Originalarbeit 775

Zusammenhänge von Intelligenz- und Gedächtnisdiagnostik anhand von WAIS-IV und WMS-IV

Autoren

A. C. Lepach, M. Daseking, F. Petermann, H. C. Waldmann

Institut

Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen

Schlüsselwörter ▶ Intelligenzdiagnostik ● ▶ Gedächtnisdiagnostik ● ▶ WAIS-IV ● ▶ WMS-IV ● ▶ Arbeitsgedächtnis ●

Zusammenfassung

Abstract

Studienziel: Die vorliegende Studie untersucht die Zusammenhänge von Intelligenz- und Gedächtnisleistungen anhand von WAIS-IV und WMS-IV. Neben den Korrelationen der Testleistungen sollte die wechselseitige Prognostizierbarkeit der Tests auf Indexebene untersucht werden. Methode: Einer Stichprobe von N = 137 gesunden Erwachsenen im Alter von 16 bis 69 Jahren wurden in balancierter Testreihenfolge WAIS-IV und WMS-IV vorgegeben. Auf Untertest- und Indexebene wurden Pearson Korrelationen berechnet. Auf Indexebene wurden 14 lineare Regressionsmodelle mit Gedächtnisleistungen als Prädiktoren für Intelligenzleistungen und umgekehrt geprüft. Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ein Modell, bestehend aus den 3 WMS-IV Hauptgedächtnisskalen als Prädiktoren zeigte die größte Vorhersagekraft für den Gesamt-IQ, klärt aber nur 46 % der Varianz auf. Die Intelligenz- und Gedächtnismaße weisen auf bedeutsame Zusammenhänge hin, messen aber auch unterschiedliche Funktionen. Die Ergebnisse von WAIS-IV und WMS-IV ergänzen sich.

Background: This study examines the relationships of intelligence and memory scores derived from WAIS-IV and WMS-IV. We were especially interested in the reciprocal predictive values of the test scales. Methods: A sample of 137 healthy adults with an age range between16 and 69 years was assessed with the WAIS-IV and the WMS-IV. The test order was balanced. Pearson correlations were conducted on the subtest and scale level. A series of 14 linear regression models was tested with memory performance as predictor for intelligence and vice versa. Results and conclusion: A model including the 3 main memory scales of the WMS-IV was able to predict the global IQ best. It nevertheless explained only 46 % of the variance. The memory and intelligence measures show significant relationships, but also represent distinct functions. WAIS-IV and WMS-IV complement one another.

Die Zusammenhänge von Intelligenz- und Gedächtnisleistungen sind sowohl im Kontext der Forschung als auch für klinische Fragestellungen relevant. Die meisten Studien messen dem Arbeitsgedächtnis eine besondere Bedeutung für Intelligenz zu und beziehen sich in ihren Untersuchungen insbesondere auf die fluide Intelligenz [1–4]. Einige wenige Untersuchungen berücksichtigen auch Leistungen aus umfassenden Testbatterien [5, 6]. Insgesamt ergeben sich überwiegend hohe Zusammenhänge von Arbeitsgedächtnis und Intelligenz [3], kontrovers ist jedoch, inwieweit sich Prozesse beider Konstrukte überschneiden, bzw. auf welchen gemeinsamen Ressourcen sie basieren [2, 3]. Dies spiegelt sich

auch in den heutigen Modellannahmen zur Intelligenz wider. Komplexe Intelligenztestbatterien und deren zugrundeliegende Intelligenzmodelle umfassen auch Gedächtnis- und insbesondere Arbeitsgedächtniskomponenten [7, 8]. Während die fluide Intelligenz stärker mit Arbeitsgedächtnisressourcen in Zusammenhang gebracht wird [9], korrespondiert die kristalline Intelligenz nach gängiger Vorstellung mit Lernerfahrungen, die im Langzeitgedächtnis repräsentiert sind. Der Abruf von Informationen aus dem Langzeitgedächtnis wird wiederum mit dem Arbeitsgedächtnis in Verbindung gebracht [10]. Die Trennung von Arbeitsgedächtnis- und anderen Gedächtnisleistungen wird dadurch erschwert und

Key words ▶ intelligence assessment ● ▶ memory assessment ● ▶ WAIS-IV ● ▶ WMS-IV ● ▶ working memory ●

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0033-1357168 Online-Publikation: 25.10.2013 Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0941-3790 Korrespondenzadresse Dr. Anja C. Lepach Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation Universität Bremen Grazer Straße 6 28359 Bremen [email protected]





Lepach AC et al. Zusammenhänge von Intelligenz- und … Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

The Relationships of Intelligence and Memory Assessed Using the WAIS-IV and the WMS-IV

776 Originalarbeit

kontrovers diskutiert. Einige Studien weisen darauf hin, dass neben dem Arbeitsgedächtnis bspw. auch anhand von Lernaufgaben erhobene Gedächtnisleistungen einen starken Zusammenhang mit der Intelligenz aufweisen [11, 12]. Diese Erkenntnisse sprechen dafür, dass eine isolierte Betrachtung von Einzelfunktionen, die mit Intelligenz und Gedächtnis in Bezug gesetzt werden, ungünstig erscheint. Beim Einsatz von diagnostischen Testbatterien ergibt sich vor allem auch die Frage nach dem Nutzen von zusätzlichen Tests.

bestehen, dass die erzielbaren Ergebnisse zwar eine gemeinsame inhaltliche Interpretation ermöglichen, aber dennoch nicht so hoch miteinander korrelieren, dass ihre Aufgaben möglicherweise redundante Informationen liefern. Für die amerikanischen Versionen der beiden Verfahren fanden sich im Rahmen einer Co-Normierung beider Verfahren überwiegend moderate Korrelationen für die Skalen der WAIS-IV und der WMS-IV [17]. Für die deutsche Version wurden daher ähnliche Annahmen zugrunde gelegt.

