Langenbecks Arch. Chir. 339 (Kongrel3bericht 1975) © by Springer-Verlag 1975

76. Zur Geschichte des Wundverbandes Hans Schadewaldt Institut f/Jr Geschichte der Medizin der Universitfit Diisseldorf (Direktor: Professor Dr. med. Hans Schadewaldt) The History of Wound Dressings

Summary. The introduction of antisepsis and asepsis brought about decisive changes in the dressing of wounds. For thousands of years, dressing material had been regarded as protection for wounds, absorbent material, or a base for healing substances, while healing per secundam intentionem by the production of "pus laudabile" was the general rule. With the advent of antisepsis, dressings became a type of medication, healing the wounds per primam intentionem. Different materials have been used over the years, but the most important steps in the development of new dressings were made in the nineteenth century, with the introduction of degreased cotton and of medicated plasters. Key words: History - Wound dressings - Bandage - Plasters Zusammenfassung. Die Einfiihrung der Anti- und Asepsis brachte fiir die Verbandskunde eine entscheidende Wende. Seit Jahrtausenden hatte man das Verbandsmaterial nur als Wundabschlul3, als Aufsaugmaterial oder als Matrix ffir wundheilende Substanzen betrachtet. Die Wundheilung per secundum intentionem mit Bildung von ,,Pus laudabile" war die Regel. Nun diente der Verband, sozusagen zum Heilmittel geworden, der aseptischen Prim~irheilung. Im Laufe der Geschichte sind die verschiedensten Materialien zum Wundverband herangezogen worden. Erst das 19. Jahrhundert brachte als wesentlichen Fortschritt die enffettete Baumwolle und die Wundpflaster. Schliisselwfrter: Wundverband - Pilaster, Geschichte - Verbandsbinden Bis vor kurzem gait das Anlegen oder das Erneuern eines Verbandes als eine reine RoutinemafSnahme, die, etwa nach einer geglfickten Operation, der Operateur gern den Hilfskrfiften fiberlieB. Ausgezeichnete, handliche und vertr~igliche Verbandsmaterialien, die Sekrete sehr gut aufsaugen und mit antiseptischen, haut- und gewebefreundlichen L6sungen getr~inkt, sterilisiert als aseptische Verb~inde Verwendung finden k6nnen oder schliel31ich durch ihre Metallbeschickung heilungsf6rdernd wirken, stehen heute in reicher Auswahl zur Verffigung. Dennoch hat das Wiederauftreten des Krankenhaushospitalismus, den man zu Beginn unseres Jahrhunderts l~ingst fiberwunden glaubte, erneut die Aufmerksamkeit auf diese banalen Mal3nahmen des Wundverbandes und des Verbandwechsels gelenkt. Freilich, banal waren diese Prozeduren vor dem Jahre 1870 keineswegs. D e n n in jener Zeit der aufkommenden Antisepsis - 1867 hatte Joseph Lister (1827-1912) erstmalig in der angesehenen englischen medizinischen Zeitschrift ,,Lancet" fiber seine neue Methode mit carbolsfiuregetr~inktem Verbandmaterial berichtet - entschied die sorgsame Anlegung eines entsprechend vorbereiteten Wundverbandes fiber Leben und Tod des Patienten. Daffir ist ein englischer

