Klinische Wochenschrift

Klin. Wschr. 55, 131-135 (1977)

© by Springer-Verlag 1977

TRH-refraktiire TSH-Werte, Trijodthyroninspiegel und T3/T4-Quotienten bei mit T3/T4-Kombinationspriiparaten behandelten hypothyreoten Kindern V. Hesse, H. Lauterbach und W. Stoll Universit~its-Kinderklinik ,,Jussuf Ibrahim" Jena (Direktor: OMR Prof. Dr. med. habil. W. Plenert) Abteilung ffir Ern/ihrung und Stoffwechsel (Leiter: MR Doz. Dr. med. habil. U. Spahn) und Radiologische Klinik und Potiklinik cler Universit~t Jena (Direktor: Prof. Dr. sc. med. J. Arndt)

TRH Refractory TSH Values, Triiodothyronine Levels and Ta/T~ Quotients in Hypothyroid Children Treated with T3/T4 Preparations Summary. TRH-tests, triiodothyronine (T3), TBI, and thyroxine (T4) determinations were carried out in 23 children with primary hypothyroidism treated with TJT4-preparations. T3/T~, quotients were calculated. 7 out of 10 patients with TRH refractory TSH values and normal T4 levels had T 3 values above normal range. In 6 of them pathologically elevated T3/T 4 quotients could be observed. A TSH refractory TSH suppression was only found in patients with superior normal T~ values. After a reduction of the replacement doses the T 3 values were normal. The findings show=that not only the T 4 values should be controlled under treatment with thyroid preparations but also the T3 and TSH serum levels. The replacement therapy of hypothyroidism with T3/T¢ preparations in proportion 1:4 should be revised. Key words: Hypothyroidism - Children - T3/T, preparations - TRH-test -- Triiodothyrinine - T3/ T4 quotient. Zusammenfassung. Bei 23 Kindern mit prim/irer Hypothyreose, die mit Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) enthaltenden Kombinationspr/iparaten behandelt worden waren, wurden TRH-Teste, TBI, T3- und T4-Bestimmungen durchgeffihrt. Die T3/T4-Quotienten wurden berechnet. 7 yon 10 Patienten mit TRHrefraktfiren TSH-Werten und normalen T4-Spiegeln wiesen tiberh6hte T3-Werte auf. Bei 6 von diesen Patienten konnten pathologisch fiberh6hte T3/T4-Quotienten beobachtet werden. Eine TRH-refrakt~ire TSH-Suppression wurde nur bei hohen T~-Werten gefunden. Nach einer Reduktion der Substitutionsdosis normalisierten sich die tiberh6hten T3-Spiegel. Die Befunde zeigen, dab nicht nur die T4-Werte son-

dern auch die TSH- und T3-Spiegeln unter der Behandlung mit Schilddrfisenhormonen kontroltiert werden sollten. Die Durchffihrung der Substitutionstherapie der Hypothyreose mit T3/T4-Kombinationsprfiparaten im VerhNtnis 1:4 sollte tiberdacht werden.

Schliisselwiirter: Hypothyreose - Kinder - T 3 / T 4Kombinationspriiparat - TRH-Test - Trijodthyronin - T3/T~-Quotient.

TRH-refraktfire TSH-Suppressionen bei normalen Schilddr/isenhormonwerten und klinisch euthyreoten Befunden wurden bei Normalpersonen, euthyreoten Strumen, bei Patienten mit Hypothyreose nach Applikation yon Schilddriisenhormonen und bei autonomen Abdomen beobachtet [1, 3, 13, 19]. Als Ursache der Suppression des hypothalamischhypophys/iren Regelkreis, die unter Therapie mit Schilddrtisenhormonkombinationsprfiparatenauftritt, wurden temporS.r /Jberh6hte Trijodthyroninspiegel [I3] diskutiert, daneben wurden aber auch TRHrefraktfire TSH-Spiegel bei normalen Trijodthyronin (T3)- und Thyroxin (T~)-Werten nach niedrigen Schilddrfisenhormondosen beschrieben [10, 13]. Wir stellten uns die Aufgabe, TRH-refrakt/ire TSH-Werte, die wir bei hypothyreoten Kindern unter der Therapie mit T3/T4-Kombinationsprfiparaten beobachten konnten, mit der H6he der gleichzeitig gemessenen Trijodthyronin-Serumspiegel zu korrelieren. Es sollte fiberprfift werden, ob die bei normalen Thyroxin-Serumspiegeln auftretenden TSH-Suppressionen auf fiberh6hte T3-Werte zuriickgeftihrt werden k6nnen. Weiterhin wurde der T3/T4-Quotient vor und nach einer Reduktion der Substitutionsdosis ermittelt, um ein MatS f/Jr das Verh/ittnis von T3 zu T4-Serumspiegel bei unterschiedlichen Substitutionsdosen zu erhalten.