Intelligenz- und Gedächtnisdiagnostik

Methoden

In der neuropsychologischen Diagnostik gehören Intelligenzund Leistungstests zum Standard. Sie liefern in verschiedenen klinischen Kontexten sowie in der Begutachtung wertvolle Informationen zum Ist-Zustand und für prognostische Einschätzungen der Leistungsfähigkeit. Ob für die jeweiligen Testbereiche auf umfangreiche Testbatterien oder die Untersuchung von Einzelfunktionen zurückgegriffen wird, wird unterschiedlich gehandhabt. Für die Gedächtnisdiagnostik wird gemäß der Leitlinien zur Gedächtnisdiagnostik [13, 14] gefordert, neben Arbeitsgedächtnisleistungen, auch die unmittelbare und verzögerte Wiedergabe von verbalen und visuellen Informationen in verschiedenen Abfragemodalitäten zu erfassen [15]. Mit der Wechsler Adult Intelligence Scale – IV (WAIS-IV) [7, 8] und der Wechsler Memory Scale – IV (WMS-IV) [16, 17] liegen 2 aktuell standardisierte, häufig gemeinsam eingesetzte Testbatterien vor [18]. Das erklärte Ziel der Testkonstruktion war es, unnötige Überschneidungen von geprüften Funktionen zu vermeiden [8, 17].

Stichprobe



Ziel der Studie



Die vorliegende Studie untersucht die Zusammenhänge von Intelligenz- und Gedächtnisleistungen anhand der WAIS-IV und der WMS-IV. Dabei soll neben den allgemeinen Korrelationen der Testleistungen betrachtet werden, inwieweit die Skalen der WAIS-IV prädiktive Aussagen zu den WMS-IV-Skalen erlauben und umgekehrt. Da beide Tests für einen parallelen Einsatz konzipiert wurden, sollte der Anspruch an die Verfahren darin

Die Analysen basieren auf den Daten von N = 137 gesunden Personen (63 Frauen = 46 %, 74 Männer = 54 %). Die Stichprobe weist ein durchschnittliches Alter von M = 36,7 Jahren (SD = 15,6 Jahre, Min = 16, Max = 69) auf. 5 Personen (3,6 %) haben angegeben, mit einer anderen Muttersprache als Deutsch aufgewachsen zu sein, sprechen aber fließend Deutsch. Für die Bildungsabschlüsse zeigt sich, dass der Anteil der Personen mit Hochschul- und Fachhochschulreife deutlich überrepräsentiert ist. Der Anteil der Personen mit Abitur/Fachabitur liegt bei 69,9 %, für Realschule/Oberschule/Mittlere Reife bei 22,8 %, für Haupt-/Volkschule bei 6,6 % und nur 1 Teilnehmer hatte keinen Schulabschluss (0,7 %). Zur Kontrolle eines möglichen Reihenfolgeeffekts wurden die beiden Tests in ausbalancierter Reihenfolge vorgegeben. 71 Teilnehmer (32 Frauen = 45 %, 39 Männer = 55 %) mit einen Durchschnittsalter von 39,1 Jahren (SD 16,3) absolvierten zuerst die WAIS-IV. 66 Teilnehmer (31 Frauen = 47 %, 35 Männer = 53 %; Alter: M = 34,2, SD = 14,4) wurden zuerst mit der WMS-IV untersucht. Es ergaben sich keine signifikanten Gruppenunterschiede für Alter und Geschlecht. Zwischen beiden Messzeitpunkten lag eine mittlere Zeitspanne von 41 Tagen (SD = 76 Tage, Min = 0, ▶ Tab. 1 zu entMax = 277). Die mittleren Testleistungen sind ● nehmen. Es zeigt sich, dass trotz des hohen Anteils an Teilnehmern mit hohem Bildungsabschluss, insgesamt mittlere Leistungen erreicht wurden, die nah an den Normierungsstandards der Wechsler-Skalen liegen (M = 100, SD = 15). Lediglich für einzelne Leistungen ergaben sich etwas höhere Werte.

WAIS-IV

M

SD

WMS-IV

Mosaik-Test Gemeinsamkeiten finden Zahlen nachsprechen Matrizen-Test Wortschatz-Test Rechnerisches Denken Symbol-Suche Visuelle Puzzle Allgemeines Wissen Zahlen-Symbol-Test Zahlen nachsprechen Vorwärts Zahlen nachsprechen Rückwärts Zahlen nachsprechen Sequentiell Sprachverständnis Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken Arbeitsgedächtnis Verarbeitungsgeschwindigkeit Gesamt-IQ

10,5 11,2 10,2 10,0 11,1 10,7 11,0 10,3 10,6 10,8 10,0 9,5 9,7 104,4 101,6

2,6 2,1 2,8 2,8 2,5 2,6 2,5 2,8 2,8 2,7 2,1 2,6 2,5 14,1 13,5

Räumliche Ergänzung Symbolfolgen Verbale Paarerkennung I Verbale Paarerkennung II Logische Gedächtnis I Logische Gedächtnis II Muster Positionieren I Muster Positionieren II Visuelle Wiedergabe I Visuelle Wiedergabe II

10,7 9,5 10,3 10,3 9,7 9,6 9,2 10,0 9,8 10,3

3,3 3,7 3,2 2,7 3,0 2,9 2,7 4,5 2,9 3,3

Auditives Gedächtnis Visuelles Gedächtnis

99,7 98,0

14,6 14,3

101,7 105,0 103,5

15,6 13,0 14,3

Visuelles Arbeitsgedächtnis Unmittelbare Wiedergabe Verzögerte Wiedergabe

98,9 98,1 100,3

13,5 15,2 15,5

Lepach AC et al. Zusammenhänge von Intelligenz- und … Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781

M

SD

Tab. 1 Deskriptive Statistik für die Untertests und Indizes von WAIS-IV und WMS-IV (N = 137).

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.