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Bericht in eben dem zitierten ,,Lancet" vom 2. September 1871 bezeichnend, in dem fiber das Vorgehen des franz6sischen Chirurgen Alphonse Gu6rin (1817-1895) w~ihrend der Belagerung von Paris durch die verbiindeten deutschen Armeen von britischen Beobachtern berichtet wurde. Gu6rin war offenbar erschfittert vonder aul3erordentlich hohen Mortalit~it nach den notwendigen chirurgischen Eingriffen wie Amputationen und Exartikulationen, die er w~ihrend der Zeit der Kommune in den iJberffillten Notlazaretten vornehmen mul3te, und er erinnerte sich der 10 Jahre vorher bereits publizierten Experimente von Louis Pasteur ( 1822-1895 ), der damals die sogenannte, ,Urzeugung" abgelehnt und die Zersetzungserscheinungen wie G~irung und F~iulnis auf das Eindringen von in der Luft suspendierten ,,Corpuscules organis6es" zurfickgeffihrt hatte. Pasteur hatte bekanntlich die Wein- und Milchg~irung dadurch verhindern k6nnen, dab er die betreffenden Flfissigkeiten in Phiolen durch einen einfachen Wattepfropf v o n d e r Aul3enwelt isolierte. Er konstatierte das Ausbleiben der Zersetzungserscheinungen. So versuchte auch Gu6rin durch Auflegen einer dicken Schicht von Baumwollwatte das Eindringen dieser so gefiihrlichen Keime in das Wundgebiet zu verhindern, u n d e r hatte hervorragende Erfolge, obwohl er die wenige Jahre vorher bereits ver6ffentlichten Listerschen MaBnahmen, das Eintauchen der Verbandsmaterialien in Carbols~iure oder den Carbolspray, noch nicht anwandte und auch der Reinigung der Operationsinstrumente und der H~inde der operierenden Arzte keine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Mit dieser Erkenntnis war eine v611ig neue Komponente in der Diskussion um den optimalen Wundverband aufgekommen. Denn hatte man bisher seit Jahrtausenden das Verbandmaterial entweder nur als Abschlul3 der Wunde betrachtet, um die Schmerzen durch Berfihrung oder andere Reize zu verhindern, hatte man versucht, die Sekrete in irgendeiner Weise aufsaugen zu lassen oder gar den Wundverband nur als eine Matrix ffir die Wundheilung f6rdernde Arzneimittel aufgefal3t, so zeigte sich nunmehr, dab der Wundverband noch eine vierte, lebenswichtige Aufgabe zu erffillen hatte und dab er nicht nur zur Linderung des Wundschmerzes oder zur Anregung einer Wundheilung, die man bis in die Zeit der Asepsis hinein sich im allgemeinen nur per secundam intentionem vorstellen konnte, diente, sondern dab ein Okklusivverband die seit Theodor Klebs (1834-1913) 1871 vermuteten und von Robert Koch (1843-1910) 1878 nachgewiesenen Wundinfektionserreger abhalten und damit die t6dliche Folge einer Infektion, die Sepsis, vermeiden konnte. Der Wundverband war daher nicht mehr eine Quantit6 n6gligeable, sondern wurde zu einer Aufgabe der bakteriologischen Wissenschaft schlechthin, und ihm mufSte genau so viel Aufmerksamkeit zugewandt werden, wie etwa den in jener Zeit aufkommenden zahlreichen neuen Medikamenten der pharmazeutischen Industrie. Ja, der Wundverband, der in der Zeit der Antisepsis mit verschiedenen desinfizierenden Substanzen getr~inkt wurde, mufSte regelrecht als eine Art ~iul3eres Arzneimittel betrachtet werden, dessen Vorteile und Nebenwirkungen sorgfiiltig beobachtet und dessen Applikation vom Arzt selbst fiberwacht werden mul3ten. Allzu leicht vergil3t der moderne Patient, wenn er eine mehr oder weniger groi3e Wunde mit einem der heute zur Verffigung stehenden Verbandsmittel, sei es ein Pilaster oder eine sterile Kompresse, selbst behandelt, dab friiher fiber

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jeder auch noch so kleinen Verletzung st~indig das Damoklesschwert einer lebensbedrohenden Infektionskrankheit, der Sepsis, des Tetanus, des Gasbrandes oder einer schweren Phlegmone, schwebte und dab dariiber hinaus in der Regel nur eine Heilung mit einer haBlichen, mehr oder weniger ausgedehnten Narbe m6glich war, weil die bis in jene 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts giiltige Lehre von dem ,,Pus laudabile", dem lobenswerten Eiter, der unter allen Umst~inden vor der Granulationsheilung der Wunde aus dem Gewebe herausflieBen miisse, wenn nicht schwere innere Sch~iden gesetzt werden sollten, die therapeutischen Bemiihungen beherrschte und einen prim~iren WundverschluB nur selten in Erwfigung ziehen lieB. Es bleibt erstaunlich, dab trotz der Feststellung der Hippokratiker, dab gerade die Wundheilung als Selbstheilungstendenz des K6rpers ein Beweis ffir die Physis, die Natura hominis, die Naturheilkraft des Menschen, sei, weil eine solche Heilung auch ohne Zutun des Arztes in der Regel eftolgen wfirde, die sp~iter von Galen (129-199) kodifizierte Viers/iftelehre dazu fiihrte, dab eine derartige Wundheilung nur durch Ausschwitzen des korrumpierten K6rpersaftes m6glich erschien. Wenn er den K6rper nicht verlassen k6nnte, wfirde dies zu Apostasis und Metastasis, zu Ablagerungen und Absiedlungen, ffihren, was mit schwerwiegenden Folgen fiJr den Patienten verbunden w~ire. So war nicht die prim~ire Deckung des Wunddefektes, sei es durch eine entsprechende, kosmetisch befriedigende Naht oder einen Verband, die Forderung der Chirurgen, sondern gerade das Gegenteil, das Offenlassen der eiternden und allm~ihlich granulierenden Wunde und, wo die Eiterbildung nicht genfigend aktiviert zu sein schien, das Ausl6sen einer solchen, z.B. durch reizende Salben oder sogenannte ,,Haarseile", dicke Ffiden, die man bewuBt vorher dutch den Schmutz der Gosse zog, um eine solche Eiterung herbeizuffihren. Freilich, man unterschied sehr wohl zwischen diesem ,,Pus laudabile" und stinkenden, widerlichen Wundsekreten, die eine gefiihrliche Wendung im Krankheitsgeschehen anzeigten und die es mit allen Mitteln zu bek~impfen gait. Hauptaufgabe der Wundverb~inde jedoch war in der Epoche vor der Eirdfihrung der Anti- und Asepsis zweifelsohne die Blutstillung oder die Verhinderung von Nachblutungen sowie die Aufsaugung des nach auBen flieBenden Sekrets, Diese Gedanken machte man sich freilich noch nicht in einer Zeit, in der die Menschheit noch rein empirisch handelte und auf der Basis von pers6nlichen Erfolgserlebnissen zu bestimmten Heilpflanzen und Heilarten griff, die sich im Laufe einer langen Entwicklung bew~ihrt hatten. Schon bei bestimrnten Tiergattungen ist bekannt, dab sie eine offene Wunde, die sie offensichtlich besonders schmerzt, mit einem erreichbaren BIatt zu bedecken pflegen. So besteht auch, wenn man die Medizin der letzten noch lebenden Naturv61ker als MaBstab ffir die Heilkunde der vorgeschichtlichen Zeit annehmen daft, kein Zweifel, dab bestimmte, aromatische Ole oder Harze enthaltende Bl~tter, Baumbast, KokosnuB, Feigenmark, Spinnweben, Brotteig, Seetang und Schw~imme schon sehr frfih als Wundverband benutzt worden sind oder sogar als Vorl~iufer unserer sp~iteren Pilaster Bl~itter und Wurzeln gekaut und der Brei dann in einer Schicht fiber die Wunde gelegt wurde. Besonders beliebt waren hierbei bei vielen V61kern groBe Bananenbl~itter, wie sie noch jfingst zum Bedecken von Trepanationswunden in der N~ihe des Viktoria-Sees iiblich waren.

