Klinische Wochenschrift

Klin. Wschr. 54, 26t-265 (1976)

© by Springer-Verlag 1976

Uber die Beeinflussung der Reninfreisetzung durch Clonidin K.A. Meurer, G. Kloos*, A. Helber, W. K a u f m a n n Medizinische Universit~itspoliklinikund Medizinische Ktinik K61n Merheim (Direktor: Prof. Dr. reed. W. Kaufmann)

The Effect of Clonidine on Renin-Relcase Summary. In patients with primary hypertension, intravenous administration o f 150 lag Clonidin caused a decrease in arterial pressure, renin activity, R P F , G F R and electrolyte excretion. Activation of intracerebral adrenergic alpha-receptors and diminished sympathetic outflow seem to be responsible for the decrease of renin release.

Key words: Renin release -

Sympathetic system -

Clonidine.

Zusammenfassung. Die intraven6se G a b e yon 150 gg Clonidin bewirkte bei Patienten mit prim/irer Hypertonie ein Absinken des arteriellen Blutdruckes, der Reninaktivit~t, der P A H - und Inulin-Clearance sowie der Elektrolytausscheidung. Als Ursache ffir die Beeinflussung der Reninfreisetzung wird die Aktivierung intracerebraler adrenerger alpha-Rezeptoren mit nachfolgendem Abfall des Sympathikotonus angesehen. Schliissehviirter: Reninfreisetzung adrenales System - Clonidin.

-

sympathiko-

Die Beeinflugbarkeit der Reninfreisetzung durch P h a r m a k a hat ffir die Beurteilung gemessener Reninwerte eine grol3e Bedeutung, da bei Unkenntnis, bzw. bei Nichtberficksichtigung dieser Tatsache eine falsche Beurteilung des Funktionszustandes des ReninAngiotensin-Systems resultiert. Praktisch atle in der Hochdruck-Therapie angewandten P h a r m a k a einschliel31ich der Diuretika und beta-Rezeptorenblocker ffihren zu einer Suppression oder Stimulation der Reninfreisetzung, wobei die pharmakainduzierte Blutdrucksenkung, begleitende Anderungen der renalen *

Diese Arbeit enthfilt Teite der Dissertation yon G. Kloos.

H/imodynamik und Ausscheidungsfunktion oder Anderungen des Sympathikotonus synergistisch oder antagonistisch die Reninfreisetzung beeinflussen k6nnen, Durch eine Analyse der Einzelmechanismen scheint es jedoch auch unter Pharmakaeinwirkung m6glich, Aufschlfisse fiber die Regulation der Reninfreisetzung zu erhalten. A m Beispiel des Antihypertonikums Clonidin, dessen blutdrucksenkende Wirkung auf einer Minderung der zentralen Sympathikusaktivit/it [7, 10, t2, 18] bzw. auf einer Reizung intracerebraler sympathischer alpha-Rezeptoren beruht [18, 19] soil im folgenden ein Beitrag zum Mechanismus der Reninfreisetzung geleistet werden.

Patientengut und Methodik Bei 13 Patienten mit primS.rerHypertonie, 7 Mfinnern und 6 Frauen irn Alter yon 21-59 Jahren, wurde der Einflul3 einer einmaligen intraven6sen Gabe yon 150 gg Clonidin auf die Plasmareninaktivitill den arteriellen Blutdruck und die renale H/imodynamik und Ausscheidungsfunktion geprfift. Die Untersuchungen erfotgten nach mehrst/indiger K6rperruhe am nfichternen, ruhenden Patienten. Vor der Untersuchung erhielten die Patienten eine normale Klinikskost mit einem Natriumgehalt yon 120-150 mval/die. Folgende Gr6gen wurden gemessen oder errechnet: 1. Die Plasmareninaktivit~t (PRA) im Radio-Immuno-Assay nach Haber et al. mit dem Reagenziensatz der Firma Squibb-yon Heyden, Miinchen. Die Inkubationszeit des Plasmas betrug 3 Std. Die PRA ist angegeben als ng erzeugtes Angiotensin pro ml inkubiertes Plasma und pro Stunde Inkubationszeit. Der Normalwert betr/igt unter einer Kochsalzzufuhr yon 120-150 reval 0,6±0,2 ng AT/ml.h. Doppelbestimmungen von Plasmaproben im gleichen und in verschiedenen Versuchsansfitzen zeigten keine signifikanten Unterschiede der gemessenen Werte. Die Blutentnahmen zur Bestimmung der PRA erfolgten vor sowie t5, 30, 45, 60, 90, 120 und 180 rain nach intraven6ser Injektion yon Clonidin. Die Proben eines Patienten wurden jeweils in einem Ansatz aufgearbeitet. 2. Die PAH und Inulin-Clearances mit Standard-ClearanceMethoden [4, 16, 20] in 9 Perioden yon jeweils 15 rain Dauer, wobei die Perioden 6 und 7 sowie 8 und 9 zusammengefal3twurden.

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K.A. Meurer et al. : Beeinflussung der Reninfreisetzung dutch Clonidin

0,93+0,52ng AT/ml.h (n.s.) und nach 30min auf 0,88 + 0,43 ng AT/ml.h signifikant abgefallen Co < 0,02). Der niedrigste Wert war nach 120rain mit 0,66 +- 4,2 ng AT/m-h erreicht (p < 0,01 gegenfiber der Vorperiode). 180 min nach Pharmaka-Gabe war die PRA geringftigig auf 0,85 +- 0,51 ng AT/m. h angestiegen, der Wert lag jedoch noch signifikant unter dem Ausgangswert (p < 0,02, Abb. 1, Tabelle 1).

PRA ng AT/ml.h

1.6'

~

L4-

T

o.8-

I

0.6.

1

Clonidin 150blg i.v.

I

J

0./,.

n =13 ~=p 0,02 ww:p %01

o.22 0

15 30

60

'

9"o

.....

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2. Das Verhalten des arterietlen Mitteldruckes unter CIonidin-Einfl~

180rain

Abb. 1. Verhatten der Plasmareninaktivitfit unter dem EinfluB einer

Nach Applikation von Clonidin kam es zunfichst zu einem kurzfristigen, nicht signifikanten Anstieg des arteriellen M itteldruckes von den mit 143,9 ± 22,3 mm Hg erh6hten Ausgangswerten auf 149,8+ 19,4 mm Hg. Die anschlieBende, bei allen Patienten zu beobachtende Blutdrucksenkung auf 119,5 +__20,1 mm Hg t Std nach der Pharmaka-Gabe war signifikant (p

[The effect of clonidine on renin-release (author's transl)].

In patients with primary hypertension, intravenous administration of 150 mug Clonidin caused a decrease in arterial pressure, renin activity, RPF, GFR...
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