Originalarbeit 777

WMS-IV/WAIS-IV

RE

VP I

VP II

LG I

LG II

MP I

MP II

VW I

VW II VAGD AUG

VIG

UWG

VWG

Mosaik-Test Gemeinsamkeiten finden Zahlen nachsprechen Matrizen-Test Wortschatz-Test Rechnerisches Denken Symbol-Suche Visuelle Puzzle Allgemeines Wissen Zahlen-Symbol-Test Zahlen nachsprechen Vorwärts Zahlen nachsprechen Rückwärts Zahlen nachsprechen Sequentiell Sprachverständnis Wahrnehmungsgeb. Log. Denken Arbeitsgedächtnis Verarbeitungsgeschwindigkeit Gesamt-IQ

0,35 0,25 0,17 0,21 0,21 0,32 0,28 0,36 0,32 0,28 0,20 0,32 0,26 0,21 0,39 0,19 0,22 0,19 0,11 −0,02 0,13 0,36 0,24 0,16 0,37 0,28 0,29 0,26 0,10 0,33 0,14 0,26 0,20 0,29 0,37 0,32 0,18 0,29 0,20 0,25 0,23 0,33 0,42 0,30 0,28 0,19 0,30 0,26 0,24 0,06 0,34 0,40 0,31 0,47

SF

0,17 0,38 0,35 0,38 0,42 0,15 0,04 0,12 0,26 0,32 0,17 0,37 0,32 0,36 0,28 0,23 0,27 0,46

0,32 0,39 0,31 0,30 0,31 0,29 0,22 0,17 0,21 0,32 0,13 0,30 0,33 0,30 0,32 0,27 0,32 0,38

0,34 0,42 0,25 0,32 0,30 0,20 0,20 0,17 0,14 0,26 0,08 0,24 0,28 0,32 0,33 0,20 0,24 0,29

0,49 0,29 0,30 0,31 0,21 0,12 0,28 0,38 0,26 0,26 0,20 0,31 0,26 0,24 0,49 0,25 0,29 0,34

0,25 0,10 0,11 0,14 0,07 0,08 0,12 0,22 0,11 0,20 0,04 0,14 0,11 0,12 0,25 0,10 0,19 0,22

0,45 0,21 0,30 0,30 0,28 0,27 0,18 0,48 0,33 0,31 0,21 0,26 0,30 0,17 0,52 0,24 0,33 0,51

0,41 0,19 0,22 0,28 0,26 0,19 0,08 0,35 0,34 0,24 0,11 0,28 0,20 0,21 0,43 0,24 0,25 0,43

0,54 0,30 0,34 0,35 0,31 0,23 0,21 0,49 0,37 0,32 0,21 0,38 0,28 0,28 0,57 0,30 0,34 0,52

0,47 0,41 0,41 0,42 0,41 0,30 0,27 0,39 0,36 0,41 0,25 0,40 0,36 0,36 0,53 0,34 0,43 0,57

0,45 0,40 0,34 0,38 0,41 0,19 0,15 0,33 0,33 0,36 0,16 0,38 0,30 0,38 0,48 0,27 0,34 0,51

0,45 0,34 0,43 0,35 0,29 0,33 0,16 0,50 0,44 0,32 0,24 0,44 0,34 0,32 0,54 0,35 0,31 0,54

0,31 0,46 0,37 0,40 0,42 0,26 0,18 0,18 0,27 0,37 0,18 0,37 0,34 0,40 0,37 0,30 0,35 0,48

RE = Räumliche Ergänzung, SF = Symbolfolgen, VP = Verbale Paarerkennung, LG = Logisches Gedächtnis, MP = Muster Positionieren, VW = Visuelle Wiedergabe, VAGD = Visuelles Arbeitsgedächtnis, AUG = Auditives Gedächtnis, VIG = Visuelles Gedächtnis, UWG = Unmittelbare Wiedergabe, VWG = Verzögerte Wiedergabe

Die Teilnahme war freiwillig, die Tests wurden von geschulten Testleitern durchgeführt. Für alle Teilnehmer lag eine Einverständniserklärung zur Teilnahme und zur Verwendung der pseudonymisierten Daten im Rahmen von Studien vor.

weichung von 15 skaliert sind. Auf der Untertestebene werden Wertpunkte von 1 bis 19 mit einem Mittelwert = 10 und einer Standardabweichung = 3 vergeben.

Statistische Auswertung Instrumente und Ablauf Alle Teilnehmer wurden mit der WAIS-IV und der WMS-IV getestet. Die Testvorgabe erfolgte in ausbalancierter Reihenfolge, wobei zusätzlich die Merkmale Alter und Geschlecht für die Gruppenbildung berücksichtigt wurden. Es wurden die Kerntests beider Testbatterien berücksichtigt, die zur Ableitung der Indexwerte erforderlich sind. Die WAIS-IV beinhaltet 10 Hauptuntertest, die 4 Skalen zugeordnet werden. Anhand der Leistungen in den 10 Kerntests wird der Gesamt-IQ (G-IQ) ermittelt (zur Zusammensetzung der Indizes vgl. Stemmler et al., in diesem Heft [19]). Eine ausführliche Beschreibung findet sich im Manual zur WAIS-IV [7]. Eine Übersicht über die in den Untertests und Indizes erfassten Fähigkeiten und Funktionen bieten Daseking und Petermann [20]. Die WMS-IV enthält analog zur WAIS-IV 10 Hauptuntertests. Diese werden auf 3 faktorenanalytisch bestätigte [21, 22] Indizes (Auditives Gedächtnis, Visuelles Gedächtnis und Visuelles Arbeitsgedächtnis) und 2 Zusatzskalen (Unmittelbare Wiedergabe und Verzögerte Wiedergabe) verteilt. Die Skala Auditives Gedächtnis (AUG) enthält die Untertests Logisches Gedächtnis I (LG I) und II (LG II) und Verbale Paarerkennung I (VP I) und II (VP II). Das Visuelle Gedächtnis (VIG) wird anhand der Untertests Muster Positionieren I (MP I) und II (MP II) sowie Visuelle Wiedergabe I (VW I) und II (VW II) geprüft. Das Visuelle Arbeitsgedächtnis (VAGD) wird anhand der Untertests Räumliche Ergänzung (RE) und Symbolfolgen (SF) erhoben und soll die auditive Arbeitsgedächtnisskala der WAIS-IV ergänzen. Alle Untertests mit dem Zusatz I werden der Skala Unmittelbare Wiedergabe (UWG) zugerechnet. Alle Tests mit der Kennung II stellen einen Abruf der zuvor in I gelernten Inhalte nach einer zeitlichen Verzögerung von 20–30 min dar und werden der Skala Verzögerte Wiedergabe (VWG) zugeordnet. Beide Verfahren liefern Werte, die nach dem Prinzip des Abweichungs-IQ mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardab-