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Abb. 1. Anlegen eines Verbandes mit Hilfe einer Binde. Elektron-Vase aus einem Grabhiigel von Kul Oba, Krim, 4. Jahrhundert v. Chr. Aus: G. Wilke: Die Heilkunde in der europaischen Vorzeit, Leipzig 1936, Abb. 4; s. a. E. Jancke u. H. Stowasser: Leitfaden der Verbandstoffkunde, S. 10, Abb. 2. Hattingen 1962 Man stellte niimlich offensichtlich bald fest, dab der LuftabschluB auf der einen Seite und die in das Wundareal diffundierenden Wirkstoffe der betreffenden Pflanzenbl~itter einen wohltuenden, schmerzlindernden und die Wundheilung f6rdernden EinfluB ausiibten. Zur Heilung von Wunden und offenen Frakturen sowie zur Blutstillung kannte man neben magischen Praktiken - der beriihmte Merseburger Zauberspruch ist sicher allen aus dem Deutschunterricht noch gel~iufig, er hat im fibrigen ein Analogon aus dem indischen Kulturraum, w o e s ein ganz ~ihnliches Zauberritual gab -, auch schon die Wundsalbe. In einem kleinen Bronzegef~il3, das in der N~ihe von Bad Segeberg vor langerer Zeit gefunden worden war, befand sieh n~imlich eine merkwfirdige Mischung aus Resten einer Pflanze, die im Volksmund als ,,Beinheil" bekannt war und deren lateinischer Name ,,Narthecium ossifragum" das gleiche aussagt, Pollenk6mer, Leinfasern und St~irkek6rnchen. Johannes Steudel (1901-1973), dem wir neben William John Bishop (1903-1961), Isabelle Mary Zena Elliott und AllenOldfather Whipple (geb. 1881) eine sehr subtile Ubersicht fiber den Verbandstoff in der Geschichte der Medizin verdanken, nahm an, dab es sich hier um eine Art erste Scharpie gehandelt haben k6nnte, die, vielleicht am Schwertgurt getragen, ein Vorl~iufer des sp~iteren Verbandsp~ickchens gewesen sein k6nnte. Eine frfihe Abbildung eines Bindenverbandes findet man im iibrigen auf einer Weil3goldvase aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert. Obwohl im allgemeinen )kgypten als das Land der Baumwolle angesehen wird, muB man feststellen, dab in pharaonischer Zeit in den meisten Anweisungen zur Wundbehandlung Leinenbinden und Leinenfasem empfohlen wurden und nur ganz selten v o n d e r Baumwolle die Rede ist. Diese Binden sind im iibrigen nicht nur beim Lebenden, sondern auch zum Mumifizieren verwandt worden und wurden, oft doppelk6pfig, in kunstvollen Touren um die

