Originalien Radiologe 2014 · 54:63–67 DOI 10.1007/s00117-013-2572-8 Online publiziert: 15. November 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

K. Scheurlen · A. Schnitzer · J. Krammer · C. Kaiser · S.O. Schönberg · K. Wasser Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim

Stellenwert der Galaktographie zur Abklärung pathologischer Sekretion in der komplementären Mammadiagnostik Teil 1: Eine Onlineumfrage   an den deutschen Brustzentren

Hintergrund Die konventionelle Galaktographie wurde bereits in den 1930er Jahren von E. Ries beschrieben [8]. Das hierbei verwendete Lipiodol, das in sezernierende Milchgänge injiziert wurde, barg zu viele Komplikationen in Form von Entzündungen und Abszessbildungen, da das ölige Kontrastmittel schlecht resorbiert und ausgeschieden wurde. Daneben erwies sich die Verwendung von radioaktivem Thorotrast zur Kontrastverstärkung als kanzerogen. Mit dem Einsatz wasserlöslicher Kontrastmittel in den 1940er Jahren gelangen erste zweckmäßige diagnostische Ergebnisse [8]. In den 1960er und 1970er Jahren wurde die Galaktographie erstmals in größeren Studien erprobt und zunehmend in der klinischen Routine eingesetzt [2, 4]. Die grundlegende Technik der Galaktographie hat sich seitdem kaum verändert: Zur Lokalisation des sezernierenden Sinus lactifer wird ein Sekrettropfen exprimiert. Anschließend wird das Orifizium mit einer stumpfen Kanüle (25–30 Gauge) vorsichtig sondiert und mit einer Kontrastmittelspritze luftfrei wenige Milliliter Kontrastmittel injiziert. Darauf folgt die Mammographie in 2 Ebenen. Duktektasien, Füllungsdefekte oder Gangabbrüche weisen indirekt auf eine vorliegende Pathologie hin, lassen prinzipiell aber keine

Artdiagnose zu und müssen histopathologisch abgeklärt werden [5]. Zwischenzeitlich konnte die Galaktographie durch Fortschritte in der Röntgentechnik und durch die Anwendung von Lokalanästhetika sowie weiterentwickelter, nichtionischer Kontrastmittel profitieren [3, 7]. Heute findet die Galaktographie nach wie vor Anwendung bei der Abklärung der pathologischen Sekretion (. Tab. 1). Während die konventionelle Galaktographie eine Erweiterung der Mammographie darstellt, die jahrzehntelang als einziges bildgebendes Verfahren der Brust zur Verfügung stand, steht mittlerweile ein multimodales Konzept zur Verfügung, in dem der hochauflösende Ultraschall und die Magnetresonanz(MR)Mammographie eine zunehmende Bedeutung haben. Insbesondere die Sono-

graphie ist mittlerweile in allen Brustzentren verfügbar und bei Gebrauch hochfrequenter Schallsonden (10–18 MHz) ist auch eine regelrechte Duktussonographie möglich. Daneben bietet die Sonographie bei pathologischen Befunden auch die Möglichkeit einer einfachen und kostengünstigen, bildgesteuerten Biopsie. Auch die MR-Mammographie findet zunehmend Anwendung und in vielen Zentren sind MR-gesteuerte Biopsien möglich. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung muss der Stellenwert der Galaktographie kritisch hinterfragt werden. Schließlich sind einige Nachteile dieser Methode zu berücksichtigen: Die Untersuchung ist für die Patientin unangenehm und zuweilen schmerzhaft, sie ist technisch sehr anspruchsvoll und setzt eine hohe Erfahrung voraus. Zudem muss zum Zeitpunkt der Untersuchung eine Sekretion stattfin-

Tab. 1  Pathologische Sekretion und Indikation zur Galaktographie. (Nach [5]) Indikation zur Galaktographie   (pathologische Sekretion) Blutige Sekretion

Spontane, klar-seröse, trübe oder bräunlichgrüne (nicht milchige!) Sekretion aus einem oder mehreren Gängen; meist einseitig Zytologisch suspekte Sekretion (Gruppe IV/V)

