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Originalarbeit

Die Bedeutung der Rumpfmuskulatur bei Eishockeyspielern: eine Machbarkeitsstudie The Relevance of Core Muscles in Ice Hockey Players: A Feasibility Study Autoren

S. Rogan1, 2, A. Blasimann1, D. Nyffenegger1, N. Zimmerli1, L. Radlinger1

Institute

1

Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Disziplin Physiotherapie, Bern, Schweiz Akademie für integrative Physiotherapie und Trainingslehre, Grenzach-Wyhlen, Deutschland

Schlüsselwörter

Zusammenfassung

Abstract

"

!

!

Hintergrund: In der Regel werden zum Erfassen der Rumpfkraft vor allem Maximalkraft- (MK) und Kraftausdauermessungen (KA) eingesetzt. Jedoch finden sich kaum Studien, welche die Komponenten der Rumpfkraft MK, Schnellkraft (SK) und KA untersuchen. Primär möchte diese Studie die Machbarkeit hinsichtlich Rekrutierungsprozess, Adhärenz und Testdurchführung evaluieren sowie die motorischen Kraftfähigkeiten MK, SK sowie KA der Bauch- und der tiefen und oberflächlichen Rückenmuskulatur bei Amateureishockeyspielern erheben. Sekundär sollen der Zusammenhang zwischen den Kraftfähigkeiten der Rumpfmuskulatur und der Schussgeschwindigkeit sowie einem 40m-Sprint beleuchtet. Probanden/Methoden: In dieser Machbarkeitsstudie wurde der Rekrutierungsprozess von 29 Eishockeyspielern deren Adhärenz zu den Untersuchungsmessungen der Rumpfmuskulatur und die Sicherheit der Testdurchführung überprüft. Zur Bestimmung der MK, SK und KA für die ventrale, laterale und dorsale Rumpfmuskulatur wurde ein dynamisches Kraftmessverfahren durchgeführt. Die Evaluation von Zusammenhängen zwischen Rumpfmuskulatur und Schussgeschwindigkeit bzw. 40m-Sprint erfolgte mittels Rangkorrelationskoeffizient (rho) nach Spearman. Ergebnisse: Die rekrutierte Anzahl von 9 Spielern von insgesamt 29 Eishockeyspielern war nicht sehr hoch. Die Adhärenz war mit 100 % ausgezeichnet. Die Spieler gaben keine negativen Beschwerden bzw. Verletzungen nach den Messungen an. Die Resultate zeigen Medianwerte für die ventrale Rumpfmuskulatur für MK von 46,5 kg, für SK von 2,23 m/s2, für KA von 96 s. Für die laterale eine MK von 71,10 kg, eine SK von 2,59 m/s2 sowie für KA von 66 s. Die dorsale zeigt eine MK von 69,7 kg, eine SK von 3,39 m/s und eine KA von 75 s. Es zeigten sich zwischen der Schussgeschwindigkeit und

Background: Good core strength is seen as a condition for high performance in sports. In general, especially maximum voluntary contraction (MVC) and strength endurance (SE) measurements of the core muscles are used. In addition, a few studies can be found that examine the core muscles in terms of MVC, rate of force development (RFD) and SE. Primary aims of this feasibility study were to investigate the feasibility regarding recruiting process, compliance and safety of the testing conditions and raise the force capabilities MVC, RFD and SE of the core muscles in amateur ice hockey players. Secondarily, tendencies of correlations between muscle activity and either shot speed and sprint time shall be examined. Subjects/Methods: In this feasibility study the recruitment process has been approved by 29 ice hockey players, their adherence to the study measurements of trunk muscles, and safety of the measurements was evaluated. To determine the MVC, RFD and SE for the ventral, lateral and dorsal core muscles a dynamic force measurement was performed. To determine the correlation between core muscles and shot speed and 40-m sprint, respectively, the rank correlation coefficient (rho) from Spearman was used. Results: The recruited number of eight field players and one goal-keeper was not very high. The compliance with 100 % was excellent. The players reported no adverse symptoms or injuries after the measurements. The results show median values for the ventral core muscles for MVC with 46.5 kg for RFD with 2.23 m/s2 and 96 s for the SE. For lateral core muscle median values of the lateral core muscles for MVC with 71.10 kg, RFD with 2.59 m/s2 and for SE over 66 s were determined. The dorsal core muscles shows values for MVC 69.7 kg, for RFD 3.39 m/s2 and for SE of 75 s. High correlations between MVC of the ventral core muscles (rho = −0.721, p = 0.021), and between

● Machbarkeit ● Rekrutierungsprozess ● Adhärenz ● Rumpfkraft " " "

Key words

● feasibility ● recruitment process ● adherence ● core strength " " " "

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0033-1356113 Sportverl Sportschad 2013; 27: 212–218 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0932-0555

Korrespondenzadresse Slavko Rogan Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit Murtenstrasse 10 CH – 3008 Bern [email protected]

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der MK eine negative Korrelation ventral (rho = −0,721, p = 0,029), und eine positive Korrelationen der KA ventral (rho = 0,787, p = 0,012). Weiter finden sich zwischen Sprint und MK ventral ein negativer Zusammenhang (rho = −0,817; p = 0,007) und eine positiver mit der KA ventral (rho = 0,717; p = 0,030). Schlussfolgerung: Diese Machbarkeitsstudie hat aufgezeigt, dass die Durchführung in der gewählten Form für zukünftige Studien anzupassen ist. Um die Zusammenhänge zwischen der Schussgeschwindigkeit und der MK einerseits und der KA andererseits sowie zwischen den Sprint und der KA besser verstehen zu können, sind weiterführende Studien nötig.