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einzelnen Extremitfiten und den Rumpf gewickelt. Sie enthielten nicht selten zur Desodorierung aromatische Harze und wurden mit Honig klebrig und feucht gehalten. Die diffizile Kunst der Anlegung eines Wund- oder auch Stfitzverbandes ist dann in der griechischen Antike zu einer gewissen Perfektion gelangt. Immer wieder wird die heute im Berlin-Dahlemer-Museum befindliche sogenannte ,,Schale des Sosias" demonstriert, auf der Achilles seinen Freund Patroklos im Sinne der Kameradenhilfe behandelt. Der griechische Held hat offensichtlich einen Pfeilschul3 in den Oberarm erhalten, - der Pfeil ist noch auf dem Bilde links zu sehen -, er wendet sich mit schmerzhafter Gebfirde von derWunde ab, w~ihrend Achilles, dem dies, wie es in der,,Odyssee" heifSt, ,,der Cheiron gezeigt, der gesittetste aller Kentauren", ihm einen kunstvollen Kornfihrenverband anlegt, allerdings mit einer, wie man deutlich erkennen kann, doppelk6pfigen Binde, also in einer etwas anderen Art, als dies heutzutage iiblich ware. Eine ~ihnlich sorgsame Wundbehandlung kann man bei der Versorgung der Bagatellwunde des Fingers von Sthenolos erkennen, dem ebenfalls dessen Freund Diomedes diese erste Hilfe angedeihen lfiBt. Sowohl im Corpus Hippocraticum wie insbesondere bei Heliodorus und auch in den umfangreichen Schriften des Galen finden sich spezielle Werke, die der Kunst des Verbandes gewidmet sind, so die Hippokratische Schrift fiber die Knochenbrfiche, wobei neben der Anlage von nicht zu lest oder zu locker sitzenden Verbfinden auch schon der Tampon zum Offenhalten der Wundcn. griechisch ,,Matos", und das Auflegen von Leinenkompressen empfohlen wurden, die mit Rotwein getrfinkt waren. Dieses Desinfektionsmittel wurde dann h~iufig auch bis weit in die Neuzeit hinein immer wieder im christlichen Abendland angewandt, w~hrend verst~indlicherweise, des Verbotes des Weines durch Mohammed wegen, in der islamischen Literatur dafiir der Saft Roter Beete in den einschl~igigen Empfehlungen erscheint. Das wichtigste Wundverbandsmaterial der Vergangenheit, die Scharpie, abgeleitet vom lateinischen ,,carpere" = pfiiicken und vom altfranz6sischen ,,charpir", ist wohl erstmals in klarer Form von dem Enzyklopfidisten Aulus Cornelius Celsus (28 v.-50 n. Chr.) beschrieben worden, der durch Schaben gewonnenes Material als ,,Linamenta abrasa", durch Zupfen erzeugte Scharpie hingegen als ,,Linamenta carpa" bezeichnete, Begriffe, die dann auch im Mittelalter gem benutzt wurden. In der sp5tantiken Zeit wuchs die Zahl der einzelnen Verb~inde bei Soran (98-138) auf etwa 60 und bei Galen (129-199) sogar auf 108, wobei auch der fisthetische Anblick gelungener Verb~inde ins Kalktil einbezogen wurde und Galen sogar von einem ,,Theatrikos", einem theatralischen Verband also, sprach. Zahlreiche Abbildungen von Verb~inden aus den Illustrationen der Soran-Handschriften geben uns einen Hinweis auf die Art der VerbSnde, wobei auch der sp~itere, nach Pierre Joseph Desault (1744-1795) genannte Schulterverband in der Antike nicht fehlte. Die Leinenbinden oder die Leinenscharpie wurden h~iufig mit Wollb~iuschchen oder Schwammen erg~inzt, die eine st~irkere blutstillende Wirkung des Verbandes erreichen sollten. Im Mittelalter kam es im iibrigen zu einer weiteren Differenzierung der Verbandlehre. Zahlreiche Spezialnamen wurden angegeben, die bestimmte Scharpieformen bezeichneten. Hier seien nur die,,Meissel" oder,,Wiecken" (Tentae),

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dochtartig zusammengedrehte Leinenfasern, nudelfSrmige Gebilde (Turundae), pilzartige Verbandstiicke (Penicillia) und flache Kompressen (Pressurae) erw~hnt. Dies waren meistens Materialien, die direkt auf die Wunde aufgelegt wurden, in einer zweiten Schicht aber bediente man sich, sei es zum Aufsaugen, sei es um eine Kompression auszufiben, h~iufig der sogenannten ,,Piumaceoli", die G~insefedern enthielten und auch,,Pulvilinariae" genannt wurden. Aber auch Werg aus Flachs (Stupae) oder frischgeschorene Wolle (Lana) schienen dazu besonders geeignet. In jener Zeit wurden zwei neue Verbandmaterialien diskutiert, die Hanffaser und die Baumwolle. Ihre Kenntnis im Mittelalter geht wohl auf die Kreuzzugzeit zurfick und die Bekanntschaft mit orientalischen Br~iuchen, doch hat man bis in die letzten Dezennien des 19. Jahrhunderts praktisch stets mit nichtentfetteter genuiner Baumwolle gearbeitet, und die Ergebnisse waren, zumindest was das Absorptionsverm6gen betraf, meist sehr schlecht. Daher ist es kein Wunder, dab die Baumwolle als solche als Verbandsmaterial bald wieder in Mil3kredit geriet, zumal sie offensichtlich beim Import hfiufig mit Sporen oder gar mit RattenflShen verunreinigt in Europa anlangte und hier da und dort sogar Pestepidemien von derartigen Baumwollpaketen ausgegangen sein sollen. Da man von dem Infektionsmodus natfirlich noch keine Ahnung hatte, nahm man an, dab sich in der Baumwolle eine giftige Substanz bef~inde und zog es daher vor, sie, wenn iiberhaupt, nur in Form der Moxibustion, des Verbrennens von Baumwollkegeln auf der Haut, oder der Baumwollasche zur Blutstillung, wie das etwa in dem beriihmten Kr~iuterbuch von Pietro Andrea Mattioli (1500-1577) zu lesenist, zu verwenden. Als dann schliel31ich im 17. Jahrhundert Antony van Leeuwenhoek (1632-1723) mit seinem Mikroskop feststellte, dab die Baumwollfasern zum Teil spitz enden, kam die Befiirchtung hinzu, dab diese Spitzen die Wundheilung und die Granulation beeintr~ichtigen kSnnten. Wenn /iberhaupt, so wurde Baumwolle also in der Regel allenfalls als Tampon zur Kompression oder zum Einbringen von bestimmten Heilmitteln in die Wunde verwandt. Aus Zeitgriinden kann leider nicht auf die wichtigsten chirurgischen Werke des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit eingegangen werden, in denen ausfiihrlich auch die Wundbehandlung erSrtert wurde. Sie sind in der lesenswerten Dissertation von Ursula Kowe (geb. 1926) zitiert. Es seien nut die Namen des Hieronymus Brunschwig (1450-1533), des Hans von Gersdorff (gest. um 1500), des Guido Guidi (1508-1569) und im 18. Jahrhundert des Heinrich Bass (1690-1754) und des Johann Gottlob Bernstein (1747-1835) genannt. Da diese Werke, denen man vielleicht noch Pierre Dionis (gest. 1718) mit dem franzSsischen Traktat von 1707 ,,Cour d'operations de chirurgie" hinzufiigen darf, h~iufig reich bebildert waren, kann man aus den Abbildungen eine ganze Reihe von Einzelheiten erkennen, so bei der erstmaligen Darstellung einer Unterschenkelamputation aus Hans von Gersdorffs ,,Feldbuch der Wundartzney" von 1517, eine weitere Form des Wundverbands, die Rindsblase, die fiber den amputierten Stumpf des linken Arms des Landknechtes im Hintergrund iibergestreift worden war. Die bereits erw~ihnten Formen der Scharpie wurden nun fast regelm~il3ig abgebildet, ein Beispiel, die Penicillia, sei hier demonstriert.