Zusammenhänge zwischen WAIS-IV und WMS-IV wurden auf Untertest- und Indexebene durch Pearson-ProduktmomentKorrelationen abgebildet. Bei separater Analyse je nach Reihenfolge der Testanwendung zeigen sich bedeutsame Unterschiede per Fisher-z-Differenzentest bei weniger als 1 % aller Koeffizienten, dies mit zudem unsystematischem Vorzeichenwechsel und mehrheitlich bei Beteiligung der Skalen zur Verarbeitungsgeschwindigkeit der WAIS-IV. Somit können Reihenfolgeeffekte durch das balancierte Design als kontrolliert gelten und die Analyse kann über die Gesamtstichprobe erfolgen. Die wechselseitige Prognostizierbarkeit der Tests auf Indexebene wurde durch eine Serie von linearen Regressionsmodellen geprüft. Bei Verwendung korrelierter Untertests als Prädiktoren ist eine milde Multikolinearität zu erwarten, sie liegt aber für alle Modelle im akzeptablen Bereich [23]. Alle berichteten Regressionskoeffizienten sind konservativ für Heteroskedastizität korrigiert (HC3Methode nach McKinnon und White [24]). Die Analysen erfolgten mit SAS V9.3.

Ergebnisse



Korrelationen ▶ Tab. 2 zeigt insgesamt Eine Betrachtung der Korrelationen in ● moderate Korrelationen der WMS-IV-Gedächtnisskalen zum Gesamt-IQ der WAIS-IV. Die höchsten Zusammenhänge zum IQ zeigten sich für die Skalen Unmittelbare Wiedergabe (r = 0,57) und Visuelles Arbeitsgedächtnis (r = 0,54). Eine nähere Betrachtung der einzelnen Intelligenzskalen zeigt, dass insbesondere das Wahrnehmungsgebundene Logische Denken (WLD) ähnlich hohe Korrelation zu den Gedächtnisskalen aufweist. Hier ergibt sich der höchste Zusammenhang zum Visuellen Gedächtnis (r = 0,57) und der niedrigste zum Auditiven Gedächtnis (r = 0,37). Die Skala Sprachverständnis zeigt mit r = 0,40 den größten

Lepach AC et al. Zusammenhänge von Intelligenz- und … Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

Tab. 2 Zusammenhangsmaße zwischen den Kerntests und Indizes von WAIS-IV und WMS-IV.

778 Originalarbeit

Kriterium

Prädiktoren

b

se(b)

t(df = 1)

p

SV

2

WLD

3

AGD

4

VG

5

G-IQ

Int. AUG VIG VAGD Int. AUG VIG VAGD Int. AUG VIG VAGD Int. AUG VIG VAGD Int. AUG VIG VAGD

53,896 0,231 0,066 0,219 33,547 0,056 0,336 0,298 47,159 0,206 0,001 0,350 59,953 0,201 0,132 0,122 34,964 0,221 0,178 0,300

7,665 0,068 0,093 0,082 7,962 0,082 0,086 0,093 8,800 0,091 0,097 0,091 9,040 0,096 0,106 0,104 6,338 0,068 0,070 0,081

7,031 3,405 0,714 2,684 4,213 0,681 3,917 3,222 5,359 2,258 0,007 3,839 6,632 2,094 1,240 1,166 5,516 3,261 2,548 3,724

0,000** 0,001** 0,477 0,008** 0,000** 0,497 0,000** 0,002** 0,000** 0,026* 0,995 0,000** 0,000** 0,038* 0,217 0,246 0,000** 0,001** 0,012* 0,000**

Modell

RMSE



Adj. R²

F

df

p

1 2 3 4 5

10,044 10,628 11,975 12,033 8,591

0,269 0,390 0,237 0,168 0,476

0,252 0,376 0,219 0,149 0,464

16,277 28,316 13,744 8,939 40,213

4/133 4/133 4/133 4/133 4/133

0,000** 0,000** 0,000** 0,000** 0,000**

Tab. 3 Regressionsanalysen und Modellfit zur Vorhersage der WAIS-IV-Indizes aus den WMS-IVIndizes.

b = Regressionsgewicht, se(b) = Standardfehler von b, t(df = 1) = t-Wert mit 1 Freiheitsgrad, p = Signifikanzwert (2-seitig), RSME = Root Mean Square Error, R2 = Bestimmtheitsmaß, Adj. R2 = nach Anzahl der Parameter adjustiertes R2, F = F-Wert, df = Freiheitsgrade, SV = Sprachverständnis, WLD = Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken, AGD = Arbeitsgedächtnis, VG = Verarbeitungsgeschwindigkeit, G-IQ = Gesamt-IQ, AUG = Auditives Gedächtnis, VIG = Visuelles Gedächtnis, VAGD = Visuelles Arbeitsgedächtnis, *p < 0,05, **p < 0,01