the SE of the ventral core muscles (rho = 0.787, p = 0.012), and the shot velocity rate were determined. Another high correlation between SE of the ventral core muscles and sprint over 40 m (rho = 0.717, p = 0.030) could be demonstrated. Conclusion: This feasibility study has shown that the implementation of the selected design is adapted for future studies. Further studies are needed to better understand the relationship between the velocity rate and the MVC, and the SE respectively, as well as between the sprint and the SE.

Einleitung

dass Probanden mit guten Schnellkraftwerten der Rumpfrotationsmuskeln und des M. pectoralis die schnellste Schlägerkopfgeschwindigkeit während der Schlagbewegung aufwiesen. Untersuchungen an professionellen Eishockeyspielern zeigten nach mehrjährigem Verlauf auf, dass gerade die Kraftausdauer der Rumpfmuskulatur im Gegensatz zu der Beinkraft keinen Kraftzuwachs erfahren hat [16]. Diese Beobachtung deckt sich mit der Aussage, dass in einigen Sportarten funktionelle Defizite der Rumpfkraft beobachtet wird [4]. Um solche Defizite aufzudecken, werden vor allem Maximalkraft- und Kraftausdauermessungen der Rumpfmuskulatur eingesetzt. Es wäre wünschenswert, muskuläre Stärken und Schwächen von Agonist und Antagonisten zu erkennen [17] und zur Trainingssteuerung einzusetzen. Bisher gibt es jedoch kaum Untersuchungen zu den Stärken und Schwächen der Rumpfkraft von Agonisten und Antagonisten bei Eishockeyspielern. Es fehlen Untersuchungsprotokolle, die beschreiben, welche Kraftkomponenten gemessen und wie diese erhoben werden müssen. Ausserdem sind die Prozesse der Rekrutierung von Probanden und deren Untersuchungstreue (Adhärenz) nicht bekannt. Um diesbezüglich Erkenntnisse zu gewinnen, wird diese Machbarkeitsstudie durchgeführt. Die Machbarkeitsstudie soll dabei den Rekrutierungsprozess, die Adhärenz und Sicherheit des Untersuchungsverfahren und der Untersuchungsdurchführung evaluieren, sowie die motorischen Kraftfähigkeiten MK, dynamisch-konzentrische SK sowie KA der Bauch- und der tiefen und oberflächlichen Rückenmuskulatur bei Eishockeyspielern im Amateurbereich erheben. Zusätzlich wird der Zusammenhang zwischen den Kraftfähigkeiten der Rumpfmuskulatur und der Schussgeschwindigkeit sowie einem 40m-Sprint beleuchtet.

!

In der Regel beträgt die durchschnittliche Einsatzzeit eines Eishockeyspielers auf dem Eis zwischen 30 und 90 Sekunden [1]. Während diesen Einsatzzeiten werden an einen Eishockeyspieler primär explosiv-schnelle und maximalkräftige Anforderungen gestellt [2]. So sind Skatinggeschwindigkeiten bis zu 45 km/h, Schussgeschwindigkeiten von 170 km/h [3], zahlreiche Zweikämpfe mit Bodychecks und auch explosive rotatorische Bewegungen, wie bei Pass und Torschuss, zu sehen. Damit diese Performance und Skills auf dem Eis erfolgreich umgesetzt werden können, ist eine gute Rumpfstabilität eine wichtige Voraussetzung. In diesem Zusammenhang wird in der Literatur eine gute Rumpfstabilität als eine Voraussetzung für sportliche Leistungen und als Schutz vor Verletzungen beschrieben [4]. Dabei sind mehrere Definitionen für die Rumpfstabilität zu finden, allerdings mit unterschiedlichen Aussagen. So zählen Tse und Kollegen [5] die Rumpfund Beckenmuskulatur auf. Panjabi [6] hingegen unterscheidet drei Systeme: das aktive muskuläre, das passive bandhaft-knöcherne und das neuronale System. Bergmark [7] wiederum präsentiert ein Funktionsmodell, in welchem die Rumpfstabilität durch lokale Muskeln stabilisiert und durch globale Muskeln gesteuert wird. Nichols [8] dagegen beschreibt ein längenabhängiges Modell von kurzen Muskeln, die über ein Segment ziehen, und ein kraftabhängiges Modell von Muskeln, die über mehrere Segmente ziehen und große Kraft generieren. Um sich die Rolle des Konzeptes der Rumpfstabilität bewusst zu machen, muss klar werden, dass jeder Muskel des Rumpfes im Bauch- Rücken- und Beckenbereich Kraft produziert, um Bewegungen im Alltag oder im Sport zu stabilisieren [9]. Des Weiteren produziert der Rumpf nicht nur Kraft, sondern er dient als Übermittler bzw. Verteiler von Kräften [10]. So kann ein stabiler Rumpf beispielsweise während des Sprints die durch die untere Extremität produzierte Kraft auf die obere Extremität übertragen [11]. Damit diese Kraftübertragung möglich wird, verspannen sich durch Aktivierung die geraden mit den schrägen Bauchmuskeln, die im lumbalen Wirbelbereich ansetzen und so indirekt über die Fascia thoracolumbalis auf den M. latissimus dorsi wirken, als auch der M. glutaeus maximus sowie der M. erector spinae [12]. In Kontaktsportarten wie Eishockey ist es demzufolge wichtig, dass ein Spieler sportartspezifische motorische Kraftfähigkeit wie Maximalkraft (MK), Schnellkraft (SK) oder Kraftausdauer KA) des Rumpfes aufweist. In diversen Sportarten ist diese Betrachtungsweise der Krafteinflüsse und Wirkungen bereits akzeptiert [13]. So konnte an Kurzstreckenschwimmern aufgezeigt werden [14], dass sich deren Schwimmleistung durch eine verbesserte Maximalkraft der Bauch- und Rückenmuskulatur gesteigert hat. Gordon und Kollegen [15] stellten an Golfspielern fest,