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Einen grol3en Nachteil hatten alle diese Verbandmaterialien, auf ihre Sauberkeit wurde wenig geachtet, weil man ja die Eiterung geradezu herbeisehnte und als normalen Wundheilungsvorgang betrachtete. So ist es noch dem beriihmten Chirurg Theodor BiUroth (1829-1894) in Zririch passiert, dal3 man ihm praktisch nur in kaltes Wasser gelegte, ungewaschene, noch mit Eiterkrusten versehene Binden zum Verbandwechsel anbot, und insbesondere im Winter und bei Nachl~issigkeit des Pflegepersonals, das ja in friiherer Zeit sehr zu wrinschen ribrig liel3, vor allem in denjenigen L~indern, in denen keine religi6sen Schwestern mehr zur Verfrigung standen, wurden oft die ungereinigten, stinkenden und ekelhaft anzusehenden Binden beim n~ichsten Patienten gleich wieder verwendet. Damit war natiirlich einer Wundinfektion Tor und Tiir ge6ffnet, und Mortalit~itszahlen am sogenannten Hospitalismus bis zu 90 % waren keine Seltenheit. Man war der Ansicht, dab auf die stinkenden, schw~irenden Wunden ruhig eine derartige verunreinigte Binde aufgelegt werden k6nne, die im Grunde ja nur das Wundsekret aufzusaugen hatte. Da war es Bass als einsamer Ruler in der Wriste, der bereits in seiner 1720 erschienenen Schrift ,,Griindlicher Bericht von Bandagen" darauf hinwies:

,,Daft yon der noch in der Leinwand steckenden garstigen und stinkenden Materie, die sich fortpflanzt, eine gr6flere Fiiulnis entsteht, die Geschwiire und alten Schiiden dadurch schlimmer und bOsartiger werden, weiter um sich fressen oder gar der heifte, ja der kalte Brand durch ein giinzliches Absterben eines Gliedes erst entsteht. " Mit der Entdeckung des mechanischen Webstuhles begann auch frir die Verbandherstellung Anfang des 19. Jahrhunderts die industrielle Fabrikation. Nunmehr konnte man daran gehen, relativ gleichm~iBiges Material herzustellen, das sogar auf der einen Seite glatt, auf der anderen aufgerauht war und sich als ,,englische Scharpie" bald einen gewissen Ruf erwarb. Diese Scharpie bestand nun aus breiten, kompressen~ihnlichen Stricken, die bald beliebig beschnitten werden konnten. Sie konnte fest gewebt oder sie konnte locker in den Handel kommen und war damit ein Vorl~iufer der sp~iteren Baumwollwatte, ein Name ribrigens, der aus dem arabischen Kulturkreis (Bata = die Unterlage) in die europ~iischen Sprachen eindrang. Auf eine v611ig neue wissenschaftliche Basis wurde die Diskussion um den Wundverband, ich erw~ihnte dies eingangs bereits, durch die Einfrihrung der Antisepsis und die Erkenntnis vom Auslfsen der Eiterungsvorg~inge durch in der Luft suspendierte oder, wie man sp~iter erkannte, noch h~iufiger durch Kontamination zugefiJhrte putride Mikroorganismen. Daher galt es yon nun an, einmal nach dem Listerschen Vorbild die Wunde selbst mit Desinfektionsl6sungen zu sprilen und mit solchen Substanzen getr~inkte Verbiinde aufzulegen und zum andern, durch einen luftdichten Abschlul3 des Verbandes - in dieser Zeit ist in England der ,,Mackintosh" und in Deutschland der Billroth-Batist fiir diesen Zweck eingefrihrt worden - ein Eindringen von Keimen aus der Luft zu verhindern. Lister hatte die Carbols~iure gew~ihlt, weil er auf den Rieselfeldern in der Nahe von Glasgow feststellen konnte, dal3 der widerliche Gestank durch das Berieseln mit Carbol v611ig verschwand. Dazu kam jedoch die Kenntnis von

