DEUTSCHE

MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT

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Nr. 9 Jahrgang loo

Stuttgart, 28. Februar 1975

Dtsch. med. Wschr. 100 (1975), 399-405 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Verner-Morrison-Syndrom F. J. Seif, P. Sadowski, F.

Heni, R. Fischer, S. R. Bloom und J. M. Polak

Medizinische Poliklinik der Universität Tübingen (Direktor: Prof. Dr. F. Heni), Chirurgische Klinik des Krankenhauses Stuttgart-Bad Cannstatt (Direktor: Prof. Dr. R. Fischer), Institute of Clinical Research, Middlesex Hospital London (Direktor: Prof. Dr. J. D. N. Nabarro) und Department of Histochemistry, Hammersmith Hospital, University of London (Direktor: Prof. Dr. A. G. E. Pearse)

Mann mit Verner-Morrison-Syndrom (WDHA-Syndrom, pankreatische Cholera) fand sich ein Inselzellkarzinom vom Nicht-B-Zellen-Typ mit Metastasierung in die Leber und mesenterialen Lymphknoten. Im Tumor und im Plasma ließen sich hohe Konzentrationen vasoaktiven intestinalen Polypeptids (VIP) radioimmunologisch nachweisen. Nach der operativen Entfernung des Tumors fiel die VIP-Konzentration im Plasma auf normale Werte ab. Die immunhistochemische Untersuchung des Tumors auf gastrointestinale Hormone zeigte nur für vasoaktives intestinales Polypeptid eine starke Fluoreszenz. Es wird angenommen, daß dieses Polypeptid im wesentlichen die Symptomatik des Krankheitsbildes verursacht. Die lebensbedrohliche Wasserdiarrhoe sistierte unter Glucocorticoidbehandlung. Bei einem 4Ojährigen

Verner und Morrison beschrieben 1958 (55) bei zwei Fällen von Pankreasneoplasmen ein Syndrom, das durch profuse Wasserdiarrhoe, Hypokaliämie und Achiorhydrie charakterisiert ist, weshalb es neben Verner-Morrison-Syndrom (VMS) auch WDHA-Syndrom (32) genannt wird. Außerdem ist das Krankheitsbild wegen der unbeeinflußbaren Durchfälle mit dem Begriff »pankreatische Cholera« belegt (34). Dem Syndrom liegt entweder ein Pankreaskarzinom (8, 9, 11, 14, 15, 17, 18, 21, 28, 32, 46, 54, 58) oder -adenom (7, 11, 27, 33, 34, 39, 43-56) zugrunde, dessen Zellen wesentliche Merkmale der Nicht-B-Inselzellen tragen (7, 9, 13, 17, 27, 33, 34, 52, 56, 58). In vereinzelten Fällen wurde auch nur eine disseminierte Hyperplasie dieser Zellen in den Langerhansschen Inseln gefunden (11, 52, 54, 58). Auf der Suche nach einem gastrointestinalen diarrhöogenen Hormon ist es neuerdings Bloom und Mitarbeitern (4) gelungen, in diesen Tumoren und im Patientenserum hohe

The vaso-active intestinal poiypeptide in Verner-Morrison syndrome A 40-year-old man with the

Verner-Morrison syndrome (refractory watery diarrhoea and hypokalaemia in islet-cell tumour of the pancreas) had an islet-cell carcinoma of the non-Bcell type with metastases to liver and mesenteric lymph nodes. High concentrations of a vasoactive intestinal polypeptide (VIP) were demonstrated in tumour tissue and plasma by radioimmunological tests. After surgical removal of the tumour the plasma VIP concentration fell to normal. Immunohistochemical tests of the tumour for gastrointestinal hormones demonstrated marked fluorescence only for vaso-active intestinal polypeptide. It is assumed that this poiypeptide is largely responsible for the clinical signs. In the described case the severe watery diarrhoea ceased after glucocorticoid administration.

Konzentrationen von vasoaktivem intestinalen Polypeptid (VIP) radioimmunologisch nachzuweisen. Wegen der Seltenheit des Krankheitsbildes soll der Verlauf einer eigenen Fallbeobachtung zur Illustration der Symptomatik dargestellt werden.

Kasuistik Vorgeschichte: Der 40jahrige Patient war früher nie ernstlich krank, außer daß vor 4 Jahren einmal ein Magengeschwür festgestellt wurde. Nach einer Schreinerlehre war er in den letzten 17 Jahren vor der jetzigen Erkrankung in einer Farbenfabrik tätig. Der Vater des Patienten starb an Lungenkrebs, ein Onkel mütterlicherseits an Kehlkopfkrebs; vier von fünf Geschwistern des Vaters hatten Neoplasien (Lungen-, Darm-, Brustkrebs und Leukämie). Im August 1971 begann beim Patienten eine wechselnd stark ausgeprägte Diarrhoe, wobei mehrmals täglich nicht stinkende, hellbraune, wäßrige Stühle entleert wurden, denen unverdaute, vegetabilische Nahrungsreste beigemengt waren. Blut- und Schleimbeiniischungen wurden nie beobachtet. Es stellte sich rasch ein Völlegefühl im Oberbauch mit Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit ein; keine

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Das vasoaktive intestinale Polypeptid beim

400 Tab.

Deutsche Medizinische Wochenschrift

Seil u. a. Das vasoakiive intestinale Polypeptid beim Verner-Morrison-Syndrom

1.

Laboratoriumsbefunde Parameter

im diarrhoischen Schub

während Teil remission

Normwerte

Einheiten

Blut und Serum

Hämatokrit Leukozyten

Thrombozyten Lymphozyten Eosinophile absolute Eosinophile pH pCO HCO3 Basenüberschuf

62.184

18,2 13,8*

52

43:.

33/47-73/112

45

42-52

Vol.°!o

4500-9900

10 300

< 10 000

120 000-700 000

370 000

150 000-350 000

21-33 2-17 120-350

16

20-40 1-4 25-350 7,35-7,44 35-40 22-25

7,35

0

< 30 7,43

24,1

37,0

16,8

24,5

-10,0

+ 0,2 3,8

u-Globulin (ED)

13

12

11,3

9,4

2,6

3,3

LAP

GLDH u-Amylase Unu Proteinurie Glucosurie Natrium Kalium

Magensaft pH (nüchtern) Basalsekretion nach Pentagastrin 6 pg/kg nach Pentagastrin 12 pg/kg

65

49

28

17

128

135

2,3

4,0

113-122

106

0,95

0,5

17

mm

g/dl

2,7

Phosphat alkalische Phosphatase saure Phosphatase Natrium Kalium Chlor Magnesium BUN (Harnstoff-Stickstoff) Kreatinin Glucose Bilirubin LDH GOT GPT

8/18

14-18

Albumin Calcium

[The vaso-active intestinal polypeptide in Verner-Morrison syndrome].

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