Vorhofflimmern – zwischen Gewichtsmanagement und keinem Gewichtsmanagement randomisiert. Die Patienten der Gewichtsreduktionsgruppe wurden engmaschig betreut, führten Tagebücher über Diät und körperliche Betätigung, wurden dreimal pro Monat zum Weitermachen motiviert und jährlich gründlich untersucht, einschließlich eines 7-Tage-Langzeit-EKGs. Je ein Drittel der Patienten verlor über 10%, 3–10% oder weniger als 3% ihres Körpergewichtes. Patienten, die über 10% Gewicht verloren, verbesserten signifikant Blutdruck, Glukosestoff wechsel und Lipidwerte. Bei moderatem Gewichtsverlust war dieser Effekt weniger ausgeprägt.

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Legacy-Studie

Diät als Antiarrhythmikum.

Gleichzeitig verbesserte sich das allgemeine Wohlbefinden umso deutlicher, je mehr die Patienten Gewicht verloren. Fast die Hälfte der Patienten war langfristig frei von Vorhofflimmern Die gleiche Dosis-Wirkungs-Beziehung zeigte sich beim Vorhofflimmern: Nach etwa fünf Jahren waren nur 13% der Patienten in der Kontrollgruppe frei von Vorhofflimmern. In der Gruppe mit moderatem Gewichtsverlust waren dies 22%, bei Gewichtsverlust über 10% aber 46%. Abnehmen mit intermittierendem Jojo-Effekt und Gewichtsschwankungen schwächten den antiarrhythmischen Effekt des Abspeckens deutlich ab. Dr. med. Dirk Einecke■ ■ ACC-Kongress, CC-Kongress, San Diego, 14.–16.3.2015; CC-Kongress Pathak, RK. JACC 2015; doi: 10.1016/j. jacc.2015.03.002

Neue Studiendaten beruhigen

Herzrisiko durch Testosteron? Nur wenige Tage nachdem die US-Zulassungsbehörde FDA – im Widerspruch zu den europäischen Empfehlungen – beschlossen hat, dass auf Testosteronprodukten künftig vor Schlaganfällen und Herzinfarkten gewarnt werden muss, stoßen mehrere neue Studien die Diskussionen erneut an.



Beim ACC-Kongress wurden zwei Studien vorgestellt, die die Testosteronersatztherapie in kardiovaskulärer Hinsicht eher entlasten. In der ersten Studie wurden über 7.200 Männer mit Hypogonadismus ausgewertet. Dabei gab es über einen Zeitraum von im Mittel 1,78 Jahren beim kombinierten Endpunkt aus Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod keinen signifi kanten Unterschied zwischen Patienten, die Testosteron einnahmen und jenen, die das nicht taten. In der nicht adjustierten Analyse war die Rate in der Hormongruppe mit 5,5% sogar niedriger als bei den Kontrollen.

MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (6)

Ebenfalls auf dem ACC wurde eine Metaanalyse von 29 Studien mit insgesamt 122.899 Männern präsentiert. Hier war das kardiovaskuläre Risiko bei Männern, die Testosteronersatzprodukte einnahmen, um 17% erhöht, was allerdings weit von statistischer Signifikanz entfernt war (RR 1,168; p = 0,431). Während diese beiden Arbeiten also tendenziell gegen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko von Testosteronprodukten sprechen, zeigt eine Studie, die bei der Jahrestagung der Endocrine Society ebenfalls in San Diego vorgestellt wurde, in eine andere Richtung.

Höheres Testosteron, niedrigeres HDL Für diese prospektive Kohortenstudie wurden 400 gesunde Männer zwischen 20 und 50 Jahren rekrutiert. Bei allen wurde für 16 Wochen die endogene Testosteronproduktion medikamentös unterdrückt. Danach erhielten sie randomisiert Testosteron in verschiedenen Dosierungen oder Placebo. Es zeigte sich, dass höhere Testosteronlevel mit einem niedrigeren HDL-Level einhergehen, diesen protektiven Faktor für kardiovaskuläre Erkrankungen also negativ beeinflussen. Die Autoren betonen allerdings, dass die Studie nicht auf Langzeiteffekte hin angelegt war. Philipp Grätzel ■ ■ Quelle: ACC-Kongress, San Diego 14.–16.3.2015; Ali Z et al. Abstract 1126M-13 und Patel P et al. Abstract 1195-376 ENDO 2015 Meeting, 5.–8.3.2015, 3.2015, San Diego 3.2015 Yu E et al. Abstract OR34-1

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[Sustained weight loss heals atrial fibrillation].

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