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Abb. 2. Achilles verbindet seinen verwundeten Freund Patroklos mit Hilfe einer doppelk6pfigen Binde. Sogenannte Schale des Sosias, Museum Berlin-Dahlem

Abb. 3. Verband eines luxierten Zeigefingers. Miniatttr aus der ,,Chirurgie" des Theodoricus, 12. Jahrhundert, Universit~itsbibliothek Leiden; Ms. Voss, lat. 3 f. 43 r. Aus: P. Huard u. M. D. Grmek: Mille ans de chirurgie en occident, Ve-XV ~ si6cles, Tafel VII, Paris 1966

den Pasteurschen Versuchen, dab unter LuftabschluB eine F~iulnis und G~irung in seinen Versuchsgef~il]en nicht erfolgte und bestimmte Helen und andere Bakterien dafiir verantwortlich waren, die sich zahlreich in der Luft befanden. Bald aber stellte sich heraus, dab die Carbols~iure stark reizend, ja bei Berieselung groBer Wundfl~ichen sogar toxisch wirken konnte. Dies ist ~ibrigens auch

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4 5 Abb. 4. Sogenannte ,,Meissel" oder ,,Wiecken" in Form einer pilzf5rmigen Scharpie (Penicillia). Aus: J. G. Bernstein: Systematische Darstellung des chirurgischen Verbandes, sowohl ~ilterer als auch neuerer Zeiten, Jena 1798; s. a. U. Kowe: Die Geschichte des Verbandstoffes, S. 79. Med. Diss., Bonn 1958 Abb. 5. Amputation. Abbildung aus dem ,,Feldbuch der Wundartzney" von Hans von Gersdorff, Nachdruck Darmstadt 1967 (1.Ausgabe StraBburg 1517)

Abb. 6. Antiseptischer Verbandwechsel. Aus: W. W. Cheyne: Antiseptic surgery, London 1882; s. a. R. yon Brunn-Fahrni: Antiseptik und Aseptik, CIBA-Z. (Wehr/ Baden) 5, 1675 (1951)

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der Grund fiir die Einfiihrung des Gummihandschuhs durch den amerikanischen Chirurgen William Steward Halsted (1852-1922) gewesen, der um 1893 mit dem damals eben entwickelten galvanisierten Kautschukhandschuh die H~inde seiner Operationsschwester vor dem Carbolspray schiitzen wollte, die an einem auff~illigen Carbolekzern litt. Erst sp~iter ist dann die Bedeutung sterilisierter Handschuhe fiir die aseptischen Operationsverfahren erkannt worden. So ist es kein Wunder, daB als antiseptische Zus~itze auch Sublimat, Salicylsfiure, Benzoetinktur, Thymol, Tannin, Borax oder andere, weniger reizende und toxische Substanzen gebraucht wurden, daB man aber auch den Carbolmull durch Jute, Torf, Moos, Kleie, Papier und sp~iter die Zellwolle zu ersetzen versuchte. Alle diese Materialien wurden abet v o n d e r Baumwollwatte verdr~ingt, als es kurz vor 1870 dem Tiibinger Chirurgen Viktor von Bruns (1812-1883) gelang, eine entfettete Verbandwatte herzustellen, fdber die Vorgeschichte dieser wichtigen Entdeckung hat der Tiibinger Apotheker Arnim Wankmiiller (geb. 1924) vor einigen Jahren berichtet. Schon 1653 indes wurde eine spezielle Baumwollpr~iparation als ,,merveilleuse vertu" angesehen, und 1850 hat Franz yon Pitha (1810-1875) auf die Baumwolle als geeignetes Verbandsmaterial aufmerksam gemacht, wahrend der wiirttembergische Arzt Karl Ehrle (geb. 1843) kurz nach der ersten Ver6ffentlichung yon von Bruns ebenfalls eine blutstillende, mit Eisenchlorid getr~inkte Baumwollwatte empfahl (St~ihle). Heute befindet sich an der Schmidschen Apotheke in Tiibingen eine Erinnerungstafel, die auf die Verdienste des damaligen Apothekers Johannes Schmid (gest. 1923) hinweist, der dort ebenfalls entsprechende Versuche anstellte. Bruns hatte auf sein neues Verfahren bei Ausbruch des Deutsch-Franz6sischen Krieges, leider aber in einer allgemeinen Zeitung, dem ,,Schw~ibischen Merkur", am 2. August 1870 aufmerksam gemacht und erst 3 Jahre spfiter, 1873, in seinem ,,Handbuch der chirurgischen Heilmittellehre" ausfiihrlich auf die sehr guten Erfahrungen hingewiesen. Bald schon wurde in Schaffhausen von dem Schweizer Textilfabrikanten Heinrich Theophil B ~ischlin (1845-1887) eine Fabrik errichtet, in der die von Brunssche-Scharpie-Baumwolle, sp~iter als ,,Schaffhausener Wundwatte" bekannt, ab Ende 1870 im groBen hergestellt wurde. Dariiber hat der schweizerische Apotheker Albert E. Schubiger ausfiihrlich berichtet. Auch in Deutschland nahm sich ab 1871 dann die Firma Paul Hartmann in Heidenheim der Verbandwatteproduktion an, die bis heute auf diesem Sektor einen besonderen Ruf genieBt. Bruns hatte sehr klar erkannt, dab die Nachteile der Baumwolle in dem fehlenden Absorptionsverm6gen bestanden, und englische )~rzte, an ihrer Spitze um die gleiche Zeit Sampson Gamgee (1828-1886) haben dann sehr schnell das heute auch noch als Routinetest verwandte Untersuchungsverfahren herausgearbeitet, die Watte in ein Gef~iB mit Wasser zu werfen und die Zeit des Niedersinkens, die bei entfetteter Watte unter 3 sec lag, zu messen. Genuine Baumwolle konnte sich tagelang auf dem Wasser schwimmend an der Oberfl~iche halten. Trotz ihres relativ h6heren Preises haben sich die Baumwollverbandstoffe dann schnell in aller Welt eingebiirgert, zumal die erste Fabrik in der neutralen Schweiz lag und von dort aus in den zahlreichen Kriegen des ausgehenden 19. Jahrhunderts alle Kriegfiihrenden beliefert werden konnten (Debler).