Zusammenhang zum Auditiven Gedächtnis (AUG). Die auditive Arbeitsgedächtnisskala (AGD) korrelierte niedrig bis moderat mit den WMS-IV-Skalen. Der vergleichsweise stärkste Zusammenhang zeigte sich zum Visuellen Arbeitsgedächtnis (r = 0,35). Die Skala Verarbeitungsgeschwindigkeit (VG) korrelierte besonders mit der Unmittelbaren Wiedergabe (r = 0,43). Während sich die genannten Zusammenhänge auf Skalenebene überwiegend modalitätsspezifisch interpretieren lassen, zeigt sich auf Untertestebene ein gemischtes Bild. Bei der Hälfte der 10 Untertests treten bei Aufgaben der gleichen visuellen oder auditiven Modalität stärkere Zusammenhänge auf. So korreliert der Mosaik-Test insbesondere mit Muster Positionieren I (r = 0,49) und dem Index Visuelles Gedächtnis (r = 0,54). Das Gemeinsamkeiten finden zeigt den größten Bezug zum Logischen Gedächtnis II (r = 0,42), bei dem zuvor gehörte Geschichten wiedergegeben werden müssen und korreliert besonders mit dem Index Auditives Gedächtnis (r = 0,46). Das Zahlennachsprechen liefert dagegen Hinweise auf modalitätsübergreifende Komponenten und korreliert etwa gleich hoch mit den Symbolfolgen (visueller Arbeitsgedächtnistest, r = 0,36) und der Verbalen Paarerkennung II (r = 0,35). Der größte Zusammenhang ergibt sich zum Index Visuelles Arbeitsgedächtnis (r = 0,43). Bei differenzierter Betrachtung der 3 Bedingungen im Untertest Zahlennachsprechen (vorwärts, rückwärts, sequentiell) wird deutlich, dass primär die Rückwärtskomponente mit den in der WMS-IV enthaltenen Arbeitsgedächtnisaufgaben korrespondiert (r = 0,44), während insbesondere die Vorwärtsmerkspanne von geringer Relevanz ist (r = 0,24). Auch der Matrizen-Test lässt sich nicht eindeutig nach seiner visuellen Modalität einordnen, sondern korreliert am besten mit der Verbalen Paarerkennung II (r = 0,38)

und der gemischt modalen Skala Unmittelbare Wiedergabe (r = 0,42). Der Wortschatz-Test korrespondiert mehr mit der auditiven Modalität und hängt ebenfalls stark mit der Verbalen Paarerkennung II (r = 0,42) und mit dem Index Auditives Gedächtnis (r = 0,42) zusammen. Das Rechnerische Denken korreliert insgesamt nur gering mit den WMS-IV-Untertests und zeigt seinen größten Zusammenhang zum Index Visuelles Arbeitsgedächtnis (r = 0,33). Die Symbol-Suche korreliert schwach mit dem Muster Positionieren I (r = 0,28), zeigt aber insgesamt keine Nähe zu den Gedächtnisleistungen. Der Untertest Visuelle Puzzle hängt etwa gleich stark mit den Indizes Visuelles Arbeitsgedächtnis (r = 0,50) und Visuelles Gedächtnis (r = 0,49) zusammen und korreliert bei den Untertests speziell mit der Visuellen Wiedergabe I (r = 0,48). Das Allgemeine Wissen zeigt höhere Korrelationen zum Arbeitsgedächtnis als zu sprachlichen Gedächtnis▶ Tab.2) und der Zahlen-Symbol-Test korreliert am leistungen (● besten mit dem modalitätsübergreifendem Index Unmittelbare Wiedergabe (r = 0,41).

Regressionen Es wurden insgesamt 14 verschiedene Modelle regressionsana▶ Tab. 3) betrachten, inwielytisch geprüft. Die Modelle 1–5 (● weit die jeweils 3 Hauptgedächtnisskalen der WMS-IV (AUG, VIG, VAGD) die Leistungen in den einzelnen WAIS-IV-Skalen (SV, WLD, AGD, VG, G-IQ) vorhersagen. Alle 5 Modelle ergeben signifikante Ergebnisse. Der nach Parameteranzahl adjustierte Determinationskoeffizient (adj. r2) fällt dabei je nach Skala zwischen ▶ Tab. 3). Während sich für VG 0,15 (VG) und 0,46 (G-IQ) aus (● nur 15 % der Varianz durch das Modell aufklären lassen, sind es 22 % für AGD, 25 % für SV und 38 % für WLD. Mit 46 % zeigt das

Lepach AC et al. Zusammenhänge von Intelligenz- und … Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

Modell 1

Originalarbeit 779

Kriterium

Prädiktoren

b

se(b)

t(df = 1)

p

AUG

7

VIG

8

VAGD

Int. SV WLD AGD VG Int. SV WLD AGD VG Int. SV WLD AGD VG

9,020 0,357 0,115 0,160 0,239 11,252 0,149 0,468 0,082 0,144 12,436 0,167 0,366 0,221 0,087

10,430 0,112 0,115 0,092 0,091 11,588 0,117 0,100 0,089 0,087 10,540 0,080 0,070 0,081 0,078

0,865 3,184 1,005 1,735 2,638 0,971 1,280 4,681 0,929 1,655 1,180 2,073 5,255 2,736 1,116

0,389 0,002** 0,317 0,085 0,009** 0,333 0,203 0,000** 0,355 0,100 0,240 0,040* 0,000** 0,007** 0,266

Modell

RMSE



Adj. R²

F

df

P

6 7 8

12,489 11,538 10,728

0,294 0,369 0,385

0,272 0,350 0,366

13,727 19,292 20,665

5/132 5/132 5/132

0,000** 0,000** 0,000**

Tab. 4 Regressionsanalysen und Modellfit zur Vorhersage der WMS-IV-Indizes aus den WAIS-IVIndizes.

b = Regressionsgewicht, se(b) = Standardfehler von b, t(df = 1) = t-Wert mit 1 Freiheitsgrad, p = Signifikanzwert (2-seitig), RSME = Root Mean Square Error, R2 = Bestimmtheitsmaß, Adj. R2 = adjustiertes R2, F = F-Wert, df = Freiheitsgrade, SV = Sprachverständnis, WLD = Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken, AGD = Arbeitsgedächtnis, VG = Verarbeitungsgeschwindigkeit, AUG = Auditives Gedächtnis, VIG = Visuelles Gedächtnis, VAGD = Visuelles Arbeitsgedächtnis, *p < 0,05, **p < 0,01

