Res. exp. Med. ~by

166, 275 - 282 (1975)

Springer-Verlag 1975

Beeinflussung der Plasmareninaktivit~t durch Propranolol, Practolol und Theophyllin ~ J. ZEHNER, D. KLAUS, F. KLUMPP und R. LEMKE Medizinische Universit~ts-Poliklinik Marburg/Lahn (Professor Dr. D. Klaus) Eingegangen am 4. Juni 1975 The Influence of Propranolol, Practolol and Theophylline on the Plasma Renin Activity. Regulation of PRA after Beta-Adrenergie Blockade

Abk~rzungen: AT (Angiotensin); c - A ~ (zyklisches Adenosinmonophosphat); PRA (Plasmareninaktivit~t)

Summary: The stimulating effect of theophylline on the plasma renin activity (PRA) under beta-receptor blockade by propranolol or practolol was investigated in 27 patients with essential hypertension of degree I-II° After propranolol and also practolol PRA decreased about thirty per cent of the basal value, increased however by the factor of 2 to 3 after application of theophylline, in spite of the blockade of the beta-receptors indicated by a slight decrease of systolic blood pressure and heart rate. The effect of propranolol and practolol on the basal PRA was not different. Our results show the possibility, to stimulate renin secretion despite blockade of beta receptors by propranolol or practolol, respectively.

Key words: Primary Hypertension - PRA in renal vein blood - Adenyl cyclase system

Zusammenfassung:

Wir untersuchten die Stimulierbarkeit der Plasmareninaktivitgt (PRA) im Nierenvenenblut durch Theophyllin nach Gabe von Propranolol und Practolol bei 27 Patienten mit ~rim~rer Hypertonie des Schweregrades I-II. Nach Propranolol (10 mg) and Practolol (20 mg) fiel die PRA um eitwa 30 % des Ausgangswertes ab. Zugleich erfolgte ein signifikanter Abfall des systolischen Blutdruckwertes und der Pulsfrequenz. Trotzdem war die Reninsekretion durch Theophyllin stimulierbar, gekennzeichnet durch einen Anstieg der PRA auf das 2-3 fache des Ausgangswertes. Zwischen Propranolol und Practolol fand sich kein Wirkungsunterschied. Unsere Ergebnisse zeigen, dab nach GAbe von beta-Rezeptorenblockern die Stimulierbarkeit der Plasmareninaktivitgt durch Theophyllin intakt bleibt.

SchlNsselw~rter:

Primgre Hypertonie - PRA im Nierenvenenblut - Adenylzyklase-

System

Eine Reihe von Untersuchungen machen wahrscheinlich, dab die Regulation der Reninsekretion neben anderen Mechanismen (Natriumbilanz, intravascul~res Volumen) durch adrenerge Rezeptoren in der Niere vermittelt wird (5, 6, 7, 8, 14, 1 M i t UnterstHtzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

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J. Zehner et al.

15, 19). An der Stimulierung der Reninsekretion Hber adrenerge Rezeptoren ist intrazellul~r das Adenylcyclase-System beteiligt (9, 13). Die mittels Theophylfin stimulierte Plasmareninaktivitgt

(PRA) kann durch Propranolol auf die Aus-

gangswerte gesenkt werden (19). Da die Wirkung von Theophyllin auf die PRA Hber mehrere Mechanismen der Reninregulation (Induzierung eines Na-Verlustes, Freisetzung yon Katecholaminen, Hemmung der Phosphodiesterase mit Anstieg des intrazellulgren c-AMP) erkl~rbar ist, untersuchten wir, ob Theophyllin bei bestehender "beta-Sympathikolyse" die PRA noch zu stimulieren vermag. i

KRANKENGUT, VERSUCHSANORDNUNG UND METHODEN Es wurden 27 Patienten mit prim~rer Hypertonie des Schweregrades I-II (Alter 25-50 Jahre) untersucht, bei denen wir zum Ausschlu~ einer Nierenarterienstenose eine percutane Nierenvenenkatheterisierung nach SELDINGER (12) zur seitengetrennten PRA-Bestimmung im Nierenvenenblut durchfHhrten. Entsprechend der Auswahl der Patienten mit prim~rer Hypertonie des Stadiums I-II lag die HShe des diastolischen Blutdruckes unter ]10 mmHg und sekund~rer Organmanifestationen sowie Ver~nderungen am Augenhintergrund fehlten. Bei allen Patienten war die PRA im peripheren Venenblut mittels Kochsalzentzug durch Furosemid (0,04 g i.v.) und anschlie~ender dreistHndiger aktiver Orthostase stimulierbar. Antihypertonika wurden bei allen Patienten mindestens 10 Tage vorher abgesetzt. Nach~Entnahme von Nierenvenenblut als A~sgangswert wurde Practolol (0,02 g Dalzic-) bzw. Propranolol (0,01 g Dociton ~') innerhalb von drei Minuten langsam in die Vena cava caudalis injiziert. Sieben Minuten sp~ter erfolgte seitengetrennt aus beiden Nier~nvenen eine Blutentnahme. Im AnschluB daran wurde 0,48 g Theophyllin (Euphyllin~) innerhalb yon fHnf Minuten in die Vena cava caudalis injiziert und zehn Minuten spgter erneut Nierenvenenblut seitengetrennt entnommen. Da sich bei keinem der hier ausgewghlten Patienten eine signifikante Seitendifferenz der PRA fand, wurde bei der Auswertung das arithmetische Mittel der seitengetrennt im Nierenvenenblut gemessenen Reninaktivit~t ermittelt. W~hrend der Untersuchung wurden mit einem automatischen Registrierger~t (Custocor, Fa. Vogel, Giessen) jede Minute Blutdruck und Pulsfrequenz gemessen. Nebenwirkungen traten bei keinem der untersuchten Patienten auf. Die Bestimmung der PRA erfolgte nach der von uns (IO) modifizierten Methode von HABER (2) durch radioimmunologische Messung des bei Plasma-lnkubation freigesetzten Angiotensin I (Normalwerte: 5±2 ng AT/ml Plasma/ 3 Std.). Es wurde der Renin-Kit der Fa. Sorin (Isotopendienst-West, Frankfurt) verwandt. Die SignifikanzprHfung erfolgte mit dem t-Test fHr gepaarte Stichproben.

ERGEBNISSE Abbildung 1 zeigt die Wirkung von Propranolol und Practolol auf die basale Reninsekretion und den Effekt des nachfolgend injizierten Theophyllins. Sowohl nach Gabe von Propranolol als auch Practolol sinkt die basale Reninsekretion um etwa 30 % ab. Danach bleibt die Reninsekretion durch Theophyllin stimulierbar, da die PRA im Nierenvenenblut auf etwa das zwei-dreifache ansteigt.

Regulierbrakeit der PRA nach Beta-Rezeptoren-Blockade

Primdre Hypertonie ( n = I I ) ®=

f

277

Primdre Hypertonie Z

Mittelwert

{ n = 16 ) ~ = Mittelwert

/

P~roctolol ~eoph,ltin

Theophyllin

[ r¢O2g i. v.) l ' OAeg i. v.'

~0

(O,~Sg Lv.)

30.

30-

/

20-

~.2o-

E

10-

"

[The influence of propranolol, practolol and theophylline on the plasma renin activity (author's transl)].

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