Methodik !

Untersuchungsdesign Diese Machbarkeitsstudie ist als Querschnitt an die Publikationsleitlinie für Pilotstudien von Thabane et al. angelehnt [18], die Empfehlungen zur Manuskripterstellung wie Titel, Zusammenfassung, der Einleitung, Methodik, Resultate und Diskussion darstellt.

Untersuchungsstichprobe Für diese Studie konnten neun gesunde männliche Probanden, welche in der Schweiz 2. Liga-Eishockey spielen, rekrutiert und getestet werden. Die demografischen Daten der Stichprobe sind " Tab. 1 zusammengefasst. in ● Als Einschlusskriterien galten, dass die Probanden in der Schweiz 2. Liga-Eishockey spielen, am Testtag anamnestisch gesund und

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Originalarbeit

Originalarbeit

Zur Überprüfung der Machbarkeit wurden in dieser Pilotstudie die Rekrutierung und die Adhärenz der Versuchspersonen analysiert. Da in der Literatur keine Empfehlungen hinsichtlich Rekrutierung und Adhärenz existieren, werden im Folgenden die Vorgehensweise und Werte zur Überprüfbarkeit näher beschrieben und festgelegt. Unter Rekrutierung ist der Prozess der Probandenauswahl zu verstehen. Adhärenz steht für eine aktive Rolle des Probanden des Untersuchungssettings.

formiert. Abbruchkriterien waren Schmerzen oder allfällige Schwindelgefühle während der Testdurchführung. Die Kraftund die Performancemessungen erfolgten in kurzer Hose, T-Shirt und Turnschuhen. Zu Beginn der Messungen am ersten Testtag wurden das Alter, das Körpergewicht (Soehnle Spirito Waage, Leifheit AG, Nassau, Deutschland), die Körpergröße und der Body-Mass-Index (BMI) ermittelt. Des Weiteren wurde der Oberschenkelumfang unter maximaler isometrischer Muskelspannung im Stand, mit einem Knie- und Hüftgelenkswinkel von 0 Grad, mit einem Schneidermaßband (Yaba GmbH, Magdeburg, Deutschland) in Zentimeter gemessen. Die Messhöhe wurde 20 cm oberhalb des lateralen Tibiakondylus definiert. Es folgte ein 15-minütiges Warm-up, welches aus einer Laufrunde (1,5 km) sowie Rumpfübungen nach Schmidtbleicher zum Aufwärmen der ventralen, lateralen und dorsalen Rumpfmuskulatur bestand [20]. Danach durchlief jeder Proband in der Turnhalle zuerst die Messstationen zur MK, anschließend jene zur KA. Zwischen den einzelnen Stationen hatten die Probanden jeweils zehn Minuten Pause, in der sie sich in der anderen Hälfte der Turnhalle frei bewegen konnten. Die Reihenfolge der getesteten Muskelgruppen war für beide Kraftarten identisch: ventral, lateral und abschließend dorsal. Am zweiten Testtag wurde am Anfang nochmals der Ablauf der Messungen instruiert. Das Warm-up erfolgte analog zum ersten Messtag. Danach wurde bei jedem Probanden zuerst die SK der ventralen, darauf der lateralen und abschließend der dorsalen Kette getestet. Nach einer Pause von zehn Minuten absolvierte jeder Proband die Messungen zur Schussgeschwindigkeit und nach weiteren zehn Minuten Pause die Sprints.

Rekrutierung

Kraftparameter

Akquiriert wurde mündlich über eine 30 minütige Informationsveranstaltung. Hier wurden die Zielsetzung der Untersuchung, die Studiendurchführung, die Testbedingungen und die Rechtslage erläutert. Als Wunschziel wurde eine Rekrutierungsrate von 80 % der Gesamtanzahl der Mannschaftspieler festgelegt. Die Durchführung dieser Pilotstudie erfolgte als Qualitätsmaßnahme im Rahmen der Trainingsplanung. Alle Probanden mussten eine schriftliche Einverständniserklärung abgeben.