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V. Hesse et al. : TRH-refraktfire TSH-Werte

Material und Methoden Untersucht wurden 23 Patienten mit angeborener prim/irer Hypothyreose. 20 Patienten ha;tten ein Alter von 1~/2 bis I4Jahren, 3 Patienten ein Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Szintigraphisch wurde bei 11 Patienten eine Schilddriisenhypoplasie,bei 4 eine Zungengrundstruma und bei 3 eine Struma mit Jodfehlverwertung nachgewiesen. Bei 5 Patienten konnte keine Schilddrfise gefunden werden,, sie wurden als Athyreosen angesehen. Die Schilddrtisenszintigraphie wurde nahezu ausnahmslos mit Tc99mpertechnetat durchgeftihrt, lediglich bei einigen filteren Pa.tienten war sie mit Jod 131 vorgenommen worden. Die SDH~-Substitutionstherapie wurde bei 18 Patienten mit dem Kombinationsprfiparat Thyreotom® (1 Tablette entspricht i0 gg T3 und 40 gg T,) und bei 5 Patienten mit Prfiparat Thyreocomb® (1 Tablette entsPricht 10 gg T3, 70 pg T4 und 150 gg KJ) durchgeffihrt. Die Tagesdosis wurde von den Patienten als einmalige Dosis am Morgen zwischen 6 und 7 Uhr eingenommen. 7 - 8 h spfiter wurden die Blutentnahmen fiir die TBI-Bestimmung, den T4-Test und die T3-Serumbestimmung vorgenommen und der TRH-Test durchgeftihrt. Bei 8 Patienten, die eine TRH-refrakt~ire TSH-Suppression aufwiesen, wurden 3 Wochen nach einer Dosisreduktion o.g. Teste unter gleichen Bedingungen wiederholt. Das Blut wurde zentrifugiert und das Serum bei - 2 0 ° bis zur Bestimmung eingefroren.

Tro'odthyroninbestimmung Radioimmunoassay der Firma Byk Mallinckrodt - RIA mat @ -- T3-Testbesteck. Zur Einsch~itzung des Normalbereiches wurden von 33 gesunden Kiridern im Alter yon a/z- t5 Jahren T3-Bestimmungen durchgeftihrt, Es ergab sich ein Normatwert von 158 33,3ngt100ml (X_+ SD), Bereich 92,3-224,6 ngll00 ml (32_+2 SD). Die Normalwerte stimmen sehr gut mit den Werten anderer Autoren, die mit gleicher Methodik, z.T. an groBen Patientenzahten erhoben wurden, fiberein [2, 4, 8].

14 Kindern der Attersgruppe 0 - t 4 Jahre betrug bei unseren Untersuchungen 13,98+ 4,45 × 10- 3 (32±SD), Bereich 5,08-22,88 x 10- 3(X_ SD).

Statistik Signifikanzberechnungen f/Jr die Differenzen yon Mittelwerten erfolgten mit dem t-Test ffir nichtgepaarte Daten. Korrelationskoeffizienten wurden f~r alte untersuchten Parameter fgr die mit Thyreotom@ behandelten Patienten (n= 18) berechnet. Zur Berechnung der Korrelationskoeffizienten mit den Gr613en TSH basal, TRH-stimutierter TSH-Wert (TSH max) und dem TSH-Anstieg nach TRH (A TSH) wurden die entsprechenden Zahlenwert logarithmiert. Die Irrtumswahrscheinlichkeit (e) wurde ffir den Rangkorrelationskoeffizienten R aus kleinen Stichproben bestimmt.

Ergebnisse Die Abh/ingigkeit der TRH-induzierten Stimulation der hypophys~iren TSH-Ausschfittung yon der Gr613e des FT4-Wertes kann aus Abbildung 1 entnommen werden.

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TSH-Bestimmung Radioimmunoassay der Firma Byk Mallinckrodt RIA mat ® TSH-Testbesteck. TRH-Test: Ven6se Blutentnahme zur Bestimmung des TSH vor und 30 rain nach i.v. Applikation von Thyreotropinrealisinghormon (Firma Hoechst). Dosierung 5 gg TRHIkg KG i.v.

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Bestimmung des TBI- Wertes (,,T3-Test") Thyro_cap_T3.Test ~zsj des VEB Feinchemie Sebnitz, Normatwert: 0,87-1,13.

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Bestimmung des Gesamtthyroxins (,,T4-Test")

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Thyro-con-T~-Test ~2sJ des VEB Feinchemie Sebnitz, Normalwert: 5,0-13,6.

FT4-Index Die Errechnung des FT,-Index (MaB ftir das freie Thyroxin) erfolgte durch Division des T4 dutch den TBI-Wert. Normalwert: 5,2-15,4.

T31T4-Quotient Der Quotient wurde durch Division des T3-Spiegels (ng/100 ml) durch den T4-Spiegel (pgtl00 ml) ermittelt. Der Normalwert yon SDH = Schilddrfisenhormon

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T4 preparations (author's transl)].

Klinische Wochenschrift Klin. Wschr. 55, 131-135 (1977) © by Springer-Verlag 1977 TRH-refraktiire TSH-Werte, Trijodthyroninspiegel und T3/T4-Quotie...
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