Keine Indikation zur Galaktographie Galaktorrhö: milchig, außerhalb von Gravidität/ Stillzeit als Folge einer primären oder sekundären Hyperprolaktinämie; auch einseitig Beidseitige seröse oder bräunlich-grüne (nicht blutige!) Sekretion als Folge einer hormonellen Dysbalance oder Duktektasie mit chronischer Entzündung; nicht suspekte Abstrichzytologie!   Der Radiologe 1 · 2014 

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5%

5%

8%

8%

4%

1% 8%

2%

13% 18% 32%

40% 47%

33% 53%

24%

grundsätzlich keine (da wir Galaktographien nicht anbieten und diese von Kooperationspartern Übernommen werden). (23) 0 – 5 (58)

6 – 10 (42)

21 – 50 (14)

51 – 100 (8)

11 – 20 (32)

Abb. 1 8 Wie viele Galaktographien werden in Ihrer radiologischen Einheit pro Jahr in etwa durchgeführt?

0 – gar kein Stellenwert (9) 1 – geringer Stellenwert. Die Abklärung gelingt zumeist durch andere bildgebende Verfahren (71) 2 – hoher Stellenwert. Es handelt sich um ein wichtiges Verfahren, das häufig zielführend eingesetzt werden kann. (83) 3 – sehr hoher Stellenwert. Es handelt sich um ein obligates, nicht ersetzbares Verfahren. (14)

Abb. 2 8 Wie schätzen Sie grundsätzlich den aktuellen Stellenwert der Galaktographie zur Abklärung der pathologischen Sekretion ein?

1%

8% 12%

1% 1% 28%

35% 48% 58%

minimal (13) hoch (85)

gering (62) sehr hoch (15)

keine Einschätzung (1)

keine Antwort (1)

Abb. 3 8 Wie schätzen Sie grundsätzlich das diagnostische Potenzial der Galaktographie für die Abklärung der pathologischen Sekretion ein?

den oder zumindest provozierbar sein, um den zu sondierenden Gang identifizieren zu können. Darüber hinaus stellt die Galaktographie einen pathologischen Befund nur indirekt dar. Demgegenüber muss als Vorteil genannt werden, dass bei technisch gelungener Galaktographie eine lückenlose Einsicht in das betroffene Milchgangsystem gewährleistet wird. In den S3-Leitlinien findet sich bisher kei-

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selten (22) fast immer (50) keine Antwort (1)

Abb. 5 8 Wo sollte die Galaktographie innerhalb einer bildgebenden Stufendiagnostik zur Abklärung einer pathologischen Sekretion angesiedelt sein (bei negativer Mammographie)?

inwieweit andere Verfahren der multimodalen Mammadiagnostik vorgezogen werden.

1% 7%

Galaktographie – Ultraschall – MRT (7) Ultraschall – Galaktographie – MRT (94) Ultraschall – MRT – Galaktographie (56) keine Einschätzung (4) Sonstiges (14) keine Antwort (2)

meistens (102) keine Einschätzung (2)

Abb. 4 8 Wie schätzen Sie die technische Durchführbarkeit der Galaktographie ein? Eine diagnostisch aussagekräftige und reproduzierbare Galaktographie gelingt…..

nerlei Stellungnahme zum Einsatzbereich der Galaktographie, ebenso wie darin generell keine Empfehlung zur Abklärung der pathologischen Sekretion vorgenommen wird [1, 6]. Die vorliegende Studie soll Aufschluss darüber geben, welchen Stellenwert die konventionelle Galaktographie zur Abklärung der pathologischen Sekretion an deutschen Brustzentren einnimmt und

