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Der diesjahrige Nobelpreis fur Medizin wurde an die beiden Arnerikaner Joseph E. Murray (Brigharn and Women's Hospital, Boston) und E. Donnall Thomas (Fred Hutchinson Cancer Research Center, Seattle) verliehen. Nach Sir Peter Medawar und Sir MacFarlane Burnet (1960 Nobelpreis fur die Entdeckung der irnrnunologischen Toleranz) sowie Jean Dausset, George Snell und Baruj Benacerraf (1980 Nobelpreis fur die Entdeckung der Histokompatibilitatsantigene) wurden somit zurn dritten Ma1 innerhalb der vergangenen dreiBig Jahre Forscher geehrt, die entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Transplantationsrnedizin hatten. Irn Gegensatz zu den vorherigen Preisverleihungen wurden in diesern Jahr rnit Murray und Thomas zwei klinische Forscher ausgezeichnet; der Nobelpreis fur Medizin wurde den Wissenschaftlern fiir die Entwicklung >>derOrgan- und Zelltransplantation als klinische Behandlungsrnethodecc verliehen. Der 7ljahrige Joseph E. Murray gilt als Pionier der klinischen Nierentransplantation. Er fiihrte a m 23. Dezernber 1954 die erste erfolgreiche Nierentransplantation am >>Peter Bent Brigharn Hospitalcc in Boston durch. Wie auch bei den nachfolgenden Transplantationen irn Laufe der funfziger Jahre, waren Ernpfanger und Spender der ersten Nieren eineiige Zwillinge. Die genetische Identitat von Spender und Ernpfanger wurde zu diesern Zeitpunkt noch durch reziproke Hauttransplantationen iiberpriift (2). Etwas spater wurde von Murray (und parallel von Jean Hamburger in Paris) erstrnals die Niere eines Verstorbenen transplantiert. AuBerdern setzte Murray zwischen 1958 und 1962 erstrnals potentielle Nierenernpfanger einer Canzkorperbestrahlung aus, um eine Irnrnunsuppression auszulosen und somit unerwunschte AbstoBungsreaktionen zu verrneiden. Obwohl die Erfolgsrate dabei gering war, iiberlebten einzelne Patienten die anschlieDende Nierentransplantation urn rnehr als 25 Jahre

Dtsch. med. Wschr. 115 (1990). 1927- 1928 O Ceorg Thieme Verlag Stuttgart . New York

(3). SchlieBlich gilt es als Verdienst von Murray, Azathioprin erstrnals als Irnrnunsuppressivurn bei Nierenernpfangern eingesetzt zu haben. Die klinische Anwendung von Azathioprin basierte auf grundlegenden Arbeiten von Schwartz und Darneshek (5). Calne (1)sowie Zukoski und Mitarbeitern (9). die in Tiermodellen eine Toleranzinduktion bzw. Imrnunsuppression nach Behandlung mit 6-Mercaptopurin nachweisen konnten. Azathioprin als Irnidazol-Derivat des 6-Mercaptopurins wurde 1961 erstrnals klinisch zur Irnrnunsuppression eingesetzt und hat sich seitdern als Basisrnittel in der irnrnunsuppressiven Therapie bewahrt (4). Dern 70jahrigen E. Ilonnall Thomas wurde der Nobelpreis fur bahnbrechende Arbeiten auf dern Gebiet der Knochenrnarktransplantation verliehen. Ihrn gelang 1956 erstrnals der Nachweis, daB Knochenrnark gefahrlos einem Menschen infundiert werden kann. Wahrend seiner Tatigkeit am >>MaryImogene Bassett HospitalFredHutchinson Cancer Research Centercc in Seattle die Knochenmarktransplantation als klinische Behandlungsrnethode aufgebaut; heute gilt sie als erfolgreiche Methode zur Behandlung ausgewahlter Patienten, die an akuter Leukarnie, chronischer myeloischer Leukarnie, Myelodysplasie oder aplastischer Anarnie erkrankt sind (6, 7). Thomas konnte zeigen, daB die Zellen, die sich nach allogener Knochenrnarktransplantation irn Ernpfanger verrnehren, in der Tat vorn Spender abstarnrnen (8). Mit dem Knochenmark des Spenders werden potentiell auch irnrnunkornpetente Lyrnphozyten ubertragen, die eine >>graft-versus-hostToleranz>erkennen>Killerzellenc

[The 1990 Nobel Prize for Medicine].

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