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Die Galvanisierung des Kautschuks fiJhrte aber auch zur Entwicklung von selbsthaftenden sogenannten ,,amerikanischen" oder Adh~isivpflastern von Sealhorn und Johnson 1870. Schon im Mittelalter wurden die ersten Pilaster hergestellt, bei denen es sich in der Regel um wirksame Arzneimittel handelte, die ad hoc auf Leinen, gelegentlich auch auf Pergament oder Papier aufgestrichen wurden und, bei K6rpertemperatur oder vorher an der Flamme erw~irmt, eine gewisse adhfisive Wirkung hatten. W~ihrend wir also heute im Pilaster in erster Linie seit der Einf/ihrung des Leukoplasts 1901 ein adh~isives Verbandmittel sehen, stand in fr~iherer Zeit bei den ,,Emplastra" die pharmakologische Wirkung der Ingredienzien v611ig im Vordergrund. Erst mit der Ara der Asepsis, die in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts sich durchsetzte, begann man, auf antiseptisehe Zus~itze allm~ihlich zu verzichten und zog den inerten Wundverband vor, und daraus haben sich dann schlieBlich das ,,Hansaplast" mit dem antiseptisch-sterilen Wundkissen und die 1956 eingefiihrten Spezialmetallverbandstoffe wie das ,,Metalline", die einen Vorl~iufer in der ,,Silbergaze" von Karl Sigmund Franz Cr6d6 (1819-1892) haben, entwickelt. Letztere wurden erstmals durch ihren guten Effekt bei einem Flugzeugabsturz in Miinchen 1960 und zwei Jahre sp~iter w~ihrend der Katastrophe in der Grube Louisental in V/51klingen 1962 weit bekannt und sind ein wenig zu einseitig als Brandwundenverband abgestempelt. DieAdh~isivpflaster hatten anfangs denNachteil, nur kurzeZeit haltbar zu sein. Sie trockneten schnell aus und muBten gelegentlich vor Anwendung noch erw~irmt werden. AuBerdem wurden sie sehr schnell unansehnlich. Da gelang es dem Hamburger Apotheker Paul C. Beiersdorf (1836-1896) in Zusammenarbeit mit dem sp~iter bekannten Dermatologen Paul Gerson Unna (1850-1929) 1882, den sogenannten ,,amerikanischen Pflastern" ~ihnliche Kautschukpflaster zu entwickeln,die auch in kaltemZustand hafteten, und an Stelle der bisherigen Bleipflaster Harzzusammensetzungen, die mit Guttaplasta beschickt wurden, zu verwenden. Sie erhielten 1882 den Namen ,,Guttaplaste". Als dann ein Jahr sp~iter die sich leicht zersetzenden Fette durch Glycerinleim ersetzt werden konnten, wurde ab 1896 auf Baumwollstoff eine entsprechende Kautschukl/Ssung einseitig aufgestrichen und dann vulkanisiert. Diese Pr~iparate erhielten den Namen ,,Paraplaste". Erst die Einf/ihrung des Zinkoxyds jedoch f/ihrte dazu, dab die unansehnlichen Pflaster nun ein sauberes, helles Aussehen erhielten, und deshalb wurde auch 1901 fiir diese der Name ,,Leukoplast" gew~ihlt. Sie hatten zudem den Vorteil, hautfreundlicher zu sein, allerdings sind dann die durch Kautschuk bedingten Hautreizungen erst durch die Einfiihrung von Kunststoffen ganz verschwunden. Legte man friJher im /ibrigen auf den rigorosen LuftabschluB der Wunde groBen Wert, so zeigte es sich sp~iter, dab eine gewisse Hautatmung die Heilung f6rderte, und so sind die Poropflaster entwickelt worden. Als neueste Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg daft auf diesem Sektor die Herstellung von sogenannten Vliesstoffen angesehen werden, ein Gebiet, auf dem die Firma Lohmann bahnbrechend t~itig war, der es gelang, ungewebte Fasern physikalisch so zu verfestigen, dab auf das Spinnen und Weben sowie jeden Klebstoff verzichtet werden konnte und ein sehr fester, aber dennoch elastischer Verband erm6glicht wurde.