Material und Methoden Im Rahmen einer deutschlandweiten Onlineumfrage erhielten 342 radiologische Einheiten deutscher Brustzentren und deren Kooperationspartner per EMail anonymen Zugriff auf einen Fragebogen. Die Homogenität des an der Umfrage teilnehmenden Kollektivs wurde dadurch gewahrt, dass nur solche Zentren eine Berechtigung zur Teilnahme erhielten, die von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert worden waren. Aus dem online veröffentlichten Verzeichnis zertifizierter Brustzentren der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) entnahmen wir die jeweilige Adresse eines Zentrums und ermittelten die E-Mail-Adresse der zugehörigen radiologischen Einheiten entweder online über die Webpräsenz des Zentrums oder, falls dies nicht möglich war, per telefonischer Anfrage. Von den 251 zertifizierten Brustzentren konnte zu 3 Zentren kein Kontakt hergestellt werden. Den verbliebenen 248 Brustzentren konnten 350 radiologische Einheiten zugeordnet werden. Davon ließ sich zu 8 Einheiten kein Kontakt herstel-

Zusammenfassung · Abstract len. Somit konnten 342 radiologische Einheiten befragt werden. Die Umfrage wurde über eine frei zugängliche Onlineplattform (LimeService, LimeSurvey.com) vorgenommen. Der Onlinefragebogen setzte sich aus 2 obligat zu beantwortenden Kernfragen und 3 optionalen Fragen zusammen, so wie in . Abb. 1, 2, 3, 4, 5 dargestellt. Die Umfrage lief über einen Zeitraum von 4 Monaten und die Zentren wurden bei Ausbleiben der Antwort bis zu 2-mal erneut angeschrieben. Bestandteile der Kernfragen waren die Angabe über die Anzahl der pro Jahr durchgeführten Galaktographien sowie die Einschätzung des aktuellen Stellenwerts des Verfahrens zur Abklärung der pathologischen Sekretion. Optional konnten Angaben gemacht werden zum diagnostischen Potenzial, zur technischen Durchführbarkeit und zur Position der Galaktographie in der bildgebenden Stufendiagnostik. Um eine hohe Teilnehmerquote zu erzielen, wurden keine weiteren Details erfragt und der Fragebogen so kurz wie möglich gehalten.

Ergebnisse An der anonymen Umfrage nahmen insgesamt 177 Einheiten teil. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 52%. Die Ergebnisse sind in den Kuchendiagrammen der . Abb. 1, 2, 3, 4, 5 dargestellt (es handelt sich bei den Prozentangaben stets um gerundete Werte, weshalb die Summe aller Prozentzahlen geringfügig von „100%“ abweichen kann. Die absoluten Zahlen sind in der jeweiligen Grafik in Klammern verzeichnet). Die erste Kernfrage des Bogens erfasste, wie viele Galaktographien in der jeweiligen radiologischen Einheit pro Jahr in etwa durchgeführt werden. Dreizehn Prozent der Teilnehmer bieten grundsätzlich keine Galaktographien an. Der größte Anteil von 33% führt maximal 5 Galaktographien pro Jahr durch. Vierundzwanzig Prozent gaben 6–10, 18% 11–20, 8% 21– 50 und die Minderheit von 5% 51–100 Galaktographien an. Zusammengefasst führen also 70% der Teilnehmer keine oder maximal 5–10 Galaktographien pro Jahr durch (. Abb. 1). Die zweite Kernfrage bezog sich auf die grundsätzliche Einschätzung des aktuel-

Radiologe 2014 · 54:63–67  DOI 10.1007/s00117-013-2572-8 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 K. Scheurlen · A. Schnitzer · J. Krammer · C. Kaiser · S.O. Schönberg · K. Wasser

Stellenwert der Galaktographie zur Abklärung pathologischer Sekretion in der komplementären Mammadiagnostik. Teil 1: Eine Onlineumfrage an den deutschen Brustzentren Zusammenfassung Hintergrund.  Die Galaktographie wird seit Jahrzehnten zur Abklärung der pathologischen Sekretion eingesetzt. Zwischenzeitlich haben sich neuere Verfahren wie der hochauflösende Ultraschall (US) und die MRMammographie (MRM) in der multimodalen Mammadiagnostik etabliert. Eine Umfrage an Brustzentren soll klären, inwieweit die Galaktographie oder neuere Verfahren der multimodalen Mammadiagnostik angewandt werden. Material und Methoden.  Eine anonyme Onlineumfrage wurde deutschlandweit an 342 radiologischen Einheiten zertifizierter Brustzentren durchgeführt. Ergebnisse.  Es nahmen 177 Einheiten (52%) teil. Dreizehn Prozent bieten keine Galaktographie an, 33% führen maximal 5 Galaktographien pro Jahr durch, 24% 6–10, 18% 11–