Maximalkraft In dieser Pilotstudie wurde zur Bestimmung der MK die Prognoseformel eines linearen Gleichungsmodells zur Berechnung des Maximalgewichtes (1 Repetition Maximum (1RM) = Einwiederholungsmaximum) verwendet: 1RM = hochgehobenes Gewicht ÷ (1,0278 – [Anzahl Wiederholungen × 0,00 278]) [21]. Le Suer und Kollegen konnten zeigen, dass sich Übereinstimmungen zwischen dem hypothetischen und dem tatsächlich ermittelten Maximalkraftwert ergaben [22]. Jede Muskelkette wurde einmalig geprüft. Die Durchführung erfolgte mit einer 10 kg-Hantelscheibe. Alle Probanden benutzten dieselbe Hantelscheibe. Der Einheit der MK wurde in 1RM (kg) angegeben.

Tab. 1 Einzelwerte der anthropometrischen Daten der 9 Versuchspersonen im Median.

Spieler

Alter

Größe

(Jahre) (m)

Gewicht

OS-Umfang

BMI

(kg)

(cm)

(kg/m2)

1

22

1,83

78,0

52,0

23,0

2

23

1,77

72,0

50,5

23,0

3

23

1,78

101,0

62,0

31,9

4

36

1,74

82,5

54,0

27,3

5

23

1,75

80,2

54,0

26,2

6

25

1,75

76,5

54,5

25,0

7

21

1,96

92,7

53,0

24,1

8

20

1,88

107,3

61,0

31,0

9

26

1,67

85,0

61,0

30,5

Median

23

1,77

82,5

54

26,3

im Sinne der Kraftbelastungen voll belastbar waren. Zu den Ausschlusskriterien zählten akute Beeinträchtigungen, welche eine volle Belastbarkeit ausschlossen, sowie Verletzungen der unteren Extremität während des letzten halben Jahres.

Primäres Outcome Machbarkeit

Adhärenz Als akzeptabel wurde eine Ausfallsrate von 0 % und eine 100 % Beteiligung an der Querschnittstudie erachtet. Die Durchführung der Untersuchung erfolgte im Anschluss der Meisterschaftsrunde im Mai an zwei Messtagen. Zur Überprüfung der Adhärenz wurde eine Anwesenheitsliste geführt. Die Untersuchungsdauer für die Probanden betrug 60 Minuten pro Messtag.

Beschreibung Testauswahl Die Anforderungen im Eishockey sind primär dynamisch maximal-kräftig und explosiv-schnell [2]. Aus diesem Grund wurde ein dynamisches Kraftmessverfahren der MK, SK und KA für die ventrale, laterale und dorsale Rumpfmuskulatur durchgeführt. Die Durchführung lehnte sich an das Protokoll „Grundkrafttest Rumpf“ des Manuals „Leistungsdiagnostik Kraft“ für Rumpfkraftausdauer von Swiss Olympic, Magglingen, an [19].

Untersuchungsdurchführung Am Testtag wurden die Probanden nochmals mündlich über den Testablauf, den Datenschutz und die Abbruchkriterien in-

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Kraftausdauer Jede Muskelkette wurde einmalig geprüft und im 2-SekundenRhythmus pro Bewegungszyklus durchgeführt. Das Kriterium war, wie lange (in Sekunden [s]) die erforderte Bewegung durchgeführt werden konnte. Die Messgenauigkeit dieser Kraftausdauertestung wurde publiziert und ist aussagekräftig [4]. Schnellkraft Für die Messung der SK wurde ein Beschleunigungsmessgerät (Myotest® Sport, Myotest SA, Sion, Schweiz) verwendet. Dieses Gerät ist ein geeignetes Instrument, das die Beschleunigung und, zuzüglich des eingegebenen Körpergewichtes, die Kraft und Leistung berechnet. Verglichen mit einer Kraftmessplattenmessung als „Referenzstandard“ kann das Myotest®-Gerät als valide und reliable Alternative angesehen werden [23].

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Originalarbeit

Tab. 2

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Rangkorrelation nach Spearman zwischen Rumpfkraft, Schussgeschwindigkeit und Sprintzeit.

MK

MK

MK

SK

SK

SK

KA

KA

ventral

lateral

dorsal

ventral

lateral

dorsal

ventral

lateral

KA dorsal

–0,721

–0,132

–0,508

–0,168

–0,105

0,105

0,787

–0,537

–0,545 0,129

Schussgeschwindigkeit

Korr. rho Sig. (2-seitig)

0,029

0,736

0,162

0,666

0,789

0,788

0,012

0,136

Sprint

Korr. rho

–0,817

–0,567

–0,467

0,167

–0,017

0,350

0,717

–0,427

0,433

Sig. (2-seitig)

0,007

0,112

0,205

0,668

0,966

0,356

0,030

0,252

0,244

In diesem Versuch interessierte die Beschleunigungsfähigkeit, da diese durch schnelle Kraftentwicklung zustande kommt. Es wurden je drei Versuche mit der ventralen, lateralen und dorsalen Rumpfmuskulatur mit Pausen von 30 Sekunden durchgeführt. Als Variable diente für die ventrale, die laterale und die dorsale Rumpfmuskulatur der jeweilige Mittelwert der besten zwei Versuche in Metern pro Sekunde2 (m/s2).