Modell

Kriterium

Prädiktor

b

se(b)

t(df = 1)

p

9

AUG

10

VIG

11

VAGD

Int. G-IQ Int. G-IQ Int. G-IQ

30,574 0,664 25,548 0,696 27,795 0,683

8,127 0,078 9,108 0,086 8,497 0,082

3,762 8,492 2,805 8,081 3,271 8,316

0,000** 0,000** 0,006** 0,000** 0,001** 0,000**

Modell

RMSE



Adj. R²

F

df

P

9 10 11

12,442 11,794 10,875

0,283 0,326 0,354

0,278 0,321 0,349

53,343 65,198 73,902

2/135 2/135 2/135

0,000** 0,000** 0,000**

Tab. 5 Regressionsanalysen und Modellfit zur Vorhersage der WMS-IV-Indizes aus dem WAIS-IVGesamt-IQ.

b = Regressionsgewicht, se(b) = Standardfehler von b, t(df = 1) = t-Wert mit 1 Freiheitsgrad, p = Signifikanzwert (2-seitig), RSME = Root Mean Square Error, R2 = Bestimmtheitsmaß, Adj. R2 = adjustiertes R2, F = F-Wert, df = Freiheitsgrade, G-IQ = Gesamt-IQ, AUG = Auditives Gedächtnis, VIG = Visuelles Gedächtnis, VAGD = Visuelles Arbeitsgedächtnis, *p < 0,05, **p < 0,01

Gedächtnisskalenmodell die höchste Varianzaufklärung für den ▶ Tab. 3 wird ersichtlich, dass in Modell 1 ledigGesamt-IQ. Aus ● lich AUG und VAGD signifikant beitragen, während VIG nicht dazu beisteuert, die Sprachverständnisleistung zu schätzen. WLD wird in Modell 2 nur durch VIG und VAGD vorhergesagt. Die auditive Gedächtnisskala wird in diesem Kontext nicht signifikant. Für die Schätzung von AGD sind AUG und VAGD bedeutsam, nicht aber VIG. Für die insgesamt eher schwache Aufklärung der Varianz von VG ist allein AUG relevant. Zur Vorhersage des G-IQ tragen alle 3 Gedächtnisskalen signifikant bei. ▶ Tab.4) wurde in umgekehrter Richtung In den Modellen 6–8 (● geprüft, inwieweit die Intelligenzskalen (SV, WLD, AGD, VG) als Gesamtmodell jeweils die Leistungen in den 3 Gedächtnisskalen (AUG, VIG, VAGD) schätzen. Auch diese Gesamtmodelle werden ▶ Tab. 4). Zur Beurteilung herangezogen wurde wiesignifikant (● derum der adjustierte r2-Koeffizient, welcher für das Kriterium AUG am niedrigsten und für VAGD am höchsten ausfiel. Die Leistung in den 4 Intelligenzskalen klären zusammen 29 % der Varianz für AUG auf; für VIG sind es 37 % und für VAGD sogar 38 %. Auf Skalenebene tragen nur SV und VG zur Aufklärung von AUG

bei. Für VIG wird nur WLD signifikant und für VAGD werden WLD und AGD bedeutsam. Wenn der G-IQ wie in den Modellen 9–11 als Einzelprädiktor für ▶ Tab. 5), jeweils eine der 3 Gedächtnisskalen eingesetzt wurde (● dann werden die Ergebnisse ebenfalls für alle Regressionsanalysen signifikant. Die durch G-IQ erreichte Aufklärung der Varianz liegt für AUG bei 28 %, für VIG bei 32 % und fällt für VAGD mit 35 % am höchsten aus. ▶ Tab. 6) wird deutlich, dass der Index In den Modellen 12–14 (● WLD als alleiniger Prädiktor eine gleich hohe Aufklärung von 32 % für VIG erreicht wie der G-IQ, allerdings für AUG (13 %) deutlich schlechtere und für VAGD (29 %) etwas schlechtere Vorhersagekraft besitzt.

Diskussion



Die Studie sollte die Zusammenhänge von Leistungen aus 2 Testbatterien abbilden und klären, ob prädiktive Aussagen von Intelligenz- zu Gedächtnisleistungen und umgekehrt von Gedächt-

Lepach AC et al. Zusammenhänge von Intelligenz- und … Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

Modell 6

780 Originalarbeit

hänge in zukünftigen Studien getrennt für verschiedene Alters-, Leistungs- und auch klinische Indikationsgruppen (z. B. Depression oder Demenz) untersucht werden.

Fluide Intelligenz Auf Ebene der einzelnen WAIS-IV-Skalen ließ sich von der Gedächtnisleistung am besten auf die Leistung im WLD schließen. Dies steht im Einklang mit den oben genannten Studien, die die Bedeutung von fluiden Intelligenzmaßen vordergründig diskutieren. Wurde umgekehrt WLD als Einzelprädiktor für die Gedächtnisleistungen eingesetzt, wurde offensichtlich, dass sich lediglich für die Skala Visuelles Gedächtnis Schätzungen ergeben, die mit denjenigen vergleichbar sind, die durch den G-IQ erreicht werden. Auditive Gedächtnisleistungen wurden dagegen nur im deutlich geringeren Umfang vorhergesagt. Dies ist aufgrund der unterschiedlichen Modalität verständlich. Aber auch das Visuelle Arbeitsgedächtnis ließ sich durch den G-IQ etwas besser bestimmen als durch WLD allein. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass eine gemeinsame Betrachtung von verschiedenen Intelligenzfunktionen im Sinne eines Gesamtwerts zu zuverlässigeren Aussagen führt als die Betrachtung von einzelnen Funktionsbereichen.