20, 8% 21–50 und 5% 51–100. 53% siedeln die Methode in der Stufendiagnostik nach dem US und vor der MRM an, 32% würden auch die MRM vorziehen. Nur 4% setzen die Galaktographie initial ein. Schlussfolgerung.  Die Galaktographie ist an den Brustzentren heute kein obligater Standard mehr, und neuere Methoden werden bevorzugt. Es sollte anhand der Literatur überprüft werden, welche Evidenz der Galaktographie im Vergleich zu den anderen Verfahren bei dieser Fragestellung zukommt. Dies wird Thema des zweiten Teils dieser Arbeit sein. Schlüsselwörter Bildgebende Verfahren · Multimodales Konzept · Ultraschall · MR-Mammographie · Evidenzbasierte Empfehlungen

Value of galactography for the diagnostic work-up of pathological nipple discharge in multimodal breast diagnostics. Part 1: An online survey among German breast care centers Abstract Purpose.  Galactography has been used in cases of pathological discharge for decades. Meanwhile other methods, such as high-resolution ultrasound (US) and magnetic resonance mammography (MRM) have been established for modern multimodal breast imaging. A survey among certified German breast care centers aimed to investigate to what extent galactography is currently used and whether newer techniques in multimodal imaging are preferred. Materials and methods.  An anonymous online survey was carried out nationwide and open to 342 radiology units in certified German breast care centers. Results.  A total of 177 units (52%) participated in the survey of which 13% generally do not provide galactography, 33% conduct a maximum of 5 galactographies per year, 24%

len Stellenwerts der Galaktographie zur Abklärung der pathologischen Sekretion. Hierbei sprechen 55% der Teilnehmer dem Verfahren einen „hohen“ bzw. „sehr hohen“ Stellenwert zu, während 45% „gar keinen“ oder nur einen „geringen“ Stellenwert angaben (. Abb. 2).

conduct 6–10, 18% 11–20, 8% 21–50 and 5% 51–100. Of the participants 53% give first priority to US and prefer galactography to MRM in stepwise diagnosis and 32% prefer MRM to galactography. Only 4% use galactography initially. Conclusion.  Currently galactography is no longer a mandatory standard and newer methods are preferred. The evidential value of galactography in comparison to other techniques should be established on the basis of the literature. The second part of this paper will deal with this question. Keywords Imaging procedures · Multimodal concept · Ultrasound · Breast magnetic resonance imaging · Evidence based recommendations

Zu den optionalen Fragen gehörte die Einschätzung des grundsätzlichen diagnostischen Potenzials der Galaktographie, 176 der 177 Teilnehmer antworteten auf diese Frage. Das diagnostische Potenzial des Verfahrens schätzen 56% als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein, 42% erachten es als Der Radiologe 1 · 2014 