Sekundärer Outcome Schussgeschwindigkeit Die Messung der Schussgeschwindigkeit wurde auf einem Rasen mittels eines Radargeräts (V-Maxx Speed Radar Control, Eurotronic, Steinau-Ulmbach, Deutschland) durchgeführt. Als Ersatz für ein Eishockeytor wurde ein Maschendrahtzaun genommen. Das Radargerät wurde hinter diesem Maschendrahtzaun in 50 cm Höhe aufgestellt. Die Probanden schossen mit ihrem Eishockeystock aus 10 m Distanz gegen diesen Zaun. Als Abschussrampe dienten zwei glatte Holzschaltafeln, die auf dem Boden lagen. Die Schussgeschwindigkeit wurde gemessen, als der Puck in der Luft war. Es wurden fünf Schlagschüsse ohne Zeitlimite so hart wie möglich geschossen. Aus den besten drei Versuchen wurde der Mittelwert genommen. Gemessen wurde die angezeigte Schussgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde (m/s).

Die deskriptive Daten sind in Median (MED) und Interquartilsabstand (IQA) dargestellt. Analysiert wurde mit dem Statistikprogramm SPSS Version 20 (SPSS, Inc; Chicago, Illinois, USA) für Windows sowie mit Excel 2010. Zur Berechnung von Tendenzen der Rumpfmuskulatur in Bezug auf die Schussgeschwindigkeit und Sprint kam der nicht parametrische Rangkorrelationskoeffizient (rho) nach Spearman zu Anwendung. Nach Cohen [34] können Aussagen über die Effektstärken einer Korrelationsanalyse gemacht werden, wobei rho = 0,50 einer hohen, rho = 0,30 einer mittleren und rho = 0,10 einer schwachen Korrelation entspricht.

Ergebnisse !

Primäres Outcome Machbarkeit Rekrutierung Es konnten insgesamt 9 Probanden eines Klubs aus einem bestehenden Kader von 29 Spielern rekrutiert werden.

Adhärenz Es konnte kein Ausfall verzeichnet werden. Alle 9 Probanden waren an beiden Messtagen vor Ort und absolvierten alle Messungen.

Sprint

Untersuchungsdurchführung

Zur Erhebung der Sprintschnelligkeit wurde eine Sprintdistanz von 40 m auf einer Leichtathletik-Tartanbahn gewählt. Die Spieler nahmen eine stehende Ausgangsstellung auf der Startlinie ein. Die Zeit des Sprints wurde von Ertönen des Pfiffs bis zum Überschreiten der Ziellinie durch den Testleiter mit einer Stoppuhr (Irox Sprinter, Gümligen, Schweiz) in Zehntelsekunden gemessen. Jeder Spieler absolvierte den Sprint dreimal. Die Pausenzeit zwischen den Versuchen betrug fünf Minuten. Die Daten aus den besten zwei Sprints wurden gemittelt und in Metern pro Sekunde (m/s) angegeben.

Die Vorbereitung der Probanden mittels Warm-up auf die Kraftund Perfomancemessungen führten zu keinerlei Beschwerden oder Verletzungen.

Statistik !

Machbarkeitsstudien haben laut Thabane et al. [18] nicht primär das Ziel der statistischen Auswertung. Diese Machbarkeitsstudie stellt im Vorfeld der kommenden klinischen Querschnittstudie in erster Linie die Validierungsphase und die Verarbeitungsschritte dar. In diesem Fall ist es nicht das Ziel, Rumpfkraftwerte hinsichtlich MK, SK und KA zum Vergleich mit Referenzdaten oder zur Trainingssteuerung zu sammeln und zu analysieren. In der aktuellen Studie liegt der Fokus primär auf der Machbarkeit und auf dem Erheben von Werten der MK, SK und KA der Rumpfmuskulatur. Sekundär sollen Tendenzen der Hauptkraftkomponente der Rumpfmuskulatur in Bezug auf Schussgeschwindigkeit und Sprint abgeleitet werden.

Kraftparameter Für die ventrale Rumpfmuskulatur ergab sich für ein 1 RM ein MED von 46,5 kg mit einem IQA von 11,7 kg. Der Median für 1RM-Gewicht betrug im 71,10 kg (IQA 12,1 kg) für die laterale Kette sowie 69,7 kg (IQA 20,1 kg) für die dorsale Kette. Die Medianwerte der SK lagen für die ventrale Rumpfmuskulatur bei 2,23 m/s2 (IQA 0,34 m/s2), für die laterale Rumpfmuskulatur bei 2,59 m/s2 (IQA 0,97 m/s2) und für die dorsale Rumpfmuskulatur bei 3,39 m/s (IQA 0,95 m/s2). Die Resultate der KA zeigten folgende Medianwerte: für die ventrale Rumpfmuskulatur ein MED von 96 s (IQA 55,5 s), für die laterale Rumpfmuskulatur 66 s (IQA 22,0 s) und für die dorsale Rumpfmuskulatur eine Zeit von 75 s (IQA 25 s).

Sekundäres Outcome Der Median für die 40m-Sprintzeit der neun Probanden betrug 6,5 m/s (IQA 0,45 m/s) und für die Schussgeschwindigkeit 84, 6 m/s (IQA 31 m/s).