Arbeitsgedächtnis und Modalität Unsere Ergebnisse liefern Hinweise, dass neben dem Arbeitsgedächtnis auch andere auditive und visuelle Gedächtnisleistungen für die Intelligenz relevant sind. Insgesamt lässt sich jedoch die dem Arbeitsgedächtnisleistungen zugesprochene besondere Bedeutung auch in dieser Studie bestätigen, obwohl letztlich alle 3 Gedächtnisskalen relevante Zusammenhänge zum G-IQ aufweisen. Die in der WMS-IV enthaltenen visuellen Arbeitsgedächtnisleistungen (VAGD) tragen mit Ausnahme der Verarbeitungsgeschwindigkeit, für alle Intelligenzskalen bedeutsame Ergebnisse bei. Unterschiede zwischen den auditiven Arbeitsgedächtnismaßen im AGD der WAIS-IV und dem VAGD der WMSIV werden aber deutlich; beide korrelieren nur mäßig. Dies könnte zumindest teilweise aufgrund der Modalitätsunterschiede erklärlich sein. Es zeigt sich, dass sich die Zusammenhänge auf Ebene der Skalen überwiegend modalitätsspezifisch (auditiv vs. visuell) deuten lassen. Für die Hälfte der Untertests lässt sich dies ebenfalls feststellen. Für die Untertests Zahlennachsprechen, Matrizen-Test, Rechnerisches Denken, Allgemeines Wissen und Zahlen-SymbolTest zeigen sich dagegen eher Hinweise auf modalitätsunabhängige Zusammenhänge.

Modell

Kriterium

Prädiktor

b

se(b)

t(df = 1)

p

12

AUG

13

VIG

14

VAGD

Int. WLD Int. WLD Int. WLD

58,913 0,402 36,189 0,609 43,531 0,546

9,877 0,097 7,802 0,076 7,262 0,071

5,965 4,155 4,638 8,049 5,994 7,674

0,000** 0,000** 0,000** 0,000** 0,000** 0,000**

Modell

RMSE



Adj. R²

F

df

P

12 13 14

13,656 11,775 11,344

0,136 0,328 0,297

0,130 0,323 0,292

21,334 65,845 56,968

2/135 2/135 2/135

0,000** 0,000** 0,000**

b = Regressionsgewicht, se(b) = Standardfehler von b, t(df = 1) = t-Wert mit 1 Freiheitsgrad, p = Signifikanzwert (2-seitig), RSME = Root Mean Square Error, R2 = Bestimmtheitsmaß, Adj. R2 = adjustiertes R2, F = F-Wert, df = Freiheitsgrade, WLD = Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken, AUG = Auditives Gedächtnis, VIG = Visuelles Gedächtnis, VAGD = Visuelles Arbeitsgedächtnis, *p < 0,05, **p < 0,01

Lepach AC et al. Zusammenhänge von Intelligenz- und … Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781

Tab. 6 Regressionsanalysen und Modellfit zur Vorhersage der WMS-IV-Indizes aus dem WAIS-IVIndex WLD.

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

nis- zu Intelligenzleistungen möglich sind. Dafür wurden insgesamt 14 verschiedene Modelle regressionsanalytisch geprüft. Es lässt sich festhalten, dass das Modell 5 mit den 3 Gedächtnisskalen AUG, VIG und VAGD als Prädiktoren für G-IQ die größte Vorhersagekraft besitzt und knapp die Hälfte der Varianz aufklärt. Umgekehrt klärte der G-IQ zwischen 28 % und 35 % der Varianz für die Gedächtnisleistungen auf. Von den Gedächtnisleistungen des WMS-IV kann demnach anhand der vorliegenden Ergebnisse besser auf den IQ geschlossen werden, als umgekehrt von den WAIS-IV-Intelligenzwerten auf das Gedächtnis. Es zeigt sich außerdem, dass alle Modelle zwar geeignet sind, einen gewissen Anteil der betrachteten Varianzen zu erklären, aber den überwiegenden Anteil unerklärt lassen. Das ist vor dem Hintergrund der nur moderaten Korrelationen plausibel. Diese waren wiederum in Kenntnis der amerikanischen Korrelationsstudien aus der dortigen WAIS-IV und WMS-IV-Co-Normierung erwartet worden [17]. Die Ergebnisse machen deutlich, dass bei Vorliegen der Leistungen in einem der beiden Tests nur eingeschränkt auf die zu erwartende Leistung im anderen Test geschlossen werden kann. Dabei legen die Ergebnisse nahe, dass die Gedächtnisleistungen eher als ein Indikator für die zu erwartenden Intelligenztestleistungen betrachtet werden können als umgekehrt. Es ist anzunehmen, dass sich die Diskrepanzen zwischen den Testwerten auch abhängig von Faktoren wie dem allgemeinen kognitiven Niveau unterschiedlich darstellen. Gerade in den oberen und unteren Randbereichen des Leistungsniveaus sind häufig stärkere Abweichungen einzelner Leistungsbereiche zueinander zu beobachten. Daseking et al. [25] haben bspw. aufgezeigt, dass die Maße Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit besonders bei überdurchschnittlicher Begabung weniger stark mit anderen Intelligenzmaßen zusammenhängen als im Bereich der Normalbegabung. Hochbegabte Kinder und Jugendliche zeigten häufig keine überdurchschnittliche Leistung in diesen Bereichen, wohl aber in den Bereichen Sprachverständnis und Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken. Das spricht wiederum dafür, dass Arbeitsgedächtnis und Intelligenz zwar in relevanter Beziehung stehen, aber keine isomorphen Konstrukte darstellen [2, 9]. Eine Limitation unserer Studie besteht darin, dass die Stichprobe zu viele Teilnehmer mit guten Leistungen und hohem Bildungsabschluss enthält. Folgt man der Argumentation von Daseking et al. [25], kann dies dazu führen, dass die Zusammenhänge der Leistungen hier eher unterschätzt werden. Aufgrund der möglichen Unterschiede in den Beziehungen der Gedächtnis- und Intelligenzleistungen, sollten diese Zusammen-

Demzufolge ließe sich der Unterschied zwischen AGD und VAGD also nicht allein aufgrund der verschiedenen Modalitäten interpretieren. Die Aufgaben der beiden Skalen unterscheiden sich aber nicht nur durch eine auditive oder visuelle Präsentation. Während im AGD vergleichsweise leichte Kopfrechenaufgaben (Rechnerisches Denken) und das Zahlennachsprechen als Arbeitsgedächtnismaße herangezogen werden, verlangen die Aufgaben des VAGD relativ komplexe visuell-räumliche Arbeitsgedächtnisleistungen. Die Betrachtung der Korrelationen ▶ Tab. 2 macht deutlich, dass von den AGD-Untertests vor alin ● lem das Zahlennachsprechen Rückwärts den größten Zusammenhang zu VAGD ausmacht. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass VAGD und AGD überwiegend völlig unterschiedliche Komponenten von Arbeitsgedächtnisleistungen erfassen.