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Zum AbschluB daft noch daran erinnert werden, dab die technische Peffektionierung der Verbandmittel auch zur Einfiihrung des Verbandp~ickchens fiihrte, das allen Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg in guter Erinnerung ist. Es soil zuerst von dern Generaloberarzt Albert Miihlschlegel (geb. 1867) bei dern Wiirttembergischen Landj~igerkorps und im AnschluB daran bei der deutschen Schutztruppe in Siidwest-Afrika um die Jahrhundertwende eingefiihrt worden sein. Doch hat vor einigen Jahren schon W. Koerting darauf hingewiesen, dab bereits ein Milit~irarzt Wenzel Krimer (1795-1834) w~ihrend des Befreiungskrieges bei den LiJtzowschen J~igern berichtete, dab jeder Soldat zwei Binden, ein Tuch und eine handvoll Scharpie im Futter des Tschakos unterbrachte, damit der Kompagniechirurg mit seinem Trol3 nicht so viel Bandagen mit sich schleppen muBte und nach der Schlacht sofort VerbandsstiJcke for die Blessierten zur Verfiigung standen. Heute ist die Miffiihrung von sterilen und sofort brauchbaren Verbandsmitteln nicht nur bei Soldaten iiblich, sondern ist Kraft Gesetzes auch allen Kraftfahrern vorgeschrieben, und die st/indige wissenschaftliehe (3berpriifung der Sterilit~it, der Haftfestigkeit, der Elastizit~it und der Lagerungsdauer geh6rt zu den Selbstverst~indlichkeiten. Es war ein weiter Weg v o n d e r miihselig, oft mit sehmutzigen H~inden gezupften Scharpie, die nicht selten ungereinigt mehrfache Wiederverwendung bei anderen Kranken land, bis zum einwandfreien Verbandsmaterial unserer Tage und der neuen, von Heinz Baron (geb. 1906) inaugurierten Disziplin der ,,chirurgischen Textilmedizin". Literatur Absolon, K. B., Absolon, M. J., Zienwk, R.: From antisepsis to asepsis. Louis Pasteur's publication on "The germ theory and its application to medicine and surgery". Rev. Surg. 27, 245-258 (1970) Baron, H.: Sind Wundtextilien Heilmittel? Arzneimittel-Forsch. 5, 726--735 (1955) Bass, H.: Grfindlicher Bericht von Bandagen. Halle 1720 Bernstein, J. G.: Systematische Darstellung des chirurgischen Verbands, sowohl ~iltester als auch neuerer Zeiten. Jena 1798 Bishop, W. J.: A history of surgical dressings. Chesterfield 1959 v. Brunn-Fahrni, R.: Antiseptik und Aseptik. CIBA Z. (Wehr) 5, 1662-1692 (1951) v. Bruns, V.: l~ber Baumwollcharpie. Schw~ibischer Merkur 2.8..1870 v. Bruns, V.: Handbuch der chirurgischen Heilmittellehre. Bd. 3, Tiibingen 1873 Brunschwig, H.: Dis ist das buch der Chirurgia. StraBburg 1497 Celsus, A. C.: Aulus Cornelius Celsus fiber die Arzneiwissenschatt. Ubers. v. E. Scheller, Braunschweig 1906, Buch 5, Kap. 26, 21. S. 267 u. a. Stellen Desault, P. J.: (Euvres chirurgicales. Hrsg. v. X. Bichat, Bd. 1, S. 71ff. Paris 1798 Dionis, P.: Cours d'op6rations de chirurgie, Paris 1707 Debler: Karl Ehrle zum Ged~ichtnis. Med. Klin. 39, 478 (1943) Ehrle, K.: Uber eine blutstillende Baumwolle. Berl. klin. Wschr. 7, 445-446 (1870) Elliott, I. M. Z., Elliott, J. R.: A short history of surgical dressings. London 1964 Collard, E.: L'emploi du coton dans les pansements. Rev. Hist. Pharm. (Paris) 12, 301 (1955) Gamgee, S.: Clinical lecture of the treatment of wounds. Lancet 1876 II, 885-887 Gamgee, S.: Absorbent and medicated surgical dressings. Lancet 1880 I, 127-128 v. Gersdorff, H.: Feldbuch der Wundartzney. StraBburg 1517, Neudruck Darmstadt 1967 Guido, G. (Vidus): Ars medicinalis. Venedig 1611 Gurlt, E.: Geschichte der Chirurgie. Bd. 3, S. 631ff. Berlin 1898

Zur Geschichte des Wundverbandes

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[The history of wound dressings (author's transl)].

The introduction of antisepsis and asepsis brought about decisive changes in the dressing of wounds. For thousands of years, dressing material had bee...
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