Korrelationen

● Tab. 2 beinhaltet die

Korrelationen der motorischen Kraftfähigkeiten des Rumpfes, des Sprints und der Schussgeschwindig"

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MK = Maximalkraft, KA = Kraftausdauer, SK = Schnellkraft

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keit. Hier zeigt sich, dass die MK ventral negativ mit der Schussgeschwindigkeit (rho = –0,721; p = 0,029) korreliert, während die KA ventral positiv (rho = 0,787; p = 0,012) mit derselben zusammenhängt. Auch im Sprint findet sich ein negativer Zusammenhang mit der MK ventral (rho = –0,817; p = 0,007) und eine positive Korrelation mit der KA ventral (rho = 0,717; p = 0,030).

Diskussion !

Das primäre Ziel dieser Machbarkeitsstudie war es, die Machbarkeit hinsichtlich Rekrutierung, Adhärenz, die Sicherheit des Untersuchungsverfahrens und der -durchführung zu untersuchen. Weiter sollten die motorischen Kraftfähigkeiten Maximalkraft (MK), dynamisch-konzentrische Schnellkraft (SK) sowie Kraftausdauer (KA) der Bauch- und der tiefen und oberflächlichen Lendenmuskulatur elaboriert werden. Sekundär sollte das Verhältnis zwischen Rumpfmuskulatur und Schussgeschwindigkeit sowie 40m-Sprint untersucht werden. Es kann festgehalten werden, dass das vorliegende Studienprotokoll in dieser Form für weitere Studien angepasst werden muss. Die statistischen Daten dieser Machbarkeitsstudie müssen zurückhaltend interpretiert werden [18].

Primäres Outcome !

Rekrutierung Hinsichtlich der Rekrutierung konnten nach einer Informationsveranstaltung nicht alle anwesenden Eishockeyspieler rekrutiert werden. Verletzungen und Ferienabwesenheiten waren die Gründe dafür, dass nur ein kleiner Teil des Kaders rekrutiert werden konnte. Mit einer Rekrutierungsrate von 31 % liegt man weit unter der vorher festgelegten Rekrutierungsrate von 80 %. Um eine höhere Probandenanzahl für die zukünftige Untersuchung zu sichern, wäre eine vorzeitige schriftliche Ankündigung an alle Eishockeyspieler anderer Vereine als eine zusätzliche Informationsquelle zu nutzen. Zudem wären Gespräche im Vorfeld der Untersuchung mit dem Vereinsvorstand und Trainern von Nutzen. Vallerand [24] erläutert hierüber, dass, wenn ein Trainer eine positive Einstellung der Untersuchung oder Intervention gegenüber zeigt und dies seinen Spielern kommuniziert, dies einen positiven Einfluss auf die Motivation zur Trainingsteilnahme und einer erhöhten Leistungsbereitschaft hat.

Adhärenz Die Adhärenz kann als erfüllt angesehen werden. Die angesetzte Messdauer von 60 Minuten pro Proband war gut kalkuliert. Es kann vermutet werden, dass die Probanden hinreichend über Ziel, Zweck und Ablauf dieser Machbarkeitsstudie informiert waren. Diese Punkte wurden in dieser Machbarkeitsstudie nicht untersucht. Aus Bewegungs-Adhärenz-Studien ist im Zusammenhang mit allgemeinen Aktivitätsempfehlungen bei Probanden über 55 Jahren bekannt, dass diese etwa 63 – 88 % [25] und jüngere Probanden weniger als die Hälfte [26] der Vorgaben hinsichtlich Untersuchungs- und Interventionstreue befolgen. Diesbezüglich wäre in der nächsten Studie eine retrospektive Evaluation der Informationsveranstaltung mittels Fragebogen im Hinblick auf das Verständnis über Ziel, Zweck und Ablauf in Erwägung zu ziehen.