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Originalien „minimal“ oder „gering“, und 1% gab keine Einschätzung (. Abb. 3). Auch die zweite optionale Frage wurde von 176 der 177 Teilnehmer beantwortet und erfasste die Einschätzung der technischen Durchführbarkeit einer Galaktographie. Eine diagnostisch aussagekräftige und reproduzierbare Galaktographie gelingt 86% zufolge „meistens“ bzw. „fast immer“, nur 12% gaben „selten“ an, 1% der Teilnehmer äußerte sich hierzu nicht (. Abb. 4). Die letzte Frage richtete sich auf die Position der Galaktographie innerhalb der bildgebenden Stufendiagnostik zur Abklärung einer pathologischen Sekretion, sofern die zuvor durchgeführte Mammographie einen negativen Befund erkennen ließ. Dreiundfünfzig Prozent siedeln das Verfahren in der bildgebenden Stufendiagnostik nach dem Ultraschall und vor der MR-Mammographie an, 32% der Befragten ziehen nach dem Ultraschall die MR-Mammographie der Galaktographie vor. Nur 4% siedeln die Galaktographie vor Ultraschall und MRMammographie an, sehen es also als initiales Verfahren zur Abklärung der pathologischen Sekretion (. Abb. 5). Vierzehn Teilnehmer (8%) machten Angaben unter „Sonstiges“. Davon äußerten 5 der Befragten, den Ultraschall noch vor der Mammographie anzusiedeln. Unmittelbar nach einer Mammographie führen 3 Teilnehmer die MR-Mammographie an, einer die Duktoskopie und einer den Ultraschall mit anschließendem „waitful watching“ bei blandem Befund. Die übrigen Antworten waren bzgl. der Angabe eines exakten Algorithmus nicht eindeutig zuzuordnen.

Diskussion Das Umfrageergebnis der vorliegenden Studie macht deutlich, dass die Galaktographie zur Abklärung der pathologischen Mamillensekretion heute nur noch selten eingesetzt wird. Siebzig Prozent der Teilnehmer führen gar keine oder maximal 10 Galaktographien pro Jahr durch und nur eine Minderheit von 13% wendet die Methode noch regelmäßig an (im Bereich von 21 bis 100 Untersuchungen pro Jahr). Es ist v. a. hervorzuheben, dass nur 4% der Teilnehmer die Galaktographie

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initial einsetzen. Dieser insgesamt seltenen Durchführung des Verfahrens steht eine im Verhältnis eher hohe Einschätzung des Stellenwerts, des diagnostischen Potenzials und der Praktikabilität gegenüber. Etwas mehr als die Hälfte stufen den Stellenwert und das diagnostische Potenzial der Galaktographie als hoch oder sehr hoch ein. Diesen Widerspruch führen wir darauf zurück, dass zu wenig über den Nutzen und das Potenzial der Galaktographie und alternativer Verfahren kommuniziert wird. Einerseits wird die Galaktographie eher gemieden, andererseits möchte man ein Verfahren, das jahrzehntelang als eine Art Goldstandard galt, nicht antasten. Insbesondere die aktuellen S3-Leitlinien geben sowohl in Bezug auf die Indikation der Galaktographie als auch in Bezug auf die Abklärung der pathologischen Sekretion im Allgemeinen keinerlei Hilfestellung [1, 6]. Vor dem Hintergrund der seltenen Anwendung der Galaktographie überrascht die Angabe von 86% aller Teilnehmer, eine Galaktographie sei meistens oder fast immer gut technisch durchführbar. Eine aussagekräftige, reproduzierbare Galaktographie setzt eine hohe Erfahrung und die regelmäßige Anwendung der Methode voraus. Es existieren keinerlei Maßgaben für die Qualitätssicherung von Galaktographien. Beispielsweise bei der stereotaktischen Vakuumbiopsie der Brust, die weniger Erfahrung voraussetzt, verlangt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die „selbstständige Durchführung von mindestens 25 Vakuumbiopsien innerhalb eines Zeitraums von jeweils 12 Monaten“ (Qualitätssicherungsvereinbarung zur Vakuumbiopsie der Brust, Stand: 01.04.2012). Aufgrund der seltenen Anwendung der Galaktographie müssen neben den Qualitätsstandards auch die Ausbildungsstandards kritisch hinterfragt werden. Eine knappe Mehrheit von 53% siedelt die Galaktographie in einem Stufenalgorithmus nach dem Ultraschall und vor der MR-Mammographie an. Dies mag u. a. darauf zurückzuführen sein, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine MR-Mammographie zur Abklärung der pathologischen Sekretion im Regelfall nicht übernehmen und eine MR-Mammographie zeitlich und räum-

