Arztrecht in der Praxis Rechtsprechung .Aktuelle Mitteilungen . Problemfalle Redaktion: Rechtsanwalt Dr. Hans-Jiirgen Kieger, Karlsruhe 41
Genetische Beratung als Mittel zur Erkennung von genetisch bedingten Krankheiten und MiBbildungen ist heute ein wichtiges Teilgebiet der Praventivmedizin. Nicht zuletzt durch die Zunahme genetisch bedingter Leiden in der Vergangenheit ist der Bedarf an genetischer Beratung in den letzten Jahren stark gestiegen (1). Damit gewinnen auch die sich hierbei ergebenden Probleme der arztlichen Schweigepflicht zunehmend praktische Bedeutung. Kurzlich wurde von folgendem Fall berichtet: Eine 1914 geborene Frau befand sich von 1979 bis 1983 in Behandlung bei einem niedergelassenen Internisten. Sie wurde zuletzt wegen einer schweren Psychose, die eine Einweisung in ein Psychiatrisches Landeskrankenhaus erforderlich machte, in fachneurologische Mitbehandlung uberwiesen. Im Mai 1990 erhielt der Internist ein Schreiben eines Universitatsinstituts fur Humangenetik, in dem er um Ubersendung der gesamten Krankenunterlagen der Patientin einschlieBlich des Entlassungsberichts des Psychiatrischen Landeskrankenhauses gebeten wurde, um dem Enkel uber ein etwaiges Wiederholungsrisiko bei ihm Auskunft geben zu konnen. Es fragt sich, ob der Arzt berechtigt ist, einem solchen Ersuchen nachzukommen, ohne vorher die Zustimmung des Patienten einzuholen.
MutmaBliche Einwilligung und Giiterabwaswngs~rinzi~ Bei der Beantwortung der Frage ist davon auszugehen, daB die arztliche Schweigepflicht grundsatzlich auch zwischen Arzten gilt. Hiervon geht auch 8 2 Abs. 6 der Musterberufsordnung fur die deutschen Arzte in der Fassung von 1988 aus ( 2 ) , der bestimmt: >>Wennmehrere Arzte gleichzeitig oder nacheinander denselben Patienten untersuchen
Dtsch. med. Wschr. 115 (1990),1571-1572 O Georg Thieme Verlag Stuttgart . New York
oder behandeln, so sind sie untereinander von der Schweigepflicht insoweit befreit, als das Einverstandnis des Patienten anzunehmen ist
Genetische Beratung als Mittel zur Erkennung von genetisch bedingten Krankheiten und MiBbildungen ist heute ein wichtiges Teilgebiet der Praventivmedizin. Nicht zuletzt durch die Zunahme genetisch bedingter Leiden in der Vergangenheit ist der Bedarf an genetischer Beratung in den letzten Jahren stark gestiegen (1). Damit gewinnen auch die sich hierbei ergebenden Probleme der arztlichen Schweigepflicht zunehmend praktische Bedeutung. Kurzlich wurde von folgendem Fall berichtet: Eine 1914 geborene Frau befand sich von 1979 bis 1983 in Behandlung bei einem niedergelassenen Internisten. Sie wurde zuletzt wegen einer schweren Psychose, die eine Einweisung in ein Psychiatrisches Landeskrankenhaus erforderlich machte, in fachneurologische Mitbehandlung uberwiesen. Im Mai 1990 erhielt der Internist ein Schreiben eines Universitatsinstituts fur Humangenetik, in dem er um Ubersendung der gesamten Krankenunterlagen der Patientin einschlieBlich des Entlassungsberichts des Psychiatrischen Landeskrankenhauses gebeten wurde, um dem Enkel uber ein etwaiges Wiederholungsrisiko bei ihm Auskunft geben zu konnen. Es fragt sich, ob der Arzt berechtigt ist, einem solchen Ersuchen nachzukommen, ohne vorher die Zustimmung des Patienten einzuholen.
MutmaBliche Einwilligung und Giiterabwaswngs~rinzi~ Bei der Beantwortung der Frage ist davon auszugehen, daB die arztliche Schweigepflicht grundsatzlich auch zwischen Arzten gilt. Hiervon geht auch 8 2 Abs. 6 der Musterberufsordnung fur die deutschen Arzte in der Fassung von 1988 aus ( 2 ) , der bestimmt: >>Wennmehrere Arzte gleichzeitig oder nacheinander denselben Patienten untersuchen
Dtsch. med. Wschr. 115 (1990),1571-1572 O Georg Thieme Verlag Stuttgart . New York
oder behandeln, so sind sie untereinander von der Schweigepflicht insoweit befreit, als das Einverstandnis des Patienten anzunehmen ist