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Beschreibung Testauswahl Zur Testung der Rumpfkraftkomponenten MK, SK, und KA wurde die Ausgangstellung und Durchführung wie im Manuals „Leistungsdiagnostik Kraft“ von Swiss Olympic beschrieben, gewählt [19]. Dieses Messverfahren der Rumpfmuskulatur waren für alle Kraftkomponenten standardisiert und sicher durchzuführen. Jedoch fehlen hier im Gegensatz zum KA [4] für die MK und SK Anhaltspunkte zur Validität und Reliabilität. So ist zu berücksichtigen, dass anthropometrische Verhältnisse die Testausführung mit beeinflussen können. Aus diesem Grund sollten Massenverteilung und Hebelverhältnisse im Körper für MK und SK mit berücksichtigt werden. Nebst der Masse der 10 kg-Hantelscheibe müsste auch die Masse des Oberkörpers mit einbezogen werden. Weiter ist anzumerken, dass Schnellkraftmessungen mit dem Myotest-Gerät, welche unidirektional geschehen, wie z. B. „bench press/ bench throw“ oder „squat/squat jump“ reliabel und valide sind [23]. Bei den in dieser Studie angewandten Tests bewegte sich das Messgerät jedoch nicht unidirektional, sondern bidirektional, was möglicherweise das Testergebnis beeinflusst haben könnte. Aus diesem Grund wird vor zukünftigen bidirektionalen Messungen mit diesem Gerät empfohlen, eine Validitäts- und Reliabilitätsstudie für die MK und SK durchzuführen. Bezüglich der Performancetestungen sollte die Durchführung kritisch beleuchtet werden. Als zentraler Schwachpunkt muss angeführt werden, dass die Schussgeschwindigkeits- und Sprintmessung off-ice durchgeführt wurden. Der Grund hierfür war, dass die Messungen nach Ablauf der Eishockeysaison durchgeführt wurden. Zu diesem Zeitpunkt steht in dieser Eishalle kein Eis mehr zur Verfügung. Jedoch gibt es andere Hallen mit Ganzjahreseis. Die Frage die sich hier dann stellt wäre, wann gibt es freie Eiszeiten und wie hoch sind die Kosten der Eisfläche. Eine off-ice Messung hat verschiedene Auswirkungen. Zum einen spielt bei der Schussgeschwindigkeitsmessung die Technik des Schützen eine zentrale Rolle. Die Spieler sind gewohnt, einen Schuss mit der kompletten Ausrüstung auf dem Eis auszuführen. Das Abgeben eines Schusses in Turnkleidung auf einer Platte stellt für sie zwar eine ähnliche Bewegung dar, welche aber elementare Unterschiede zur Schussabgabe auf dem Eis aufweist. Der Bodenkontakt in Turnschuhen auf Rasen divergiert erheblich gegenüber dem in Schlittschuhen auf dem Eis, wo mit den Kufenkanten eine Verankerung sehr gut möglich ist. Weiter ist die Stocklänge darauf abgestimmt, dass der Spieler in den Schlittschuhen einige Zentimeter grösser ist als in Turnschuhen, was die Kraftübertragung auf den Puck beeinflusst und den Spieler zwingt, seine gewohnte Technik der Situation anzupassen. Zwischen einem Sprint on- bzw. off-ice bestehen Unterschiede in der Biomechanik. Der Bewegungsablauf on-ice erfolgt bei hoher Geschwindigkeit in einer doppelten unterstützten Phase (ca. 15 – 25 %) und einer einfachen unterstützten Phase (ca. 75 – 85 %) [27]. Währenddessen sieht man off-ice, dass sich die Standbeinphase von 62 % während des normalen Gehens auf 31 % während des Laufens reduziert und somit keine doppelt unterstützte Phase existiert [28]. Hinzu kommt, dass während des Eislaufens die Standbeinphase als Gleitphase genutzt wird. Weiter ist zu bemerken, dass beim Eislaufen, im Gegensatz zum Laufen, die Abstoßbewegung 45° zur Fahrtrichtung geschieht, um den größtmöglichen Weggewinn nach vorne zu erzielen. Dafür ist nebst einer Extension im Hüft- und Kniegelenk eine Außenrotation im Hüftgelenk notwendig. Ein weiterer Unterschied ist das Gleiten auf einem Wasserfilm on-ice im Gegensatz zum

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Untersuchungsdurchführung Die Messungen wurden mit Probanden durchgeführt, welche im Amateurbereich Eishockey spielen. Dies bedeutet, dass für diese Spieler das Eishockey lediglich eine Freizeitbeschäftigung darstellt. Sie waren demzufolge kaum in der Lage, sich optimal auf die Messungen dieser Studie vorzubereiten, da diese an zwei Wochentagen abends stattfanden. Die Spieler gingen dementsprechend vor den Messungen jeweils tagsüber ihrer gewohnten Erwerbsarbeit nach. Eine Ermüdung, hervorgerufen durch den Arbeitsalltag, ist folglich eine Größe, welche die Ergebnisse der Messungen beeinflusst haben könnte. Da dieser Faktor bei der Erhebung der persönlichen Daten nicht einbezogen wurde, kann über dessen effektiven Einfluss lediglich spekuliert werden. Ein kritischer Punkt ist der Zeitpunkt der Messungen in der Saisonplanung der Eishockeyspieler. Die Messungen wurden nach Ende der Meisterschaftsrunde durchgeführt. Da die Einstellung zum Sport und zu Bewegung im Allgemeinen innerhalb einer Amateur-Eishockeymannschaft individuell unterschiedlich ist, kann von großen Differenzen bezüglich motorischer Vorkenntnisse von Kraftübungen ausgegangen werden. Zudem gibt es Spieler, welche nach Saisonabschluss sehr bald aus Eigeninitiative mit einem individuellen Training beginnen, welches einer Zwischensaisonphase oder gar einer Vorbereitungsphase entspricht. Genauso gibt es Spieler, welche den Saisonabschluss zum Anlass nehmen, die sportlichen Tätigkeiten stark zu reduzieren oder fast gänzlich darauf zu verzichten. Dementsprechend ist anzunehmen, dass die Spieler zu diesem Zeitpunkt über eine sehr unterschiedliche intermuskuläre Koordination verfügen. Nach Hollmann & Strüder [29] kann eine Veränderung der intermuskulären Koordination nach einem Krafttraining binnen einiger Stunden bis weniger Wochen hervorgerufen werden. Ein intermuskuläres Koordinationstraining über zwei Wochen, in welchem die zu testenden Bewegungen erlernt und geübt werden können, könnte der Kraftmessung eine höhere Validität verleihen, da der Einfluss der intermuskulären Koordination vermindert ist. Eine andere Variante wäre, mehrere Kraftmessungen durchzuführen; eine kurz vor und während der Saison sowie eine vor Ende der Meisterschaft.