lich häufig nicht unmittelbar verfügbar ist. Dennoch ziehen immerhin 32% der Teilnehmer neben dem Ultraschall die MRMammographie der Galaktographie vor. Hierdurch wird verdeutlicht, dass die MRMammographie aufgrund ihrer technischen Weiterentwicklung der letzten Jahre und der besseren Verfügbarkeit auch bei der Abklärung der pathologischen Mamillensekretion an Bedeutung gewonnen hat. Als mögliche Limitation der Umfrageergebnisse könnte die Teilnehmerquote von 52% angeführt werden. Da jedoch ein homogenes Kollektiv befragt wurde, welches ausschließlich aus radiologischen Einheiten zertifizierter Brustzentren bestand, ist diese Quote durchaus als repräsentativ ohne signifikante Verzerrungen der Ergebnisse zu werten. Als Limitation muss der relativ knappe Fragebogen angesehen werden, der nur 2 Kernfragen und 3 Zusatzfragen beinhaltet, die sich auf Einschätzungen beziehen. Details, insbesondere genauere Angaben zu Patienten- oder Untersuchungszahlen, wurden absichtlich nicht in den Fragebogen aufgenommen. Andernfalls wäre mit einer deutlich geringeren Teilnehmerquote zu rechnen gewesen.

Fazit für die Praxis F Die konventionelle Galaktographie findet zur Abklärung der pathologischen Sekretion an den deutschen Brustzentren insgesamt selten Anwendung, und es besteht ein eindeutiger Trend hin zu neueren alternativen Untersuchungstechniken. Somit wird die Galaktographie bei dieser Fragestellung längst nicht mehr als obligater Standard angesehen. F Aufgrund der seltenen Anwendung müssen die Ausbildungs- und Qualitätsstandards dieser Untersuchung zudem kritisch hinterfragt werden. F Inwieweit es tatsächlich gerechtfertigt ist, dass die konventionelle Galaktographie als früher obligates Verfahren jetzt zunehmend durch andere Modalitäten ersetzt wird, muss anhand einer vergleichenden Literaturanalyse beurteilt werden. Dies ist

Fachnachrichten Gegenstand des zweiten Teils dieser Studie. F In Zukunft sollten evidenzbasierte Empfehlungen zur Abklärung der pathologischen Sekretion in den gängigen Leitlinien (insbesondere S3) erfasst werden.

Korrespondenzadresse Prof. Dr. K. Wasser Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Theodor-Kutzer-Ufer 1–3, 68167 Mannheim [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  K. Scheurlen, A. Schnitzer, J. Krammer, C. Kaiser, S.O. Schönberg, K. Wasser geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

Literatur   1. Albert US (Hrsg) (2008) Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland. Zuckschwerdt, München   2. Barth V, Müller R, Mayle M (1975) Die weibliche Brustdrüse im Galaktogramm. Dtsch Med Wochenschr 100:1213–1218   3. Berna-Serna JD, Redondo MV, Durán I et al (2008) Galactography without discomfort using lidocaine/prilocaine anesthetic cream. Acta Radiol 49:22– 24   4. Gregl A, Poppe H (1967) Klinische und röntgenologische Symptomatik der sezernierenden Brust. J Radiol Electrol Med Nucl 48:723–725   5. Heywang-Köbrunner SH, Schreer I (Hrsg) (2003) Bildgebende Mammadiagnostik. Thieme, Stuttgart, S 93–94   6. Kreienberg R, Kopp I, Albert US, Bartsch HH et al (2012) Interdisziplinare S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Zuckschwerdt, München   7. Schulz-Wendtland R, Bauer M (1992) Iopamidol-300/370 in der Galaktographie – Eine klinische Vergleichsstudie. Akt Radiol 2:379–381   8. Weishaar J, Rummel WD, Kindermann G (1970) Die Milchgangdarstellung mit wasserlöslichem Kontrastmittel (Galaktographie) bei sezernierender Mamma. Erste Ergebnisse. Fortschr Geb Rontgenstr Nuklearmed 112:1–8

