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Fortschr. Röntgenstr. 128, 4
Fortschr. Räntgenstr. 128,4 (1978) 498-499
Seltene differentialdiagnostische Möglichkeit der harnleitersteinverdächtigen Verschattung Von S. Kösters
2 Abbildungen
Die röntgenologische Differentialdiagnose der konkrementverdächtigen Verkalkung im Bereich der Nieren und ableitenden Harnwege umfaßt eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten (1, 4), von denen die einen Harnleiterstcin vortäuschende Verkalkung einer Harnleiternarbe nach operativer Steinentfernung bisher nicht beschrieben wurde.
Kasuistik Bei dem 36jährigen Patienten (Aufn.-Nr. 10101) waren im Alter
von 26 und 32 Jahren jeweils eine Ureterolithotomie zur Entfernung von Kalziumoxalatkonkrementen aus dem oberen linken Harnleiter vorausgegangen. Die erneute urographische Unter-
Abb. 1. Präoperative Nierenübersicht: Katheterspitze vor den vermeintlichen Harnleirersteinen. 0340-1618/78
suchung wegen linksseitiger Flankenschmerzen ergab den Verdacht auf zwei verschieden große kalkhaltige Konkremente (Abb. 1) im Abgang des linken Harnleiters vom Nierenbecken mit sekundärer Harnstauungsniere (Abb. 2). Intraoperativ fand sich jedoch in dem der linken Niere zugehörigen Hohlraumsystem kein Stein, vielmehr wurde das präoperativ beschriebene kleinere Konkrement periureteral außerhalb der Harnleiterlichtung angetroffen (chemische Analyse: Kalziumoxalat); um dieses Konkrement sowie um den Nierenbecken-Harnleiterübergang herum fand sich stemhartes Narbengewebe, das reseziert wurde. Der Eingriff wurde beendet durch Schienung des Harnleiters mittels PVC-Schlauch zur Verhütung einer erneuten Stenosierung des subpelvinen Harnleitersegments durch peripelvine und perourete-
rale Narben, außerdem wurde das Nierenbecken durch eine
Präoperatives iv. Urogramm: Harnstauungsniere infolge periureteraler narbiger Verkalkung. Abb. 2.
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tJrologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. F. Baumbusch) der Städt. Krankenanstalten Krefeld
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darin gelegenen Konkrement.
Diskussion Pathologisch-anatomisch betrifft die Ablagerung von Kalk meistens Gewebe, deren Stoffwechselaktivität vermindert ist, was auf Narbengewebe zutrifft (3). Bei dem hier geschilderten Fall wird die überschüssige Narbenbildung durch die vorausgegangenen Steinoperationen im selben Harniciterbereich erklärt, aber auch durch das bei einer Voroperation im periureteralen Gewebe belassene, als Fremdkörper wirkende Konkrement. Nach alter chirurgischer Auffassung ist die Wundheilung bei Anwesenheit nichtauflösbarer Fremdkörper von besonders ausgeprägter Narbenbildung begleitet (2). Die periureterale Narbenverkalkung ist differentialdiagnostisch auch von den intramuralen Verkalkungen des Nierenbeckens und Harnleiters bei chronischen spezifischentzündlichen Prozessen (Tbc, Schistosomiasis) abzugrenzen: sog. Pyelitis-Urereritis calcificans (1, 4).
Die Einbeziehung der hier beschriebenen differentialdiagnostisehen Möglichkeit einer steinverdächtigen Verschattung in den
Kreis der diagnostischen Uberlegungen vor Rezidívstein-Operationen kann von wesentlichen Interesse für den Operateur sein, da während des Eingriffs eine zeitraubende, mit Gefahren für den Patienten verbundene Suche nach einem vermeintlichen Konkrement durch frühzeitigen Einsatz intraoperativer Röntgenuntersuchungen erheblich verkürzt werden kann.
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Dr. med. St. Kösters, Urologische Klinik der Städtischen Krankenanstalten Krefeld, Lutherplatz 40, 4150 Krefeld
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Nephrostomiefistel entlastet. Die postoperative Ubersicht zeigt eine völlige Entfernung des verkalkten Narbengewebes mit dem
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