Fazit Die Gedächtnisleistungen lassen insgesamt besser auf die Gesamtintelligenz schließen als die Intelligenz- auf die Gedächtnisleistungen. Eine ausreichend sichere Prognose von Leistungen des einen Tests auf die des anderen kann zumindest anhand der bisherigen Stichprobe nicht gestützt werden. Unterschiede in den Beziehungen der Gedächtnis- und Intelligenzleistungen sollten zukünftig getrennt für verschiedene Altersgruppen, Leistungsniveaus und klinische Gruppen untersucht werden. Die in den WAIS-IV- und WMS-IV-Skalen erfassten Leistungen hängen in bedeutsamer Weise miteinander zusammen, stellen aber gleichzeitig unabhängige Maße dar, deren Ergebnisse sich ergänzen [26].

Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur 1 Buehner M, Krumm S, Ziegler M et al. Cognitive Abilities and Their Interplay: Reasoning, Crystallized Intelligence, Working Memory Components, and Sustained Attention. J Indiv Diff 2006; 27: 57–72 2 Chuderski A. When are fluid intelligence and working memory isomorphic and when are they not? Intelligence 2013; 41: 244–262 3 Colom R, Abad FJ, Quiroga MÁ et al. Working memory and intelligence are highly related constructs, but why? Intelligence 2008; 36: 584–606 4 Oberauer K, Süβ H-M, Wilhelm O et al. Which working memory functions predict intelligence? Intelligence 2008; 36: 641–652 5 Lee K, Pe ML, Ang SY et al. Do measures of working memory predict academic proficiency better than measures of intelligence? Psychol Sci Quart 2009; 51: 403–419

6 Giofrè D, Mammarella IC, Cornoldi C. The structure of working memory and how it relates to intelligence in children. Intelligence 2013; 41: 396–406 7 Petermann F, Hrsg. Wechsler Adult Intelligence Scale – Fourth Edition (WAIS-IV). Deutsche Version. Frankfurt: Pearson Assessment; 2012 8 Wechsler D. Wechsler Adult Intelligence Scale – Fourth Edition (WAISIV). San Antonio: Pearson; 2008 9 Kane MJ, Hambrick DZ, Conway AR. Working memory capacity and fluid intelligence are strongly related constructs: Comment on Ackerman, Beier and Boyle (2005). Psychol Bull 2005; 131: 66–71 10 Alloway TP, Alloway RG. Investigating the predictive roles of working memory and IQ in academic attainment. J Exp Child Psychol 2010; 106: 20–29 11 Lepach AC, Petermann F, Schmidt S. Comparisons of the BASIC-Memory and Learning Test and the WISC-IV under developmental aspects. Z Psychol/J Psychol 2008; 216: 180–186 12 Tamez E, Myerson J, Hale S. Contributions of associative learning to age and individual differences in fluid intelligence. Intelligence 2012; 40: 518–529 13 Diener HC, Putzki N, Hrsg. Leitlinien für die Diagnostik und Therapie in der Neurologie. 4. überarb. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2008 14 Thöne-Otto A, George S, Hildebrandt H et al. Diagnostik und Therapie von Gedächtnisstörungen. Z Neuropsych 2010; 21: 271–281 15 Lepach AC, Petermann F. Gedächtnisdiagnostik mit der Wechsler Memory Scale – Fourth Edition. Z Neuropsych 2012; 23: 123–132 16 Petermann F, Lepach AC, Hrsg. Wechsler Memory Scale – Fourth Edition, Deutsche Version (WMS-IV). Manual Frankfurt: Pearson Assessment; 2012 17 Wechsler D. Wechsler Memory Scale – Fourth Edition (WMS-IV). San Antonio, TX: Pearson; 2009 18 Holdnack JA, Drozdick LW. Using WAIS-IV with WMS-IV. In: Lawrence GW, Saklofske DH, Coalson DL, Engi Raiford S (eds.). WAIS-IV Clinical Use and Interpretation. San Diego: Academic Press; 2010; 237–283 19 Stemmler M, Petermann F, Daseking M et al. Diagnostik und Verlauf von kognitiven Fähigkeiten bei älteren Menschen. Gesundheitswesen 2013; 75 20 Daseking M, Petermann F. Analyse von Querschnittsdaten zur Intelligenzentwicklung im Erwachsenenalter: eine Studie zur deutschsprachigen Version der WAIS-IV. Z Neuropsychol 2013; 24 21 Holdnack JA, Zhou X, Larrabee GJ et al. Confirmatory factor analysis of the WAIS-IV/WMS-IV. Assessment 2011; 18: 178–191 22 Pauls F, Petermann F, Lepach AC. Memory assessment and depression: Testing for factor structure and measurement invariance of the WMSIV across a clinical and matched control sample. J Clin Exp Neuropsych 2013; 35: 702–717 23 Belsley DA, Kuh E, Welsch RE. Regression diagnostics. New York: John Wiley & Sons; 1980 24 MacKinnon JG, White H. Some heteroskedasticity-consistent covariance matrix estimators with improved finite sample properties. J Econometrics 1985; 29: 305–325 25 Daseking M, Petermann F, Waldmann H-C. Der allgemeine Fähigkeitsindex (AFI) – eine Alternative zum Gesamt-Intelligenzquotienten (G-IQ) des HAWIK-IV? Diagnostica 2008; 54: 211–220 26 Daseking M, Petermann F. Psychologische Leistungsdiagnostik. Gesundheitswesen 2013; 75: 687–688

Lepach AC et al. Zusammenhänge von Intelligenz- und … Gesundheitswesen 2013; 75: 775–781

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

Originalarbeit 781

[The relationships of intelligence and memory assessed using the WAIS-IV and the WMS-IV].

This study examines the relationships of intelligence and memory scores derived from WAIS-IV and WMS-IV. We were especially interested in the reciproc...
223KB Sizes 0 Downloads 0 Views