Einzigartige Daten zur Kinderund Jugendgesundheit Den allermeisten Kindern in Deutschland geht es gut oder sehr gut. Das zeigen erste Daten der neuen Kinder- und Jugendgesundheitsstudie KiGGS Welle 1, die jetzt veröffentlicht worden sind. Neben dem gesundheitlichen Wohlergehen gibt es von den rund 16.000 Teilnehmenden auch erste Ergebnisse zu sportlicher Betätigung, Unfallverletzungen, HPV-Impfquote, Allergien, Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum sowie zur Nutzung von Bildschirmmedien. Die „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS) ist Teil des vom RKI durchgeführten langfristigen Gesundheitsmonitorings in der Bevölkerung und wird regelmäßig wiederholt. Das subjektive Befinden ist ein gutes Maß für die gesundheitliche Situation. In KiGGS Welle 1 stuften 94% der befragten Eltern den allgemeinen Gesundheitszustand ihrer Kinder als gut oder sehr gut ein, 88% der 11-bis 17-Jährigen kommen auch selbst zu dieser Einschätzung. Dieser Anteil ist höher als bei der KiGGS-Basiserhebung (2003 bis 2006), ein auch durch internationale Vergleichsdaten belegter positiver Trend. In der Befragung gaben die Eltern Auskunft zur Gesundheit ihrer Kinder, ab 11 Jahren beantworteten Jungen und Mädchen zusätzlich einen Teil der Fragen selbst. Allergien sind oft stark belastend. Gut 9% der Kinder und Jugendlichen waren in den 12 Monaten vor der Befragung von Heuschnupfen betroffen, 6% von Neurodermitis und 4% von Asthma. Der Anteil der Kleinkinder mit Heuschnupfen und Asthma ist im Vergleich zur KiGGS-Basiserhebung weiter gestiegen. Erstmals konnten bei KiGGS Welle 1 Daten zum Anteil der gegen HPV geimpften Mädchen erhoben werden. Bei den 14- bis 17-Jährigen sind 53% mindestens einmal und 40% dreimal, also vollständig, gegen HPV immunisiert. Ebenfalls zum ersten Mal wurde nach der Schwimmfähigkeit gefragt. Gelernt haben die heute 11- bis 17-Jährigen das Schwimmen im Schnitt mit 6 Jahren, sozial benachteiligte Kinder dagegen deutlich später. Zumindest ein kleiner Teil der heutigen Jugendlichen kann gar nicht schwimmen, was die Gefahr von Badeunfällen erhöht. Generell gibt es bei den gesundheitlichen Risikofaktoren deutliche soziale Unterschiede – bereits bei

der KiGGS-Basiserhebung ein wesentliches Ergebnis. Die KiGGS-Basiserhebung war die erste bundesweite Studie zur Kindergesundheit. Von 2009 bis 2012 erfolgte mit der KiGGS Welle 1 eine telefonische Wiederholungsbefragung. Mit dabei waren die erreichbaren und teilnahmebereiten Familien der Basiserhebung, zusätzlich wurden Familien 0- bis 6-Jähriger neu eingeladen. Wie auch in der Basiserhebung wurden in KiGGS Welle 1 mit Teilnehmenden aus Unterstichproben vertiefende Befragungen und Untersuchungen zur psychischen Gesundheit (BELLAplus-Studie) und zur Motorik und körperlichen Aktivität (MotorikModul) durchgeführt. Die ersten Studienergebnisse für die Altersgruppe der 0- bis 17-Jährigen sind in der Broschüre „Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – 2013“ enthalten, die für die Teilnehmenden erstellt wurde. Die Broschüre ist als pdf-Datei auch im Internet abrufbar. Ausführliche Ergebnisse der KiGGS Welle 1 werden Mitte 2014 im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht. Quelle: Robert Koch-Institut, Berlin, www.rki.de

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[Value of galactography for the diagnostic work-up of pathological nipple discharge in multimodal breast diagnostics : Part 1: An online survey among German breast care centers.]

Galactography has been used in cases of pathological discharge for decades. Meanwhile other methods, such as high-resolution ultrasound (US) and magne...
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