Kraftkomponenten Die MK-Ergebnisse der vorliegenden Machbarkeitsstudie unterscheiden sich nicht von Nichtsportlern aus der Studie von Alston et al. [30]. Jedoch stimmen die MK-Ergebnisse nicht mit den beschriebenen Ergebnissen aus der Literatur überein, wo Sportler signifikant höhere Werte als Nichtsportler aufwiesen [31]. Der Grund dürfte wohl darin zu finden sein, dass 2. Liga-Eishockeyspieler seltener regelmäßiges Rumpfkrafttraining durchführen und deshalb eher vergleichbare Rumpfkraftwerte wie Nichtsportler aufweisen. Dies wird dadurch deutlich, dass die Rumpfkraft im Vergleich zum Körpergewicht mit 55 % (kg per Körpergewicht) deutlich unter dem der in der Literatur beschriebenen Wert von 70 – 80 % liegt [31]. Eishockey-Kaderathleten weisen deutlich höhere KA-Werte auf als Amateur-Eishockeyspieler [4]. Hibbs und Kollegen [32] führen an, dass Hochleistungssportler während sportlicher Ausübung mehr Rumpfkraft benötigen als im Alltag. So ist erstaunt es nicht, dass Eishockey-Kaderathleten im Vergleich zu Nicht- und Amateursportlern höhere Kraftwerte erzielten.

Sekundärer outcome !

In dieser Machbarkeitsstudie korreliert die MK der ventralen Rumpfmuskulatur negativ mit der Schussgeschwindigkeit. Aufgrund der meist nach vorn gebeugten Haltung beim Eishockey könnte aufgrund der Muskelannäherung auf der ventralen Seite und einer Verlängerung auf der dorsalen Seite ein erschwertes koordinatives Zusammenspiel als möglicher Einflussfaktor gesehen werden. Die KA der ventralen Rumpfmuskulatur korreliert jedoch signifikant mit der Schussgeschwindigkeit. Es ist zu bedenken, dass während der Eiszeit viele Aktionen stattfinden und hier die Rumpfmuskulatur als Widerlager und Stabilisator dient. Es ist eher wahrscheinlich, dass in dieser Zeitspanne von der Rumpfmuskulatur KA verlangt wird, da bei ballistischen Bewegungen wie der Schussbewegung, in denen der Puck maximal beschleunigt wird, ein großer Teil der Kraft aus der oberen Extremität sowie aus der Rumpf- und Beckenregion stammt. Damit die nötige Kraft generiert werden kann, muss die Hüft-Becken-Region als stabiles Widerlager für die Rumpfmuskulatur dienen. Die Stabilisierung des Rumpfes muss während der gesamten Dauer des Sprints aufrechterhalten werden können, um eine gute Kraftproduktion und effiziente Kraftübertragung im Rumpf zu gewährleisten und somit eine schnelle Zeit erzielen zu können. Diese Annahme stützt sich auf die Aussage von Keil & Weineck [33], welche die Wichtigkeit vor allem der Kraftausdauer bei Eishockeyspielern im Bereich der Haltemuskulatur des Rumpfs betonen. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Studie deutet sich an, dass die dorsale Rumpfmuskulatur einen positiven Einfluss auf den Sprint haben könnte. Dieses Ergebnis wird von Kubo und Kollegen [34] bestätigt, die empfehlen, zur Verbesserung der Sprintqualität im Konditionstraining von Fußballspielern eine Kräftigung des M. erector spinae und des M. quadratus lumborum durchzuführen.

Schlussfolgerung !

Diese Machbarkeitsstudie zeigt auf, dass das Untersuchungsprotokoll für eine zukünftige Querschnittstudie angepasst werden muss. Unter anderem müssen die Testbedingungen der Kraft-

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Abstoßen off-ice aufgrund der unterschiedlichen Reibungsfläche. Hier wäre vorweg eine kleine Pilotstudie sinnvoll, um die Testdurchführung des Sprints on-ice auch im Vergleich zu off-ice zu evaluieren. Weiter ist anzumerken, dass die Messungen nach der Meisterschaftssaison stattgefunden haben. In Zukunft sollte darauf geachtet werden, dass Studien im Eishockey so sportartspezifisch wie möglich und auf einer Eisfläche durchgeführt werden können, um Daten so realitätsnahe wie möglich zu erheben. Unter den neun Probanden befand sich ein Torhüter. Dieser könnte die Resultate dadurch verfälschen, dass er nicht über eine ähnlich gut entwickelte Technik wie die Spieler verfügt, da er über einen speziellen Stock verfügt und während dem Spiel nie einen Schlagschuss abgibt. Zudem wird er zwar in Ausnahmesituationen (wie zum Beispiel bei seiner fliegenden Auswechslung im Falle einer angezeigten Strafe eines Gegenspielers) einen Sprint über 20 bzw. 40 Meter durchführen, diesen aber aufgrund der schweren und massiven Torhüterausrüstung im Vergleich zu einem Feldspieler kaum maximal schnell durchführen können. Für zukünftige Studien sollten in Bezug auf Schussgeschwindigkeit und Sprint nur Feldspieler berücksichtigt oder bei sehr vielen Probanden getrennt nach Position auf dem Feld ausgewertet werden.

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komponenten der MK und SK validiert werden, damit gültige Resultate generiert werden können. Interessenkonflikt: Nein

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[The relevance of core muscles in ice hockey players: a feasibility study].

Good core strength is seen as a condition for high performance in sports. In general, especially maximum voluntary contraction (MVC) and strength endu...
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